Gruselspaß im Off-Theater
Bild: ©Barbara Palffy
Im ganzen Theater in der Kirchengasse wird an diesem Abend in allen Räumen eine sehr adaptierte Fassung von Kubricks „Shining“ mit Einsprengsel von Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ gespielt. Man gibt vor, im Lockdown zu sein, eine Hausmeisterfamilie soll auf das Theater aufpassen. Zuschauer dürfen herumgehen und zwischen den vielen parallel gespielten Szenen wählen. Das ist witzig und mitunter überraschend. Der Hausmeister ist im Off-Theater ein richtiger Autoren-Nerd und handwerklich völlig überfordert, er hat sogar Angst auf einer hohen Leiter zu stehen. Aber natürlich ist er auch – wie im Film nicht so deutlich wird wie in Stephen Kings Vorlage – ein erst vor Kurzem trocken gewordener Alkoholiker. Seine Frau gibt eine Möchtegern-Bühnendiva, die die unter multiblen Ängsten leidende Tochter und ihren Mann unterdrückt. Mittels eher niedlicher Geister mit Tiermasken sowie Lichteffekten wird Gruselstimmung erzeugt. Auch die Nackte in der Badewanne fehlt nicht. In Ernst Kurt Weigels Regie geht es aber mehr um Spaß als um Geisterbeschwörung. Gespielt wird immer mit Augenzwinkern. Fürchten muss sich an diesem Theater sowieso niemand. Erstaunlich ist auch wie viele Räume das doch kleine Theater, in dem auch eine Märchenbühne logiert, aufweist. Und ausgezeichnete Musik bekommt man ebenfalls immer wieder zu hören. Die Darsteller (Christina Berzaczy, Yvonne Brandstetter, Isabella Jeschke, Rina Juniku, Tamara Stern, Albane Tröhler, Leonie Wahl, Mathias Krispin Bucher, Kajetan Dick, Bernhard Jammernegg, Gerald Walsberger u.a.) werden zurecht als Performer angeführt.
Am Ende gibt es eine Überraschung, die noch deutlicher von der Film-Vorlage abweicht und die hier natürlich nicht verraten werden soll. Überhaupt ist das Programmheft diesmal fast genauso interessant wie die Aufführung. Dort werden schier unglaubliche Geschichten aus dem vergangenen Theaterjahren erzählt, die alle wahr sein sollen. Zwischenzeitlich logierte etwa schon tagelang unbemerkt ein selbsternannter Kabarettist in den Nebenräumen. Und im 7. Bezirk ist man sowieso immer auf historischem Boden – unter der Erde ruhen Pesttote ebenso wie Opfer der Türkenkriege.
„DIE. STUNDE. SHINING.“ im Off-Theater zu sehen bis 31. März – off-theater.at