Hamlet ist viele – Saisonstart an der Burg
©Lalo Jodlbauer
Mit „Hamlet“ in der Regie von Karin Henkel begann die neue Burgtheater-Ära unter Intendant Stefan Bachmann. Die Regisseurin hat dabei den Prinzen von Dänemark in 5 Figuren (2 Frauen, 3 Männer) aufgespalten, wobei jede Figur einen der vielen Charaktere Hamlets widerspiegelt – von draufgängerisch bis zu zögerlich abwartend und nachdenklich. Marie-Luise Stockinger, Katharina Lorenz, Tim Werths, Benny Claessens und Alexander Angeletta liefern das adäquat ab. Gleich zu Beginn stimmt Karin Henkel den Abend komödiantischer an, als man dieses vielleicht berühmteste aller Dramen erwarten würde. Ein riesiges Ensemble an Geistern mit weißen Leintüchern soll Hamlet zur Rache an den Vater bewegen, der Mörder Claudius gibt unvermutet Regieanweisungen. Und so chargiert diese Inszenierung fast 3 Stunden lang (inklusiver Pause) zwischen Dramatik und Klamauk. Hamlets Mutter Gertrud (Kate Strong) verfällt immer wieder ins Englische, niemand weiß warum. Michael Maertens als Brudermörder bringt den ihm eigenen Komödienton ein und appelliert immer wieder an die Vernunft. Dass die Hamlets auch alle anderen Figuren spielen, passt da gut in das Gesamtbild. Ein sicher kurzweiliger Abend mit etwas wenig Shakespeare und einer Prise Heiner Müller („Die Hamletmaschine“) als Botschaft von einer immer komplizierter werdenden Welt. Dass die finale Degenszene und somit das große Morden nur nacherzählt werden, enttäuscht dann aber doch.
Infos & Karten: burgtheater.at