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Wien

William Shakespeares „Richard III.“ im Akademietheater

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Ein Raum mit Kacheln und laufendem Fernseher, Unrat liegt herum – im Dunkel erkennt man nicht, ob es Schlafende oder Tote sind, während ein blinkender Roboterhund, der an diesem Abend zum Publikumsliebling wird, munter herumwedelt. Shakespeares Oberbösewicht ohne Gewissen und Empathie, gefangen in einer Dystopie? Denn längst sind die düstersten Zukunftsszenarien bessere Abbilder der Gegenwart. Der österreichische Regisseur Wolfgang Menardi, der auch das Bühnenbild entwarf, lässt das gewaltige Drama im Akademietheater in einer Art Endzeit spielen. Sein verkrüppelter Richard Nicholas Ofczarek setzt Urlaute ab, murmelt und stöhnt mehr, als dass er in seiner Bosheit auftrumpft. Sylvie Rohrer, Sarah Viktoria Frick, Dorothee Hartinger, Dörte Lyssewski und Katharina Lorenz sind seine Mit- und Gegenspieler, schlüpfen auf der Bühne immer wieder in mehrere Roben und Rollen. Und auch wenn Richard natürlich am Ende stirbt, hat man doch das Gefühl, das Drama ginge von Neuem los, wenn man dem Geschehen den Rücken zuwendet. Das Böse ist immer und überall und ein Rezept gegen Verblendung, Machtgeilheit und Lust an Unterwerfung wurde noch nicht gefunden.

Drei Stunden mit Pause wird ein kurzweiliges Spiel geboten. Das ist zum Teil packend – es gibt immer etwas zu entdecken – aber auch etwas ermüdend. Shakespeares Sprache bekommt zu wenig Raum, um ihre Wirkung zu entfalten. Dafür ist die wirklich beeindruckende schauspielerische Leistung des Ensembles zu erleben. Ein mit Abstrichen interessanter „Richard III.“ (Foto: Thommy Hetzel)

Karten und Infos: burgtheater.at  

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