Düsteres Endzeitdrama von Shakespeare: „König Lear“ am Burgtheater

Bild: ©Tommy Hetzel

Aus Köln bringt Burgdirektor Stefan Bachmann die für nur sechs Personen eingerichtete Fassung von William Shakespeares „König Lear“ von Arnt Knieriem in der Inszenierung von Rafael Sanchez mit, wobei zwei Wiener Schauspielerinnen – Sylvie Rohrer und Lilith Häßle spielen die machtgierigen Töchter – neu dabei sind. Das knappe Personal wird allerdings mit vielen Komparsen auf der Bühne aufgefettet und der Text wirkt insgesamt wenig gestrafft – fast vier Stunden dauert die Aufführung mit Pause und offenbart uns einen sehr, sehr dunklen Shakespeare.

Mit Martin Reinke sehen wir einen beeindruckend menschlichen Lear, der sich den Konsequenzen seiner Handlung, als er die Macht an seine beiden Töchter abgibt, nicht bewusst ist. In seiner Wut wirkt er bereits hilflos und der nach und nach dem Wahnsinn nahe erscheint. Katharina Schmalenberg spielt die dritte Tochter, die ehrlich „Nichts“ erwidert, als sie gefragt wird, was ihr zu ihrer Liebe zum Vater einfällt. Daraufhin verstößt sie der König und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Am Ende wird auch Lear zum „Nichts“ kommen, als er die Intrigen der anderen Töchter erkennen muss und einsam und allein als alter Mann dem Sterben entgegensieht.

Shakespeare hat das Geschehen aber noch in einer zweiten Handlung gespiegelt. Herzog Gloster (Bruno Cathomas) verfällt den Intrigen seines unrechtmäßigen Sohns Edmund (Seán McDonagh als lederbekleideter Strizzi) und kommt dabei selbst zu Fall, während der gute Sohn Edgar als Narr (wiederum großartig Katharina Schmalenberg) herumstreifen muss. Bühnenbild (Simeon Meier) und Live-Musik (Pablo Giw) tauchen die Fassung zusätzlich in grau-schwarz. Ein Lear, der Besuchern Mühe kostet, aber in seiner ehrlichen Poesie die Zeit wert scheint.

Info & Karten: burgtheater.at