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Johanna Wehners Fassung von Schnitzlers „Traumnovelle“ im Volkstheater

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Arthur Schnitzlers vor genau 100 Jahren veröffentlichte, aber bereits vor dem 1. Weltkrieg begonnene „Traumnovelle” gilt als einer der Schlüsseltexte des Fin de Siècle. Stanley Kubricks letzter vollendeter Film „Eyes Wide Shut” ist die berühmteste Adaption, spielen darin doch die beiden Superstars Tom Cruise und Nicole Kidman ein Ehepaar, das sie damals noch waren. Es geht um Sex und Begierde, Traum und brutale Alltagsrealität, Sterben und Sehnsucht. Ein toller Stoff also eigentlich.

Leider ist in der Fassung von Johanna Wehner für das Volkstheater nichts davon spürbar. Wie bei Dramatisierungen jetzt fast schon üblich wird der Text unter mehreren Schauspielern aufgeteilt gesprochen. Gleich zu Beginn macht die Regisseurin klar, dass sie Schnitzler nicht ernst nimmt. Die vier Darsteller (Nicolas Frederic Djuren, Christian Ehrich, Katharina Pichler, Anna Rieser, Günther Wiederschwinger) machen sich über den Jungarzt Fridolin und seine Frau Albertine lustig, die ihr Kind mit viel Mühe zum Einschlafen bringen.

Wellen aus Holzlatten bilden das Bühnenbild (Benjamin Schönecker). Im Hintergrund spielt und singt Vera Mohrs zwischendurch eigene Lieder – Stephan Goldbach ist am Kontrabass zu hören. Anschließend torkelt Fridolin dann durch das nächtliche Wien. Der exquisite, geheime Sexklub, in den er sich reinpresst und den er nur durch das Opfer einer dort Beschäftigten wieder verlassen kann, wird mehr angedeutet als in seiner schrecklichen Tragweite dargestellt. Schade, denn die Konflikte, die Schnitzler mit seiner Sensibilität damals in der Gesellschaft verortete, sind durchaus auch heute noch offene Wunden.

Infos und Karten: volkstheater.at

(Foto: Marcella Ruiz Cruz)

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