Lustspielhaus 2022

Wienerisch im Lustspielhaus

Wenn in der „Tartuffe“-Version von Franzobel von der Pest die Rede ist, weiß jeder und jede im Publikum, dass da eine heutige Pandemie gemeint ist, gegen die man am besten ein Wurmmittel einwirft.
Bild: Sabine Hauswirth

Wienerisch wird im Lustspielhaus ja sowieso gesprochen und nur die Kostüme und die Bühne erinnern mehr an das 17. als an das 21. Jahrhundert. Nun gut, Menschen, die Schmeichlern mehr glauben als der eigenen Familie gab und gibt es sowieso zu allen Zeiten. Bekanntlich steht sogar heute ein erfolgsverwöhnter Bundeskanzler im Verdacht, für ihn geschönte Umfragen gekauft zu haben. Trotzdem hat man diesmal im Lustspielhaus das Gefühl, Franzobel hätte seine französische Vorlage zu wenig auf heutige Parallelen hin ausgebeutet. Einige Pointen sitzen, aber da wäre mehr möglich gewesen.

Dabei tut Regisseurin Viktoria Schubert ihr Möglichstes, um die eben nicht immer spritzige Moliere-Version in Schwung zu halten. Das Darsteller-Team mit Martin Bermoser, Hemma Clementi, Erika Deutinger, Maddalena Hirschal, Adi Hirschal und Thomas Höfner ist auch wirklich gut gelaunt und pointensicher bei der Sache. Schon allein deshalb – und wegen der exzellenten Stimmung im Publikum vor der Aufführung und in der Pause – lohnt aber der Abend. Und wie es momentan leider ausschaut, dürfte es die allerletzte Premiere des Teams um Adi Hirschal sein. Wir werden es vermissen!

Infos und Karten: www.wienerlustspielhaus.at