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Oktober 1992: R.E.M., das Quartett aus Athens/Georgia, bestehend aus Bill Berry, Peter Buck, Mike Mills und Michael Stipe veröffentlichten ihr Album „Automatic for the People“ – und alle sprachen davon.

R.E.M. Automatic for the People – als Pop-Alben noch wichtig waren

Oktober 1992: R.E.M., das Quartett aus Athens/Georgia, bestehend aus Bill Berry, Peter Buck, Mike Mills und Michael Stipe veröffentlichten ihr Album „Automatic for the People“ – und alle sprachen davon. Ja, das gab es damals noch – und natürlich sprachen nicht alle davon, sondern nur die, auf die es ankam in den Redaktionen, auf den Universitäten und in den Cafés. Die Sowjetunion war am Zerfallen, aber aus der anfänglichen Euphorie war ein ambivalentes Gefühl geworden: Alles wird besser, wir haben ewigen Frieden? Mitnichten – die Wölfe der Wall Street waren noch hungriger geworden und der Platz des himmlischen Friedens war bewachter denn je. Das Ende der Geschichte werden wir wohl nicht mehr erleben.

Michael Stipe, Texter und Sänger von R.E.M. will in „Everybody Hurts“ Mut machen und singt vom Durchhalten (When your day is night alone (hold on, hold on)/ If you feel like letting go (hold on)/ If you think you’ve had too much/ Of this life, well hang on) – aber die herrzerreißenden Gitarrenklänge konterkarieren den Text. Der Song ist wohl einer der tränendrückendsten der Pop-Geschichte.

Schon der erste Song „Drive“ wurde zu einem Hit und definierte die melancholische Stimmung des Albums (Hey, kids, where are you?/ Nobody tells you what to do, baby), es folgen Hymnen wie das kryptische „The Sidewinder Sleeps Tonight“ oder das nach Verlust klingende „Nightswimming“ (The photograph reflects, every streetlight a reminder/ Nightswimming deserves a quiet night, deserves a quiet night).

Der Albumtitel soll das Motto eines Restaurants in Georgia sein, der Stern am Cover, der wie der Schmuck für ein brutalistisches Bauwerk aussieht, soll einem Hotel in Miami entstammen – die Band war damals eben viel auf Tournee. Und dass sich der Bandname R.E.M. von Rapid Eye Movement, also dem schnellen Bewegen der Augen im Schlaf, das die Traumphasen anzeigt, herrührt ist vielleicht auch nicht mehr so bekannt.

Aber während sich viele Alben aus dieser Zeit ziemlich verstaubt anhören, klingt „Automatic for the People“ – so man in der richtigen Stimmung dafür ist (Der Herbst ist wohl kein schlechter Zeitpunkt dafür) – noch immer ziemlich frisch.