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Der Flughafen Wien hat die Corona-Krise gut überstanden und blickt optimistisch in die Zukunft. Vorstandsdirektor Günther Ofner im Interview über den drittpünktlichsten Flughafen Europas und die Wünsche der Fluggäste.

„Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis“

Vorstandsdirektor Günther Ofner beim Interview an seinem Arbeitsplatz, dem Flughafen Wien. – ©Bubu Dujmic

Der Flughafen Wien hat die Corona-Krise gut überstanden und blickt optimistisch in die Zukunft. Vorstandsdirektor Günther Ofner im Interview über den drittpünktlichsten Flughafen Europas und die Wünsche der Fluggäste.

von Thomas Prantner

Günther Ofner (geb.1956) studierte Rechtswissenschaften und promovierte 1983. Seine berufliche Karriere startete bei der Österreichische Volksfürsorge Jupiter Versicherungs-AG und als Geschäftsführer des Friedrich Funder Instituts. Seit 28 Jahren ist er in Vorstandsfunktionen in börsennotierten Gesellschaften. Seit 2011 ist er Mitglied des Vorstandes (CFO) der Flughafen Wien AG – sein Partner im Vorstand ist Julian Jäger. Ofner ist verheiratet, hat 2 Kinder, lebt in Wien und in Eisenstadt.

Sie sind seit mehr als 28 Jahren in Vorstandsfunktionen in österreichischen Top-Unternehmen im In- und Ausland tätig. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Günther OFNER: Vor allem das, was ich als Bauernkind von zu Hause mitgenommen habe. Zuallererst harte Arbeit, hohe Lernbereitschaft, Zielstrebigkeit und Erfolgsorientierung, Mut und Bereitschaft, sich neuen, schwierigen Herausforderungen zu stellen und Dinge auch gegen Widerstände zu verändern – gute Menschenkenntnis, die Fähigkeit, klar und verständlich zu kommunizieren, aus Rückschlägen zu lernen und neue Chancen zu kreieren, sich rechtzeitig und vorausschauend auf Veränderungen einzustellen und dabei immer am Boden zu bleiben. Für eine lange, erfolgreiche Berufskarriere braucht es auch den Rückhalt der Familie und schließlich noch ein Quäntchen Glück.


Der Flughafen Wien hat die Corona-Krise gut überstanden und blickt optimistisch in die Zukunft. Vorstandsdirektor Günther Ofner im Interview über den drittpünktlichsten Flughafen Europas und die Wünsche der Fluggäste.
Günther Ofner mit seinen Enkelkindern am Airport. – ©Privat

Mitte Jänner haben Sie Rekordergebnisse für den Flughafen Wien für 2022 verkündet. Mit welchen Maßnahmen konnten Sie den Flughafen Wien in dieser schwierigen Zeit „über Wasser halten“?

Die wichtigste Unterstützung bei der Krisenbewältigung waren die Kurzarbeit und die Fixkostenzuschüsse, hier hat die österreichische Regierung rasch und richtig geholfen. Der Flughafen Wien ist auf Sparbetrieb gesetzt worden, in allen Unternehmensbereichen wurden Kosten reduziert. Gleichzeitig haben wir uns trotz Kurzarbeit und Beeinträchtigungen durch die Pandemie bemüht, auch mithilfe digitaler Kommunikationsmittel und trotz Lockdown den Kontakt zur Mannschaft aufrechtzuerhalten. 

Nach Ihren Prognosen wird sich der Wachstums-
trend fortsetzen. Wird beim Reisen weniger oder gar nicht gespart ?

Nach 2 Jahren Stillstand und Totalausfall der Reisebranche überrascht es mich überhaupt nicht, dass viele Menschen endlich wieder wegfliegen und Urlaub machen wollen. Die Reiselust ist trotz der aktuellen Finanzsituation vieler Haushalte ungebrochen, viele wollen – trotz Einsparungen in anderen Lebensbereichen – Prioritäten setzen und sich einen Urlaub leisten. 


„Die Reiselust in Österreich ist trotz der schwierigen Finanzsituation vieler Haushalte ungebrochen.“

Günther Ofner, gefragt nach der nächsten Saison

Entscheidend für den Erfolg eines Flughafens sind ja nicht nur Passagier-Rekordergebnisse und hervorragende wirtschaftliche Bilanzen, sondern vor allem die Kundenzufriedenheit. Wie stellen Sie diese ganz wichtigen Qualitätsfaktoren in so einem großen Betrieb sicher? 

Der Flughafen Wien ist einer der am meisten mit internationalen Preisen ausgezeichneten Flughäfen, zuletzt 2022 als „Best European Airport“ und fünf Jahre hindurch als „Best Airport Staff Europe“. Wir sind der drittpünktlichste Flughafen Europas mit geringen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen. Kundenorientierung ist der wichtigste Wert für alle unsere Mitarbeiter. 

Ein zentrales Projekt ist die sogenannte Süderweiterung, konkret soll der Terminal 3 um 70.000 m² vergrößert werden. Was können sich die Kunden da erwarten? Wie sieht hier der Zeitplan aus?

Wenn alles nach Plan läuft, wird noch heuer Baubeginn sein. Unsere Passagiere erwartet eine bessere Aufenthaltsqualität mit mehr Komfort, Service und deutlich breiterem Einkaufs- und Gastronomieerlebnis. Geplant sind eine noch bessere Sicherheitskontrolle, eine Erweiterung der Shop- und Restaurantflächen um etwa 10.000 m² und neue großzügige Loungeflächen. Fliegen und Reisen von Wien aus werden noch angenehmer und inspirierender sein, als sie es bisher schon sind. Dazu kommt eine neue bequeme direkte Airside-Verbindung zwischen Terminal 3 und 2. Die Vorbereitungsarbeiten laufen auf Hochtouren, die Eröffnung ist für 2027 geplant.


Der Flughafen Wien hat die Corona-Krise gut überstanden und blickt optimistisch in die Zukunft. Vorstandsdirektor Günther Ofner im Interview über den drittpünktlichsten Flughafen Europas und die Wünsche der Fluggäste.
Thomas Prantner (l.) ist GF des Beratungsunternehmens C³ – Communications-Connecting-Consulting und interviewt für  Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. – ©Bubu Dujmic

Fliegen hat ja in Zeiten von Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht das beste Image. Wie sehen Sie dieses gesellschaftspolitische Spannungsfeld?

Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis, das Teil unseres evolutionären Erbes ist und keiner ideologischen Diskussion weichen wird. Daher wird auch die Reiselust bleiben. Die wichtigste Frage ist, wie man die Notwendigkeit des Klimaschutzes mit den steigenden Reisezahlen in Einklang bringen kann. Da bin ich sehr optimistisch, weil ich davon überzeugt bin, dass der erste Massenmobilitätssektor, der seinen gesamten Betrieb CO2-neutral führen wird, der Flugverkehr sein wird. Es ist alles erfunden, was man dazu braucht, nämlich synthetisches bzw. aus biogenen Stoffen erzeugtes Kerosin, das dann das erdölbasierte Kerosin ersetzen wird. 

Zum Abschluss noch eine private Frage: Welche Hobbys haben Sie, was machen Sie in der Freizeit? 

Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie, gemeinsam mit meiner Frau und vor allem mit meinen inzwischen sieben Enkelkindern, ich reise sehr gerne und genieße das umfangreiche österreichische Kultur- und Musikangebot, bevorzugt in Wien. 


Flughafen Wien Kennzahlen

Zum Flughafen Wien gehören der Standort Wien-Schwechat sowie die Flughäfen Malta und Kosice.
Passagiere 2022: 30,1 Millionen insgesamt, davon Flughafen Wien 23,7 Millionen
Umsatz: € 830 Millionen, ca. 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Wien-Schwechat.