Theaterkritik – Einsame Menschen, Gerhart Hauptmann Volkstheater

Umbruchszeiten – Gerhard Hauptmann im Volkstheater. Eine Theaterkritik von Helmut Schneider.
Foto: Nikolaus Ostermann/Volkstheater


Im Wiener Volkstheater inszenieren Jan Friedrich und Kay Voges Gerhard Hauptmanns 1891 uraufgeführtes Drama „Einsame Menschen“.  Das Bühnenbild besteht aus einer fast leeren Bühne mit Stühlen und zwei gezeichneten Händen, dafür aber mit umso mehr bodennahem Theaternebel, durch den die Darsteller waten. Wir erleben dabei den inneren Kampf des Gelehrten Johannes (Nick Romeo Reimann) um Anerkennung und Liebesglück. Seine Frau Käthe (Anna Rieser) ist ihm da freilich mehr im Wege, sucht er doch eine neue Form von Zusammenleben mit der Studentin Anna (Gitte Reppin). Das kann nicht gut gehen, zumal er einen kleinen Sohn hat, wissenschaftlicher Erfolg ausbleibt und er finanziell noch immer von seinen Eltern –  Mutter (Anke Zillich), Vater (Stefan Suske) – anhängig ist. Als Korrektiv eignet sich Johannes Malerfreund Braun (Claudio Gatzke) auch nur bedingt. Eine Welt im Umbruch zeigt sich vor allem auch im Privaten.

Gespielt wird so, dass die Sprengkraft, die Hauptmanns Text bei seiner Uraufführung zweifelsohne hatte, auch heute spürbar wird. Die durchwegs starken Schauspielerinnen und Schauspieler übertreiben gekonnt, zu Beginn („Elenor Rigby“ von den Beatles) und am Ende (Nina Simones „Sinnerman“) werden die Gefühle mit Populärmusik verstärkt. Die Dramaturgie kann über volle zwei Stunden Spannung halten. Die bisher gelungenste Aufführung im Volkstheater unter Kay Voges. Dass die Plätze bei der Premiere nur etwa zur Hälfte gefüllt sind, ist schade, zumal wohl nicht zur Gänze der Pandemie geschuldet.


Einsame Menschen im Volkstheater

7.11.2021 – 19.30 Uhr

18.11.2021 – 19.30 Uhr

21.11.2021 – 18.00 Uhr