Theaterkritik – „Stadt der Affen“ im Kasino des Burgtheaters
Nachdenken über Sprache
Die „Stadt der Affen“ im Kasino des Burgtheaters. Eine Theaterkritik von Helmut Schneider.
Fotos: Karolina Miernik
Als Wissenschaftler bewiesen, dass man Affen Gebärdensprache beibringen kann, war das ein großer Durchbruch bei der Anerkennung von „Menschenrechten“ für Affen. Gleichzeitig wird aber leider immer noch oft Gebärdensprache als „Affensprache“ verunglimpft. Viel Unwissenheit herrscht da in der Bevölkerung – und das, obwohl Gebärdensprache in Österreich von etwa 10.000 Menschen eingesetzt wird. Die belgische Regisseurin Lies Pauwels diskutiert nun im Burgtheater-Kasino am Schwarzenbergplatz gemeinsam mit gehörlosen Laien- und professionellen Schauspielern (Stefanie Dvorak, Max Gindorff, Ruben Grandits, Wesal Jahangiri, Hans Dieter Knebel, Julia Oberroithmair und Habib Teamori) über die verschiedenen Ebenen von Sprache und die Situation von Gehörlosen.
Gleich zu Beginn klärt ein Gehörloser mittels Spruchband darüber auf, dass es ihm leid tue, gehörlos zu sein. Der Abend ist freilich der Beweis, dass es ihm gar nicht leid tun muss. Die Darsteller kommunizieren nämlich mittels verschiedener Mittel – Tanz, Bewegungen, Schrift – durchaus gut miteinander. Pauwels hat für ihren 100-minütigen Abend da einiges auf Lager – von Reden ans Publikum bis zu abwechslungsreichen Spielen um Vertrauen zu schaffen. Für das zum Teil auch gehörlose Publikum wird alles Gesprochene auf Übertiteln in Deutsch und Englisch angeboten. Auch viel Musik wird angespielt – das mag seltsam klingen für Gehörlose, aber gewisse Schwingungen lassen sich wohl auch mit dem Körper erfahren. Angesprochen werden aber auch Übergriffe, denen gehörlose Frauen ausgesetzt sind, weil angenommen wird, sie könnten sich schwerer dagegen wehren. Und genüsslich werden auch alle unsere Affen-Klischees zerlegt – von Cheetah über King Kong bis zu Planet der Affen. Ein stimmiger Theaterabend.
Termine:
www.burgtheater.at
Stadt der Affen (City of Apes) im Kasino des Burgtheaters
Konzept, Text und Regie Lies Pauwels Bühne und Kostüm Johanna Trudzinski Licht Norbert Gottwald Dramaturgie Felicitas Arnold , Tobias Herzberg mit Stefanie Dvorak , Max Gindorff , Ruben Grandits , Wesal Jahangiri , Hans Dieter Knebel , Julia Oberroithmair , Habib Teamori