Theaterkritik: „Eurotrash“ im Akademietheater
Die Reise der alten Dame
„Eurotrash“ von Christian Kracht im Akademietheater. Eine Theateransicht von Helmut Schneider.
Foto: ©Susanne Hassler-Smith
Der Regisseur und Schauspieler Itay Tiran hat für das Akademietheater Christian Krachts („Faserland“, „1979“, „Imperium“ u.a.) autofiktionalen Roman „Eurotrash“ gemeinsam mit Jeroen Versteele dramatisiert. Barbara Petritsch und Johannes Zirner spielen Mutter und Sohn. Sie ist eine 80jährige reiche Schweizer Erbin und leider schon dement, was sie mit reichlichem Alkohol- und Tablettenkonsum zu kaschieren versucht. Er ist Autor und fühlt sich verpflichtet, alle paar Monate bei seiner Mutter vorbeizuschauen. Jetzt aber wird er zu ihr gebeten, Mutter ist anscheinend aus der Anstalt geflüchtet und will ihr aus unsauberen Quellen erworbenes Geld (Waffen) verschenken. Und so brechen sie zu einer Reise nach Afrika zu den Zebras auf, kommen allerdings mit dem Taxi nur ein bisschen in der Schweiz herum. Aber die wahren Abenteuer sind ja sowieso im Kopf.
Das Bühnenbild (Nina Wetzel) besteht nur aus einem allerdings multifunktionalen grünen Sitzrondeau, das aus einem Hotel stammen könnte, und aus einem Glitzervorhang als Hintergrund. Die Poltermöbel gehen auch als Taxi oder Seilbahngondel durch. Mutter sitzt ja sowieso oft im Rollstuhl. Der Witz entsteht durch die skurrilen „Wuchteln“ der Frau Mama (betont auf der zweiten Silbe). Die Intellektualität des Sohnes läuft gegen die anarchistische Energie der alten Dame ins Leere. Eine Paraderolle für Barbara Petritsch, die sich darin auch sichtlich wohl fühlt. Wir erleben wunderbar unterhaltsame 100 Minuten in einer zur Kenntlichkeit parodierten Schweiz.
Informationen & Karten: burgtheater.at