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Österreichische Nationalbibliothek: Führungen zum frommen Revolutionär Anton Bruckner

Österreichische Nationalbibliothek: Führungen zum frommen Revolutionär Anton Bruckner

Bild: ©Österreichische Nationalbibliothek

Am 4. September feierte die Musikwelt den 200. Geburtstag Anton Bruckners. Aus diesem Anlass widmet die Österreichische Nationalbibliothek dem bedeutenden Komponisten noch bis 26. Jänner 2025 eine eigene Ausstellung im Prunksaal. Jeden Donnerstag um 18 Uhr und jeden Sonntag um 15 Uhr bieten Führungen zur Sonderausstellung einen faszinierenden Einblick in Bruckners kreative Welt und lädt Besucher*innen dazu ein, die kulturelle Tiefe seiner Musik zu erkunden. Musikliebhaber*innen und Kulturinteressierte können dabei seine einzigartigen Werke, seine persönlichen Schriften und seine inspirierende Lebensgeschichte entdecken.

Weltweit einzige Sammlung

Möglich ist die Ausstellung durch die weltweit einzigartige Bruckner-Sammlung, die 2014 in das Nationale Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen wurde und in deren Bestand sich etwa die Originalhandschriften der Hauptwerke Bruckners befinden. In seinem Testament verfügte Anton Bruckner, dass die handschriftlichen Partituren seiner Hauptwerke in die damalige k.k. Hofbibliothek gelangen sollten, was nach seinem Tod 1896 auch geschah. Dieses Bruckner-Erbe wurde von der Österreichischen Nationalbibliothek seither als Verpflichtung angesehen, den Bestand systematisch durch Erwerbungen – sowohl Schenkungen als auch Ankäufe – zu erweitern. So gelangten im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts wichtige Objekte, darunter alternative Fassungen der Symphonien, Abschriften, Drucke, Briefe, persönliche Dokumente und Nachlässe aus dem Umkreis Bruckners in den Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek.


Informationen & Details
Bis 26. 1. 25
Führungen jeden Donnerstag um 18 Uhr und Sonntag um 15 Uhr
onb.ac.at

Stadt der gestrandeten Seelen – „Camino Real“ im Volkstheater mit der Band Calexico

Stadt der gestrandeten Seelen – „Camino Real“ im Volkstheater mit der Band Calexico

Die Indie-Band „Calexico“ gibt es schon seit 1996, dabei ist ihr Wüstenpop – die Musiker stammen aus Tucson in Arizona – niemals alt geworden. Der Bandname selbst ist ein Kofferwort aus Kalifornien und Mexiko. Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler, war einst als Geigerin mit der Band auf Tournee und so kommt es, dass Calexico nun in Tennessee Williams seltsamen Stück „Camino Real“ mit eigenen Songs am Volkstheater zu hören sind. Joey Burns und John Convertino – mit Trompeter Martin Wenk an der Seite – geben in weißem, mit Glitzerzeug bestickten Anzügen als Don Quichotte und Sancho Pansa sogar ihr Schauspieldebüt.

Camino Real, zu Deutsch der Königsweg, ist daher ein Theaterabend, der halb Konzert ist. Das ist nicht schlecht, zumal Williams weniger eine Handlung, denn Skizzen von Personen filiert hat.

Da gibt es den feiste Hotelbesitzer Gutman (Andreas Beck), die „kleine Mutter der Verlorenen“ (Paula Carbonell Spörk), den abgebrannte Jacques Casanova (Elias Eilinghoff), den Überlebenden (Günther Wiederschwinger), den skurrilen Chef einer miserablen Männerabsteige (Uwe Rohbeck), eine Wahrsagerin (Anke Zillich), ihre Tochter Esmeralda (Lavinia Nowak), die Kurtisane Marguerite (Bettina Lieder), Lord Byron (Uwe Schmieder) und vor allem den Leichtgewicht-Boxchampion Kilroy (Stephan Kevi), der sowas wie die Konstanze des Stückes wird. Seine tragische Geschichte – er kommt mit einem Kutter in die namenlose Stadt, wird ausgeraubt und erlebt eine Enttäuschung nach der anderen. Bis er am Ende sogar sein viel zu großes Herz opfern muss. Allen drohen am Ende nämlich die Straßenkehrer, die die Toten entsorgen.

„Camino Real“ ist ein kurzweiliger Abend an der Grenze der Welt und an der Grenze zwischen Theater und Konzert. Wer Calexicos feine Mischung aus Country, Rock und mexikanischer Volksmusik liebt, darf das nicht versäumen.

Infos & Karten: volkstheater.at

Eine Liebeserklärung an die Literatur – Die „Eine STADT. Ein BUCH.“-Gala

DI Dr.tech Michael Fuchs, Christian Pöttler, Andrej Kurkow, Veronica Kaup-Hasler, der ukrainische Botschafter in Österreich Vasyl Khymynets und Lilian Klebow (v.l.n.r.) – ©Stefan Burghart

Am Abend des 20. November verwandelte sich das Wiener Rathaus in eine glanzvolle Bühne für Literaturbegeisterte und Ehrengäste, die der diesjährigen „Eine STADT. Ein BUCH.“ Gala zu Ehren des ukrainischen Autors Andrej Kurkow beiwohnten. Die Veranstaltung, eine Liebeserklärung an die Literatur, zog rund 400 Gäste in das historische Ambiente des Festsaals.

Bereits um 18 Uhr füllte sich der Eingangsbereich mit geladenen Gästen, darunter namhafte Persönlichkeiten wie echo Medienhaus-Geschäftsführer Christian Pöttler mit Uschi Pöttler-Fellner, Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, sowie der Autor Andrej Kurkow und seiner Frau. Vor Beginn der Gala trafen sich die Ehrengäste zu einem informellen Austausch im Roten Salon des Rathauses.

Eine Nacht im Zeichen der Literatur

Die Gala selbst wurde charmant und souverän von Schauspielerin Lilian Klebow moderiert. Musikalisch untermalt wurde der Abend durch gefühlvolle Darbietungen von Valeria Rymska-Dolhikh am Klavier und ihrer Kollegin an der Bratsche mit ukrainischen Kompositionen, die die Verbindung zum Werk und zur Herkunft des Autors auf eindrucksvolle Weise unterstrichen.

Stadträtin Veronica Kaup-Hasler eröffnete die Feierlichkeiten mit einer herzlichen Begrüßung und einer inspirierenden Rede über die essentielle Rolle der Literatur für unsere Gesellschaft. Sie betonte, wie wichtig kulturelle Initiativen wie „Eine STADT. Ein BUCH.“ sind, um Menschen miteinander zu verbinden und den Wert von Büchern zu feiern.

Christian Pöttler führte das Publikum anschließend in die beeindruckende 23-jährige Geschichte der Aktion ein und schilderte die Anfänge, die mittlerweile zu einer fest etablierten Tradition in Wien geworden sind. Michael Fuchs, Vorstandsmitglied der Wien Energie, hob hervor, welche Bedeutung die Unterstützung der Aktion für das Unternehmen als Partner hat und wie sehr das Gratisbuch das Kulturgeschehen in Wien bereichert.

Bilder: © Stefan Burghart / Sandra Oblak

100.000 Gratisbücher in ganz Wien

Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos die Lesung von Andrej Kurkow aus seinem Werk „Picknick auf dem Eis“, dem diesjährigen Gratisbuch. Mit seiner markanten Stimme und feinem Humor zog der Autor die Zuhörer:innen in den Bann seiner Erzählung, die eine faszinierende Mischung aus Satire und Melancholie darstellt.

Nach dem offiziellen Programm wurde das festliche Buffet eröffnet, das Raum für Gespräche und den persönlichen Austausch bot. Den Abschluss des Abends bildete eine Signierstunde mit Andrej Kurkow, bei der die Besucher:innen die Gelegenheit nutzten, ihre Exemplare des Gratisbuchs signieren zu lassen. Ab sofort kann sich jeder ein Gratisbuch bei einer der 395 Verteilerstellen in Ganz Wien abholen.

Bilder: © Stefan Burghart / Sandra Oblak

Macbeth wird zum Splatter-Drama – „Der Sumpf des Grauens“ im TAG

Bild: ©Anna Stöcher

Theater am Theater gibt die Gelegenheit, einmal so richtig die Sau rauszulassen. Schließlich darf da auch absichtlich schlecht gespielt werden – Schmierenkomödie eben. So auch bei der neuen Produktion des Theaters an der Gumpendorfer Straße (TAG) von Kaja Dymnicki und Alexander Pschill, die ja auch in ihrem eigenen Haus, dem kleinen Bronski & Grünberg Theater in Wien-Alsergrund, gerne Trash anbieten. Jetzt also Horror am Theater, bei den Proben zu „Macbeth“, das ja auch kein ganz unblutiges Stück ist.

Eine Stunde lang verfolgen wir, wie ein unfähiger Regisseur (Stefan Lasko) einen Zickenkrieg, Methodenstreitereien und diverse Befindlichkeiten seines Ensembles nicht auf die Reihe bekommt. Erst dann passiert endlich der erste Mord. Die Regieassistentin wird zerstückelt gefunden, es folgen ähnliche Todesfälle samt heraushängender Därme und rollender Köpfe. Ein Werwolf geht um – oder ist es eine Werwölfin? Das wird durchaus mit Witz und Charme gespielt (Jens Claßen, Emanuel Fellmer, Ida Golda, Michaela Kaspar, Georg Schubert, Lisa Weidenmüller sowie Helena Hutten, Katja Thürriegl, Renate Vavera und Gernot Plass). Doch die Schwächen der Dramaturgie lassen sogar im wirklich geduldigen Publikum Langeweile aufkommen. Schade – gestrafft hätte es klappen können.

Das Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) bekommt im Herbst 2025 mit Sara Ostertag eine neue Führung. Die Produktion ist also Teil der Abschiedssaison der Intendanz Gernot Plass und Ferdinand Urbach.

Infos & Karten: dastag.at

Das 7. Lyrikfestival der Poesiegalerie vom 14. bis 16. November in Wien stellt Lyrik aus und in Österreich 2024 vor – mit 60 Poet*innen.

Drei Tage Lyrikfestival in Wien

Bild: Clemens Setz liest bei der Poesiegalerie aus seinem aktuellen Gedichtband. – ©CC BY-SA 4.0/Amrei-Marie

Das 7. Lyrikfestival der Poesiegalerie vom 14. bis 16. November in Wien stellt Lyrik aus und in Österreich 2024 vor – mit 60 Poet*innen.

Die 7. Poesiegalerie findet vom 14. bis 16. November 2024 in der Gumpendorfer Straße 63B im 6. Bezirk (in den Räumlichkeiten der ig architektur) statt. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr rekordverdächtige rund 50 Lesungen, die Ausstellung und Performances der Transmedialen Poesiegalerie mit u. a. Tex Rubinowiz, Linde Waber, Kinga Tóth, Alain Barbero und Barbara Rieger sowie united queendoms, die Eröffnungsdiskussion „Schreiben in Zeiten des inflationären Ichs. Was können experimentelle Formen leisten?“ mit der frischgebackenen H.C. Artmann-Preisträgerin Margret Kreidl, Hannah K Bründl, Ilse Kilic, Christian Steinbacher und dem Mitbegründer der legendären Wiener Gruppe und „Urgestein“ zeitgenössischer und avantgardistischer Lyrik, Gerhard Rühm.

Letzterem, der in diesem Jahr seinen 94. Geburtstag feierte, widmet sich auch das Künstlergespräch „Im Fokus“, das von Udo Kawasser moderiert wird und das Gesamtwerk des Universalkünstlers im Zentrum haben wird. Zum zweiten Künstlergespräch begrüßt die Poesiegalerie den u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis 2021 ausgezeichneten Schriftsteller Clemens J. Setz (Foto), der seinen aktuellen Gedichtband „Das All im eigenen Fell“ vorstellen wird.

Bei den rund 50 Lesungen werden aus ihren Neuerscheinungen lesen u. a. die Autor*innen Bettina Balàka, Franz Dodel, Elke Laznia (Nominierung für den österreichischen Buchpreis), Frieda Paris, Tamara Štajner (Meraner Lyrikpreis 2024) und viele mehr. 2024 kooperiert die Poesiegalerie erstmals mit dem Vienna Poetry Film Festival.

Das vollständige Programm der diesjährigen Poesiegalerie unter: poesiegalerie.at

Biedermann und die Brandstifter im Theater in der Josefstadt

Biedermann und die Brandstifter im Theater in der Josefstadt

Bild: ©Moritz Schell

Am besten gefällt der Chor der Feuerwehr, der gleich zu Beginn einen starken Auftritt hinlegt – in Stephanie Moors Inszenierung ein reines Frauenensemble: Minou M. Baghbani, Katharina Klar, Juliette Larat, Kimberly Rydell  und Laetitia Toursarkissian spielen gekonnt auf tollpatschig und redeungewohnt. Aber bei Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ ist ja von vorneherein klar, dass die Feuerwache auf verlorenem Posten steht. Sein „Lehrstück ohne Leere“ aus den 50er-Jahren bezieht seine Dramatik nämlich aus dem Umstand, dass die Brandstifter völlig offen über ihr Vorhaben reden und Fässer mit Benzin auf den Dachboden hieven – um die finale Katastrophe kommen wir nicht herum. Das funktioniert auch heute noch, wie man in der Josefstadt überprüfen kann. Und natürlich ist in der Gegenwart ebenso vieles brandgefährlich wie in der Blütezeit des Kalten Krieges. Richtig glücklich wird man an dem Abend aber trotzdem nicht. Das wohl noch immer beliebte Schulstück wirkt ein wenig lau und abgespielt. Das Ensemble bemüht sich redlich, aber die Spannung hält sich über weite Strecken doch in Grenzen. Besonders weil in der Josefstadt auch das von Frisch später wieder verworfene „Nachspiel in der Hölle“ gegeben wird. Dort scheint sich die Katastrophe in einer Farce bis in die Unendlichkeit zu perpetuieren. Das macht den Abend unnötig lange. Andererseits: vielleicht hätte auch dem Hauptteil ein Mehr an Skurrilität und Slapstick gutgetan.


Infos und Karten: josefstadt.org

Stefan Zweigs „Schachnovelle“ in einer sehr musikalischen Fassung von Nils Strunk und Lukas Schrenk am Burgtheater

Stefan Zweigs „Schachnovelle“ in einer sehr musikalischen Fassung von Nils Strunk und Lukas Schrenk am Burgtheater

Bild: ©Hetzel

Er spielt sie alle: den Erzähler, den reichen US-Industriellen, den Schachweltmeister, den Freund und nicht zuletzt die beiden ich des Dr. B – Nils Strunk ist tatsächlich ein Einmann-Theater und nebenbei auch noch Klavierspieler. Gemeinsam mit Lukas Schrenk, der die Musik gestaltete und mit dem er auch schon die Erfolgsproduktion „Die Zauberflöte“ gemacht hatte, zaubert er aus Stefan Zweigs „Schachnovelle“ einen sehr unterhaltsamen Abend zu einem sehr traurigen Thema. Bekanntlich geht es in Zweigs Werk ja um einen von der Gestapo gefolterten Anwalt, der die Isolationshaft nur dadurch übersteht, dass er gegen sich selbst Schach spielt und damit natürlich nachhaltig seine geistige Gesundheit gefährdet. Dramatisch aufgeladen spielt das Geschehen auf einem Ozeandampfer auf der Fahrt von New York nach Buenos Aires, auf dem das entkommene Opfer gegen einen intellektuell bescheidenen Schachweltmeister antreten soll.

Im Burgtheater wird dieser spannende, wenngleich nicht wirklich klischeefreie Stoff von viel Musik – Schlager, Swing, Jazz und Wiener Walzer – von Live-Musik (Martin Ptak, Hans Wagner, Jörg Mikula) kongenial begleitet. Das Publikum ist dabei vom ersten Augenblick an fasziniert. Strunk ist Entertainer im besten Sinne und er vermag zu beweisen, was Erzählen auch im digitalen Zeitalter noch vermag, nämlich Menschen mit einer Story zu fesseln. Am Ende gab es frenetischen Applaus samt Standing Ovations – meine Smartwatsch warnte mich – erstmals bei einer Premiere –, vor einer zu lauten Umgebung. Das Burgtheater hat zweifelsohne wieder einen Hit.

Infos und Karten: burgtheater.at

Der VIENNA CITY GALLERY WALK 2024 inszeniert von 25. bis 28. September den spielerischen Zugang zu Kunst und Kultur in Wien.

Spielerisch Kultur erleben beim Vienna City Gallery Walk 2024

WERBUNG (c) Vienna City Gallery Walk

Der VIENNA CITY GALLERY WALK 2024 inszeniert von 25. bis 28. September den spielerischen Zugang zu Kunst und Kultur in Wien. Die performativen Rundgänge mit Performances und literarischen Aspekten, die zeitgenössische Musikkomposition in Verbindung zu den Ausstellungen sowie erstmals die „Nacht der Schmuckkunst“ laden ein zum zwanglosen, Kunst-inspirierten Gehen und bereichern die einzigartigen Präsentationen der Wiener Galerien-Szene.

Hochwertige Kunst früherer Zeiten wird in sieben „Gallery Touren“ mit aktuellen zeitgenössischen Werken in Verbindung gebracht. So wird die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Kunst und Design zum Erlebnis und schafft Bewusstsein für Qualität und Individualität.

Die Tour Guides gehen durch die Wiener City, führen aber auch zu den Programmpartner*innen außerhalb des ersten Bezirks. Freuen Sie sich auf vier engagierte Programmtage! Genießen Sie Kunst. Machen Sie mit. Freier Eintritt!

Die Programme im Detail:

TOUR 1 / MITTWOCH, 25. SEPTEMBER 2024 / 17–21 Uhr
INTERAKTION VON KÜNSTLERISCHEM AUSDRUCK
Rundgang vom 1. in den 7. Bezirk mit dem OPENING EVENING in der GALERIE AMART, Halbgasse 17, 1070 Wien, mit einem Konzert des preisgekrönten KANDINSKY QUARTET.

TOUR 2 / DONNERSTAG, 26. 2024 / 16–21 Uhr
VON DEN SPRECHENDEN BILDERN
Ein materialsprachlicher, musikalisch, performativer Rundgang durch den 1. Bezirk und seine Galerien.
Konzept: Bodo Hell, der tragischerweise verschollen ist, wir lassen ihn hochleben. Sehr anschaulich äußert sich Götz Bury. Werner Zangerle gibt am Saxophon den Takt vor. Mit einer Intervention von Martina Reinhart.

TOUR 3 / DONNERSTAG, 26. SEPTEMBER 2024 / 16–22 Uhr
DER ASPEKT DES BEGREIFEN-KÖNNENS IN DER KUNST
Rundgang im 1. Bezirk mit Abstechern in den 6. und 8. Bezirk mit IMAGO SONUS Zeitgenössischer Komposition zu Werken einer Ausstellung.

TOUR 4 / FREITAG, 27. SEPTEMBER 2024 / 16–21 Uhr
DIE KUNST DES LACHENS
Rundgang im 1. Bezirk mit MUSIK ZUM GEHEN + (AUF) STEHEN. Musikalische Komposition mit dem ENSEMBLE REIHE ZYKAN+ & Irene Suchy an vier Stationen

TOUR 5 / FREITAG, 27. SEPTEMBER 2024 / 16–21 Uhr
Erste TOUR zur NACHT DER SCHMUCKKUNST
KUNST IST TRAGBAR – Rundgang vom 9. in den 1. Bezirk

TOUR 6 / FREITAG, 27. SEPTEMBER 2024 / 17.30–21 Uhr
Zweite TOUR zur NACHT DER SCHMUCKKUNST
DIVERSITÄT VON KUNSTDISZIPLINEN – Das Verbindende zwischen bildender und angewandter Kunst
Rundgang im 1. Bezirk mit dem Abschluss bei zeitgenössischer musikalischer Komposition

TOUR 7 / SAMSTAG, 28. SEPTEMBER 2024 / 11–18 Uhr
LAUTE(R) FRAUEN
GESCHICHTE SPAZIERT durch Wiens 1. Bezirk verbindet künstlerisches Wirken der Frauen mit der kulturellen Geschichte Wiens

Die Galerien komponieren Ereignisse und geben der Kunst eine Bühne. In und vor den Galerien.

Weitere Infos: www.gallerywalk.at

Noch bis 11. August bringt ImPulsTanz, Europas größtes Festival für Tanz und Performance, wieder Tanz aus der ganzen Welt in all seinen Facetten in Performances auf die Bühnen Wiens, in Ausstellungen ins Museum und in Filmen auf die Kinoleinwand.

Einen aufregenden Abend beim ImPulsTanz Festival gewinnen!

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©Lauge Sorense

Noch bis 11. August bringt ImPulsTanz, Europas größtes Festival für Tanz und Performance, wieder Tanz aus der ganzen Welt in all seinen Facetten in Performances auf die Bühnen Wiens, in Ausstellungen ins Museum und in Filmen auf die Kinoleinwand.

Im Burgtheater versetzt die Ballett-Meisterin Dada Masilo mit ihrer Version von HAMLET Shakespeares elisabethanischen Hof ins südafrikanische Jetzt.

Dass Fragen zu menschlich-nichtmenschlichen Beziehungsweisen in der aktuellen Choreografie stilprägend sind, zeigt die neue Arbeit eines anderen Meisters seines Genres – Non human dances von Jérôme Bel in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin Estelle Zhong Mengual. Nicht-menschlich wird es auch bei der österreichischen Choreografin und Tänzerin Silke Grabinger die in ihrem Stück 150 Minuten mit dem Roboterhund-Modell Spot von Boston Dynamics verbringt.

Im Volkstheater kann man sich auf einen Publikumsliebling des letzten Jahres freuen: Alexander Vantournhout, der nun in seinem ersten Gruppenstück Foreshadow zu sehen ist. Ebenfalls im Volkstheater mischen Ultima Vez den griechischen Olymp auf. In Infamous Offspring arbeitet Choreograf Wim Vandekeybus mit einem einzigartigen Cast – neben den neun virtuosen Tänzer*innen der Compagnie kann man den Flamenco-Star Israel Galván als blinden Propheten Teiresias erleben.

Zum ersten Mal zu Gast ist Kim Sungyong mit der Korea National Contemporary Dance Company. Mit seiner 17-köpfigen Compagnie präsentiert er in JUNGLE einen Versuch, den Tanz auf ein so hohes Intensitäts-Level zu treiben, dass dem Publikum sozusagen keine andere Wahl bleibt, als grundlegend über Gewicht und Tiefe der Existenz nachzudenken.

Gemeinsam mit ImPulsTanz verlosen wir 2×2 Tickets für KIM Sungyong / Korea National Contemporary Dance Company JUNGLE am 3.8. um 21:00 Uhr im Volkstheater

Tickets & das gesamte Programm: www.impulstanz.com


Gewinnspiel: 2×2 Tickets für KIM Sungyong / Korea National Contemporary Dance Company JUNGLE am 3.8. um 21:00 Uhr im Volkstheater

Name(erforderlich)
Johann-Philipp Spiegelfeld besucht Österreichische Adelsfamilien in ihren Stammsitzen und zeigt, wie heutzutage in den Schlössern und Burgen gelebt wird.

Johann-Philipp Spiegelfeld im Interview

Johann-Philipp Spiegelfeld besucht Österreichische Adelsfamilien in ihren Stammsitzen und zeigt, wie heutzutage in den Schlössern und Burgen gelebt wird. – ©ORF

Johann-Philipp Spiegelfeld ist Flugkapitän, Historiker, Rettungssanitäter, Kommandant des Malteser Hospitaldienstes Österreich – und seit 2021 Quotenheld des ORF: Als „Herrschaftszeiten“-Moderator lockt er mit seinen sommerlichen Schlossbesuchen bis zu 701.000 Zuseher:innen vor die Bildschirme. Im August gehen drei neue Folgen auf Sendung. Jetzt gibt’s begleitend zur Erfolgsserie ein gleichnamiges Buch. Plus: Demnächst wird sich Spiegelfeld auch hinter Klostermauern umschauen.

Highlight

Herrschaftszeiten, ist der Mann sympathisch. Unterhaltsam, klug, selbstironisch, uneitel – gut nachvollziehbar, warum Johann-Philipp Spiegelfeld, 43, die Gunst des ORF-Publikums im Sturm erobert hat. Bis zu 701.000 Zuseher:innen, Marktanteil 23 Prozent, begeistert er pro Folge mit seinen sommerlichen Schlossbesuchen – eine Tatsache, die „Herrschaftszeiten“ zu einem absoluten Highlight macht.

2021 startete der Berufspilot und TV-Neuling als Moderator der ORF-Reihe. Zwei Tage pro Folge verbringt er als Gast auf einem Schloss bzw. einer Burg, nonchalant und nie um einen guten Sager verlegen bietet er Einblicke ins arbeitsreiche Adelsleben. Heuer geht bereits die vierte Staffel on air: ab 30. Juli – jeweils am Dienstag um 21.05 Uhr in ORF 2 – stehen nach zwei Wiederholungen drei neue Folgen auf dem Programm.

Schon der Take-off der ersten Staffel klappte bravourös, seitdem befinden sich die Quoten im Steigflug. Johann-Philipp Spiegelfeld, der bei Austrian Airlines seit 2002 als Flugkapitän im Einsatz ist, steuert „Herrschaftszeiten“ souverän über das Sommerloch.

Mit roter Tasche und stets mit Sneakers – in diesem Fall mit Ameisen-Print von aicus.at – macht Johann-Philipp seine telegenen „Hausbesuche“. – ©ORF
Mit roter Tasche und stets mit Sneakers – in diesem Fall mit Ameisen-Print von aicus.at – macht Johann-Philipp seine telegenen „Hausbesuche“. – ©ORF

Persönliche Note

Treffen mit dem ORF-Quotenhelden im traditionsreichen „Salettl“ in Wien-Döbling, in dem die Zeit vor Jahrzehnten erfolgreich angehalten wurde. Ein charmantes Ambiente, das durchaus mit „Herrschaftszeiten“ korrespondiert. Inmitten des verwunschen anmutenden Gastgartens: Johann-Philipp Spiegelfeld. Verstrubbelte Haare, Sneakers, herzliches Lachen. Charakteristika, mit denen er auch der Sendung eine ganz persönliche Note verleiht.

Spiegelfeld ist ein Mann der Tat: prompt bringt er – das zum Setting passende – leicht antiquierte Aufnahmegerät wieder zum Laufen und erzählt währenddessen vom eben erschienenen Buch „Herrschaftszeiten – Johann-Philipps Schlossbesuche“, das er gemeinsam mit Serienschöpfer und Regisseur Martin S. Pusch begleitend zur ORF-Serie geschrieben hat. „Es gibt viel geschichtlichen Hintergrund, Anekdoten und Hoppalas.“ (Amalthea Verlag, € 31,-)

Im ORF hat „Herrschaftszeiten“ im Sommer mittlerweile Tradition. Den Erfolg hätte sich Spiegelfeld nicht erwartet: „Ich war ein absoluter TV-Neuling, ich hab‘ mit gar nichts erwartet. Jetzt freue ich mich umso mehr für das ganze Team, dass die Sendung so erfolgreich ist. Es ist eine tolle Gemeinschaft, ich werde von allen extrem unterstützt.“ Nachsatz: „Wir arbeiten an den Tagen in den Schlössern sehr viel, aber wir haben auch viel Spaß.“

Das Interview über Adel, Anekdoten, Buch, Pläne und wahre Werte.

Am 30. Juli gibt’s die Wiederholung der ersten Folge: Bei Familie Goess-Enzenberg auf Schloss Tratzberg“ (21.05 Uhr, ORF 2). Drei neue Folgen sind ab ab 13. August zu sehen. – ©ORF
Am 30. Juli gibt’s die Wiederholung der ersten Folge: Bei Familie Goess-Enzenberg auf Schloss Tratzberg“ (21.05 Uhr, ORF 2). Drei neue Folgen sind ab ab 13. August zu sehen. – ©ORF

Die ersten drei Staffeln von „Herrschaftszeiten“ hatten je bis zu sieben Folgen. Heuer gibt’s aus ORF-Spargründen – Fußball EM und Olympische Spiele – nur drei neue Episoden. In welchen Schlössern sind Sie zu Gast?

Wir sind bei der Familie Beppo Harrach auf Schloss Prugg, ein Stadtschloss in Bruck an der Leitha in Niederösterreich. Außerdem besuchen wir die Familie von Lukas Liechtenstein in Schloss Frauenthal in der Steiermark. Und die Familie Keil im Schloss Kohfidisch im Burgenland, Sarah Keil stammt aus einer ungarischen Grafenfamilie, das Schloss ist von ihrer Familie.

Die Schlossbesitzer – auch wenn das Bekannte bzw. Verwandte von Ihnen sind – gestatten Ihnen samt ORF-Team ganz ohne Überredungskünste einen sehr privaten „Hausbesuch“?

Mittlerweile rufen mich die Familien sogar an, weil sie auch in der Sendung sein wollen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Sie wissen, dass wir sie nicht als skurril oder abgehoben darstellen.

Sie erkennen den Wert: die Präsentation des Schlosses ist eine Marketingmaßnahme. Die meisten Familien bieten u. a. Führungen an, um die Schlösser zu erhalten, zu renovieren. In „Herrschaftszeiten“ wird bei den Zuseher:innen das Interesse geweckt, selbst einmal hinzufahren.

In Österreich gibt’s den Adelsstand nicht mehr, dennoch haben (einstmals) Adelige nichts an Faszination eingebüßt. „Herrschaftszeiten“ bedient auf angenehme Weise den Voyeurismus: die Zuschauer: innen sehen, wie geheimnisumwehte Adelige tatsächlich leben.

Das geschieht auf sehr respektvolle Art. Es war eine der Bedingungen, dass ich mitmache, ich wollte nicht, dass die „Schlossbesuche“ ins Lächerliche gerückt werden. Ich wollte zeigen, dass diese Menschen eine sehr große Verantwortung haben. Dass es sich zwar romantisch anhört, in einem Schloss zu wohnen, dass tatsächlich aber sehr viel harte Arbeit nötig ist, um ein Schloss erhalten zu können.

Spiegelfeld auf Schloss Tratzberg mit Ulrich Goess-Enzenberg. – ©ORF

Eben ist das Buch zur ORF-Serie erschienen, das Sie gemeinsam mit Regisseur und „Herrschaftszeiten“-Mastermind Martin S. Pusch geschrieben haben. Was bietet es über die TV-Dokus hinaus?

Es gibt ausführliche Informationen zu allen 17 Schlössern bzw. Burgen, die wir in den ersten drei Staffeln besucht haben. Geschichtliches, Blicke hinter die Kulissen. Viele lustige Geschichten, die auch das ganze Team betreffen, wir rücken ja immer zu siebent an. Angefangen von „Wie spreche ich den Schlossherrn an?“ bis zu Hoppalas … Ich hing etwa angeseilt in einer Wand, sollte beim Abseilen gefilmt werden, allerdings steckte der Kameramann im Aufzug fest. Ich bin zwar Pilot und habe keine Höhenangst, aber ich hing dann doch relativ lang an dem Felsen …

Außerdem gibt es zu jedem Schloss eine Playlist mit den Titeln der jeweiligen Sendung, zu der man mittels QR-Code gelangt. Das war meine Idee und ich bin sehr stolz drauf! (Lacht) Man hat also das volle Erlebnis, kann die Musik, hören und über das Schloss lesen.  

Apropos:  In einer der Sendungen haben Sie am Klavier „Yesterday“ geklimpert. Was sind Ihre Lieblingsongs, was ist der Soundtrack Ihres Lebens?

Coldplay finde ich gut und Daft Punk, mein Lieblingslied ist Instant Crush. Aber ich höre eigentlich jede Musik. Wenn mir etwas Neues im Radio gefällt, kommt der Titel auf meine Playlist.

In einigen Schlössern bzw. Burgen soll es spuken. Haben Sie je einen Geist gesehen?

Nein, aber vielleicht unser Tonmeister … Als wir auf Burg Bernstein waren, hat uns Erasmus Almásy über die Weiße Frau erzählt, die in einem bestimmten Zimmer besonders gern spukt. Wir haben alle im Schloss übernachtet, und als die Zimmerschlüssel verteilt wurden, war zufällig unser Tonmeister nicht dabei. Nicht sehr heldenhaft haben wir ihm jenes Zimmer zugewiesen, das die Weiße Frau für ihre Erscheinen bevorzugt. Seltsamerweise hat er aber am nächsten Tag kein Wort über seine Erlebnisse in der Nacht verloren.

Entspannt auf Schloss Tratzberg. – ©ORF
Entspannt auf Schloss Tratzberg. – ©ORF

Sie sind Flugkapitän bei Austrian Airlines. Betreffend Moderation und TV-Business hatten Sie überhaupt keine Vorkenntnisse?

Nein, ich war ein blutiger Anfänger. Ich wusste nicht einmal, dass ein „Pilot“ die erste Folge, die Pilotsendung einer Serie ist, eine Testfolge. Daher hatte ich keine Ahnung, was gemeint war, als ständig gesagt wurde: „Man muss einen Piloten drehen“. Bis ich dann gefragt habe: „Ich bin Pilot, was ist das Problem, wenn ihr mich dreht?“

Wie kam’s dazu, dass Sie die Sendung moderieren?

Martin Pusch hat das Konzept entwickelt, es hat beim ORF Anklang gefunden. Da hat sich die Frage gestellt, wer moderieren soll. Ich wurde von einer Freundin für das Casting vorgeschlagen.

Sie mussten zu einem Casting?

Ja, ich war beim Casting. Ines Schwandner, die Sendungsverantwortliche des ORF, spielte eine Prinzessin, die Besitzerin von Schloss Belvedere. Ich hab‘ mich von ihr durchs Schloss führen lassen. Daraus wurde eine Probesendung.  – Vor allem die Ines hat sehr viel gelacht.

Noch ein Rückblick: Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl  (6. August, 21.05 Uhr in ORF 2). – ©ORF
Noch ein Rückblick: Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl  (6. August, 21.05 Uhr in ORF 2). – ©ORF

Sie wirken als Moderator sehr souverän. Hatten Sie nie Scheu vor der Kamera?

Nein. Vielleicht, weil einer meiner Vorteile ist, dass ich überhaupt nicht eitel bin. Ich kann das auch jedem empfehlen. Es lebt sich viel leichter ohne Eitelkeit. Generell ich bin vor der Kamera so wie ich immer bin, ich kann mich gar nicht verstellen.  

Interessant war die Wahrnehmung der Zuseher:innen: Burg Clam war die erste Folge, die wir gedreht haben, aber sie wurde als letzte der Staffel ausgestrahlt. Der Tenor des Fernsehpublikums war, dass eine ganz tolle Steigerung meiner Moderationsqualitäten von der ersten bis zur letzten Folge der ersten Staffel zu bemerken sei. Es hieß, ich habe mich sehr gut entwickelt. – Das hab‘ ich sehr lustig gefunden. Ich habe mich aber artig bedankt. 

„Herrschaftszeiten“ ist beim Publikum auch wegen Ihrer oft unkonventionellen Fragen und Antworten beliebt. Sie haben etwa beim Besuch einer Gourmet-Schinkenmanufaktur bei einem Schloss um zwei Deka Extrawurst gebeten. Werden Ihnen die Gags ins Drehbuch geschrieben?

(Lacht) Nein, das kommt spontan. Martin Pusch, der Regisseur, bat mich: „Sag was Nettes.“ Und eigentlich kann ich dann sagen, was ich will. Ich kann authentisch sein. Vielleicht ist das auch ein Erfolgsgeheimnis.

Es gibt beim ORF-Kundendienst zahlreiche Anrufe von Zuseher:innen, die wissen wollen, was sich in der roten Tasche befindet, mit der Sie in ein Schloss einziehen. Im Buch wird das Geheimnis um den Inhalt des roten Weekenders gelüftet. Würden Sie es auch hier verraten? 

Ich glaube, wir dürfen hier nicht verraten, dass in der Tasche nichts drin ist. (Lacht) Sie ist ein reines Accessoire fürs Bild.

Mit Familie Habsburg vor der Kaiservilla Bad Ischl, einstiger Sommersitz von Franz Joseph und Sisi. – ©ORF
Mit Familie Habsburg vor der Kaiservilla Bad Ischl, einstiger Sommersitz von Franz Joseph und Sisi. – ©ORF

Und das Label, die Marke? Viele wollen diese Tasche kaufen.

Ich weiß es nicht, es gibt kein Etikett. Ich kann nur sagen: sie ist aus rotem Leinen mit schwarzen Lederhenkeln.

Sie könnten ein Merchandising-Business aufziehen: die rote Tasche würde sich verkaufen wie warme Semmeln und dann nehmen sie noch die Sneakers jener Marke, die Sie in den Sendungen tragen, ins Sortiment.

(Lacht.) Ich werde aber nicht von der Sneakers-Firma gesponsert! Da hat mich meine Frau beraten: In der ersten Folge hatte ich Sneakers einer großen amerikanischen Marke an. Sie meinte, dass das gar nicht geht. – Die beste Karriereentscheidung in meinem Leben war übrigens die Hochzeit mit meiner Frau 2007. Sie achtet drauf, dass ich kluge Entschlüsse fasse. In diesem Fall habe ich mich für nachhaltige Sneakers entschieden, weil ich damit ein Zeichen setzen wollte.

Heute haben Sie keine Schuhe dieses Labels an, sondern Sneakers mit einer großen Ameise. Was ist passiert?

Das sind Aicus-Sneakers, meine Cousine hat einen Online-Store für Schuhe (aicus.at.). Ich find sie cool, diese Ameisen-Sneakers, und sie sind bequem.

Rückblick: Für „Herrschaftszeiten“ öffneten Spiegelfelds Verwandte die Türen von Schloss Schenna in Meran. – ©ORF
Rückblick: Für „Herrschaftszeiten“ öffneten Spiegelfelds Verwandte die Türen von Schloss Schenna in Meran. – ©ORF

Sie haben selbst einen adeligen Background, Ihre Familiengeschichte geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das Stammschloss Ihrer Familie, Schloss Spiegelfeld, ist in der Steiermark.

Ja. Ich glaube, das wird gerade renoviert, weil mein Onkel Georg Spiegelfeld es zurückgekauft hat.

Für eine der „Herrschaftszeiten“-Folgen haben Sie Familie besucht: Franz und Johanna Spiegelfeld auf Schloss Schenna in Südtirol.

Das sind mein Onkel und meine Tante, allerdings kam Schloss Schenna über Tante Johanna in die Familie.

Sie sind nicht in einem Schloss aufgewachsen?

Nein, ich bin nicht in einem Schloss aufgewachsen. Ich bin ein totaler Normalo, in Wien aufgewachsen, und ich habe immer hier gelebt. Wegen großen Erfolges habe ich in Wien mehrere Schulen besucht. Das hat auch sein Gutes, ich kenne dadurch sehr viele Leute.

Johann-Philipp mit seinem Onkel Franz Spiegelfeld auf Schloss Schenna in Meran. – ©ORF
Johann-Philipp mit seinem Onkel Franz Spiegelfeld auf Schloss Schenna in Meran. – ©ORF

Gäbe es den Adel in Österreich noch, wären Sie ein Graf.

Ja, wahrscheinlich. Aber ich gestehe, dass ich nicht sattelfest bin, wenn es um meine eigene Familiengeschichte geht. In Österreich gibt es auch keinen Adel mehr, und ich finde das auch nicht besonders wichtig. Was mir eher wichtig ist, und darauf bin ich stolz, ist, dass in meiner Familie stets versucht wurde, Werte weiterzugeben. Etwa Verantwortung, Haltung, Engagement, Respekt, Bescheidenheit, sich umeinander kümmern. – Ich würde sagen, christliche Werte und Nächstenliebe sind wichtig.

Christ zu sein hat offenbar einen großen Stellenwert. In Ihrer Vita wird Christ in einer Reihe mit Ihren Berufen bzw. Ausbildungen genannt: Pilot, Historiker, Rettungssanitäter, TV-Moderator, Christ. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Weil ich mich den christlichen Werten verbunden fühle. Natürlich hadere auch ich mit manchen Details in der Kirche, aber ich finde es schön in einer christlichen Gemeinschaft zu leben und das Leben nach diesen Werten auszurichten.

Getreu Ihren Werten sind Sie auch helfend im Einsatz. Sie arbeiten in Ihrer Freizeit ehrenamtlich als Rettungssanitäter beim Malteser Hospitaldienstes Österreich, dessen Kommandant sie seit April sind. Sind Sie auch im Rettungswagen unterwegs?

Wir sind 2.200 Mitglieder österreichweit. Ich darf der Kommandant sein, das ist riesige Aufgabe und gleichzeitig eine große Ehre für mich. Der Malteser Hospitaldienst engagiert sich in vielen Bereichen. Wir betreuen u. a. Obdachlose, wir machen Wallfahrten mit beeinträchtigen Menschen nach Lourdes, nach Rom und ins Heilige Land. Mit dem Rettungsdienst finanzieren wir auch die Organisation, weil wir im Rettungsverbund in Wien fahren – mit ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Früher hatte ich mehr Zeit, aber ich versuche einmal pro Monat als Rettungssanitäter dabei zu sein. Ich mache das sehr gern. Die Schicksale zu sehen, helfen zu können, das ist schon großartig. Und es erdet. Es gibt auch schöne Erlebnisse, die „Herrschaftszeiten“ betreffen: Neulich hatten wir einen Patienten, dem es gar nicht gut ging. Auf dem Weg ins Krankenhaus hat er mich im Rettungsauto erkannt. Er sagte, dass er sich sehr freut, dass ich ihn ins Spital bringe …

Auf Schloss Neudau bei Familie Kottulinski. – Ausführliche Informationen zu allen 17 bis jetzt gesendeten Folgen gibt’s im Buch „Herrschaftszeiten“. – ©ORF
Auf Schloss Neudau bei Familie Kottulinski. – Ausführliche Informationen zu allen 17 bis jetzt gesendeten Folgen gibt’s im Buch „Herrschaftszeiten“. – ©ORF

Sie sind auch Historiker und Pilot.

Direkt nach der Schule und nach dem Bundesheer habe ich die Pilotenausbildung gemacht. Das war ein Kindheitstraum, der sich verwirklicht hat. Für Geschichte habe ich mich auch immer interessiert.  Das Studium war dann eine besondere Zeit. Ich finde es generell großartig, zu lernen. Ich konnte an der Universität in Vorlesungen gehen und Leuten zuhören, die mir Geschichte nähergebracht haben.

Sind Sie als Flugkapitän bei Austrian Airlines eher auf Langstrecke oder auf der Kurzstrecke unterwegs?

Ich war schon auf der Langstrecke, jetzt bin ich Kapitän auf der Kurzstrecke. In der Sommersaison freue ich mich, unsere Passagiere in den Urlaub zu fliegen. Übermorgen geht’s nach Rhodos.

Was sagen Sie einer Flugpanikerin in Zeiten zunehmender Turbulenzen?

Es gibt kein sichereres Verkehrsmittel als das Flugzeug. Ich kenne keinen anderen Beruf, bei dem so viel Zeit und Geld investiert wird, das Personal zu trainieren und zu schulen, damit es auf jede Situation richtig reagiert.

Mit Tassilo Metternich-Sandor im Hof von Schloss Grafenegg. – ©ORF
Mit Tassilo Metternich-Sandor im Hof von Schloss Grafenegg. – ©ORF

Sie haben Familie mit zwei jugendlichen Söhnen, Sie fliegen, moderieren, fahren im Rettungswagen. Was machen Sie als Ausgleich?

Ich gehe gern in der Früh mit unserem Hund Lilly auf den Kahlenberg. Alle in der Familie wollten einen Hund, aber niemand will mit ihm spazieren gehen, also mache ich das. Das ist mein Hobby.

Gibt‘s neben „Herrschaftszeiten“ Pläne für neue Fernsehformate?

Es gibt eine Idee, die wir im Herbst in einem Pilotprojekt realisieren werden – jetzt weiß ich ja, was ein „Pilot“ ist. „Herrgottszeiten“, das gleiche Konzept wie „Herrschaftszeiten“, aber diesmal werden wir Klöster besuchen.

Sie lachen, nehmen Sie mich auf die Schaufel?

Kein Scherz! Ich werde mit den Mönchen sprechen, die können auch ein bisschen Werbung vertragen. (Lacht)

Ganz ehrlich …?

Ja! Ehrlich. Wir werden im Herbst Probst Petrus im Stift Herzogenburg in Niederösterreich besuchen. „Herrgottszeiten“ – mit demselben großartigen Team wie „Herrschaftszeiten“.

Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche?

Ja! Schloss, aus, Ende.


„Herrschaftszeiten – Johann-Philipps Schlossbesuche“
Johann-Philipp Spiegelfeld/Martin S. Pusch
270 Seiten, 102 Abbildungen
Amalthea Verlag
€ 31,-

Ein intensiver Blick hinter die Kulissen der ORF-Erfolgsreihe: Von Tratzberg, Neudau und Riegersburg bis zu Schloss Schenna: Geschichtliches und Anekdoten über alle 17 Schlösser (und Burgen), die Johann-Philipp Spiegelfeld in den ersten drei ORF-Staffeln „Herrschaftszeiten“ besucht hat. Plus: Playlists mit QR-Codes, die den Zugriff auf die Musik der einzelnen Folgen ermöglichen.