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Noch bis 11. August bringt ImPulsTanz, Europas größtes Festival für Tanz und Performance, wieder Tanz aus der ganzen Welt in all seinen Facetten in Performances auf die Bühnen Wiens, in Ausstellungen ins Museum und in Filmen auf die Kinoleinwand.

Einen aufregenden Abend beim ImPulsTanz Festival gewinnen!

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©Lauge Sorense

Noch bis 11. August bringt ImPulsTanz, Europas größtes Festival für Tanz und Performance, wieder Tanz aus der ganzen Welt in all seinen Facetten in Performances auf die Bühnen Wiens, in Ausstellungen ins Museum und in Filmen auf die Kinoleinwand.

Im Burgtheater versetzt die Ballett-Meisterin Dada Masilo mit ihrer Version von HAMLET Shakespeares elisabethanischen Hof ins südafrikanische Jetzt.

Dass Fragen zu menschlich-nichtmenschlichen Beziehungsweisen in der aktuellen Choreografie stilprägend sind, zeigt die neue Arbeit eines anderen Meisters seines Genres – Non human dances von Jérôme Bel in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin Estelle Zhong Mengual. Nicht-menschlich wird es auch bei der österreichischen Choreografin und Tänzerin Silke Grabinger die in ihrem Stück 150 Minuten mit dem Roboterhund-Modell Spot von Boston Dynamics verbringt.

Im Volkstheater kann man sich auf einen Publikumsliebling des letzten Jahres freuen: Alexander Vantournhout, der nun in seinem ersten Gruppenstück Foreshadow zu sehen ist. Ebenfalls im Volkstheater mischen Ultima Vez den griechischen Olymp auf. In Infamous Offspring arbeitet Choreograf Wim Vandekeybus mit einem einzigartigen Cast – neben den neun virtuosen Tänzer*innen der Compagnie kann man den Flamenco-Star Israel Galván als blinden Propheten Teiresias erleben.

Zum ersten Mal zu Gast ist Kim Sungyong mit der Korea National Contemporary Dance Company. Mit seiner 17-köpfigen Compagnie präsentiert er in JUNGLE einen Versuch, den Tanz auf ein so hohes Intensitäts-Level zu treiben, dass dem Publikum sozusagen keine andere Wahl bleibt, als grundlegend über Gewicht und Tiefe der Existenz nachzudenken.

Gemeinsam mit ImPulsTanz verlosen wir 2×2 Tickets für KIM Sungyong / Korea National Contemporary Dance Company JUNGLE am 3.8. um 21:00 Uhr im Volkstheater

Tickets & das gesamte Programm: www.impulstanz.com


Gewinnspiel: 2×2 Tickets für KIM Sungyong / Korea National Contemporary Dance Company JUNGLE am 3.8. um 21:00 Uhr im Volkstheater

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Johann-Philipp Spiegelfeld besucht Österreichische Adelsfamilien in ihren Stammsitzen und zeigt, wie heutzutage in den Schlössern und Burgen gelebt wird.

Johann-Philipp Spiegelfeld im Interview

Johann-Philipp Spiegelfeld besucht Österreichische Adelsfamilien in ihren Stammsitzen und zeigt, wie heutzutage in den Schlössern und Burgen gelebt wird. – ©ORF

Johann-Philipp Spiegelfeld ist Flugkapitän, Historiker, Rettungssanitäter, Kommandant des Malteser Hospitaldienstes Österreich – und seit 2021 Quotenheld des ORF: Als „Herrschaftszeiten“-Moderator lockt er mit seinen sommerlichen Schlossbesuchen bis zu 701.000 Zuseher:innen vor die Bildschirme. Im August gehen drei neue Folgen auf Sendung. Jetzt gibt’s begleitend zur Erfolgsserie ein gleichnamiges Buch. Plus: Demnächst wird sich Spiegelfeld auch hinter Klostermauern umschauen.

Highlight

Herrschaftszeiten, ist der Mann sympathisch. Unterhaltsam, klug, selbstironisch, uneitel – gut nachvollziehbar, warum Johann-Philipp Spiegelfeld, 43, die Gunst des ORF-Publikums im Sturm erobert hat. Bis zu 701.000 Zuseher:innen, Marktanteil 23 Prozent, begeistert er pro Folge mit seinen sommerlichen Schlossbesuchen – eine Tatsache, die „Herrschaftszeiten“ zu einem absoluten Highlight macht.

2021 startete der Berufspilot und TV-Neuling als Moderator der ORF-Reihe. Zwei Tage pro Folge verbringt er als Gast auf einem Schloss bzw. einer Burg, nonchalant und nie um einen guten Sager verlegen bietet er Einblicke ins arbeitsreiche Adelsleben. Heuer geht bereits die vierte Staffel on air: ab 30. Juli – jeweils am Dienstag um 21.05 Uhr in ORF 2 – stehen nach zwei Wiederholungen drei neue Folgen auf dem Programm.

Schon der Take-off der ersten Staffel klappte bravourös, seitdem befinden sich die Quoten im Steigflug. Johann-Philipp Spiegelfeld, der bei Austrian Airlines seit 2002 als Flugkapitän im Einsatz ist, steuert „Herrschaftszeiten“ souverän über das Sommerloch.

Mit roter Tasche und stets mit Sneakers – in diesem Fall mit Ameisen-Print von aicus.at – macht Johann-Philipp seine telegenen „Hausbesuche“. – ©ORF
Mit roter Tasche und stets mit Sneakers – in diesem Fall mit Ameisen-Print von aicus.at – macht Johann-Philipp seine telegenen „Hausbesuche“. – ©ORF

Persönliche Note

Treffen mit dem ORF-Quotenhelden im traditionsreichen „Salettl“ in Wien-Döbling, in dem die Zeit vor Jahrzehnten erfolgreich angehalten wurde. Ein charmantes Ambiente, das durchaus mit „Herrschaftszeiten“ korrespondiert. Inmitten des verwunschen anmutenden Gastgartens: Johann-Philipp Spiegelfeld. Verstrubbelte Haare, Sneakers, herzliches Lachen. Charakteristika, mit denen er auch der Sendung eine ganz persönliche Note verleiht.

Spiegelfeld ist ein Mann der Tat: prompt bringt er – das zum Setting passende – leicht antiquierte Aufnahmegerät wieder zum Laufen und erzählt währenddessen vom eben erschienenen Buch „Herrschaftszeiten – Johann-Philipps Schlossbesuche“, das er gemeinsam mit Serienschöpfer und Regisseur Martin S. Pusch begleitend zur ORF-Serie geschrieben hat. „Es gibt viel geschichtlichen Hintergrund, Anekdoten und Hoppalas.“ (Amalthea Verlag, € 31,-)

Im ORF hat „Herrschaftszeiten“ im Sommer mittlerweile Tradition. Den Erfolg hätte sich Spiegelfeld nicht erwartet: „Ich war ein absoluter TV-Neuling, ich hab‘ mit gar nichts erwartet. Jetzt freue ich mich umso mehr für das ganze Team, dass die Sendung so erfolgreich ist. Es ist eine tolle Gemeinschaft, ich werde von allen extrem unterstützt.“ Nachsatz: „Wir arbeiten an den Tagen in den Schlössern sehr viel, aber wir haben auch viel Spaß.“

Das Interview über Adel, Anekdoten, Buch, Pläne und wahre Werte.

Am 30. Juli gibt’s die Wiederholung der ersten Folge: Bei Familie Goess-Enzenberg auf Schloss Tratzberg“ (21.05 Uhr, ORF 2). Drei neue Folgen sind ab ab 13. August zu sehen. – ©ORF
Am 30. Juli gibt’s die Wiederholung der ersten Folge: Bei Familie Goess-Enzenberg auf Schloss Tratzberg“ (21.05 Uhr, ORF 2). Drei neue Folgen sind ab ab 13. August zu sehen. – ©ORF

Die ersten drei Staffeln von „Herrschaftszeiten“ hatten je bis zu sieben Folgen. Heuer gibt’s aus ORF-Spargründen – Fußball EM und Olympische Spiele – nur drei neue Episoden. In welchen Schlössern sind Sie zu Gast?

Wir sind bei der Familie Beppo Harrach auf Schloss Prugg, ein Stadtschloss in Bruck an der Leitha in Niederösterreich. Außerdem besuchen wir die Familie von Lukas Liechtenstein in Schloss Frauenthal in der Steiermark. Und die Familie Keil im Schloss Kohfidisch im Burgenland, Sarah Keil stammt aus einer ungarischen Grafenfamilie, das Schloss ist von ihrer Familie.

Die Schlossbesitzer – auch wenn das Bekannte bzw. Verwandte von Ihnen sind – gestatten Ihnen samt ORF-Team ganz ohne Überredungskünste einen sehr privaten „Hausbesuch“?

Mittlerweile rufen mich die Familien sogar an, weil sie auch in der Sendung sein wollen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Sie wissen, dass wir sie nicht als skurril oder abgehoben darstellen.

Sie erkennen den Wert: die Präsentation des Schlosses ist eine Marketingmaßnahme. Die meisten Familien bieten u. a. Führungen an, um die Schlösser zu erhalten, zu renovieren. In „Herrschaftszeiten“ wird bei den Zuseher:innen das Interesse geweckt, selbst einmal hinzufahren.

In Österreich gibt’s den Adelsstand nicht mehr, dennoch haben (einstmals) Adelige nichts an Faszination eingebüßt. „Herrschaftszeiten“ bedient auf angenehme Weise den Voyeurismus: die Zuschauer: innen sehen, wie geheimnisumwehte Adelige tatsächlich leben.

Das geschieht auf sehr respektvolle Art. Es war eine der Bedingungen, dass ich mitmache, ich wollte nicht, dass die „Schlossbesuche“ ins Lächerliche gerückt werden. Ich wollte zeigen, dass diese Menschen eine sehr große Verantwortung haben. Dass es sich zwar romantisch anhört, in einem Schloss zu wohnen, dass tatsächlich aber sehr viel harte Arbeit nötig ist, um ein Schloss erhalten zu können.

Spiegelfeld auf Schloss Tratzberg mit Ulrich Goess-Enzenberg. – ©ORF

Eben ist das Buch zur ORF-Serie erschienen, das Sie gemeinsam mit Regisseur und „Herrschaftszeiten“-Mastermind Martin S. Pusch geschrieben haben. Was bietet es über die TV-Dokus hinaus?

Es gibt ausführliche Informationen zu allen 17 Schlössern bzw. Burgen, die wir in den ersten drei Staffeln besucht haben. Geschichtliches, Blicke hinter die Kulissen. Viele lustige Geschichten, die auch das ganze Team betreffen, wir rücken ja immer zu siebent an. Angefangen von „Wie spreche ich den Schlossherrn an?“ bis zu Hoppalas … Ich hing etwa angeseilt in einer Wand, sollte beim Abseilen gefilmt werden, allerdings steckte der Kameramann im Aufzug fest. Ich bin zwar Pilot und habe keine Höhenangst, aber ich hing dann doch relativ lang an dem Felsen …

Außerdem gibt es zu jedem Schloss eine Playlist mit den Titeln der jeweiligen Sendung, zu der man mittels QR-Code gelangt. Das war meine Idee und ich bin sehr stolz drauf! (Lacht) Man hat also das volle Erlebnis, kann die Musik, hören und über das Schloss lesen.  

Apropos:  In einer der Sendungen haben Sie am Klavier „Yesterday“ geklimpert. Was sind Ihre Lieblingsongs, was ist der Soundtrack Ihres Lebens?

Coldplay finde ich gut und Daft Punk, mein Lieblingslied ist Instant Crush. Aber ich höre eigentlich jede Musik. Wenn mir etwas Neues im Radio gefällt, kommt der Titel auf meine Playlist.

In einigen Schlössern bzw. Burgen soll es spuken. Haben Sie je einen Geist gesehen?

Nein, aber vielleicht unser Tonmeister … Als wir auf Burg Bernstein waren, hat uns Erasmus Almásy über die Weiße Frau erzählt, die in einem bestimmten Zimmer besonders gern spukt. Wir haben alle im Schloss übernachtet, und als die Zimmerschlüssel verteilt wurden, war zufällig unser Tonmeister nicht dabei. Nicht sehr heldenhaft haben wir ihm jenes Zimmer zugewiesen, das die Weiße Frau für ihre Erscheinen bevorzugt. Seltsamerweise hat er aber am nächsten Tag kein Wort über seine Erlebnisse in der Nacht verloren.

Entspannt auf Schloss Tratzberg. – ©ORF
Entspannt auf Schloss Tratzberg. – ©ORF

Sie sind Flugkapitän bei Austrian Airlines. Betreffend Moderation und TV-Business hatten Sie überhaupt keine Vorkenntnisse?

Nein, ich war ein blutiger Anfänger. Ich wusste nicht einmal, dass ein „Pilot“ die erste Folge, die Pilotsendung einer Serie ist, eine Testfolge. Daher hatte ich keine Ahnung, was gemeint war, als ständig gesagt wurde: „Man muss einen Piloten drehen“. Bis ich dann gefragt habe: „Ich bin Pilot, was ist das Problem, wenn ihr mich dreht?“

Wie kam’s dazu, dass Sie die Sendung moderieren?

Martin Pusch hat das Konzept entwickelt, es hat beim ORF Anklang gefunden. Da hat sich die Frage gestellt, wer moderieren soll. Ich wurde von einer Freundin für das Casting vorgeschlagen.

Sie mussten zu einem Casting?

Ja, ich war beim Casting. Ines Schwandner, die Sendungsverantwortliche des ORF, spielte eine Prinzessin, die Besitzerin von Schloss Belvedere. Ich hab‘ mich von ihr durchs Schloss führen lassen. Daraus wurde eine Probesendung.  – Vor allem die Ines hat sehr viel gelacht.

Noch ein Rückblick: Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl  (6. August, 21.05 Uhr in ORF 2). – ©ORF
Noch ein Rückblick: Bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl  (6. August, 21.05 Uhr in ORF 2). – ©ORF

Sie wirken als Moderator sehr souverän. Hatten Sie nie Scheu vor der Kamera?

Nein. Vielleicht, weil einer meiner Vorteile ist, dass ich überhaupt nicht eitel bin. Ich kann das auch jedem empfehlen. Es lebt sich viel leichter ohne Eitelkeit. Generell ich bin vor der Kamera so wie ich immer bin, ich kann mich gar nicht verstellen.  

Interessant war die Wahrnehmung der Zuseher:innen: Burg Clam war die erste Folge, die wir gedreht haben, aber sie wurde als letzte der Staffel ausgestrahlt. Der Tenor des Fernsehpublikums war, dass eine ganz tolle Steigerung meiner Moderationsqualitäten von der ersten bis zur letzten Folge der ersten Staffel zu bemerken sei. Es hieß, ich habe mich sehr gut entwickelt. – Das hab‘ ich sehr lustig gefunden. Ich habe mich aber artig bedankt. 

„Herrschaftszeiten“ ist beim Publikum auch wegen Ihrer oft unkonventionellen Fragen und Antworten beliebt. Sie haben etwa beim Besuch einer Gourmet-Schinkenmanufaktur bei einem Schloss um zwei Deka Extrawurst gebeten. Werden Ihnen die Gags ins Drehbuch geschrieben?

(Lacht) Nein, das kommt spontan. Martin Pusch, der Regisseur, bat mich: „Sag was Nettes.“ Und eigentlich kann ich dann sagen, was ich will. Ich kann authentisch sein. Vielleicht ist das auch ein Erfolgsgeheimnis.

Es gibt beim ORF-Kundendienst zahlreiche Anrufe von Zuseher:innen, die wissen wollen, was sich in der roten Tasche befindet, mit der Sie in ein Schloss einziehen. Im Buch wird das Geheimnis um den Inhalt des roten Weekenders gelüftet. Würden Sie es auch hier verraten? 

Ich glaube, wir dürfen hier nicht verraten, dass in der Tasche nichts drin ist. (Lacht) Sie ist ein reines Accessoire fürs Bild.

Mit Familie Habsburg vor der Kaiservilla Bad Ischl, einstiger Sommersitz von Franz Joseph und Sisi. – ©ORF
Mit Familie Habsburg vor der Kaiservilla Bad Ischl, einstiger Sommersitz von Franz Joseph und Sisi. – ©ORF

Und das Label, die Marke? Viele wollen diese Tasche kaufen.

Ich weiß es nicht, es gibt kein Etikett. Ich kann nur sagen: sie ist aus rotem Leinen mit schwarzen Lederhenkeln.

Sie könnten ein Merchandising-Business aufziehen: die rote Tasche würde sich verkaufen wie warme Semmeln und dann nehmen sie noch die Sneakers jener Marke, die Sie in den Sendungen tragen, ins Sortiment.

(Lacht.) Ich werde aber nicht von der Sneakers-Firma gesponsert! Da hat mich meine Frau beraten: In der ersten Folge hatte ich Sneakers einer großen amerikanischen Marke an. Sie meinte, dass das gar nicht geht. – Die beste Karriereentscheidung in meinem Leben war übrigens die Hochzeit mit meiner Frau 2007. Sie achtet drauf, dass ich kluge Entschlüsse fasse. In diesem Fall habe ich mich für nachhaltige Sneakers entschieden, weil ich damit ein Zeichen setzen wollte.

Heute haben Sie keine Schuhe dieses Labels an, sondern Sneakers mit einer großen Ameise. Was ist passiert?

Das sind Aicus-Sneakers, meine Cousine hat einen Online-Store für Schuhe (aicus.at.). Ich find sie cool, diese Ameisen-Sneakers, und sie sind bequem.

Rückblick: Für „Herrschaftszeiten“ öffneten Spiegelfelds Verwandte die Türen von Schloss Schenna in Meran. – ©ORF
Rückblick: Für „Herrschaftszeiten“ öffneten Spiegelfelds Verwandte die Türen von Schloss Schenna in Meran. – ©ORF

Sie haben selbst einen adeligen Background, Ihre Familiengeschichte geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das Stammschloss Ihrer Familie, Schloss Spiegelfeld, ist in der Steiermark.

Ja. Ich glaube, das wird gerade renoviert, weil mein Onkel Georg Spiegelfeld es zurückgekauft hat.

Für eine der „Herrschaftszeiten“-Folgen haben Sie Familie besucht: Franz und Johanna Spiegelfeld auf Schloss Schenna in Südtirol.

Das sind mein Onkel und meine Tante, allerdings kam Schloss Schenna über Tante Johanna in die Familie.

Sie sind nicht in einem Schloss aufgewachsen?

Nein, ich bin nicht in einem Schloss aufgewachsen. Ich bin ein totaler Normalo, in Wien aufgewachsen, und ich habe immer hier gelebt. Wegen großen Erfolges habe ich in Wien mehrere Schulen besucht. Das hat auch sein Gutes, ich kenne dadurch sehr viele Leute.

Johann-Philipp mit seinem Onkel Franz Spiegelfeld auf Schloss Schenna in Meran. – ©ORF
Johann-Philipp mit seinem Onkel Franz Spiegelfeld auf Schloss Schenna in Meran. – ©ORF

Gäbe es den Adel in Österreich noch, wären Sie ein Graf.

Ja, wahrscheinlich. Aber ich gestehe, dass ich nicht sattelfest bin, wenn es um meine eigene Familiengeschichte geht. In Österreich gibt es auch keinen Adel mehr, und ich finde das auch nicht besonders wichtig. Was mir eher wichtig ist, und darauf bin ich stolz, ist, dass in meiner Familie stets versucht wurde, Werte weiterzugeben. Etwa Verantwortung, Haltung, Engagement, Respekt, Bescheidenheit, sich umeinander kümmern. – Ich würde sagen, christliche Werte und Nächstenliebe sind wichtig.

Christ zu sein hat offenbar einen großen Stellenwert. In Ihrer Vita wird Christ in einer Reihe mit Ihren Berufen bzw. Ausbildungen genannt: Pilot, Historiker, Rettungssanitäter, TV-Moderator, Christ. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Weil ich mich den christlichen Werten verbunden fühle. Natürlich hadere auch ich mit manchen Details in der Kirche, aber ich finde es schön in einer christlichen Gemeinschaft zu leben und das Leben nach diesen Werten auszurichten.

Getreu Ihren Werten sind Sie auch helfend im Einsatz. Sie arbeiten in Ihrer Freizeit ehrenamtlich als Rettungssanitäter beim Malteser Hospitaldienstes Österreich, dessen Kommandant sie seit April sind. Sind Sie auch im Rettungswagen unterwegs?

Wir sind 2.200 Mitglieder österreichweit. Ich darf der Kommandant sein, das ist riesige Aufgabe und gleichzeitig eine große Ehre für mich. Der Malteser Hospitaldienst engagiert sich in vielen Bereichen. Wir betreuen u. a. Obdachlose, wir machen Wallfahrten mit beeinträchtigen Menschen nach Lourdes, nach Rom und ins Heilige Land. Mit dem Rettungsdienst finanzieren wir auch die Organisation, weil wir im Rettungsverbund in Wien fahren – mit ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Früher hatte ich mehr Zeit, aber ich versuche einmal pro Monat als Rettungssanitäter dabei zu sein. Ich mache das sehr gern. Die Schicksale zu sehen, helfen zu können, das ist schon großartig. Und es erdet. Es gibt auch schöne Erlebnisse, die „Herrschaftszeiten“ betreffen: Neulich hatten wir einen Patienten, dem es gar nicht gut ging. Auf dem Weg ins Krankenhaus hat er mich im Rettungsauto erkannt. Er sagte, dass er sich sehr freut, dass ich ihn ins Spital bringe …

Auf Schloss Neudau bei Familie Kottulinski. – Ausführliche Informationen zu allen 17 bis jetzt gesendeten Folgen gibt’s im Buch „Herrschaftszeiten“. – ©ORF
Auf Schloss Neudau bei Familie Kottulinski. – Ausführliche Informationen zu allen 17 bis jetzt gesendeten Folgen gibt’s im Buch „Herrschaftszeiten“. – ©ORF

Sie sind auch Historiker und Pilot.

Direkt nach der Schule und nach dem Bundesheer habe ich die Pilotenausbildung gemacht. Das war ein Kindheitstraum, der sich verwirklicht hat. Für Geschichte habe ich mich auch immer interessiert.  Das Studium war dann eine besondere Zeit. Ich finde es generell großartig, zu lernen. Ich konnte an der Universität in Vorlesungen gehen und Leuten zuhören, die mir Geschichte nähergebracht haben.

Sind Sie als Flugkapitän bei Austrian Airlines eher auf Langstrecke oder auf der Kurzstrecke unterwegs?

Ich war schon auf der Langstrecke, jetzt bin ich Kapitän auf der Kurzstrecke. In der Sommersaison freue ich mich, unsere Passagiere in den Urlaub zu fliegen. Übermorgen geht’s nach Rhodos.

Was sagen Sie einer Flugpanikerin in Zeiten zunehmender Turbulenzen?

Es gibt kein sichereres Verkehrsmittel als das Flugzeug. Ich kenne keinen anderen Beruf, bei dem so viel Zeit und Geld investiert wird, das Personal zu trainieren und zu schulen, damit es auf jede Situation richtig reagiert.

Mit Tassilo Metternich-Sandor im Hof von Schloss Grafenegg. – ©ORF
Mit Tassilo Metternich-Sandor im Hof von Schloss Grafenegg. – ©ORF

Sie haben Familie mit zwei jugendlichen Söhnen, Sie fliegen, moderieren, fahren im Rettungswagen. Was machen Sie als Ausgleich?

Ich gehe gern in der Früh mit unserem Hund Lilly auf den Kahlenberg. Alle in der Familie wollten einen Hund, aber niemand will mit ihm spazieren gehen, also mache ich das. Das ist mein Hobby.

Gibt‘s neben „Herrschaftszeiten“ Pläne für neue Fernsehformate?

Es gibt eine Idee, die wir im Herbst in einem Pilotprojekt realisieren werden – jetzt weiß ich ja, was ein „Pilot“ ist. „Herrgottszeiten“, das gleiche Konzept wie „Herrschaftszeiten“, aber diesmal werden wir Klöster besuchen.

Sie lachen, nehmen Sie mich auf die Schaufel?

Kein Scherz! Ich werde mit den Mönchen sprechen, die können auch ein bisschen Werbung vertragen. (Lacht)

Ganz ehrlich …?

Ja! Ehrlich. Wir werden im Herbst Probst Petrus im Stift Herzogenburg in Niederösterreich besuchen. „Herrgottszeiten“ – mit demselben großartigen Team wie „Herrschaftszeiten“.

Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche?

Ja! Schloss, aus, Ende.


„Herrschaftszeiten – Johann-Philipps Schlossbesuche“
Johann-Philipp Spiegelfeld/Martin S. Pusch
270 Seiten, 102 Abbildungen
Amalthea Verlag
€ 31,-

Ein intensiver Blick hinter die Kulissen der ORF-Erfolgsreihe: Von Tratzberg, Neudau und Riegersburg bis zu Schloss Schenna: Geschichtliches und Anekdoten über alle 17 Schlösser (und Burgen), die Johann-Philipp Spiegelfeld in den ersten drei ORF-Staffeln „Herrschaftszeiten“ besucht hat. Plus: Playlists mit QR-Codes, die den Zugriff auf die Musik der einzelnen Folgen ermöglichen.  

Unter der Leitung von Joji Hattori präsentiert sich der Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere als neues kulturelles Highlight.

Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere

©Anna Stöcher

Unter der Leitung von Joji Hattori präsentiert sich der Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere als neues kulturelles Highlight.

Der Wiener Opernsommer im Schlosspark Belvedere feiert seine Premiere. Die innovative Veranstaltung unter dem Ehrenschutz von Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und der künstlerischen Leitung von Intendant Joji Hattori bereichert den Wiener Festivalsommer mit zehn Open-Air Aufführungen von Mozarts „Don Giovanni“.

Opern-Fest

Die Veranstaltung geht auf eine Initiative des Vereins „Freunde des Wiener Opernsommers“ zurück, als Intendant will Joji Hattori, namhafter Musiker und Unternehmer, sowohl für Einheimische als auch für Touristen ein kulturelles Angebot schaffen, das seinesgleichen sucht.
„Mit der Vision, Wien als Kulturmetropole auch in den Sommermonaten lebendig zu halten, steht der Wiener Opernsommer für Zugänglichkeit, ohne auf künstlerische Exzellenz zu verzichten“, so Hattori, der über viele Jahre seine Erfahrungen in der Durchführung von Open-Air Oper in Kittsee gesammelt hat.
„Wir planen ein Festival, das sowohl die Herzen der Wiener als auch der internationalen Besucher erobern soll, indem wir versuchen, die genialste Oper Mozarts ohne zu viel Avantgardismus zu präsentieren.“
Das Anliegen teilt Hattori mit Regisseur und Casting Director Dominik Am Zenhoff-Söns: „Die majestätische Kulisse des Schloss Belvedere, kombiniert mit einem imposanten Bühnenbild, spektakulären Licht- und Videoeffekten sowie opulenten Kostümen, bietet eine einzigartige Kulisse, welche die Zuschauer in eine andere Welt eintauchen lässt. Eine klassische Inszenierung, die durch moderne Dialog-Elemente eine zeitgemäße Aktualisierung erfährt und darüber hinaus alle Altersgruppen anspricht, erwarten die Zuschauer an diesem geschichtsträchtigen Ort.“
Für das Bühnenbild zeichnet Manfred Waba verantwortlich, auf der Bühne glänzen um den Titelrollendarsteller Thomas Tatzl viele junge Namen der heimischen Opernszene.

Künstlerförderung

Mit dem Plan, jährlich etwa 100 Künstler zu beschäftigen, stellt der Wiener Opernsommer nicht nur eine Bereicherung für das kulturelle Angebot der Stadt dar, sondern bietet auch vielen lokalen Künstlern, die seit der Pandemie mit einem Rückgang privater Kulturveranstaltungen konfrontiert sind, wertvolle Auftrittsmöglichkeiten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Förderung junger Gesangstalente am Anfang ihrer Karriere, was dem Festival eine dynamische Ausrichtung verleiht. Im Falle von „Don Giovanni“ wird beim Wiener Opernsommer auch ein neues Konzept verfolgt, die Oper wird mit Musik in der Originalsprache und Dialogen auf Deutsch kombiniert. Intendant Hattori über die Hintergründe: „Mein Ziel ist es, durch den Ersatz italienischer Rezitative mit unterhaltsamen, verständlichen Dialogen die Oper lebendiger zu gestalten. Das erleichtert das Verständnis und erhöht den Unterhaltungswert.“

Jugendprogramm

Ein spezielles Jugendprogramm öffnet jungen Menschen die Türen zur faszinierenden Welt der Oper. Exklusive Probenbesuche mit anschließender Backstage-Führung, bei denen die SchülerInnen und Schüler erleben können, wie eine Opernproduktion von den ersten Proben biszur finalen Aufführung entsteht. Im Anschluss an die Proben gibt es ein Meet & Greet mit den Künstlern, welche den Jugendlichen inspirierende Einblicke in die beruflichen Möglichkeiten der Opernwelt zeigen.


1. bis 20. 7. 24
opernsommer.at

Für Kunstliebhaber:innen gibt es beim VIENNA CITY GALLERY WALK viel zu erleben.

Performative Rundgänge und Ausstellungen beim VIENNA CITY GALLERY WALK

Für Kunstliebhaber:innen gibt es beim VIENNA CITY GALLERY WALK viel zu erleben. Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge, zeitgenössische Musik-Komposition und viele weitere kulturelle Höhepunkte – der Vienna City Gallery Walk von 22. bis 25. Mai 2024 lädt auf eine Entdeckungsreise durch Wien.

Der VIENNA CITY GALLERY WALK inszeniert den spielerischen Zugang zu Kunst und Kultur in Wien. Musikalisch performative Rundgänge, Performances, Literatur, Musikkomposition sowie Ausstellungsführungen laden ein zum zwanglosen, Kunst-inspirierten Gehen, zum begeisternden Miteinander der Menschen in der Stadt und bereichern die einzigartigen Präsentationen der Wiener Galerien-Szene.

Hochwertige Kunst früherer Zeiten wird in sechs Gallery-Touren mit aktuellen zeitgenössischen Werken in Verbindung gebracht. So wird die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Kunst und Design zum Erlebnis und schafft Bewusstsein für Qualität und Individualität.

Die Tour Guides gehen durch die Wiener City, führen aber auch zu den Programmpartner:innen außerhalb des ersten Bezirks. Freuen Sie sich auf vier engagierte Programmtage! Genießen Sie Kunst. Machen Sie mit. Kostenfrei.

Programm

TOUR 1 / MITTWOCH, 22. MAI 2024 / 16.00-21.00
STORY / HISTORY – Thema: Die Bedeutung von Kunstsammlungen für die Gesellschaft
Start 16.00 bei WAM Wiener Aktionismus Museum, 1010 Wien, Johannesgasse 26 bis zum OPENING EVENING bei GALERIE AMART, Halbgasse 17, 1070 Wien

TOUR 2 / DONNERSTAG, 23. MAI 2024 / 16.00-21.00
FEUER / WASSER / ERDE / LUFT – Ein materialsprachlicher, musikalisch, performativer Rundgang mit Bodo Hell, Götz Bury, Werner Zangerle
Start 16.00 am Josefsplatz, 1010 Wien zu 7 weiteren Ausstellungs- und Themenorten im 1. Bezirk

TOUR 3 / DONNERSTAG, 23. MAI 2024 / 16.00-22.00
ARTWORK STORIES / MUSIC COMPOSITION – Thema: Die Entgrenzung des Bildfeldes
Start 16.00 bei 42c DISTRICT4ART, Hahngasse 9, 1090 Wien, weiter zur HEIDIHORTENCOLLECTION und zu 5 weiteren Ausstellungsorten im 1. Bezirk

TOUR 4 / DONNERSTAG, 23. MAI 2024 / 18.30-20.30
MUSIK ZUM GEHEN + (AUF) STEHEN. Kompositorischer Rundgang durch den 1. Bezirk mit dem ENSEMBLE REIHE ZYKAN+
Zeitgenössische kompositorische Beiträge in Bezug auf Maria Lassnig, Laurie Anderson, Fanny Hensel
Start 18.30 bei 06a GALERIE BEI DER ALBERTINA ∙ ZETTER, Lobkowitzplatz 1, 1010 Wien sowie zu 3 weiteren Ausstellungen in Galerien

TOUR 5 / FREITAG, 24. MAI 2024 / 16.00-21.00
ARTWORK STORIES / MUSIC COMPOSITION – Thema: Kunst und der Aspekt des Begreifens
Rundgang in Verbindung mit IMAGO SONUS, Zeitgenössische Komposition
Start 16.00 bei 14 KUNSTHANDEL GIESE & SCHWEIGER, Akademiestraße 1, 1010 Wien

TOUR 6 / SAMSTAG, 25. MAI 2024 / 11.00-16.00
STORY / HISTORY – Thema: Diversität von Kunstdisziplinen
Rundgang im 1. Bezirk in Verbindung mit IMAGO SONUS, Zeitgenössische Komposition
Start 11.00 bei 04 GALERIE ARTZIWNA, Herrengasse 17, 1010 Wien


INFO
22. 5. 24–25. 5. 2024
16.00–21.00
25. 5. 2024
11.00–16.00
gallerywalk.at

Ab Herbst ist das Burgtheater unter der Leitung von Stefan Bachmann – sein erstes Programm.

Ab Herbst ist das Burgtheater unter der Leitung von Stefan Bachmann – sein erstes Programm

Stefan Bachmann bei der Präsentation. – ©Inés Bacher

Gemeinsam mit seinem Chefdramaturgen Thomas Jonigk präsentierte der neue Burg-Chef Stefan Bachmann die Highlights ihres Programms ab der Saison 2024/25. Ja, und man darf wieder Burg sagen – Vorgänger Martin Kušej bestand ja darauf, sein Haus Burgtheater zu nennen, da er die Konnotation mit einer Befestigungsanlage ablehnte obwohl die Burg im Wiener Sprachgebrauch ja ziemlich verankert ist.

Geradezu klassisch mutet die erste Premiere – Shakespeares HAMLET am 5. September – inszeniert von Karin Henkel – an, während es in der Akademie mit einer Romanadaption von Virginia Woolfs ORLANDO losgeht. Der Spielplan klingt durchaus ambitioniert, einige Erfolgsproduktionen aus Köln wie Rafael Sanchez‘ KÖNIG LEAR oder JOHANN HOLTROP nach dem Roman Rainald Goetz – ein Manageralptraum gespielt von einem rein weiblichen Ensemble – sind natürlich dabei. Bachmann bringt aber auch LILIOM ans große Haus, gespielt von der ans Haus wiederkehrenden Stefanie Reinsperger oder die erfolgreiche „Musicbanda Franui“, die Thomas Bernhards HOLZFÄLLEN vorbereitet. Neben Reinsperger wird auch die großartige Caroline Peters ans Burgtheater zurückkehren. Die größte Sensation kommt erst am Ende. Festwochenintendant Milo Rau wird Elfriede Jelineks BURGTHEATER endlich quasi am Originalschauplatz aufführen – die Autorin hatte sich nach heftigen Anfeindungen ja lange gegen eine Aufführung des Dramas um eine berühmte Burg-Schauspielerdynastie (Hörbiger/Wessely) ausgesprochen und gab nur zu ganz speziellen Aufführungen ihr okay. Mit eigenen Programmen sollen auch inklusive Projekte gefödert werden – schließlich fehlt wie überall auf der Welt im Publikum der Nachwuchs.

Bei der Pressekonferenz auf der Bühne des Burgtheaters wirkte Stefan Bachmann sehr versöhnlich und betonte mehrmals, dass er es als Privileg empfinde, hier arbeiten zu dürfen, zumal er starke Tendenzen in der Gesellschaft gegen „alles Bunte und Vielfältige“ ausmache.

Den kompletten Spielplan finden Sie unter burgtheater.at

Spätestens mit der Romantik beginnen Dichter intensiv darüber zu reflektieren, was Maschinen – zumal menschlich aussehende – mit uns machen. Und deswegen ist es nicht weit hergeholt, wenn Regisseur Bernd Liepold-Mosser aus der Horrorgeschichte „Der Sandmann“ mit der künstlich lebendigen Aufziehpuppe Olimpia ein aktuelles Stück gegen den Transhumanismus macht.

„Der Sandmann“ als musikalisches Schauermärchen im Theater Das TAG

„Der Sandmann“ ist ein Stück gegen den aufstrebenden Transhumanismus. – ©Stefanie Kleindopp / Anna Stöcher

Spätestens mit der Romantik beginnen Dichter intensiv darüber zu reflektieren, was Maschinen – zumal menschlich aussehende – mit uns machen. Und deswegen ist es nicht weit hergeholt, wenn Regisseur Bernd Liepold-Mosser aus der Horrorgeschichte „Der Sandmann“ mit der künstlich lebendigen Aufziehpuppe Olimpia ein aktuelles Stück gegen den Transhumanismus macht. Schließlich zieht bereits bei Hoffmann die Geliebte gegen die Maschine den Kürzeren im Kampf um den Studenten Nathanael. Denn Olimpia widerspricht nicht, sondern sieht ihn stets mit verliebtem Blick an.

Das musikalische Schauermärchen hätte eigentlich schon 2020 uraufgeführt werden sollen – doch die Pandemie vereitelte dies. Und so ging die Produktion stark überarbeitet und mit mehr Musik ausgestattet zuerst nach Villach und hatte jetzt in der Gumpendorfer Straße Premiere. Naked-Lunch-Mitbegründer Oliver Welter spielt seine Musik – unterstützt von Alf Peherstorfer  live auf der Bühne – er performt sogar einige Songs solo. Das ist nicht nur gut zum Transport der Message, sondern macht auch echt eine besondere Stimmung. Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel und Georg Schubert spielen die Rollen. Quasi die Seele der Puppe sind die Augen, die der Wetterglashändler Coppola herstellt und sorgsam bewacht. Dass der Sandmann Coppelius heißt, legt nahe, dass es ein und dieselbe Person ist. In der Romantik liebte man die Andeutung. Nach 80 Minuten musikalisches Theater haben Besucher jedenfalls viel zum Nachdenken.

Infos & Karten: dastag.at

Vor 100 Jahren starb in Kierling bei Wien der 40jährige Franz Kafka an Tuberkulose. Im Gedenkjahr gibt es auch in Wien, der Stadt, die er nicht wirklich mochte, viele Veranstaltungen und Aktivitäten. Der Kabarettist Thomas Maurer stellte jetzt im Rabenhoftheater sein Programm „Maurer.Kafka.Komisch“ vor.

Maurer.Kafka.Komisch – Thomas Maurer präsentiert die komischen Seiten Franz Kafkas im Rabenhof

Thomas Maurer ist am 27. 1., 24. 2. und 24. 3. mit „Maurer.Kafka.Komisch“ im Rabenhof zu sehen. – ©Pertramer/Alamy/Rabenhof

Vor 100 Jahren starb in Kierling bei Wien der 40jährige Franz Kafka an Tuberkulose. Im Gedenkjahr gibt es auch in Wien, der Stadt, die er nicht wirklich mochte, viele Veranstaltungen und Aktivitäten. Der Kabarettist Thomas Maurer stellte jetzt im Rabenhoftheater sein Programm „Maurer.Kafka.Komisch“ vor. Im ersten Teil las er – sehr pointiert – Skizzen, Fabeln und Ausschnitte aus dem Prozess und der Verwandlung. Nach der Pause wurde es dann wirklich skurril, weil Mauerer da weniger bekannte Stellen aus den Tagebüchern und Briefen brachte. Köstlich etwa die Episode in einer alternativen Kuranstalt, wo alle nackt herumlaufen und wegen der Kost – wenig gekochte Hülsenfrüchte – an Flatulenzen leiden. Das sind Szenen, die an Charly Chaplin erinnern.

Die Briefe an Milena aus Meran zeichnen das Bild eines entschlussunfähigen, zerrissenen Charakters. Kafka ändert täglich seine Meinung, ob er seine Geliebte bei seiner Rückkehr nach Prag in Wien besuchen wird oder nicht. Kafka von Mauerer gelesen ist einfach ein Genuss. Zwischendurch bringt der Kabarettist auch viel aus der Biografie des Schriftstellers unter. Ich weiß jetzt nicht, ob an den eimischen Gymnasien noch viel Kafka gelesen wird – nach dem Besuch dieses Abends würden aber auch lesefaule Schüler wieder zu seinen Werken greifen.

„Maurer.Kafka.Komisch“ steht im Rabenhof wieder am 27.1., 24.2. und 24.3. am Programm.
rabenhoftheater.at

Schon am Samstag hat Kafkas „Die Verwandlung“ am Akademietheater Premiere.
burgtheater.at/akademietheater

Und am 29.1., 19 Uhr, wird das Buch „Für K.“ im Augustinertrakt der Nationalbibliothek präsentiert – mit Kurzgeschichten heutiger Autorinnen und Autoren im Gedenken an Franz Kafka.

Fleißiger Autor: Im Theater in der Josefstadt gibt es innerhalb weniger Monate schon die zweite Uraufführung eines Stückes von Peter Turrini.

Uraufführung von Peter Turrinis „Es muss geschieden sein“ im Theater in der Josefstadt

Bild: ©Moritz Schell

Fleißiger Autor: Im Theater in der Josefstadt gibt es innerhalb weniger Monate schon die zweite Uraufführung eines Stückes von Peter Turrini. Nach alten grantigen Männern – „Bis nächsten Freitag“ im November – hat sich der Kärntener Autor einem historischen Thema gewidmet.

Wien im März 1848. In der Stadt rebellieren die Studenten gegen den Kaiser, während das Volk an Hunger leidet. Mittendrin der Überlebenskünstler Adam Holzapfel, der sich ein paar Kreuzer als Füsilier verdient, denn zum Tode Verurteilte gibt es gerade zuhauf. Um seine Familie zu ernähren, braucht aber einen zweiten Job und so wird er Hausmeister bei einer Theatertruppe, die gerade Ferdinand Raimunds Zaubermärchen „Der Bauer als Millionär“ probt. Auch dort machen sich revolutionäre Gedanken breit. Und bald schon steht man vor der Frage, ob man weiterproben oder mitkämpfen soll, denn die Haubitzen und Gewehrsalven stören sowieso längst den Betrieb.

Holzapfel, souverän gespielt von Günter Franzmeier, ist dabei so etwas wie die Mutter Courage der Revolution, denn als kaiserlicher Hilfs-Infanterist ernährt ihn eben auch der Kampf um Leben und Tod. Er fordert nicht Pressfreiheit, sondern endlich die Fressfreiheit. Turrini bietet aber sogar eine Liebesgeschichte auf. Die Schauspielerin Zäzilie, die schon vieles machen musste, um zu überleben und die mit viel Herzblut von Johanna Mahaffy gespielt wird, verliebt sich in den Studenten aus reichem Haus Karl (Julian Valerio Rehrl). In der bewegenden Schlussszene singt sie das traurige „Brüderlein fein“, den raimundschen Abschiedssong der Jugend, während schon das Gewehr auf sie angelegt ist. Ihr Liebhaber Karl wird vom Vater hingegen freigekauft. Die Wiener Revolution wird von Windischgrätz mit 60.000 Mann blutigst niedergeschlagen.

Stephanie Mohr hat sich dem historischen Stück mit viel Fingerspitzengefühl angenommen. Ihre Regie zeichnet sich durch eine schöne Klarheit aus. Nach dem eher mauen Zeitstück ist Turrini mit diesem Revolutionsdrama eine Tragikomödie gelungen, die auf den Theaterbühnen bleiben könnte.

Karten und Infos: josefstadt.org

Wien verdankt dem Regisseur und Autor Markus Kupferblum viele ungewöhnliche Opern- und Theaterproduktionen. Nun lebt er mit seiner Familie in Boston und gerade ist sein Bühnenkünstler-Credo als Buch erschienen.

Für den Zauber der Bühne

„Theater muss die Wahrheit des Augenblicks feiern. Denn auch wenn morgen dasselbe Stück gespielt wird, ist es immer wieder neu und anders.” – Markus Kupferblum. | ©Stefan Diesner

Text: Helmut Schneider

Wien verdankt dem Regisseur und Autor Markus Kupferblum viele ungewöhnliche Opern- und Theaterproduktionen. Nun lebt er mit seiner Familie in Boston und gerade ist sein Bühnenkünstler-Credo als Buch erschienen.

Hier in Wien macht der Regisseur, der schon an sehr vielen Orten der Welt inszeniert, gefilmt, gespielt und unterrichtet hat, nur noch eine Gesprächsreihe im Porgy & Bess mit bekannten Kulturschaffenden wie zuletzt mit Robert Schindel. Nicht nur weil seine Frau in Harvard ihren PhD macht, seine Kinder dort zur Schule gehen und er selbst in Harvard unterrichtet. In Wien wurde es für ihn, der schon 1992 beim hoch angesehenen Festival von Avignon ausgezeichnet wurde und der 2007 einen Nestroypreis erhielt, immer schwieriger, seine Inszenierungen zu finanzieren. Der in Wien Geborene ist ausgebildeter Clown, hat auch als Schauspieler viel gespielt und unterrichtete etwa in Wien, Tel Aviv, Teheran, Frankfurt, Michigan, Louisiana, Boston, New York und Bolivien.

wienlive: Wie verlief Ihr künstlerischer Werdegang?

Markus Kupferblum: Ich habe meine künstlerische Sozialisation in Paris erfahren und war bei Peter Brooks englischer Version der „Mahabharata“ dabei – der war schon damals mein Idol und ich war erst 20. Seine Konzentration auf die Menschen – die Schauspieler – hat mich sehr geprägt – denn sie sind es schließlich, die uns die Geschichten erzählen. Das hatte ich nicht gekannt, denn ich bin ja in Wien mit der Theatertradition des Burgtheaters aufgewachsen. Brook wurde später von Peymann gefragt, ob er fürs Burgtheater arbeiten möchte, und hat glatt abgelehnt. Ich hab ihn nach dem Grund gefragt und er hat geantwortet: Ich brauche Zeit! Das hat mich sehr fasziniert. 

Mit 22 habe ich bereits meine erste freie Operngruppe gegründet, weil ich den Betrieb an der Staatsoper ungeheuer aufgeblasen gefunden habe. 

Worum geht es im neuen Buch? 

Meine Helena in „Die Schönheit der Helena“ ist jene aus dem Sommernachtstraum. Ihr Monolog ist für mich schon lange die beste Gelegenheit, jungen Schauspielerinnen und Schauspielern zu zeigen, wie man an eine Rolle herangeht. Mein Buch ist sozusagen ein Manifest für ein sinnliches Theater. Ich finde das noch immer vorherrschende postdramatische, zerstörerische Theater inzwischen sehr altbacken. Es hatte etwa in Berlin nach dem Fall der Mauer eine wichtige Funktion, aber es ist für mich nicht mehr befriedigend, so an Literatur heranzugehen. Als „Brookianer“ fehlt mir die einmalige Chance, Theater als Labor zu erleben, in dem die großen Konflikte der Menschheit abgehandelt werden. Deswegen hat Brook ja so viel Zeit für seine Inszenierungen gebraucht – er probte eineinhalb Jahre! Das hat mich als Junger fast wahnsinnig gemacht: Ich habe bei ihm Proben erlebt, die perfekt waren – und dann hat er gemeint: so, jetzt können wir das streichen. Er war der Meinung, dass man sich nie an etwas klammern dürfe und dass man durch die Streichung Gelegenheit für etwas Neues bekomme. 

Markus Kupferblum wurde 1964 in Wien geboren und studierte u. a. in Paris bei Philippe Gaulier und Monika Pagneux und an der New York University. – ©Stefan Diesner
Markus Kupferblum wurde 1964 in Wien geboren und studierte u. a. in Paris bei Philippe Gaulier und Monika Pagneux und an der New York University. – ©Stefan Diesner

Das Theater heute will ja inzwischen überkorrekt sein, wie sehen Sie das?

Political Correctness hat sicher seine Berechtigung, aber wenn man das ganz genau nimmt, heißt es doch, dass man kein Stück von Shakespeare mehr spielen dürfte. Bei „Romeo und Julia“ gibt es Sex mit Minderjährigen, beim „Kaufmann von Venedig“ den Antisemitismus, bei „Othello“ begeht ein Afrikaner einen Mord. Wenn Menschen etwa in einer Komödie über Menschen lachen, ist es ja das Ziel, dass sie erkennen, dass sie über sich selbst lachen. Diese Großzügigkeit, über sich selbst lachen zu können, ist doch eine der wunderbarsten menschlichen Qualitäten! Das wissen wir seit Aristoteles. Mit Political Correctness wird es sehr, sehr ernst auf unserer Welt.

Ist das vielleicht auch ein Grund, warum immer weniger Menschen ins Theater gehen?

Ich kann mir vorstellen, dass es da einen Zusammenhang gibt. Wenn sich das Theater nicht mehr darauf konzentriert, was es kann und was es besser kann als ein Netflix-Abo mit Millionen Filmen, dann wir niemand mehr ins Theater gehen. Denn es kostet viel Geld, man kann nicht in Hausschuhen Popcorn essen, nicht auf Stopp oder Fast Forward drücken, kann sich nicht zwischendurch ein Bier holen. Es geht um das Erlebnis, dass ein echter Mensch im selben Raum vor dir steht und du diesen Raum mit vielen anderen Menschen teilst, die dieselbe Empathie zu entwickeln imstande sind. Theater muss die Wahrheit des Augenblicks feiern. Denn auch wenn morgen dasselbe Stück gespielt wird, ist es immer wieder neu und anders.

Am schwierigsten ist es, die Jugend zum Theater zu verführen, oder sehen Sie das anders?

Ich bin da nicht so sicher. Wir Theatermacher müssen auf jeden Fall lernen zuzuhören und herauszufinden, was für Bedürfnisse die Jugendlichen haben. Eigentlich habe ich nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht – und dies auch immer gerne. In Litauen kurz nach der Wende habe ich mit arbeitslosen russischen Jugendlichen, die sich zu Recht völlig ausgeschlossen gefühlt haben – es durfte ja nicht einmal mehr Russisch gesprochen werden –, Straßentheater geprobt. Wir haben dann am Hauptplatz von Vilnius eine Show aufgeführt. Und diese Kinder waren so glücklich, weil ihnen zum ersten Mal von Menschen applaudiert wurde. 


Anlässlich seines 100. Geburtstages ist ab 8. März das Werk eines der einflussreichsten Künstler zu sehen. Roy Lichtenstein (verstorben 1997) schuf Ikonen der Pop Art im Stil von Comics oder Fotos.

Ikonen der Pop Art: Roy Liechtenstein in der Albertina

Drowning Girl, 1963. By Roy Liechtenstein. – ©The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence

Anlässlich seines 100. Geburtstages ist ab 8. März das Werk eines der einflussreichsten Künstler zu sehen. Roy Lichtenstein (verstorben 1997) schuf Ikonen der Pop Art im Stil von Comics oder Fotos. In der Albertina werden aber auch seine weniger bekannten Skulpturen ausgestellt.

Ausstellung

Roy Lichtenstein, der Meister der Pop Art, wird 100 Jahre alt. Die Albertina feiert den Künstler mit einer umfassenden Retrospektive, die über 90 Gemälde, Skulpturen und Grafiken versammelt. Dank der großzügigen Leihgaben von 30 Leihgebern – internationalen Museen und Privatsammlern – werden die bedeutendsten Werke seines umfangreichen Schaffens aus aller Welt nach Wien reisen, darunter das New Yorker Museum of Modern Art, das Whitney Museum, die National Gallery, Washington, die Yale University Art Gallery, New Haven, das Museum Ludwig, Köln, das Louisiana Museum, Humblebaek, das Moderna Museet, Stockholm, und das Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid.

Stil

Roy Lichtenstein ist für seine klischeehaften Blondinen, Kriegshelden und Comic-Figuren mit Sprechblasen bekannt. Mit knalligen, leuchtenden Farben, klaren Linien und den charakteristischen Ben-Day-Punkten, die die billige Drucktechnik der Comics imitierten, prägte er in den 1960er Jahren mit seiner Cartoon-Ästhetik die amerikanische Kunstszene. Die Ausstellung startet mit den Frühwerken der 1960er Jahre, darunter zwei Ikonen dieser Ära: Look Mickey und Popeye, die erstmals seit Jahrzehnten wieder gemeinsam zu sehen sein werden. Des Weiteren präsentiert die Ausstellung Lichtensteins ikonische Gemälde von Objekten der Produktwerbung in Schwarz-Weiß, sowie Landschaften in Emaille-Technik und Kunst-nach-KunstBilder nach Picasso, Dalì, Kirchner oder Pollock.

Informationen & Details auf albertina.at