„Maria Stuart“ frei nach Schiller im Theater DasTAG

„Maria Stuart“ frei nach Schiller im Theater DasTAG

©Anna Stöcher

Höhepunkt aller „Maria Stuart“-Fassungen ist immer die direkte Konfrontation der beiden Königinnen – der herrschenden Elisabeth und der ehemaligen schottischen Königin Maria, die seit Jahren in einem englischen Kerker dahinschmachtet. Im Theater DasTAG in der Gumpendorfer Straße ist die Szene schnell erledigt, nur zu bald beschimpfen sich die beiden und Elisabeth unterzeichnet das Todesurteil ihrer Rivalin. Denn Gernot Plass interessiert am Drama von Friedrich Schiller vor allem die Politik und die Intrige – zweifelsohne ein sehr aktuelles Thema, das sich täglich in den Nachrichten verfolgen lässt. Wobei wir das meiste ja sowieso nur vermuten und ahnen können.

Und der Intrigen gibt es auch bei Schiller mehr als genug. Am Hof von Elisabeth tummeln sich Günstlinge und Einflüsterer, Doppelspione und Karrieristen. Leicester (Markus Hamele) unterstützt heimlich Maria, opfert aber kaltblütig den jungen Mortimer (Raphael Nicholas), um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Elisabeth (Michaela Kaspar) ist im Zentrum des Ganzen, als Königin kann sie sich auch nicht die kleineste Schwäche erlauben, während Maria (Lisa Schrammel) zum Spielball der Mächte verkommt und sich mit ihrem Hochmut das eigene Grab schaufelt.

Politik wird ja von vielen als das denkbar Langweiligste angesehen. Das ist nicht nur gesellschaftlich betrachtet gefährlich, sondern auch falsch wie auch heutige Adaptionen im Unterhaltungsgeschäft – wie etwa die TV-Serie „Borgen“ – zeigen. „Maria Stuart“ im DasTAG ist tatsächlich auch spannend, gegen Ende streut Plass, der sich im Groben an Schiller hält, auch noch ein paar sprachliche Witze ein und ordnet die Besessenheit der Engländer an Ballspielen schon im Elisabethanischen Zeitalter beginnen.

Infos und Karten: dastag.at

Einen Kampf um die (Leit)Kultur gab es auch schon früher – Eine Darstellung der Kulturgeschichte des Austrofaschismus bei „Rund um die Burg“

Einen Kampf um die (Leit)Kultur gab es auch schon früher – Eine Darstellung der Kulturgeschichte des Austrofaschismus bei „Rund um die Burg“

Im Gymnasium lernte ich noch, dass sich das österreichische Parlament im März 1933 selbst ausschaltete und Dollfuß/Schuschnigg den Ständestaat als letztes Bollwerk gegen Hitler errichten mussten. Ein damals noch durchaus gängiges Geschichtsbild. Inzwischen weiß man, dass die Christlichsozialen schon lange vor der – leicht wieder reparierbaren – Abstimmungspanne im Parlament die Liquidierung der Demokratie planten. Auch, aber nicht nur weil sie mit einem großen Stimmzuwachs der Nationalsozialisten bei den nächsten Wahlen rechneten. Der Hass auf die Sozialdemokratie und das Rote Wien war bei Dollfuß und Co. einfach riesengroß und in der Kirche sahen sie eine starke Verbündete.

Der Ständestaat begann dann auch – spätestens nach den Februarkämpfen 1934 – mit den Säuberungen und der Propaganda auch in der Kultur wie das gerade erschienene Buch „Maskeraden. Eine Kulturgeschichte des Austrofaschismus“ von Alfred Pfoser/Béla Rásky/Hermann Schlösser aufzeigt. Der Titel ist einem erotisch aufgeladenen Kinoerfolg mit Paula Wessely aus dem Jahr 1934 entnommen, denn die Autoren beschreiben die damalige Politik als Maskerade eines brutalen Polizeistaates, der mit den Mitteln der Unterhaltungsindustrie auf schön geschminkt werden sollte. Wie im Nationalsozialismus sollte die Heimat im Zentrum stehen, alles Liberale oder gar sozialdemokratische Denken wurde mit Hinweis auf den katholischen Glauben und das Vaterland getilgt. Man erließ zwar nicht wie Hitler einschlägige antisemitische Gesetze, Juden wurden aber überall benachteiligt. Joseph Roth schrieb etwa in seinem Essay „Juden auf Wanderschaft“ schon 1927: „Es ist furchtbar schwer, ein Ostjude zu sein, es gibt kein schwereres Los als das eines fremden Ostjuden in Wien.“

Das Filetstück der Sozialdemokraten war natürlich das Rote Wien. Partei und Gewerkschaften wurden von den Austrofaschisten verboten, die sozialdemokratischen Einrichtungen wie Arbeiterbüchereien und Volkshochschulen gesäubert. In Zusammenarbeit mit der Kirche wurden auch höchst literarische Werke von Autoren wie Èmile Zola, Jack London oder B. Traven aus den Beständen eliminiert und durch Bücher von Waggerl oder Luis Trenker ersetzt. Selbst Sigmund Freud fand keine Gnade vor der Sexualfeindlichkeit der Machthaber.

Dagegen suchte man nach einer echten österreichischen Leitkultur. Mit allerdings bescheidenem Erfolg organisierte das Regime Weihespiele und Aufmärsche wie eine „Huldigung der Stände“ ausgerechnet am 1. Mai und ausgerechnet vor dem Wiener Rathaus. Malerische Alpentrachten und blaugelbe Pfadfinderhemden waren die neue Mode. Am Ende mussten allerdings auch Vertreter des Regimes einsehen, dass es besser gewesen wäre, gemeinsam mit der verhassten Linken den Kampf gegen die Nationalsozialisten aufzunehmen statt sich ideologisch immer mehr anzubiedern.

Am 11. Mai wird Alfred Pfoser um 10.30 Uhr bei „Rund um die Burg“ das Buch „Maskeraden“ im Restaurant Vestibül vorstellen. Alle Infos: rundumdieburg.at


Sogar das Wetter meinte es gut mit der Premiere von „Sommer.Hunds.Traum“ im Neubauer Off-Theaters, denn es war der erste wirklich heiße Tag des Jahres.

Das Off-Theater verquickt gekonnt den Sommernachtstraum mit Ulrich Seidls Kultfilm „Hundstage“

Die Besetzung von Sommer.Hunds.Traum. – ©Walter Mussil

Sogar das Wetter meinte es gut mit der Premiere von „Sommer.Hunds.Traum“ im Neubauer Off-Theaters, denn es war der erste wirklich heiße Tag des Jahres.

Und wir sind jetzt im Stück vor einem rustikalen Speckstand irgendwo in der Wiener Vorstadt bei irgendeinem Baumarkt, wo alle bereits in der Früh schwitzen. Schon vorher hat Anna – die Frau mit dem Rededurchfall aus den „Hundstagen“ – die Zuschauer mit Fragen genervt, auf die sie selbst am besten die Antworten kennt wie „Was sind die 10 häufigsten Geschlechtskrankheiten“. Mit dieser Figur im Film ist die Schauspielerin Maria Hofstätter 2001 erst so richtig berühmt geworden. Im Theater ist Sophie Resch – äußerst gekonnt – aber nicht nur die Anna, sondern auch der schelmische Puck aus dem „Sommernachtstraum“. Gelegentlich versucht sie zu zaubern, aber nicht zu oft – Shakespeares Komödie wurde ja – besonders im Sommertheater – schon mindestens 1x zu oft gespielt, nicht wenige Zuseher winken bereits genervt ab, wenn sie von einer Neuinszenierung hören. Doch Regisseur Ernst Kurt Weigel hat sich aus dem Klassiker nur jene Teile geholt, die sich in der Welt von Ulrich Seidl auch richtig gut entfalten können.

Das ergibt fast 2 Stunden höchst unterhaltsames, interessantes Theater. Ein paar Wiener Vorstadttypen richten ein Hochzeitsjubiläum aus, bei dem zu Schweinsbraten und Bier auch ein seltsames Stück aufgeführt werden soll. Es gibt lesbische Liebe, eine überqualifizierte Putzfrau mit migrantischem Hintergrund, Baumarktangestellte, Probleme mit Diebstahl auf dem Parkplatz und jede Menge Vorurteile, die die Figuren vor sich auftürmen. Alle Mitwirkenden müssen zwischendurch  auch tanzen. Neben Sophie Resch als Anna spielen Yvonne Brandstetter, Matthias Böhm, Kajetan Dick, Bernhardt Jammernegg, Christian Kohlhofer, Ylva Maj Rohsmann und Leonie Wahl. Beste Abwechslung in der Wiener Theaterszene.

Alle Infos & Karten: off-theater.at

Der Nino aus Wien ist seit Jahren eine feste Größe in der heimischen (Alternativ)Musikszene. Kürzlich hat er sein erstes Buch geschrieben.

„Ich habe Adria am Unterarm tätowiert“ – Der Nino aus Wien und sein „Kochbuch Take 16“

Der Nino aus Wien im Café Weidinger. – ©PaulT

Der Nino aus Wien ist seit Jahren eine feste Größe in der heimischen (Alternativ)Musikszene. Seine Heimat ist der Sender FM4, gerne wird er aber auch auf Ö1 gespielt, denn Alben wie „Bäume“, „Ocker Mond“ oder zuletzt „endlich Wienerlieder“ bestechen durch poetische Texte in Wienerisch, oft wurde er schon als der „Bob Dylan vom Praterstern“ tituliert. Aktuelle Hit-Single „Alles 1 Scheiss“.

Autor

Vor kurzem hat Nino Mandl – wie er bürgerlich heißt – aber sein erstes literarisches Buch veröffentlich, ein weißes Bändchen mit dem Titel „Kochbuch Take 16“. Darin zu finden sind Beobachtungen, Zustandsbeschreibungen, Stimmungen. Jede Menge Zeilen zum Nachdenken finden sich darin. „Musikalisch komm ich vom Karaoke. Lyrisch vom Chat. Ich bewundere Menschen für vieles“, heißt es da etwa.

Das Kapitel „Adria“ klingt wie der Nachruf von einem Italien-Urlaub, der schon mit „Caorle my friend“ ansetzt.

Im Interview sagt Nino freilich dazu: „Für mich ist das Buch nicht persönlich. Es ist viel mehr ein distanziertes Buch aus der Beobachtung heraus. Ich persönlich spiele in dem Buch kaum eine Rolle. Für ein wirklich persönliches Buch bin ich zu feig.“

Auch die Kritik, es wäre kein Kochbuch, da es ja keine Rezepte enthält, lässt er nicht gelten: „Es wird alles in einen Topf geworfen und köchelt vor sich hin, ja. Aber ich unterscheide es gar nicht so stark, für mich ist alles zusammen ein Gericht. Ob es dir schmeckt oder nicht ist deine Sache. Geschmäcker sind verschieden. Der Druck im Kochtopf kann stark werden.“

Am 10. Mai wird der Nino aus Wien um 16 Uhr im Vestibül des Burgtheaters „Rund um die Burg“ eröffnen.


Kochbuch Take 16 – Nino aus Wien
Redelsteiner dahimène edition
20,00 €

„Duo Dynamit“, „Die Kaffeehausspekulanten“, „Die Schnitzelfresser“. Schon zu Beginn ihrer gemeinsamen, der geneigten Öffentlichkeit zugewandten, Musik, war Wortwitz ein verfestigtes Anliegen von Verena Doublier und Sebastian Radon, zumindest nachdem man das schlichte „Doublier/Radon“ rasch verworfen hatte. Schließlich erwies sich „Wiener Blond“ als die „knackigste“ Variante.

Vom Wetterpanorama ins Kaffeehaus

„Duo Dynamit“, „Die Kaffeehausspekulanten“, „Die Schnitzelfresser“. Schon zu Beginn ihrer gemeinsamen, der geneigten Öffentlichkeit zugewandten, Musik, war Wortwitz ein verfestigtes Anliegen von Verena Doublier und Sebastian Radon, zumindest nachdem man das schlichte „Doublier/Radon“ rasch verworfen hatte. Schließlich erwies sich „Wiener Blond“ als die „knackigste“ Variante.

Die Ur-Schuld am Zustandekommen von „Wiener Blond“ trägt der Gesangslehrer von Doublier und Radon – beide studierte Musikpädagog(inn)en – am Institut für Popularmusik der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, kurz mdw. Er machte Verena Doublier darauf aufmerksam, dass er einen Studierenden kenne, der, wie Doublier, ebenfalls gerne Texte mit speziellem Humor verfasste und riet ihr, sich mit jenem einmal zu treffen. Der Rat wurde zur Tat und 2012 damit zum Ausgangspunkt des gemeinsamen Performens. Sowohl Doublier, aufgewachsen im 2. Wiener Gemeindebezirk, als auch Radon, mit geburtsmäßigem Hintergrund in der Nähe von Schwechat, waren zwar vor allem großelternseits mit Dialekt konfontiert, sprachen diesen jedoch nicht. Und in der Tat, hört man „Abstandswalzer“, den Eröffnungssong ihres jüngsten Albums „Sinfonien im Souterrain“, offenbart sich zunächst eher ein gekonntes Schönbrunner Salon-Hochdeutsch. Doch schon mit dem darauf folgenden „Soda Zitron“ bahnt sich das Wienerische den Weg.

Thematisch drehen sich die neuen Songs um scheinbar Alltägliches, doch wer hat heutzutage schon alltäglich Zeit und Muße den Tauben beim Taubensein zuzuschauen, während man auf DHL wartet, wer kann sich terminfrei dem Apfelstrudel hingeben und dabei über Thomas Bernhard, Hermann Nitsch oder Sigmund Freud sinnieren, wer kann sich noch – mit Kaffeetscherl im Pyjama – das Wetterpanorama gönnen? Wort- und Sprachwitz fließen Wiener Blond jedenfalls aus den Federn als wäre es das leichteste Unterfangen der Welt. Dabei nimmt Wien eine nicht unzentrale Rolle ein, mit all ihren kleinen, versteckten, für diese Stadt typischen Gemeinheiten und Anspielungen. Humor ist dabei allgegenwärtig.

Zum ersten Mal im Studio war auch das Original Wiener Salonensemble zugegen, mit welchem Wiener Blond seit 2016 immer wieder live zu erleben ist und mit dem sie bereits 2019 die Live-CD „Endlich salonfähig!“ einspielten. Das von Mozart und Schubert über Lanner und Strauß bis hin zu Piazzolla und Gershwin geschulte Ensemble verleiht Wiener Blond zusätzliche musikalische Leichtigkeit, lässt Jahrhundertgrenzen gegenstandslos werden, fügt sich in Wienerlied ebenso wie in Walzer, Chanson, Tango UND Pop. Denn schließlich fühlen sich Wiener Blond vor allem in Letzterem verortet. Bedenkt man, dass wohl auch Mozart, Liszt oder Nestroy zu ihrer Zeit „Pop“ fabrizierten, ein treffender Ansatz. Mit all diesen Ingredienzien – und noch mehr – treiben Wiener Blond gekonnt ihre Spielchen.


CD-TIPP:

  • Wiener Blond & Original Salonensemble „Sinfonien im Souterrain“, Crowd & Ryben Records

LIVE-TERMINE:

VIDEO-PODCAST WIENER BLOND:

Nestroys „Häuptling Abendwind“ als Rap-Tragikomödie im Rabenhof. – ©Rita Newman

Nestroys „Häuptling Abendwind“ als Rap-Tragikomödie im Rabenhof

Bild: ©Rita Newman

Johann Nestroys Menschenfresserstück „Häuptling Abendwind oder Das gräuliche Festmahl“ ist so politisch unkorrekt, dass man es sich heute kaum mehr spielen traut. Nun hat sich die Musikerin und Poetry Slammerin Yasmin Hafedh aka Yasmo bei ihrer allerersten Regiearbeit dem Stoff angenommen und für den Rabenhof ein aktuelles Schauerstück mit antizipatorischem Anspruch gemacht. Ihre zwei „Wilden“ – die Häuptlinge Abendwind und Biberhahn – agieren durchaus heutig, ihr Appetit auf Menschenfleisch ist eben ihre Leitkultur (oder Leidkultur) und ihr Abwehrkampf gegen die Zivilisation und den Fortschritt irgendwie verständlich. Roman Gregory, der umtriebige Mastermind der Szeneband „Alkbottle“, kann in der Titelpartie voll Überzeugung singen: „I wü ka Gemüse / I wü ka Obst“.

Doch auch in der Leitkultur gibt es Probleme. Die beiden Chefs haben sich gegenseitig die Ehefrauen wortwörtlich einverleibt und Abendwinds Tochter Atala begehrt gegen die Pläne ihres Vaters, sie mit Biberhahns Sohn Artur zu vermählen. Das geht sowieso schief, denn blöderweise landet dieser im Kochtopf. Davor präsentiert sich Artur aber noch als völliger Schnösel, der ebenso wie Atala an seinen Followern interessiert scheint. Influencer gibt es anscheinend schon auf der letzten Südseeinsel. Auch das junge Paar ist exzellent besetzt mit der aus Ghana stammenden Musikerin Bex und dem Schlagzeuger Raphael Rameis, der gemeinsam mit Yasmo auch die Musik beigesteuert hat. Und Christian Strasser spielt den Biberhahn als Pendant zu seinem Prolo-Chefkollegen mit Döblinger Zungenschlag. Klar, dass am Schluss die Häuptlingstochter die Macht übernimmt, obwohl sie keine Vorstellung davon hat, was sie politisch durchsetzen will. Das bringt Jubel aus der feministischen Ecke, stimmt für die Zukunft der Insel aber nicht hoffnungsfroh, denn im ersten Teil wurde Atala als nicht gerade helle Influencerin gezeichnet.  Yasmo sitzt als Autorin und Beobachterin die ganze Zeit am Rand der Bühne und kommentiert das Geschehen, zweimal auch mit Raps.

Das Publikum im Rabenhof applautierte schon während der Vorstellung bei allen Songs heftig, die Kombi Musik und Theaterkomödie ist immer für einen Triumpf gut. 

Karten und Infos: rabenhof.at

KAFKA – Kommentar von Otto BrusattiKAFKA – Kommentar von Otto Brusatti

KAFKA – Kommentar von Otto Brusatti

Szene aus KAFKA. – ©ORF

Kann man Franz Kafkas Leben (und sein Werk natürlich und vor allem) verfilmen? Selbst mit hohem Aufwand, erarbeitet und von Spezialisten zwischen Dramaturgie (Daniel Kehlmann) und Quellenkundigsten (Reiner Stach) betreut, mit einem Regiestar (David Schalko) und mit mehr als einem Dutzend an Schauspielern und Darstellerinnen aus der ersten Kategorie für Fernsehspiele?

Die Antwort lapidar: Ganz hübsch ist das ja geworden als sechsteiliges Monster mit ziemlichem Aufwand an Material, Szenen und – naja – Film- und Traumwirklichkeiten. Man sieht bestimmende Frauen, brutale Verwandte und ziemlich harmlos gezeichnete Schriftstellerkollegen, schöne Ausstattungen (zwischen alten Kostümen oder alten Autos). Es wird ungemein viel geraucht, die Sprache in den Filmen ist – wie aktuell üblich auch etwa bei den Tatorten – verhudelt, die behandelte Zeit, Kafkas Haupt-Schreibezeit, ändert sich in mehr als zwei Jahrzehnten in der Bilddarstellung kaum. Manchmal schwindelt sich alles in leicht irrationale Sequenzen hinein, gelegentlich wird aus dem off was erzählt, Musik, Klänge oder Hintergrundrhythmen sind immer da und stören leider zu oft, ein paar Mal kippt es ohne gestalterischen Rhythmus für das Ganze z.B. aus recht kindisch aufgelösten Bordell-Szenen in verfilmte Szenen aus Kafkas Texten (Prozeß oder Schloß oder Strafkolonie oder Verwandlung).

Sechs also hübsche Dreiviertelstundenfilme sind das. Wenn man allerdings von Franz Kafka und seinem Werk wenig bis kaum eine Ahnung hat, dann versteht man wenig oder kriegt kaum was als logische Abfolge mit. Das Kafka-Umfeld, also Kollegen, vor allem Max Brod, die Familie, vor allem der Vater, die Arbeitsstätte bei der Versicherung und zentral die wichtigsten Frauen (Geliebte, Verschmähte, Pflegerinnen, nächste Verwandte) stehen im Mittelpunkt. Der Hauptdarsteller (Joel Basman) bleibt bis auf wenige Einstellungen (im Tod vor allem) ein Bürscherl, jemand ohne Ausstrahlung – sozusagen: kafkaesk ist der nicht. Die meisten um ihn herum Spielenden sagen ihre Texte auf, die Natur ist weitgehend schön, der Weltkrieg spielt fast keine Rolle, man redet nicht pragerdeutsch; ja überhaupt: die besondere, wohl das literarische Werk fast durchgehend prägende Stimmung vor allem seiner Heimatstadt vermisst man ziemlich schmerzlich. Warum all das Gezeigte und Gespielte nun Basis gewesen sein soll für eine bestimmende Literatur des 20. Jahrhunderts, wird nicht klar.

Trotz aller Kritik, basierend jetzt halt auf Anschau-Enttäuschungen nach vielen Stunden vor dem Schirm (es zieht einen sozusagen nie weg, wie das beim Lesen von Kafka-Texten fast jedes Mal passiert, oder auch – simpler – die dargestellten Zeitgenossen zwischen Kunst, Familie und Vorbildern (?) für den Autor agieren zumeist harmlos und uninteressant) sollten trotzdem ein paar Besonderheiten in diesen neuen Kafka-Filmen hervorgehoben werden: vor allem die lebendige, auch verstörende Milena, dargestellt von Liv Lisa Fries, oder generell die Kafka-Schwestern.

Dieser Franz-Kafka-Sechserpack, immerhin von vielen der wichtigsten deutsch-sprachigen Stationen vorgelegt, war, wie man liest, kein Publikumserfolg. Man hätte den allerdings mit besseren Erzählstrukturen im selben Aufwand durchaus erzielen können.

In der ORF-Tvthek abspielbar.

-Otto Brusatti

Wie die moderne Welt von Wiener Wunderwuzzis erfunden wurde – „Vienna“, das erstaunliche Werk des „Economist“-Journalisten und Historikers Richard Cockett

Wie die moderne Welt von Wiener Wunderwuzzis erfunden wurde – „Vienna“, das erstaunliche Werk des „Economist“-Journalisten und Historikers Richard Cockett

Hätten Sie es gewusst? Frustriert von den öden, herzlosen Vorstädten in den USA sehnte sich in den 50er-Jahren der 1903 in Wien geborene Victor Gruen nach dem pulsierenden Leben in seiner Heimatstadt zurück und erfand kurzerhand die Shopping Mall. Als Ort zum Einkaufen, aber vor allem auch als einen Ort der Begegnung mit Cafés, einer Piazza, Unterhaltungseinrichtungen wie Theater und Kinos, wo sich auch Menschen außerhalb ihrer Jobs – damals vor allem Frauen und Jugendliche – treffen konnten. Natürlich gelten Einkaufszentren mit den unvermeidlichen Parkplätzen davor jetzt nicht mehr als zeitgerecht, aber erfunden wurden sie 1956 von Gruen vor allem auch als autofreie Zonen zum Schlendern, Tratschen und gelegentlichen Einkaufen.

Innovation

Gruen war auch einer der ersten Verfechter von Fußgängerzonen – bei der Eröffnung der Kärntner Straße war Gruen wieder nach Wien zurückgekehrt und beriet die Stadtregierung bei der Planung. Und für manche gilt er auch als Ahnherr der „Stadt der kurzen Wege“. Das Konzept der Shopping Mall war so erfolgreich, dass es bereits 4 Jahre später 4.500 Malls in den USA gab. Wie viele heute weltweit existieren, lässt sich kaum schätzen.

Architekt Victor Gruen bei der Eröffnung eines Planungsbüros in Wien (1967). – ©ÖNB / CC BY-NC-ND 4.0
Architekt Victor Gruen bei der Eröffnung eines Planungsbüros in Wien (1967). – ©ÖNB / CC BY-NC-ND 4.0

Victor Gruen (geboren als Victor David Grünbaum) ist nur einer der vielen Menschen aus Wien, die unser heutiges Leben maßgeblich beeinflusst haben und die der britische „Economist“-Journalist und Historiker Richard Cockett in seinem Ende des letzten Jahres erschienenen Buch „Vienna. How the City of Ideas Created the Modern World“ sehr detailliert auflistet und beschreibt. Es ist wirklich beeindruckend, auf wie vielen Gebieten Wienerinnen und Wiener bei der Schaffung und Definition der modernen Welt an vorderster Front standen.

Gute Voraussetzungen

Zwar gibt es von den meisten der von Cockett Genannten schon Biografien, aber bisher hat noch niemand die Fülle der aus Wien stammenden Kreativen in ihrer Gesamtheit gewürdigt. Wobei Cockett natürlich nicht nur die in Wien geborenen Menschen berücksichtigt. Er richtet seinen Blick auf Persönlichkeiten, die in Wien geprägt wurden – meist durch ein Studium an der Universität oder als Schülerinnen oder Schüler hier bereits berühmter Menschen. Und er gibt auch die Gründe an, warum gerade die letzten Jahre der Donaumonarchie und das Rote Wien so fruchtbar für Neuerungen waren:

  1. Sehr viele der Wiener Geistesgrößen wie Sigmund Freud, Victor Gruen, der Architekt der Westside Villa Richard Neutra oder Paul Lazarsfeld, der Pionier der Sozialforschung, stammten aus jüdischen Familien. In diesen herrschte eine große Hochachtung vor Bildung, in den oft armen Familien die einzige Möglichkeit eines sozialen Aufstiegs. Als die Nazis dann 1938 die medizinische Fakultät an der Wiener Uni von Juden „säuberten“, wurde 78 Prozent der Lehrenden entlassen.
  2. Der Habsburger-Staat mag zwar nicht wirklich modern gewesen sein, aber Bildung war doch leichter zu erlangen als etwa in Deutschland oder gar in noch strikteren Klassengesellschaften wie in England und Frankreich. Seit 1867 galt per Verfassung: „Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei“. Die Wiener Uni war in den Zeiten der Monarchie die viertgrößte der Welt.
  3. Die Wiener Gymnasien und Realschulen waren zwar in den Lehrplänen nicht liberaler als die Berliner, die Schülerinnen und Schüler trafen sich aber sowieso lieber in den zahlreichen Wiener Kaffeehäusern, um dort über Gott und die Welt zu diskutieren.
  4. In ebendiesen Cafés saßen auch sogenannte Privatdozenten, die mit ihren Studenten die jeweiligen Forschungsfelder vertieften – denn sie wurden dafür ja nicht von den Universitäten bezahlt und brauchten eine Einnahmequelle. Daraus erklären sich die vielen Zirkeln, geordnet nach Interessen. Die berühmte „Mittwoch-Gesellschaft“ von Freud und seinen Adepten traf sich etwa im Café Korb.
  5. Die – meist aber nicht nur jüdischen – Bürgerhaushalte betrieben oft aus Liebhaberei Privatstudien – in manchen Wohnungen der Ringstraßenpalais befanden sich Terrarien oder Gewächshäuser. Bildung hatte einen großen Wert und war keineswegs eine Klassenfrage.
  6. Anders als in Deutschland herrschte in Wien – spätestens aber im Roten Wien – eine Bevorzugung der exakten Wissenschaften (im Gegensatz zum deutschen Idealismus) – siehe Wiener Kreis.
  7. Wien war in der Monarchie die Stadt der Einwanderer aus allen Teilen des Kaiserreiches. Die meisten Wissenschaftler kamen aus Galizien, aus den heutigen Teilen der Ukraine oder Ungarn, die Hälfte der Wiener Bevölkerung war nicht in Wien geboren.
  8. Und nicht zuletzt war Bildung für das Rote Wien ein zentrales Gut. Man denke nur an Einrichtungen wie die Volkshochschulen oder die Städtischen Büchereien, deren Platzbedarf sogar schon bei der Planung der neuen Gemeindewohnungen berücksichtigt wurde.
Schon in der Dezemberverfassung 1867, dem Staatsgrundgesetz, wurde verankert: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. – ©Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Christian Hofer
Schon in der Dezemberverfassung 1867, dem Staatsgrundgesetz, wurde verankert: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. – ©Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Christian Hofer

Umbruch

Besonders genau geht Cockett auf die „wissenschaftliche Weltauffassung“ des Wiener Kreises ein, die viele der dann vom Austrofaschismus und den Nazis Vertriebenen im Gepäck hatten, als sie in England und den USA ihre Karrieren fortsetzten. Dollfuß, Schuschnigg und Hitler einte der Hass auf Juden und die Roten, sie stellten Heimat, Rasse und Brauchtum über die Wissenschaft. Das Deutsche Reich war tendenziell wissenschaftsfeindlich. Karl Popper entwickelte in England seine Definition von wissenschaftlichen Theorien – sie sollte grundsätzlich widerlegbar sein (Alle Schwäne sind weiß gilt solange als wahr, bis ein schwarzer Schwan auftaucht).

Sehr differenziert schildert Cockett auch den Kampf um die Deutungshoheit in der Ökonomie, den drei Wiener global beobachtet gegeneinander führten und der auch heute noch unser Denken von wirtschaftlichen Prozessen bestimmt.

Gegensätze

Das Rote Wien – mit Otto Neurath an der Spitze – verstand die Wirtschaft, vereinfacht dargestellt, als Diener des Volkes, die zur Wohlfahrt verpflichtet werden muss (Wohnbausteuer von Hugo Breitner). Auch Roosevelts „New Deal“ nahm etwa nach dem Börsencrash die Wirtschaft in die Pflicht. Der ebenfalls in Wien geborene Friedrich August von Hayek predigte stattdessen einen Staat, der sich in Sachen Wirtschaft völlig zurücknimmt. Die Gesetze des freien Marktes würden automatisch Wohlstand für alle (zumindest die Fleißigen) bringen. Er gilt somit als Erfinder des Neoliberalismus, der spätestens seit den 80er-Jahren (Thatcher, Reagan) die Weltwirtschaft bestimmt. Cockett verweist aber auch noch auf den Wiener Karl Polanyi, der zu Lebzeiten wenig beachtet wurde, in den vergangenen Jahren aber wieder viel diskutiert wird. Polanyi definiert die menschliche Arbeit, aber auch die Natur als ein nicht handelbares Gemeingut und fordert einen Staat, der zwar nicht wie im Kommunismus alle wirtschaftlichen Geschehnisse diktiert, der aber sowohl mit einem moralischen Blick aus Sicht aller Bürger Eingriffe vornimmt.

Karl Lueger um 1897. Der Wiener Politiker setzte Antisemitismus als politische Waffe ein und kann als „Erfinder“ des Populismus gesehen werden. – ©Wienbibliothek im Rathaus / CC BY-NC-ND 4.0
Karl Lueger um 1897. Der Wiener Politiker setzte Antisemitismus als politische Waffe ein und kann als „Erfinder“ des Populismus gesehen werden. – ©Wienbibliothek im Rathaus / CC BY-NC-ND 4.0

Berühmt & Berüchtigt

Cockett behauptet aber keineswegs, dass nur Gutes aus Wien kam. Karl Lueger war einer der ersten, der den Antisemitismus als politische Waffe einsetzte („Wer a Jud is, bestimm i“) obwohl er viel mit Juden verkehrte. So gesehen war er vielleicht der erste Populist, der sich nicht um Fakten scherte. Der Ökonom Othmar Spann schuf mit seinem Buch „Der wahre Staat“ die Grundlagen für den Faschismus in Österreich und Deutschland (er wurde auch NSDAP-Mitglied). Und ausgerechnet der Jude Otto Weininger schrieb mit „Geschlecht und Charakter“ ein Werk des Antisemitismus und der Frauendiskriminierung, das viel Beachtung fand – auch weil es einen Geniekult huldigt nach dem sich geniale Menschen keiner Verantwortung zu stellen haben. Zudem war die Wiener Universität keineswegs immer ein Hort der liberalen Weltauffassung. Rechte Schlägertrupps waren eine ständige Gefahr für Studierende und Lehrende. So wurde Moritz Schlick bekanntlich auf der Universitätsstiege ermordet.

Nevertheless, wie Cockett am Ende schreibt: „We are all in their debt“.

Interessant auch, dass eine so eindrucksvolle Aufarbeitung des Wiener Geisteslebens auf die moderne Welt von einem Briten kommt. Man wird sehen, ob das einen ähnlichen Effekt hat wie die Darstellung Wiens des US-Amerikaners Carl E. Schorske in seinem wegweisenden Klassiker „Fin-de-siècle Vienna “(1979). Schorske markiert immerhin den Beginn des kulturellen Massentourismus nach Wien. Ein Grundpfeiler des wirtschaftlichen Erfolgs unserer Stadt.


Wie die moderne Welt von Wiener Wunderwuzzis erfunden wurde – Das erstaunliche Werk „Vienna“ des Historikers Richard Cockett.

Richard Cockett: Vienna. How the City of Ideas Created the Modern World
New Haven und London: Yale University Press 2023
445 Seiten
€ 33,60

 „Ein bisschen trallalala“ in der Volksoper

 „Ein bisschen trallalala“ in der Volksoper

Fritzi Massary (1882-1969) und Max Pallenberg (1877-1934) waren das Glamour-Paar der Zwischenkriegszeit. Beide aus Wiener jüdischen Familien stammend, machten sie in Berlin Karriere – er auch im Charakterfach unter Max Reinhardt, sie zuerst in Revuen und dann als Operettensoubrette. Und beide setzen dabei ihren Charme ein, denn die Massary soll weder besonders schön gewesen sein, noch wirklich gut gesungen haben. Trotzdem ist ihre Karriere beeindruckend – Oscar Straus, ebenfalls ein Wiener, schrieb mehrere Operetten für sie. Sein Song „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“ wurde sozusagen zu Massarys Trademark und wurde später von vielen Sängerinnen interpretiert.

Ruth Brauer-Kvam hat nun gemeinsam mit Regisseurin Martina Gredler für die Volksoper eine Hommage an Massary und Pallenberg gestaltet. Den Pallenberg gibt Publikumsliebling Robert Palfrader. Getreu ihren Originalen machen sie sie es mit viel Charme und Schmäh. Jüdische Witze werden erzählt, die Liebesanbahnung durchgespielt (zumindest Pallenberg war bei ihrem Kennenlernen noch verheiratet) und ein paar Details aus ihrer beiden Leben verraten. Vor allem wird aber natürlich viel gesungen – ein kleines Orchester samt einem musikalischen Leiter (Adam Benzwi) steht auf der Bühne, gespielt wird auf dem abgedeckten Orchestergraben.

Fast am eindrucksvollsten sind aber die kleinen Ausschnitte aus einem Interview mit Fritzi Massary, das 1965 vom deutschen Fernsehen geführt wurde und das auf großer Leinwand gezeigt wird. Wir erleben eine noch immer sehr selbstbewusste Frau, die den Verlust ihres Geliebten – Max Pallenberg starb nach der Flucht vor den Nazis bei einem Flugzeugabsturz – niemals verwinden konnte. Ein ebenso beschwingter wie besinnlicher Abend.

Infos & Karten: volksoper.at (nächste Vorstellung am 8. April)

Ödön von Horváths „Die Unbekannte aus der Seine“ im Volkstheater

Ödön von Horváths „Die Unbekannte aus der Seine“ im Volkstheater

Die deutsche Regisseurin Anna Bergmann setzt Horváths eher selten gespieltes Stück in einen Rahmen aus Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. Am Beginn treibt die schöne Unbekannte – die es um 1900 in Paris tatsächlich gegeben hat und deren Totenmaske mit dem lächelnden Gesicht zum skurrilen Modeartikel wurde – schon im Wasser. Wir sehen auf der über die gesamte Bühne gespannten Leinwand einen Film (Video: Sophie Lux) mit allerlei Wasserfundstücken und einer sprechenden Toten. Dann sind wir aber bereits in einer dystopischen Zukunft mit Roboterpolizisten, die schon einmal Menschen foltern. Dazu singt ein schwarz gekleideter Kinderchor düstere Lieder. An Einfällen ist Bergmann nie verlegen, auch in den darauffolgenden Szenen, die in den 30ern spielen, gibt es etliche Brüche. Heiratende Schwule oder sich am Boden verrenkende Liebhaber und Sona MacDonald darf als Uhrmacherin und Raubmordopfer sogar Arien singen.

Völlig anders ist auch die Unbekannte charakterisiert. Sie ist keine naiv den Falschen – Raubmörder und Strizzi Albert (Lucas Gregorowicz) – Liebende, sondern eine selbstbewusste Frau, die sich ohne Kompromisse für einen Mann entschließt. Birgit Unterweger spielt sie selbstsicher und souverän. Am Ende wird sie von Albert zwar – in Abänderung von Horváths Text – ertränkt, aber in der Zukunft steht sie dann mit Revolver vor dem längst angepassten Vater und Ehemann Albert ehe das Licht ausgeht. Erschießt sie ihn? Gut möglich, denn wir hören einen Knall.

Langeweile lässt Anna Bergmann an dem zweistündigen Abend jedenfalls mit Sicherheit nicht aufkommen – bisweilen wird man von ihren Einfällen geradezu erschlagen. Der Femizid findet etwa im Wohnzimmer Alberts statt, das allerdings – durch permanenten Wolkenbruch angefüllt – unter Wasser steht. Dafür hat man einfach das Gründerzeithaus, vor dem die übrigen Szenen spielen, angehoben.

Man muss nicht alles mögen – und auch nicht alles verstehen –, aber Bergmann schafft es mit dieser Inszenierung zu zeigen, dass das Theater heute noch viele Möglichkeiten hat, etwas zu sagen.

Infos & Karten: volkstheater.at