Klassiker des Feminismus im Akademietheater

©Lalo Jodlbauer

Virginia Woolfs Roman „Orlando“, 1928 erschienen, ist quasi die Wiederentdeckung der schon in der Antike stark diskutierten Thematik vom natürlichen und gesellschaftlichen Geschlecht. Damals gab es die heute fast schon gebräuchlichen Begriffe „Non Binary“ oder „genderfluid“ natürlich noch nicht. Aber der Roman ist zu einem der wichtigsten literarischen Werke des Feminismus geworden, denn mitten in der Erzählung vom nicht alternden Jüngling Orlando, die sich vom 16. Jahrhundert bis zur Woolfs Gegenwart erstreckt, wird der Held zur Heldin und erlebt, wie sich weniger in ihm als in seiner Person in der Gesellschaft alles ändert. Es gibt zahlreiche Adaptionen, einen erfolgreichen Film von Sally Potter und eine Oper von Olga Neuwirth.

Im Akademietheater lässt die schwedischen Regisseurin Therese Willstedt in der Bühnenfassung von Tom Silkeberg Orlando von 7 Darstellerinnen und Darstellern spielen. Das bringt witzige Szenen, in denen die Figuren sich sozusagen selbst kommentieren und verschiedene Aspekte ihres langen Lebens einbringen. Der Schock, als Orlando sich plötzlich als Frau erlebt, wird dadurch aber natürlich verkleinert. Elisabeth Augustin, Markus Meyer, Seán McDonagh, Stefanie Dvorak, Nina Siewert, Martin Schwab und Itay Tiran zeigen große Spielfreude, das Premierenpublikum dankt ihnen auch mit viel Applaus. Eine Zwei-Stunden-Fassung eines großartigen Prosawerkes, das man aber vielleicht doch lieber lesen sollte. Wann ist den Theatern eigentlich der Mut, genuin neue, für die Bühne geschriebene Werke, zu spielen abhanden gekommen?

Infos & Karten: burgtheater.at