Geothes FAUST im Volkstheater: Volkstheater-Hausherr Kay Voges beißt sich in seiner Inszenierung am Augenblick und somit am Bild fest.

Am Auslöser – Goethes FAUST im Volkstheater

Bevor es noch losgeht, schießt ein Fotograf (Marcel Urlaub) ein paar Fotos vom brav auf die Aufführung wartenden Publikum, die sofort riesengroß auf der Projektionswand erscheinen. Ein Aha-Effekt. Das Klicken der Kamera – bei Digitalkameras bekanntlich nur noch eine Soundspielerei – wird man an dem Abend noch oft hören. Während etwa einer der Faust-Darsteller vorne deklamiert, sehen wir Fotos vom gerade stattfindenden Geschehen mit alternativen Faust-Darstellern. Gretchen gibt es auch gleich mehrfach. Mephisto ist zwischendurch weiblich.

Volkstheater-Hausherr Kay Voges beißt sich in seiner Inszenierung am Augenblick und somit am Bild fest – Faust verspricht Mephisto bekanntlich „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“. Nach dem berühmten Dialog zwischen dem Theaterdirektor und dem Dichter aus dem Stück – quasi eine Zustandsbeschreibung aktueller Theaterwirklichkeiten – streiten in dieser Inszenierung der Teufel und Gott – dargestellt wie der Computer in Kubricks Odyssee 2001 in rot – um Gut und Böse und die Seele des Menschen. Allein so richtig in Schwung kommt die Wette an diesem Abend nicht. Denn Voges verfährt nach dem Motto von „Willkommen Österreich“ – Gags, Gags, Gags, geschmiert mit Popmusik und Carmina Burana.

Als ob er sich tatsächlich an Goethes Theaterdirektor hielte: „In bunten Bildern wenig Klarheit, viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit“, wobei man die Wahrheit tatsächlich mit der Lupe suchen müsste. Das Schicksal seines Titelhelden scheint ihn wenig zu interessieren und am Schluss weiß man gar nicht, womit der Dr. Faustus sein Seelenheil gerettet hätte. Warum aber spielt man dann aber überhaupt die paar Szenen aus Faust II. Die engagierten Darsteller (Andreas Beck, Claudio Gatzke, Frank Genser, Hasti Molavian, Lavinia Nowak, Gitte Reppin, Uwe Rohbeck, Uwe Schmieder, Friederike Tiefenbacher) machen gute Miene zum seichten Spiel. „Mehr Licht!“ heißt es am Ende, die angeblich letzten Worte des Dichterfürsten zitierend. Eher eine Anweisung für einen Fotografen als eine Aufforderung für ein genaueres Hinschauen.


Infos und Karten: volkstheater.at