Der Dirigent des Kultur-Tourismus
Bild: ©Sound of Vienna Konzertveranstaltungs GmbH/Mario Berger
Josip Susnjaras SHI-Group feiert demnächst 25-jähriges Jubiläum. Der Wirtschaftsexperte baute ein Imperium auf und ist heute federführend im Kulturtourismus. Susnjaras Leistung für Wien ist enorm: Klassik-Konzerte und Events locken Touristen von Deutschland bis Japan in die Stadt und sorgen dafür, dass Wien in der ganzen Welt als Zentrum der klassischen Musik wahrgenommen wird. Der Spitzenunternehmer, der u.a. den Kursalon Hübner am Stadtpark betreibt, im Interview.
Er spricht schnell und mit großer Begeisterung, in seinen Ansagen ist er extrem exakt und zielgerichtet. Der leichte Akzent von Josip Susnjara geht im Stakkato seiner Ausführungen unter. Der gebürtige Kroate aus Pula kam zum Wirtschaftsstudium nach Wien, blieb und blickt auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurück. In den vergangenen Jahrzehnten baute er eine vielseitige Firmengruppe auf. Heute, kurz vor dem 25-Jahr-Jubiläum, dirigiert Susnjara die SHI-Group, die mittlerweile zehn Firmen, diverse Beteiligungen und elf Internetportale umfasst und deren alleiniger Eigentümer der Geschäftsmann ist.
Mehr als 200 MitarbeiterInnen sind in den Unternehmen tätig, die dafür sorgen, dass Wien in der Welt als Hauptstadt der klassischen Musik wahrgenommen wird: über 500 Kulturevents und Konzerte veranstaltet Susnjara jährlich in Wien, u. a. in dem von ihm betriebenen Kursalon und dem aus dem Dornröschenschlaf erweckten Gastronomiebetrieb in der Gloriette, aber etwa auch im regelmäßig angemieteten Konzerthaus und anderen namhaften Kulturhäusern. Getrieben von Innovationsgeist und Kreativität holte Susnjara u. a. auch die internationale Wiener Kunstmesse vienna contemporary in den Kursalon am Stadtpark, die heuer vom 7.bis 10. September dort residiert.
Im Interview spricht der Spitzenunternehmer über seinen Aufstieg und seinen Antrieb und er sagt, ob er den Kursalon am Stadtpark weiter betreiben will.
wienlive: Heute dirigieren Sie eine Firmengruppe und blicken auf fast 25 erfolgreiche Jahre zurück. Wie hat alles begonnen?
JOSIP SUSNJARA: Ich komme aus Pula in Kroatien, eine touristische Stadt, mir wurde Tourismus quasi in die Wiege gelegt. Mit 14 Jahren habe ich am Bahnhof auf Rucksacktouristen gewartet und mein Zimmer vermietet, die Einnahmen habe ich mit meiner Mutter geteilt. Ich habe Airbnb also quasi erfunden. (Lacht) Ich bin dann nach Wien gekommen, um Wirtschaft zu studieren, habe mich mit Jobs durchgeschlagen, u. a. habe ich Souvlaki in einem griechischen Restaurant gegrillt. Obwohl ich mich studienmäßig ursprünglich auf Exportwirtschaft und Handel konzentriert habe, hat mich der Tourismus nie losgelassen. Mir war klar, dass Wien eine Kulturstadt ist und dass sie Touristen aus der ganzen Welt anzieht. Viele kommen vor allem wegen der klassischen Musik, Mozart und Strauss sind eng mit Wien verbunden. Ich habe damals rasch erkannt, dass in Wien etwas fehlt: im Sommer, wenn die meisten Touristen da sind, haben Kulturinstitutionen wie Staatsoper und Volksoper Sommerpause. Es gab also viel Nachfrage ohne qualitativ hochwertiges Angebot. Um diese Lücke zu schließen, habe ich die Konzertagentur „Sound of Vienna“ gegründet. Für die künstlerische Leitung habe ich den langjährigen Konzertmeister der Wiener Volksoper, Professor Udo Zwölfer, engagiert, ein qualitativ hochwertiges Orchester aufgestellt, und in der Nationalbibliothek einen Saal gemietet – so hat es begonnen. Mit dem neuen Kulturangebot im Gepäck habe ich mich dann sofort international auf die großen Tourismusmessen begeben. Anfangs wurde ich belächelt, denn dort waren damals in erster Linie große Hotelketten, Transport- und Reiseunternehmen vertreten. Und ich war eine Ein-Mann-Agentur … (Lacht) Heute haben wir touristische Spitzenkompetenz, die sich über viele Jahre entwickelt hat. Wir bieten Konzerte mit klassischer Musik auf höchstem Niveau.
Die Konzerte und Kulturevents finden in großartigen Locations statt, wie etwa im Kursalon Hübner am Stadtpark, den Sie betreiben. Sind Sie stetig auf der Suche nach neuen Spielstätten?
Natürlich finden die Veranstaltungen auch im Kursalon statt, den wir ja seit mehr als 20 Jahren erfolgreich betreiben, eine großartige Location, die sehr gut zu unserem Kulturangebot passt. Aber die SHI-Group ist mittlerweile wesentlich mehr als „Sound of Vienna“, und auch wesentlich mehr als der Kursalon. Wir haben auch andere Unternehmen und Betriebe, wie etwa die Gloriette oder das Schloss-Restaurant Joseph II. in Schönbrunn. Die SHI hält auch mehrere Beteiligungen, etwa an den Eventlocations Palais Berg und Palais Wertheim am Schwarzenbergplatz. Wir sind jedenfalls auf Expansionskurs und halten die Augen nach spannenden Objekten, Projekten und Partnerschaften immer offen.
Konzertagentur, Eventlocations, Immobilien – was sind die Schwerpunkte der SHI-Group?
Wir engagieren uns grundsätzlich in drei Bereichen, die eng miteinander verbunden sind. Neben unseren umfangreichen Freizeit-, Kultur- und Tourismusaktivitäten investieren wir sehr stark in den Bereich Culture Tech. Unser Ziel ist es, die europäische Kulturlandschaft durch neue Technologien zu bereichern. Dazu untersuchen wir, inwieweit wir neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Augmented- und Virtual Reality, oder die Blockchain für Kultur und Tourismus nutzbar machen können. Über unser Startup „Vienna Digital Lab“ haben wir da auch schon einige spannende und zukunftsträchtige Pionierprojekte für internationale Kulturinstitutionen und Künstler umgesetzt. Außerdem sind wir sowohl in Österreich als auch im Ausland im Bereich der Immobilienentwicklung tätig. Hier haben wir unseren Hauptfokus auf „Sonderimmobilien“, die entweder als Eventlocation nutzbar oder eng mit einer touristischen oder kulturellen Nutzung verbunden sind. Wir prüfen aber jedes Projekt individuell, auch außerhalb dieser Bereiche. Wir haben z. B. auch schon große Wohnbauprojekte erfolgreich entwickelt.
Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, Ihr Business-Motto?
Henry Ford soll einmal gesagt haben: „Ich prüfe jedes Angebot, es könnte das Angebot meines Lebens sein.“ Diesem Statement kann ich einiges abgewinnen. Wir denken wirtschaftlich und wachstumsorientiert, sind aber auch agil genug, um spontan zu sagen: Das schauen wir uns an, das rechnen wir uns durch. Wichtig ist für mich aber auch: als SHI-Group müssen wir nicht alles allein machen. Wir arbeiten nicht isoliert, sondern verfolgen einen „Open Innovation“ Ansatz. Das heißt: In unseren Kernkompetenzen sind wir sehr, sehr smart, aber es gibt Bereiche, für die wir Input von außen holen, Partner dazu nehmen. Ich bin überzeugt, dass man Projekte mit diesem Ansatz schneller und qualitativ optimal umsetzen kann. Wir suchen also immer nach interessanten, strategischen Partnern. Menschen und Unternehmen, mit denen man sich auf Augenhöhe gemeinsam auf einen Weg macht und partnerschaftlich Projekte umsetzt. Dabei liegt der Fokus natürlich immer auch auf dem wirtschaftlichen Erfolg – für alle Beteiligten.
Apropos Wirtschaftlichkeit: Sie betreiben seit mehr als 20 Jahren sehr erfolgreich den Kursalon Hübner und haben ihn zur Kultlocation gemacht. Jetzt gibt es eine Ausschreibung um die Betreibung ab 2025. Wollen Sie sich zurückziehen?
Es gibt eine Ausschreibung, weil unser Vertrag Anfang 2025 ausläuft. Wir stehen in bestem Einvernehmen mit den Eigentümern und sind von diesen auch herzlich eingeladen, ein Angebot abzugeben. Die Ausschreibung ist bereits länger geplant und für uns natürlich nachvollziehbar: die Eigentümer wollen sich auf dem Markt umschauen, was wirtschaftlich und konzeptionell möglich ist. Als langjähriger Betreiber kennen wir die Location Kursalon natürlich in- und auswendig, mit allen Stärken und Schwächen. Für mich ist der Kursalon eines der schönsten Palais Wiens, ein fantastisches Objekt, aber es ist natürlich auch anspruchsvoll, das Haus wirtschaftlich zu führen.
Werden Sie sich an der Ausschreibung beteiligen?
Der Kursalon ist großartig, aber für uns ist Wirtschaftlichkeit ein zentrales Thema, der Betrieb muss sich rentieren. Es ist also eine Rechenaufgabe, und wenn für uns alle Parameter passen, werden wir ein interessantes Angebot abgeben.
Es heißt, dass bereits Spitzengastronomen an Sie herangetreten sind, die den Kursalon gern mit Ihnen gemeinsam weiterbetreiben würden.
Wir werden tatsächlich immer wieder von Unternehmen angesprochen, die an einer Zusammenarbeit mit der SHI-Group interessiert sind – auch, aber nicht nur den Kursalon betreffend. Das freut uns natürlich, das bestätigt uns in unserer Arbeit und wir prüfen diese Möglichkeiten immer sehr genau. Das heißt, wir sind immer offen für einen spannenden Ideenaustausch und mögliche Partnerschaften. Aber es sollte auch klar sein: Wer den Kursalon allein betreiben will, muss sich an der Ausschreibung beteiligen und sich an die mit der Ausschreibung beauftragte Agentur wenden.
Viele heimische Besucher des Stadtparks würden sich ein ganzjährig durchgehend geöffnetes Kaffeehaus oder Restaurant im Kursalon wünschen. Warum gibt es das nicht?
Bis jetzt war das nicht Teil unseres Geschäftskonzepts. Derzeit prüfen wir unterschiedliche Konzepte, und für die Zukunft ist natürlich nichts ausgeschlossen.