„Der Sandmann“ als musikalisches Schauermärchen im Theater Das TAG
„Der Sandmann“ ist ein Stück gegen den aufstrebenden Transhumanismus. – ©Stefanie Kleindopp / Anna Stöcher
Spätestens mit der Romantik beginnen Dichter intensiv darüber zu reflektieren, was Maschinen – zumal menschlich aussehende – mit uns machen. Und deswegen ist es nicht weit hergeholt, wenn Regisseur Bernd Liepold-Mosser aus der Horrorgeschichte „Der Sandmann“ mit der künstlich lebendigen Aufziehpuppe Olimpia ein aktuelles Stück gegen den Transhumanismus macht. Schließlich zieht bereits bei Hoffmann die Geliebte gegen die Maschine den Kürzeren im Kampf um den Studenten Nathanael. Denn Olimpia widerspricht nicht, sondern sieht ihn stets mit verliebtem Blick an.
Das musikalische Schauermärchen hätte eigentlich schon 2020 uraufgeführt werden sollen – doch die Pandemie vereitelte dies. Und so ging die Produktion stark überarbeitet und mit mehr Musik ausgestattet zuerst nach Villach und hatte jetzt in der Gumpendorfer Straße Premiere. Naked-Lunch-Mitbegründer Oliver Welter spielt seine Musik – unterstützt von Alf Peherstorfer live auf der Bühne – er performt sogar einige Songs solo. Das ist nicht nur gut zum Transport der Message, sondern macht auch echt eine besondere Stimmung. Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel und Georg Schubert spielen die Rollen. Quasi die Seele der Puppe sind die Augen, die der Wetterglashändler Coppola herstellt und sorgsam bewacht. Dass der Sandmann Coppelius heißt, legt nahe, dass es ein und dieselbe Person ist. In der Romantik liebte man die Andeutung. Nach 80 Minuten musikalisches Theater haben Besucher jedenfalls viel zum Nachdenken.
Infos & Karten: dastag.at