Die Gruppe Rimini Protokoll tourt jetzt mit dem Abend über Taiwan „Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)“ durch europäische Theater.

„Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)“ im Volkstheater

Szenefoto aus „Dies ist keine Botschaft“. – ©Claudia Ndebele

Der heutige Status Taiwans ist der China-Politik Richard Nixons geschuldet. Nixon sah 1971 in Mao einen möglichen Verbündeten gegen die Sowjetunion und erfüllte die Bedingungen Chinas für eine bilaterale Annäherung. Daraufhin flog Taiwan als „Republic of China“ aus den Vereinten Nationen (deren Gründungsmitglied es war) und aus dem UN-Sicherheitsrat. Seither wird der Inselstaat diplomatisch nur von wenigen Kleinstaaten wie dem Vatikan oder Belize als Nation anerkannt und lebt unter der ständigen Bedrohung durch den großen Bruder.

Die Gruppe Rimini Protokoll tourt jetzt mit dem Abend über Taiwan „Dies ist keine Botschaft (Made in Taiwan)“ durch europäische Theater. Im Volkstheater wurde die Produktion sehr, sehr freundlich aufgenommen, denn die drei Protagonisten – eine Musikerin (Debby Szu-Ya Wang), ein Diplomat (David Chienkuo Wu war u.a. Botschafter in Belize) und eine Netz-Aktivistin (Chiayo Kuo) taten unter der Regie von Stefan Kaegi wirklich viel, um Sympathien für ihr Land zu gewinnen. Mit Videoprojektionen und Musikdarbietungen wurde die Eröffnung einer Botschaft in Österreich – im Volkstheater – geprobt. Denn natürlich traut sich auch Österreich – wie auch alle anderen Länder der EU nicht, offiziell Beziehungen zu Taiwan aufzunehmen. Dabei ist Taiwan, das etwa so groß wie Österreich ist aber mehr als doppelt so viele Einwohner hat, seit 1990 eine echte Demokratie. Die drei Spieler aus Taiwan erzählen jede Menge absonderliche Geschichten, die man nur vor dem Hintergrund der imperialen Weltpolitik verstehen kann. Debby Wangs Vater gründete etwa die Firma Possmei, einen inzwischen bedeutenden Getränkekonzern, der mit den Zutaten für Bubble Tea weltweit erfolgreich ist. Die Bevölkerung des Inselstaates wird ständig zu Waffenübungen ermuntert, da man permanent mit einer Invasion Chinas rechnen muss. Dabei waren die Chinesen einst auch nur Migranten auf der Insel und es gab und gibt Ureinwohner in Taiwan. Und bis zum 2. Weltkrieg war Taiwan 50 Jahre lang eine Provinz des japanischen Kaiserreichs. Zur großen chinesischen Übernahme kam es bekanntlich durch den General Chiang Kai-shek, der den Krieg gegen Mao verloren hatte und sich auf Taiwan zurückzog, wo er bis zu seinem Tod diktatorisch herrschte.

Ein interessanter Abend zu einem weltpolitisch brisanten Konflikt.

Informationen & Termine: www.volkstheater.at