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Jagd nach dem Fleischbaron: Elena Messners Umweltkrimi „Die Ablenkung“

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Zwar soll der Fleischkonsum in Österreich stagnieren, doch er bleibt auf einem sehr hohen Niveau. Und auch wenn viele in Umfragen behaupten, auf die Qualität zu achten, zählt im Supermarkt nur der Preis. Die Industrie setzt daher auf Massentierhaltung, an Berichte über Horror-Tierfarmen auch in Österreich haben wir uns quasi schon gewöhnt. Das ist der Hintergrund des gut recherchierten Romans „Die Ablenkung“ von Elena Messner. Ihre Heldin Jena arbeitet für die Umweltbehörde und ist frustriert, weil ihre großen Datensätze über Missstände in der Fleischindustrie genau nichts bewirken. Doch eines Tages bitte sie die Kriminalkommissarin Nivia um Mithilfe bei einem Mordfall. Ein international tätiger Fleischbaron ist unauffindbar, nachdem seine Schwester ermordet wurde. Jena sieht die Chance ihres Lebens. Im Rahmen der gemeinsamen Recherche erinnert sie sich an ihre Kindheit im Grenzgebiet Österreich, Italien, Slowenien und an einen ersten Geliebten, der in der Fleischverarbeitung arbeitete. Gemeinsam mit Nivia fliegt sie aber auch nach Brasilien, wo sie die Zerstörung des Regenwaldes für die Futterproduktion für die Tierfabriken mit eigenen Augen sehen kann. Dabei erscheint ihr der noch intakte Regenwald wie ein mystisches Wunder.

Die in Wien lebende Elena Messner hat freilich keinen klassischen Krimi geschrieben. Kindheitserinnerungen und eine Reihe von Nebenfiguren weisen auf einen literarischen Anspruch hin. Dabei bleiben die Schwestern des Fleischbarons, die an Alternativen der Fleischproduktion im Labor forschen wollten, leider etwas zu sehr im Hintergrund – auch über den Bösewicht erfahren wir nur wenig. Trotzdem: ein gut lesbarer Roman zu einem leider sehr aktuellen Thema.

Elena Messner: Die Ablenkung. Edition atelier, 184 Seiten, € 22,-

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