Molières „Der eingebildete Kranke“ im Akademietheater

Molières „Der eingebildete Kranke“ im Akademietheater

Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann brachte aus Köln seine bejubelte Neufassung von Molières „Der eingebildete Kranke“ (durch Plinio Bachmann und die Dramaturgin Barbara Sommer) mit und adaptierte sie für das Akademietheater. Da Regina Fritsch erkrankt war, musste Rosa Enskat einspringen, die schon in Köln die Titelrolle gespielt hatte. Und überhaupt sind fast alle Figuren konträr zu ihrem Geschlecht besetzt. Das bringt diesmal aber sogar besonderen Witz ins extrem kurzweilige Spiel (ein wehleidiger Mann wäre wohl ja gar zu realistisch…). In nur 100 Minuten erleben wir einen Molière in aktueller Sprache – ja eher in Parodie derselben, denn Bachmann bringt an dem Abend jede Menge Seitenhiebe auf heutige Modetrends wie politisch korrekte Sprechweise, auf Wissenschaftsgläubigkeit und Esoterikklimbim sowie sogar auf das Patriachat unter. Als die Produktion 2022 gespielt wurde, war Corona noch nicht verklungen, die harsche Kritik an der geldgierigen Ärzteschaft, die in diesem Stück angelegt ist, also nochmals brisanter. Aber wieder einmal erweist sich Molières Satire als zeitlos. Und das wunderbare Ensemble (Paul Basonga, Lola Klamroth, Melanie Kretschmann, Barbara Petritsch, Justus Maier, Tilman Tuppy und Ernest Allan Hausmann) weiß die Pointen zu setzen. Dafür braucht man fast kein Bühnenbild, eine Chaiselongue und einen Kübel zur Entleerung von Argans Darm, reichen. Dabei geigt allerdings – das darf auch nicht vergessen werden – eine auf Tod geschminkte Spielerin nachdenklich machende Musik.

Infos & Karten: burgtheater.at