Spannendes britisches Theater bei den Wiener Festwochen – nur noch heute zu sehen: „Drive your Plow Over the Bones of the Dead“

Bild: ©Marc Brenner

Auf Deutsch hieß der Roman der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk etwas sinnbefreit „Der Gesang der Fledermäuse“. Er war ein großer Erfolg, ist er doch eine Art Öko-Thriller mit einer sehr einprägsamen, eigenwilligen Rächerin. Bei den Wiener Festwochen gastiert noch bis heute, Freitag, die Gruppe Complicité mit „Drive your Plow Over the Bones of the Dead“ wie der ins Englische übersetzte Titel des Romans in Anklang an William Blake tatsächlich heißt. Ein fast dreistündiger Abend, der zum Triumpf für die Ausnahmeschauspielerin Kathryn Hunter wird. Die kleine, ältere Dame trägt – leger gekleidet, wie man sich eben in einer Mini-Siedlung am Rande Polens und fast schon im Wald gibt – als Erzählerin das komplette Geschehen. Sie berichtet ziemlich unaufgeregt von mehreren Morden an ihren Nachbarn, die allesamt ihre Feinde waren, da sie sich an den Tieren der Gegend versündigt hatten. Die ehemalige Brückenbauerin, Tierliebhaberin, Englischlehrerin und Astrologin Janina, chronisch krank, glaubt gar, dass die Tiere sich nun gegen die Menschen verschworen haben und brutal zurückschlagen. Ihre acht Mitspielerinnen und -spieler sind nur Stichwortgeber oder bilden ab und zu eine Art Tierballett. Regisseur Simon McBurney verwendet gezielt Videomaterial, Licht und Musik, um ihre üackende Erzählung zu illustrieren. „Drive your Plow Over the Bones of the Dead“ wird so zu einem unvergesslichen Theaterereignis und zum Beweis, dass es bei entsprechendem Konzept und fähigen Spielerinnen und Spielern gelingen kann, spannender als Netflix und Co eine Geschichte zu erzählen.

Infos: festwochen.at