Stadt der gestrandeten Seelen – „Camino Real“ im Volkstheater mit der Band Calexico
Die Indie-Band „Calexico“ gibt es schon seit 1996, dabei ist ihr Wüstenpop – die Musiker stammen aus Tucson in Arizona – niemals alt geworden. Der Bandname selbst ist ein Kofferwort aus Kalifornien und Mexiko. Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler, war einst als Geigerin mit der Band auf Tournee und so kommt es, dass Calexico nun in Tennessee Williams seltsamen Stück „Camino Real“ mit eigenen Songs am Volkstheater zu hören sind. Joey Burns und John Convertino – mit Trompeter Martin Wenk an der Seite – geben in weißem, mit Glitzerzeug bestickten Anzügen als Don Quichotte und Sancho Pansa sogar ihr Schauspieldebüt.
Camino Real, zu Deutsch der Königsweg, ist daher ein Theaterabend, der halb Konzert ist. Das ist nicht schlecht, zumal Williams weniger eine Handlung, denn Skizzen von Personen filiert hat.
Da gibt es den feiste Hotelbesitzer Gutman (Andreas Beck), die „kleine Mutter der Verlorenen“ (Paula Carbonell Spörk), den abgebrannte Jacques Casanova (Elias Eilinghoff), den Überlebenden (Günther Wiederschwinger), den skurrilen Chef einer miserablen Männerabsteige (Uwe Rohbeck), eine Wahrsagerin (Anke Zillich), ihre Tochter Esmeralda (Lavinia Nowak), die Kurtisane Marguerite (Bettina Lieder), Lord Byron (Uwe Schmieder) und vor allem den Leichtgewicht-Boxchampion Kilroy (Stephan Kevi), der sowas wie die Konstanze des Stückes wird. Seine tragische Geschichte – er kommt mit einem Kutter in die namenlose Stadt, wird ausgeraubt und erlebt eine Enttäuschung nach der anderen. Bis er am Ende sogar sein viel zu großes Herz opfern muss. Allen drohen am Ende nämlich die Straßenkehrer, die die Toten entsorgen.
„Camino Real“ ist ein kurzweiliger Abend an der Grenze der Welt und an der Grenze zwischen Theater und Konzert. Wer Calexicos feine Mischung aus Country, Rock und mexikanischer Volksmusik liebt, darf das nicht versäumen.
Infos & Karten: volkstheater.at