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Damengambit

Frau kann Schach!


Der Schachboom nach dem Netflix-Hit ist weiter ungebrochen. Am 20. Mai gibt’s jetzt mit „Damengambit“ einen Tag Schach vom Feinsten – nicht nur für Frauen. Mit dabei: „Frau Schach“, ein Schachklub exklusiv für Frauen in Wien und der einzige seiner Art in Österreich, ­womöglich sogar in ganz Europa.
Text: Dagmar Jenner / Fotos: SK Ottakring / Gerhard Peyrer, Netflix


Die Geschichte der Elizabeth „Beth“ Harmon, die in den Fifties als Waise beim Hausmeister das Schachspielen lernt und nach einigen drogenbedingten Rückfällen erste Weltmeisterin wird, begeisterte nicht nur die Netflix-Gemeinde. Anya Taylor-Joy wurde mit dieser Rolle zum Weltstar und zur Grammy-Gewinnerin. Das Geheimnis dieser US-Produktion: Nicht zuletzt durch das stylische Bühnenbild und die wunderbaren Kostüme von Anya Taylor-Joy war Schach plötzlich Lifestyle und mondän. Und obwohl Schach heute vor allem im Netz gespielt wird, waren Schachbretter weltweit ausverkauft. Interessant dabei ist aber auch, dass die in der Serie gezeigten Schachpartien allesamt echt sind – als Berater diente niemand Geringerer als der ehemalige Weltmeister Garri Kasparow. Die Produktion nahm Schach einfach ernst und entfachte einen Trend, der noch immer anhält. Am 20. Mai können Schachfans ihrer Leidenschaft fröhnen – und zwar ab 14 Uhr im „Dom“ zwischen Burgtheater und Café Landtmann, wo es ein moderiertes Programm bis in den Abend geben wird (siehe Kasten).

Frau schach
Mit dabei sein wird die von Karoline Spalt gegründete Gruppe „Frau Schach“. Die ambitionierte Hobby- und mittlerweile auch Turnierspielerin fand bereits 2013, dass es zu wenige Angebote für schachspielende Frauen gibt. Anfangs war die Herbergssuche für den Frauenschach­abend schwierig, aber mittlerweile haben die Schachdamen im Café Schopenhauer im 18. Bezirk in Wien eine wunderbare Heimat gefunden. Es gilt das Damensaunaprinzip: Die Schachfrauen haben nichts gegen Männer (und spielen außerhalb unserer Klubabende oft mit ihnen), aber diese Abende gehören allein den Frauen. So banal es auch klingen mag: Wo Frauen sind, gesellen sich Frauen gerne dazu. Das erklärt vielleicht teilweise, warum Schachvereine bis heute überwiegend männlich sind.

Ein Frauenschachabend im Café Schopenhauer mit zwei ehemaligen ­Staatsmeisterinnen: Maria Horvath (links vorne) und Veronika Exler (dahinter).

Entspannt und freundlich
Gespielt wird in entspannter Atmosphäre, wobei Frauen jedes Spielniveaus willkommen sind, von der Anfängerin bis zur starken Turnierspielerin. ­Mitspielzwang besteht keiner, auch zuschauen ist erlaubt. „Frau Schach“ ist nicht als Verein organisiert, sondern als lose Interessengemeinschaft. Deshalb gibt es keinen Mitgliedsbeitrag und eine Anmeldung zum Frauenschachabend ist auch nicht notwendig. Zu den Abenden kommen regelmäßig rund 15 Teilnehmerinnen, wobei insgesamt um die 50 Frauen auf dem Verteiler stehen. Darüber hinaus ist „Frau Schach“ multikulti und altersmäßig bunt gemischt, von der Studentin bis hin zur alles andere als ruhenden Pensionistin. Für die entsprechende Außenwirkung sorgt eine ansprechende Webseite, gestaltet von Schachfrau Kineke Mulder: www.frau-schach.at. Darüber hinaus gibt es eine eigene Facebook-Seite, die regelmäßig zum Austausch verwendet wird.
Ohne falsche Bescheidenheit lässt sich sagen: „Frau Schach“ funktioniert und ist gekommen, um zu bleiben. Besonders schön wäre es für Karoline Spalt, wenn das Konzept auch in anderen Bundesländern umgesetzt würde. Mittlerweile weiß „Frau Schach“, was bei Schachfrauen besonders gut ankommt: An erster Stelle steht ein ansprechender Rahmen mit schönem Ambiente. Deshalb sind Zusatzveranstaltungen, die Schach mit Kunst und Kultur verbinden, besonders beliebt. Etwa eine Simultanpartie gegen Veronika Exler im Rahmen der „Man Ray“-Ausstellung im Kunstforum Wien auf der Freyung. Diese Veranstaltung war nicht exklusiv für Frauen konzipiert und dennoch haben sich sechs Frauen und vier Männer getraut, gegen Veronika anzutreten – ein durchaus rekordverdächtiger Frauenanteil. 


Damengambit
Eine Schachveranstaltung im Zeichen der Damen in einer sensationellen Location in einem Wald im Zelt neben dem Burgtheater:
Freies Schach / Simultan-Schach mit Regina Theissl-Pokorna / Blitzschachturniere / Simultan-Schach mit der aktuellen Staatsmeisterin Veronika Exler, mit der vorgegebenen Eröffnung „Damengambit“. Mit dabei auch Herausgeberin Uschi Pöttler-Fellner.

  1. Mai, 14:00–22:00 Uhr
    Live gestreamt! Nähere Infos folgen unter
    www.vormagazin.at