The Eddy
Eine Serie für Nicht-Fans
Close-Ups, Nachtszenen und lange Einstellungen von unschönen Umgebungen – „The Eddy“ ist eine neue Netflix-Serie, die sich auch für Menschen empfiehlt, die im Grunde keine Serien-Fans sind.
Text: Helmut Schneider / Fotos: Lou Faulon/Netflix
Diese neue Netflix-Serie empfiehlt sich auch für Menschen, die keine Serienfans sind. Denn „The Eddy“ – so heißt auch der Jazzclub, der im Zentrum der Handlung steht – ist eher ein langer Independent-Film denn eine typische TV-Show. Auch der Stil und das Film-Design ist ganz anders. Viele Close-Ups, viele Nachtszenen, lange Einstellungen auf die nicht gerade schöne Umgebung des Clubs und vor allem: Viel interessante Musik abseits des Mainstreams. Im Zentrum steht besagter Jazzclub in Paris, nicht im Zentrum, sondern an der Peripherie, der nach dem Mord an einem seiner Eigentümer ums Überleben kämpft. Hauptperson ist der international gefragte Musiker Elliot (André Holland), der plötzlich nicht nur für die Musik des Clubs, sondern auch für dessen Betrieb verantwortlich ist. Und dann kommt da auch noch seine schwer handle-bare, pubertierende Tochter (hinreißend: Amandla Stenberg) aus New York zu ihm und seine Sängerin Maja (Joanna Kulig) droht, einen lukrativen Job im Popbusiness anzunehmen.
Das Drehbuch von Jack Thorne (unter anderem „Shameless“, „Skins“) ist nicht der Grund, sich das anzusehen – der Mord und die Bedrohung durch das organisierte Verbrechen sind nicht gerade originell und der Schluss ein wenig unbefriedigend. Aber: Damien Chazelle (La La Land) ist mit „The Eddy“ eine atmosphärisch dichte Arbeit gelungen, die lange nachwirkt. Wir sehen ein komplett anderes Paris – eine multikulturelle Metropole mit all ihren Problemen – von Drogensucht über Mafia bis zu den prekären Verhältnissen im Kulturbetrieb. Und nicht zuletzt sind die Schauspielerleistungen hervorragend. Die Jazzclubband besteht etwa aus Schauspielern, die musizieren können, und aus Musikern, die schauspielern können. Und die Musik ist so spannend, dass man sich auch den Nachspann anschaut, weil man keine Note versäumen möchte. Noch ein Tipp: Unbedingt die Originalversion (mit Untertiteln) schauen, denn nur so wird verstanden, dass die Protagonisten immer wieder in verschiedenen Sprachen – Englisch, Französisch und Arabisch – wechseln.
„The Eddy“: Eine Netflix-Serie mit grandioser Musik und gelungener Atmosphäre.