Theaterkritik: Ernst Jandl im Volkstheater

Großer Erfolg mit Ernst Jandl im Volkstheater


Das ging ja schnell: Kurz nach der Premiere wurde der Jandl-Abend „humanistää! eine abschaffung der sparten“ in der Regie von Claudia Bauer als einzige österreichische Produktion zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Dabei war das Volkstheater das letzte Mal 1970 bei der prestigeträchtigen Veranstaltung dabei. Nun: Dieser Jandl-Abend ist aber auch tatsächlich formidabel. Intellektuell fordernd und trotzdem höchst unterhaltsam.
Text: Helmut Schneider / Foto: Nikolaus Ostermann/Volkstheater


Der 2000 verstorbene Lyriker Ernst Jandl schrieb auch zwei sehr spezielle Theaterstücke, nämlich „die humanisten“ und die Sprechoper „Aus der Fremde“. In ersterem macht er sich über einen Bildungsbetrieb lustig, der sich an Selbstlob zu ergötzen pflegt. „Aus der Fremde“ ist gänzlich im Konjunktiv geschrieben und schildert das Leben eines Schriftstellers (er selbst) und seiner dichterischen Freundin (Friederike Mayröcker), die am Abend einen Gast empfangen.

Im Volkstheater wird gleich zu Beginn dieses Gastmahl auf einem Podest zusätzlich verfremdet, indem Dichterin und Dichter ständig von neuen Darstellern besetzt werden. Dazu gibt es Livemusik und Teile aus den „humanisten“ sowie zahlreiche Lautgedichte Jandls. Geradezu ein Publikumshit wird „ich was not yet/ in brasilien/ nach brasilien/ wulld ich laik du go“. Bekanntlich zelebrierte Jandl eine „heruntergekommene“ Sprache, der er freilich das Äußerste abverlangte. Nach zwei Stunden sind sowohl Jandl-Fans als auch Jandl-Neuentdecker restlos zufrieden mit dem voll Witz und Spielfreude agierenden Ensemble. Sollte man sich unbedingt anschauen!


Karten und Infos: volkstheater.at