Wien-Kultur in den 60er- und 70er-Jahren – Der Kulturmanager Edek Bartz im Interviewbuch von Klaus Nüchtern

Vielleicht habe ich die falschen Leute gekannt oder war noch zu jung, aber in meiner Erinnerung waren die 70er-Jahre in Wien noch ziemlich grau und fade. Dass Wien schon vor Helmut Zilk als Kulturstadtrat (ab 1979) durchaus spannende Acts geboten sowie Lokale und Galerien besessen hat, beweist das Interviewbuch von Klaus Nüchtern mit dem Musiker (Geduldig & Thiemann) und Kulturmanager Edek Bartz. Bartz.
1946 als Sohn eines polnischen Chemikers und einer Wienerin in einem Flüchtlingslager der Sowjetunion geboren, organisierte schon 1967 Konzerte von Frank Zappa 1967 und 1969 von Jimi Hendrix 1969 im Wiener Konzerthaus. Er hat aber auch in der Kunstwelt ordentlich mitgemischt. Mit Peter Alexander, Falco und Andre Heller arbeitete er intensiv zusammen. Und er ist in New York bis ins Atelier von Jean-Michel Basquiat vorgedrungen, als dieser noch nicht weltberühmt war und für ein paar tausend Dollar Arbeiten verkaufte.
Falter-Kulturredakteur Klaus Nüchtern hat Bartz, der nächstes Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, in 16 Interviews zur damaligen Szene befragt und dabei neben vielen Anekdoten auch wichtige Eindrücke vom Wien der vermeintlich grauen Jahre gehoben. Natürlich dürfen auch die Schattenseiten – die vielen alkohol- und drogenabhängigen Musiker und Fans – in dieser Geschichte der Wiener Kultur nicht fehlen. Aber der Optimismus von Bartz war wahrscheinlich immer ansteckend, auch wenn es immer schwerer wurde, etwa Falco bei seiner Japan-Tournee für seinen Auftritt fit zu bekommen. Ein Buch, das alle an Wien-Kultur-Interessierte lesen müssen!
Klaus Nüchtern: Interessant, du, faktisch… – Edek Bartz und Wiens Aufbruch in die Pop-Moderne. Residenz Verlag, 176 Seiten, € 24,-