Einträge von Helmut Schneider

Stefan Zweigs „Schachnovelle“ in einer sehr musikalischen Fassung von Nils Strunk und Lukas Schrenk am Burgtheater

Bild: ©Hetzel Er spielt sie alle: den Erzähler, den reichen US-Industriellen, den Schachweltmeister, den Freund und nicht zuletzt die beiden ich des Dr. B – Nils Strunk ist tatsächlich ein Einmann-Theater und nebenbei auch noch Klavierspieler. Gemeinsam mit Lukas Schrenk, der die Musik gestaltete und mit dem er auch schon die Erfolgsproduktion „Die Zauberflöte“ gemacht […]

In Steinhof stellt man sich Fragen über das Leben – Thomas Sautners „Pavillon 44“

Ein Mann, der sich für Jesus hält und Gottvater sucht, eine Greisin, die klüger ist als der Primar, eine junge Wut-Patientin und Dimsch, der mit seinem verstorbenen Freund redet – im Pavillon 44 kommen nur die interessantesten Fälle des psychiatrischen Krankenhauses, denn Primarius Lobell hat schon lange „Narrenfreiheit“, weil er ein persönlicher Freund des Wiener […]

Thomas Köcks „Chronik der laufenden Entgleisungen“ im Schauspielhaus Wien

Bild: ©Lex Karelly Zwei Tage vor der Nationalratswahl hatte im Schauspielhaus ein Stück Premiere, das sich konkret mit der politischen Stimmung in Österreich beschäftigt. Das Schauspielhaus Graz und das Schauspielhaus Wien baten den 1986 in Oberösterreich geborenen Dramatiker Thomas Köck, literarisch auf die Innenpolitik des Landes zu reagieren. Herausgekommen ist mit „Chronik der laufenden Entgleisungen“ […]

Ein Familien- und Entwicklungsroman des Nobelpreisträgers aus Sansibar – Abdulrazak Gurnahs „Das versteinerte Herz“

Salim wächst in armen, aber stabilen Familienverhältnissen in Sansibar auf – er besucht die Schule und die Koranschule. Da verlässt plötzlich sein Vater das Haus ohne Erklärung, während sein Onkel Amir im Gefängnis ist und Salims schöne Mutter öfters nachmittags verschwindet. Niemand klärt Salim auf, was wirklich vor sich geht. Und das macht auch die […]

Molières „Der eingebildete Kranke“ im Akademietheater

Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann brachte aus Köln seine bejubelte Neufassung von Molières „Der eingebildete Kranke“ (durch Plinio Bachmann und die Dramaturgin Barbara Sommer) mit und adaptierte sie für das Akademietheater. Da Regina Fritsch erkrankt war, musste Rosa Enskat einspringen, die schon in Köln die Titelrolle gespielt hatte. Und überhaupt sind fast alle Figuren konträr zu ihrem […]

„Liebes Arschloch“ von Virginie Despentes im Volkstheater

Bild: ©Marcel Urlaub Ich muss zugeben, Virginie Despentes Roman „Liebes Arschloch“ habe ich im Vorjahr nach wenigen Seiten wieder weggelegt. Warum ein Buch über einen Aufreger in den Sozialen Netzen lesen – so plump sollte Literatur nicht sein. Jetzt also auf der großen Bühne. Der deutsche Regisseur Stephan Kimmig breitet die Vorwürfe und persönlichen Tragödien […]

Klassiker des Feminismus im Akademietheater

©Lalo Jodlbauer Virginia Woolfs Roman „Orlando“, 1928 erschienen, ist quasi die Wiederentdeckung der schon in der Antike stark diskutierten Thematik vom natürlichen und gesellschaftlichen Geschlecht. Damals gab es die heute fast schon gebräuchlichen Begriffe „Non Binary“ oder „genderfluid“ natürlich noch nicht. Aber der Roman ist zu einem der wichtigsten literarischen Werke des Feminismus geworden, denn […]

Die Zeit anhalten – Kino auf der Bühne bei „Bullet Time“ am Volkstheater

©Marcel Urlaub Ein Western am Theater? Warum nicht – Alexander Kerlin hat ein Stück über „Die Geburt des Kinos aus dem Geiste eines Mörders“ geschrieben, konkret geht es um den Fotografen Eadweard Muybridge, der im Auftrag des amerikanischen Eisenbahn-Milliardärs Stanford dessen schnelles Lieblingspferd Occident beim Galopp ablichten soll – und zwar so, dass geklärt werden kann, ob […]

Rauf und runter, schwarz und weiß – Colson Whiteheads Debütroman

Colson Whiteheads Debütroman „Die Intuitionistin“ über eine Fahrstuhlinspektorin in neuer Übersetzung. Als 1999 der Debütroman von Colson Whitehead erschien, ahnte natürlich noch niemand, dass aus dem New Yorker ein vielbeachteter Bestsellerautor werden würde. Sein Vater – verriet er mir bei einem Interview in Wien – schlug die Hände zusammen, weil sein bestens ausgebildeter  (Harvard) Sohn, […]