Schach-Magazin 2020

Christian Hursky, Präsident des Österreichischen Schachverbunds, mit dem neuen Schach-Magazin. – ©Christian Hursky

Schach, aber nicht matt


Diese Spiel ist ein echter Dauerbrenner: Auf dem Schachbrett treten Spieler schon seit mehr als tausend Jahren gegeneinander an. Im Lockdown erfreut sich der Klassiker großer Beliebtheit, auch die kürzlich auf Netflix erschienene Serie „The Queen’s Gambit“ kommt bei Zusehern gut an. Der Österreichische Schachbund (ÖSB) hat nun anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums ein Magazin veröffentlicht.
Text: Helmut Schneider / Fotos: Christian Hursky, Phil Bray/Netflix 2020


1886 war Österreich nicht nur geopolitisch eine Großmacht, sondern auch auf dem Gebiet des Schach. Denn der Wiener Wilhelm Steinitz wurde Schach-Weltmeister. Typisch seine Karriere: Da er sich kein Studium leisten konnte, spielte er in den Wiener Kaffeehäusern Schach – um Geld zu gewinnen. Daran erinnert der Österreichische Schachbund (ÖSB) in einem – im echo medienhaus erschienenen – schönen Magazin anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums. In diesem Magazin erfährt man etwa, dass Arnold Schwarzenegger im Lockdown Schach spielt – gegen seine Eselin Lulu („Sie wird immer besser…“) und Kabarettist Dieter Chmelar erzählt von seinen Schacherlebnissen sowie tischt uns ein paar Schach-Anekdoten auf (Weltmeister Alexander Aljechin auf die Frage einer Reporterin: „Wo ist Ihnen eine Dame lieber? Auf dem Brett oder im Bett?“ – „Das kommt auf die Stellung an.“). Dazu eine Geschichte des Schachspiels im letzten Jahrhundert mit seinen legendären Duellen.

Anya Taylor-Joy als Beth Harmon in The Queen’s Gambit. – ©Phil Bray/Netflix 2020

Übrigens spielen und spielten auch Frauen eine große Rolle beim Schach. Dazu passt, dass im momentanen Netflix-Hit „The Queen’s Gambit“ eine außergewöhnliche Schachspielerin – ein Waisenkind, das vom Hausmeister des Waisenheims das Spiel lernt – die Hauptrolle spielt. Unbedingte Empfehlung – allein die Ausstattung im Ambiente der Nachkriegsjahre und die Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy (Bild) sind sensationell. Und Schach ist irgendwie auch das Spiel des Lockdowns, das man problemlos auch mit weit entfernten Partnerinnen und Partnern spielen kann.


Online-Adventmarkt

Lokaler Adventmarkt im Netz


Glühwein, Punsch und Kartoffelpuffer – die Adventmärkte gehören in Wien zur Weihnachtszeit und sind nicht aus dem Stadtbild wegzudenken. Heuer werden die Märkte allerdings nicht oder nur beschränkt stattfinden. Für viele KunsthandwerkerInnen fällt damit aber ein beträchtlicher Teil ihres Jahreseinkommens weg. Eine neue non-Profit Online-Plattform bietet nun eine Ausweichmöglichkeit.
Fotos: goina.at, kamptalerie.at, simonspapercraft.com


Heuer finden Adventmärkte nur eingeschränkt oder gar nicht statt. Viele KunsthandwerkerInnen erwirtschaften auf diesen Märkteb aber ihren Lebensunterhalt. Als Ausweichmöglichkeit hat die ADMAN Werbeagentur Adventmarkt 24 ins Lebens gerufen. Die Online-Plattform soll Kunsthanderkerinnen und Kunsthandwerker präsentieren und ihre Produkte bekannt machen. Zusätzlich sollen jeden Tag im Advent, beginnend mit 1. Dezember, einer oder eine der Künstlerinnen und Künstler über Instagram sowie Facebook vorgestellt werden. So können Sie regionale Kleinstbetriebe unterstützen und ein nachhaltiges Weihnachtsgeschenk für Ihre Liebsten finden.

Edle Seifen aus Etzmannsdorf am Kamp. Jede Seife ist ein künstlerisch gestaltetes Einzelstück, handgefertigt aus hochwertigen Rohstoffen. Mehr auf kamptalerie.at.

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entstehen keinerlei Kosten oder Verpflichtungen, es sind noch Plätze zum Mitmachen frei. Wer mitmachen möchte, kann die Agentur über adventmarkt24.at kontaktieren. Die Plätze sind begrenzt!

Stimmig, schön, fast hypnotisierend – die 3D-Kunstwerke von Simons Papercraft. Für Geburtstag, Hochzeit, Weihnachten, oder für sich selbst. Mehr auf simonspapercraft.com.

Heiße Kaffeetassen

Now is better – Stefan Sagmeister designt Illy-Kaffeetassen


Die Reihe der Künstler, die bereits für Illy entworfen haben, ist mehr als eindrucksvoll: Ron Arad, Robert Wilson, Marina Abramovic, Julian Schnabel,  Jeff Koons, William Kentridge oder Robert Rauschenberg sind nur einige der Namen. Seit dem Jahr 1992 ist die von Matteo Thun entworfene Porzellantasse dank einer Intuition von Francesco Illy zur Ikone illycaffè geworden.
Fotos: Illy/Sagmeister


Der Österreicher Stefan Sagmeister, der als Designer innovativer Plattencover für die Rolling Stones oder Lou Reed bekannt geworden ist und sich in Installationen mit dem Thema Schönheit auseinandersetzte, hat die neuen Tassen der illy Art Collection gestaltet. Er stellt seine Entwürfe unter das Motto „now is better“. Denn dem in New York lebenden Künstler geht es zunehmend auf die Nerven, dass ständig behauptet wird, es gehe alles den Bach hinunter. Im Gegenteil: „Wenn man aber den Blick auf die Menschheitsgeschichte öffnet und sich nur einmal die vergangenen 150 oder 200 Jahre anschaut, dann sieht man, dass durchaus nicht alles schlechter geworden ist, im Gegenteil.“, erklärte er der FAZ.

Seine Entwürfe sind zugleich bunt und subtil, denn nur die Untertassen sind farbig, die Tasse selbst ist spiegelnd, sodass sich das unten oben widerspiegelt. Beim Espressotrinken kann man sich auch selbst beziehungsweise seine Umwelt verzerrt sehen. Das Prinzip der spiegelnden Tasse hatte schon 2008 der südamerikanische Künstler William Kentridge für Illy eingesetzt.

Die Tassen bekommt man in ausgesuchten Kaffee-Shops oder direkt bei illy.com


Eine STADT. Ein BUCH.

29 Kurzgeschichten aus Wien


Eine STADT. Ein BUCH. bereitet für 2020 etwas ganz Besonderes vor – Es wird diesmal ein ganz besonders Buch speziell für unsere Aktion: 29 Autor*innen schreiben für Eine STADT. Ein BUCH. jeweils eine eigene, neue Kurz-Geschichte! Mit anderen Worten: Wir schaffen mit 100.000 gratis verteilten Büchern unseren eigenen Bestseller!


Auch wenn heuer, im 19. Jahr der Gratisbuchaktion „Eine STADT. Ein BUCH“, alles anders ist – die 100.000 Bücher mit den 29 Kurzgeschichten aus Wien sind trotzdem frisch und rechtzeitig aus der Druckerei angeliefert worden. Begleitende Veranstaltungen müssen dieses Jahr coronabedingt leider ausfallen, aber im Zentrum steht wie jedes Jahr ohnehin das Buch selbst.

Zwischenbilanz bei EineSTADT.EinBUCH.
Bereits jetzt wurden 30.000 mal die Kurzvideos der Autorenlesungen angeschaut. Die Auslieferung der Gratisbücher wird nach dem Lockdown weitergehen, aber schon jetzt kann man sich Appetit auf die 29 Kurzgeschichten holen. Barbi Markovic, Bodo Hell, Laura Freudenthaler, Julya Rabinovic, Theodora Bauer, Edth Kneifl, Stefan Slupetzky sind bei 3-Minuten-Lesungen zu erleben – die anderen Autorinnen und Autoren folgen in den nächsten Tagen.

Kommen Sie vorbei auf www.facebook.com/eineSTADTeinBUCH oder https://einestadteinbuch.at/lesungen/

All jene Stellen, die das diesjährige Buch ausgeben, sind hier aufgelistet.
Ein Tipp: Bei der Rathausinformation im Rathaus und bei der Wien Energie Erlebniswelt Spittelau sind sicher noch Bücher vorrätig!

Tex Rubinowitz liest aus „Ich höre Farben“

https://www.facebook.com/160212165876/videos/433121551409121

Buchtipp: „Philadelphia Underground“

Der Kunst-Thriller


Der Urlaub ist zwar schon lange vorbei, Zeit zum Schmökern sollte aber immer sein, egal ob Thriller, Sachbuch, biografische Einblicke oder opulenter Bildband. Das Debüt des Kaliforniers Augustus Rose ist ein rasant erzählter, comic-
artiger Roman, in dem ausgerechnet Marcel Duchamp eine große Rolle spielt.
Text: Helmut Schneider / Foto: Piper/Augustus Rose


Gut, geklaut hat Lee schon immer, weil sie das so perfekt konnte, aber dass sie auf der Highschool mit Drogen im Spind erwischt wurde, war ein Unfall und Schuld ihrer besten Freundin Edie. Ab dann nimmt die Geschichte des seltsamen, vorerst relativ harmlosen Mädchens mit schwacher Mutter und nervendem Stiefvater in Philadelphia aber so rasant Fahrt auf wie ein D-Zug. Lee flieht aus dem Jugendgefängnis und kommt in ein Quartier voller Jugendlicher, die tagsüber betteln geschickt werden, und das „Kristallburg“ genannt wird. Im ersten Stock des Hauses werden jene, die sich bewähren, von einer Art spirituellem Führer einer speziellen Behandlung unterzogen. Bevor das passiert, haut Lee freilich wieder ab und hat fortan mehr Angst vor dieser Sekte als vor der Polizei. Denn diese Société Anonyme veranstaltet außerdem spektakuläre, als Rave getarnte Kunstfeste, bei denen immer wieder Mädchen verschwinden, um später als willenlose Zombies aufzutauchen. Werden sie als Sex-Sklavinnen missbraucht? Die Figuren, die dann auftauchen, haben merkwürdige Namen wie der Stationsvorsteher, der Priester oder der Leichenträger. Und nach und nach wird klar, dass sie alle der Phantasie von Marcel Duchamp entsprungen sind. Konkret aus seinem „Großen Glas“ mit dem rätselhaften Titel „Die Neuvermählte/Braut wird von ihren Junggesellen entkleidet, sogar“.

Zwischendurch eine Liebesgeschichte
Augustus Rose ist ein Experte für Subkultur, Metaphysik und natürlich Marcel Duchamp. Im Buch und auf seiner Homepage (augustusrose.me) finden sich viele Hinweise zur Sekundär-literatur. Was „Philadelphia Underground“ (ein englischer Titel, aber im Original heißt das Buch „The Readymade Thief“) so einzigartig macht, ist seine rasante Erzählweise. Seine Pro-tagonistin stürzt atemlos von einem Unglück ins andere und niemals weiß sie mit Sicherheit, wer ihr Freund und wer Spion oder Feind ist. Augustus Rose hat seinem Debüt quasi die Dramaturgie eines Thrillers oder einer TV-Serie verpasst – mit Cliffhanger noch und nöcher. Wäre ein Wunder, klopften da nicht längst schon Produzenten bei ihm an.
Denn auch eine Liebesgeschichte vergönnt uns der Autor, wenngleich eine komplizierte. Nach der Kristallburg stößt Lee auf dem gefährlichen Rave auf Tomi und findet in seiner WG Unterschlupf. Tomi ist ein Künstler und öffnet Lee buchstäblich die Welt der Kunst, indem er sich mit ihr im Kunstmuseum einschließen lässt, wo sie eine auch erotisch spannende Nacht verbringen. Und dann ist Lee auch noch schwanger …

Der Betrachter macht die Kunst
Erstaunlich ist auch, wie viel Rose in diesem Thriller an Kunsttheorie unterzubringen versteht. Für Marcel Duchamp war der Betrachter ein wichtiger Teil des Kunstwerks, seiner Ansicht nach produziert jeder, der sich ein Kunstwerk anschaut, sozusagen sein eigenes Kunstwerk in diesem Prozess. Und natürlich gab und gibt es viele Interpretationen zum „Großen Glas“, denn Duchamp liebte es, seine Adepten an der Nase herumzuführen. Die Mitglieder der Société Anonyme glauben jedenfalls daran, dass sich mit Hilfe von Duchamps Werk endlich die Gegensätze von Quantenmechanik und dem Einstein’schen Modell des Universums auflösen lassen. Man braucht nur die Maschine von Duchamp endlich in Gang zu setzen. Deshalb machen sie auch Jagd auf Lee, denn die hat aus einer Laune heraus einen wichtigen Teil des Kunstwerks mitgehen lassen.
„Philadelphia Underground“ ist jedenfalls mit Sicherheit ein Buch, das man, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen mag.


Erika Pluhar

Eine echte Wienerin – Blick zurück ohne Scham


Wenn man auf Wikipedia geht und bei Erika Pluhar nachschaut, kann man nur staunen: Die Liste der Theaterrollen, Filme, Bücher und CDs – darunter finden sich auch Wienerlied-Platten wie „Die Wiener Lieder der Erika Pluhar“ (1977) und „Lied. Wien. Wir.“ (2006) – umfasst rund sieben Seiten.
Text: Christoph Hirschmann / Fotos: Bubu Dujmic, Ludwig Schedl


Wie das in ein einziges Menschenleben hineinpasst, bleibt unbeantwortet – denn die Kunst-Allrounderin staunt selbst darüber.
Doch nicht nur die Quantität des Œuvres der langjährigen Burgtheater-Publikumsverführerin und nicht minder erfolgreichen Schriftstellerin („Die Stimme erheben“) und Lied-Interpretin ist bestechend, sondern auch die unbestechliche Qualität ihres Tuns durch all die Jahre hindurch.

Finance Conference 2014

Diese Erkenntnis macht Erika Pluhar wohl couragierter und souveräner als die vielen Zauderer und Zögerer allerorts:
„Ich muss sagen: Der Rückblick macht mich nicht unzufrieden“, sagt sie. „Ich habe auch in jungen Jahren nie einen Blödsinn gespielt oder gedreht. Ich war nie in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung und war nie eine Kommissarin. Ich habe drei Mal die Buhlschaft abgelehnt. Und ich habe auch nie Werbung gemacht … Also, langer Rede kurzer Sinn: Ich blicke zurück ohne Scham.“


Wiener Städtische Kinderpiratenfest 2020

Große Schatzsuche beim Kinderpiratenfest


Echte Piraten stechen heuer online in See. Wegen Corona findet das beliebte Wiener Städtische Kinderpiratenfest 2020 aus Sicherheitsgründen im Internet statt. Unerschrockene Seeräuber können somit garantiert virenfrei mit der cleveren Schatzkarte auf Schatzsuche gehen, abends bei einem warmen Kinderpunsch schaurig-schöne Abenteuergeschichten erzählen oder ihre eigene Piratenflagge malen.
Fotos: Walter Zivny


Das begehrte „Wiener Städtische Kinderpiratenfest“ wurde heuer coronbedingt ins Internet verlegt.
Das Piratenquiz ist auf www.kinderpiratenfest.at online. Eine gedruckte Schatzkarte, die zur Hilfestellung dient, wird in allen Bäckerei-Felber-Filialen verteilt – die Kinder bekommen bei Abholung dort sogar ein gratis Kipferl dazu solange der Vorrat reicht. Wie gewohnt können sich die Kinderpiraten auch heuer auf eine tolle Beute freuen. Jeder Pirat, der auf www.kinderpiratenfest.at mindestens eine der 3 Aufgaben löst, gewinnt ein Digital-Abo von „familiii“, Österreichs größtem Familienmagazin.

Mitmachen lohnt sich
Viele tolle Sachpreise werden unter den eifrigen Piraten verlost u. a. gibt es wieder die begehrten Silbermünzen der Münze Österreich, Gutscheine von Tiger’s World und die grandiosen Pratergutscheine. Zudem verlosen wir 100 tolle Piratenfest-Goodiebags mit tollen Überraschungen! Wer alle 3 Aufgaben (Quiz, Piratenflagge malen und die Piratengeschichte schreiben) löst, hat die Chance den Hauptpreis zu kapern:
Ein abenteuerlicher Urlaub im Kinderhotel Appelhof in der wunderschönen Steiermark!
Also: Leinen los, ran an die Tasten & mitmachen!


Informationen auf: kinderpiratenfest.at

Ein großer Dank gilt der Wiener Städtischen Versicherung, die auch heuer das Wiener Städtische Kinderpiratenfest möglich macht!

Peter Patzak

Die literarischen Erinnerungen des Kottan-Regisseurs Peter Patzak


Die Wohnhausanlage am Friedrich-Engels-Platz ist ein stattlicher Gemeindebau in der Brigittenau. Er ist nach dem Sandleitenhof der zweitgrößte kommunale Wohnbau des „Roten Wien“. Hier wuchs Regielegende Peter Patzak („Kottan ermittelt“) in den 50er-Jahren auf und hier lässt er auch sein Alter Ego Philip Engels seine ersten Erfahrungen – auch jene erotischer Natur – machen.
Text: Helmut Schneider / Foto: Stefan Joham


Patzak taucht kongenial ein in die Stimmung nach dem Krieg, als Halbstarke die Vorräte der Alliierten plündern, ein Moped – auch Schlurfrakete genannt – das Objekt der Begierde jedes jungen Mannes und Wohnraum ein knappes Gut war. Noch sind auch die Bombentrichter aus dem Weltkrieg noch nicht aus dem Stadtbild verschwunden.

„Wo bitte wohnt Herr Friedrich Engels?“ ist eine außergewöhnliche Liebesbekundung an Wien-Brigittenau, an die einzigartige Aufbruchsstimmung 1955 und das skurrile Milieu, das sich im Mikrokosmos des Friedrich-Engels-Platzes entfaltet. Es ist ein Rückblick des Filmemachers im Stil von Fellinis „Amarcord“ auf die eigene Jugend. Das Buch hat starke autobiografische Züge, doch manches ist frei erfunden. Authentisch ist die Grundstimmung: Wie war Jungsein Mitte der Fünfzigerjahre in Wien?

Peter Patzak zeigt ein Kaleidoskop aus Einzelschicksalen, menschlichen Sehnsüchten, Trieben und Gebrechen, das alle Themen des Lebens, auch die historischen, subtil und unangestrengt zeichnet. Traurig, komisch, liebenswert und sehr humorvoll.

Patzaks Prosa erinnert an einen inneren Monolog, die Figuren und Szenen steigen wie aus einem Traum auf. Herrlich die beschriebenen Personen wie der Bezirksinspektor Janda oder das frivole Fräulein Mair. Von Philip angehimmelt wird die Tochter des Hausmeisters, die die Aufnahmeprüfung für die Ballettschule der Wiener Staatsoper schafft. Er verdienst sich ein paar Groschen durch das Schleppen von Kohle aus dem Keller zu den Wohnungen der anderen Hausparteien. Das Buch ist weniger sentimental als schlicht magisch. Der Autor weiß um die Besonderheiten dieser Stadt, die damals noch alle Schattierungen von Grau aufwies. Und das ist nicht nur für jene, die diese Zeit erlebt haben, interessant zu lesen.  


Das Buch
Peter Patzak
Wo bitte wohnt Herr Friedrich Engels?, echomedia buchverlag, 198 Seiten, € 19,80

Der Autor
Peter Patzak (* 2. Jänner 1945 in Wien) ist ein österreichischer Filmregisseur. Der spartenübergreifende Künstler wandte sich nach einem Studium der Fächer Kunstgeschichte, Psychologie und Malerei dem Film zu. Der Sohn eines Polizisten im Rang eines Majors, wurde vor allem durch die Kriminalfilm-Parodie Kottan ermittelt, die er ab 1976 sieben Jahre lang für den ORF produzierte, bekannt. Außerdem ist er ein engagierter Maler, der schon viele Ausstellungen vorweisen kann.

Wien modern

Festival für moderne Musik


Das engagierte Festival für moderne Musik ist natürlich schwer vom Corona-Lockdown betroffen, viele Konzerte können jetzt nicht stattfinden. An voraussichtlich mindestens 24 Abenden während der Ausgangsbeschränkungen macht das Festival aber über seine Website sowie teilweise über ORF Ö1 mehr als die Hälfte des angekündigten Programms kostenlos öffentlich zugänglich.
Foto: Igor Ripak


Zu dem angekündigten Programm gehören insbesondere das Konzert zur Verleihung des Erste Bank Kompositionspreises 2020 an Matthias Kranebitter mit dem Klangforum Wien im Wiener Konzerthaus am 18.11. mit Uraufführungen von Johannes Kalitze, Matthias Kranebitter und Friedrich Cerha sowie die Uraufführung tönendes licht. von Klaus Lang mit den Wiener Symphonikern aus dem Stephansdom am 19.11. Diese Konzerte werden zum angekündigten Zeitpunkt auf wienmodern.at gestreamt. Zahlreiche weitere Produktionen werden teilweise live, teilweise zeitversetzt als Aufzeichung im Lauf der kommenden Wochen angeboten.


Info: wienmodern.at
Facebook: facebook.com/wienmodern

Operntheater

Die Verbesserung der Welt


Das sirene Operntheater im 23. Bezirk bringt mit „6 – Ikarus“ eine Auseinandersetzung von 7 Autoren und Autorinnen, Komponisten und Komponistinnen mit der verbalen und ethischen Verwarlosung des Diskurses. Das Resultat ist von 29. Oktober bis 1. November jeweils um 20.30 Uhr zu sehen.
Fotos: sirene Operntheater


Über das Stück
Kammeroper (UA). Text. Thomas Arzt | Musik. Dieter Kaufmann
29. / 30. / 31. Oktober / 01. November 2020 20.30 Uhr | F23, Breitenfurter Strasse 176, 1230 Wien

Victor, der junge Produktentwickler der Firma Ikarus, hebt ab. Auf seinem Höhenflug verliert er den Boden unter den Füssen: weder hat er Zeit für seine schwangere Freundin Marie und seinen Freund Alexander, noch für den Bettler, der vor dem Eingang des feinen Restaurants, in dem er mit Geschäftspartnern diniert, hungert. Doch als die Erfolgskurve sinkt und Victor zur Umkehr oder vielmehr zum Absturz zwingt, findet er sich zuletzt gerade dort – als hungriger Habenichts vor der verschlossenen Tür. Mehr Infos & Details finden Sie auf: sirene.at

Inspiration
In fast allen Kulturen und Religionen gibt es Tugendreihen, die das Bild eines idealen Menschen beschreiben. Das Besondere an der Tugend ist, dass sie bei aller Dringlichkeit der Empfehlung doch eine freiwillige Handlung bleibt, die das Gute zur persönlichen Entscheidung macht, zum Hinauswachsen über das Gesetz aus Pflichten und Verboten. Insofern ist die Tugend so etwas wie Schönheit – sie ist nicht notwendig, aber sie ist ein entscheidender Schritt aus dem Minimum des Existierens in die Freiheit und Selbstbestimmtheit des Geistes. Damit ist sie ein Modellfall der aufgeklärten Souveränität des Menschen, die seine Würde und Persönlichkeit begründet.
Zu den ursprünglich sechs exemplarischen Werken der Barmherzigkeit aus der sogenannten Endzeitrede Jesu bei Matthäus fügte der Rhetoriklehrer Lactantius im dritten Jahrhundert noch die Ehrung der Verstorbenen hinzu und vervollkommnete damit analog zur Zählung der Todsünden die Siebenzahl.
Die zunehmende verbale und ethische Verwahrlosung des Diskurses, die Verhärtung gegen jene, denen es schlechter geht, und das Gefühl, mit Europa und der Welt gehe es unaufhörlich bergab, hat uns dazu inspiriert, ja fast gedrängt, dem etwas Positives entgegenzusetzen.
sirene erteilte 7 Autoren und Autorinnen, Komponisten und Komponistinnen den Auftrag, sich eines dieser Werke der Barmherzigkeit anzunehmen.

Eindrücke aus den letzten Produktionen im Zyklus: