Naschmarkt-Pirat

Ein echter Wiener


Wien hat kein Meer und keine Marine, aber einen Piraten: den Mann mit Kopftuch auf dem Wiener Naschmarkt.
Text: Christoph Hirschmann / Fotos: Picturedesk, Umar Fisch


Wien hat kein Meer und keine Marine, aber einen Piraten: den Mann mit Kopftuch auf dem Wiener Naschmarkt. Erkan Umar wurde zu Beginn der 1960er-Jahre in Istanbul geboren und besuchte dort die Handelsakademie. Sein Vater war zu dieser Zeit, wie etliche andere Türken damals auch, Gastarbeiter in Ternitz. Der Jüngling übersiedelte nach Österreich, um an der Wirtschaftsuni zu studieren. Tatsächlich brachte er sich aber mit Gelegenheitsjobs wie Fabriksarbeiter, Zimmermann, Autowäscher und Tankwart durch. Bei Semperit prüfte er Latexhandschuhe auf ihre Dichtheit. Das kann doch nicht alles gewesen sein, mag er sich gedacht haben.

Legende
Am Wiener Naschmarkt wurde zufällig ein winziges, aber prominent gelegenes Fischgeschäft frei. Das angelte er sich. Ein knappes Jahrzehnt später kam das Restaurant dazu. Heute ist „Umar Fisch“ eines der Flagships der Wiener Gastroszene. Und der Mann mit Kopftuch steht immer noch hinterm Steuer.
Der Naschmarkt-Pirat ist fast so legendär wie der Calafati im Wiener Prater.


Info: umarfisch.at

Eine Stadt ein Buch

Diesmal gibt es Short Storys


Eine Stadt. Ein Buch. Die Gratisbuchaktion des echo medienhauses bringt heuer 29 Kurzgeschichten aus Wien. Eine eindrucksvolle Leistungsschau der heimischen Literatur. Wir verlosen 5 Tische à 5 Personen bei der „Gala ohne Speis‘ und Trank“ anlässlich Eine STADT. Ein BUCH. am 12. November 2020.
Text: Helmut Schneider


Das heurige Wiener Gratis­buch wird unique! Denn die 29 neuen Kurzgeschichten, die in diesem Buch versammelt sind, werden nur ein Mal in dieser Form zu bekommen sein – haben doch Autorinnen und ­Autoren extra für „Eine STADT. Ein BUCH.“ zur „Feder“ gegriffen und eine Short Story beigesteuert. Und mitgemacht haben so bekannte ­Autorinnen und Autoren wie Doris Knecht, Franzobel, Renate Welsh, Julian Schutting, Eva Rossmann, Thomas Brezina, Kurt Palm, Gustav Ernst, Petra Hartlieb, Max Gruber oder Stefan Slupetzky. Die Geschichten sind so vielfältig wie das Wiener Kulturleben – der Ton ist mal pointiert, dann poetisch, anklagend, verspielt oder doppelbödig.

100.000 Gratisbücher
Die Eröffnung von „Eine STADT. Ein BUCH.“ ist für den 12. November 2020 geplant, wo der Bürgermeister wieder die ersten druckfrischen Exemplare verteilen wird. Ab 13. November, gleich in der Früh, beginnt die Verteilung aller 100.000 Bücher an den insgesamt mehr als 450 (!) Verteilstellen in Wien – wo genau? Das finden Sie rechtzeitig vor dem 13. November hier: https://einestadteinbuch.at/verteilstellen/

Dabei sein!
Wir verlosen 5 Tische à 5 Personen bei der „Gala ohne Speis‘ und Trank“ anlässlich Eine STADT. Ein BUCH. am 12. November 2020. Alles, was Sie zur Teilnahme brauchen, ist ein Interesse an Literatur. Bei der Gala wird eine Live-Diskussionsrunde zum Thema „Reiz der Kurzgeschichte“ stattfinden, bei der das Publikum den AutorInnen des Buches direkt Fragen stellen kann. Teilen Sie uns Ihre Frage mit und gewinnen Sie einen Tisch bei der Gala!

„Eine STADT. Ein BUCH.“ „Eine STADT. Ein BUCH.“ dankt allen Unterstützern der größten Gratisbuchaktion der Welt, besonders dem seit 19 Jahren treuen Hauptsponsor Wien Energie.


Weitere Informationen unter: einestadteinbuch.at

Nachbericht in Bildern

Kaffeehäuser-Obmann Wolfgang Binder und Imperial-Direktor Mario Habicher.

Das war die Wiener Kriminacht im Kaffeehaus


Trotz eingehaltener Coronabestimmungen war die Stimmung bei der Kriminacht in den Wiener Kaffehäusern bestens. Heuer wurde bei der Kriminacht auch erstmals der von der Stadt Wien und dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels ausgerichtete Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur vergeben. Siegerin Ursula Poznanski war überglücklich. Ein Nachbericht in Bildern.
Fotos: Stefan Joham; Stefan Diesner; Bubu Dujmic; Arman Rastegar


Hauptverband-Präsident Benedikt Föger (links) und Jürgen Sidl, GF Bestattung Wien, gratulieren Leo-Perutz-Preis-Gewinnerin Ursula Poznanski.
Die Leo-Perutz-Preis-Nominierte Autorin El Awadalla las aus ihrem Krimi „Zu viele Putzfrauen“ im Café Hawelka.
Erstmals dabei: Neoautor & Kabarettist Leo Lukas.
Eva Rossmann war aufgrund eines Unfalls verhindert. Schauspielerin Chris Pichler las ihre Kurzgeschichten im Sluka.
Lemming-Erfinder Stefan Slupetzky und Nikolaus Weidinger vom Kult-Café Weidinger am Gürtel

Kinderkunstfest

Kommt zum Fest!


KIKUFE: Das KinderKunstFest findet heuer bereits zum zweiten Mal statt. Von 26. Oktober bis 2. November gibt es ein tolles Programm.
Text: Ursula Scheidl / Fotos: Stefan Diesner


Das KinderKunstFest bringt Wiener Kinder an alle Orte Wiens, in denen bildende und andere Kunst stattfindet. Vor allem richtet es sich an jene Kinder, die bislang noch nie oder selten in Museen, Ausstellungen oder Kunstinstitutionen zu Besuch waren. An allen Ferientagen können Kinder zwischen 6 und 14 Jahren mehr über Kunst erfahren, selbst malen, filzen, fotografieren, drucken oder bei einer Zeitreise alte Kulturen kennenlernen. Das sind nur einige Beispiele aus dem vielfältigen Programm, aus dem Kinder wählen können, um Kunst live zu erleben. Die meisten Veranstaltungen sind besonders günstig oder kostenlos.

Von 26. Oktober bis 2. November
Am Montag, dem 26. Oktober, geht es um 14 Uhr im Wiener Rathaus los. Da wird das KinderKunstFest feierlich eröffnet. Im Anschluss an die Eröffnung liest Erich Schleyer Geschichten aus seinem Buch. Man erfährt etwa, was eine „Kamate oder ­Tomoffel“ ist, und er spricht auch darüber, ob wir Menschen es schaffen werden, den Klimawandel aufzuhalten. Am 29. 10. um 10 Uhr findet dann noch eine Führung durch das Rathaus statt, eine tolle Gelegenheit, den Arbeitsplatz der Stadtpolitiker hautnah zu erleben.

Spielerisch
Die Grundidee von KiKuFe ist ein Spiel: Kinder besuchen Wiener Institutionen wie Museen, Kunst- und Ausstellungshallen und nehmen dort an speziellen Führungen & Workshops teil. Bei jeder Veranstaltung bekommen sie einen Stempel in ihren KinderKunstFest-Pass, der gleichzeitig als Programmheft dient. Sind 6 Kästchen abgestempelt, können sie sich ein Geschenk abholen und nehmen an einer Verlosung für Familienwochenenden im Alpenhotel Gösing teil. Jedes teilnehmende Kind erhält zudem ein Goodie-Bag mit netten Überraschungen.

ABER ACHTUNG: Die Führungen und Workshops sind jeweils für eine begrenzte Anzahl von Kindern konzipiert. Daher müssen interessierte Kinder bei der Anmeldung schnell sein!
Das KinderKunstFest dankt der Stadt Wien und der Wiener Städtischen Versicherungs AG für die Unterstützung.
Alle Veranstaltungen auf der KiKuFe-Website: www.kinderkunstfest.at 


Das Kinder­kunst­fest in Wien
26. Oktober bis 02. November 2020

Willkommen bei der größten Kinder Kunst Eventwoche aller Zeiten in Wien! Hier kannst du das Passende für dich finden – Willst du mehr über Kunst erfahren? Willst du selbst malen, filzen, fotografieren, drucken? Willst du bei einer Zeitreise alte Kulturen kennenlernen? Klick dich durch unseren Kalender und melde dich schnell an!

Die Kriminacht im Kaffeehaus

Am 6. Oktober wird Wien zum „Tatort“


Die Kriminacht im Kaffeehaus am Dienstag, 6. Oktober, trotzt der Coronakrise. In 27 Cafés und diversen Sonderlocations finden ab dem frühen Abend Lesungen von Autoren statt. Erstmals wird im Rahmen der Kriminacht der Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur vergeben.
Foto: Stefan Joham


Bei der 16. Kriminacht im Kaffeehaus können wieder fast alle Stars der heimischen Krimi- und Thrillerszene wie Claudia Rossbacher, Kurt Palm, Manfred Rebhandl, Andreas Pittler, Edith Kneifl, Christian Klinger oder Eva Rossmann live erlebt werden. Und so ist es logisch, dass der von der Stadt Wien und dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels ausgerichtete Leo-Perutz-Preis (Preisgeld: 5.000 Euro) heuer beim Auftakt der Kriminacht im Hotel Imperial vergeben wird. Nominiert sind heuer: Johann Allacher („Wiener Blues“), El Awadalla („Zu viele Putzfrauen“), Ursula Poznanski („Vanitas – Grau wie Asche“), Stefan Slupetzky („Im Netz des Lemming“) und Bastian Zach („Donaumelodien – Praterblut“). Alle Nominierten werden bei der Kriminacht lesen, Bestsellerautorin Ursula Poznanski natürlich am Zentralfriedhof (Aufbahrungshalle 2), denn ihre Thrillerreihe „Vanitas“ ist ebendort angesiedelt.

34 Autorinnen und Autoren
Insgesamt sind heuer 34 Autorinnen und Autoren dabei, ebenso wie alle namhaften Kaffeehäuser – vom Café Museum und dem Frauenhuber in der Innenstadt bis zum Café Ritter in Ottakring oder dem Jonas in Floridsdorf.

Neben den österreichischen Stars besucht auch der Italiener Massimo Carlotto die Kriminacht. Als Sympathisant der Linken wurde er in den 1970er-Jahren in einem umstrittenen Gerichtsverfahren wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Seither schreibt er Bestseller. Er wird bei der Kriminacht-Außenstelle in der Hauptbücherei am Gürtel lesen. Beliebt ist seit vielen Jahren auch die Sonderlocation 48er-Tandler, wo heuer Johann Allacher und Michael Horvath lesen werden.

Sicherheit
Selbstverständlich werden alle Coronabestimmungen genau eingehalten. Seit 28. September müssen sich alle Gäste in den Kaffeehäusern registrieren und – bis sie am Platz sitzen – Maske tragen. Das kann aber echte Krimifans sicher nicht abschrecken, zumal Autorenlesungen jetzt nicht gerade häufig zu erleben sind!

Der Veranstalter der Kriminacht – das echo medienhaus – bedankt sich bei ihren Partnern Wirtschaftskammer Wien – Buch und Medienwirtschaft sowie Kaffeehäuser – und der Stadt Wien für die Unterstützung.


Frauengesundheitswoche

Linett Tunc – ©Wiener Frauengesundheitswoche

Die Erste Wiener Frauengesundheitswoche


Das Wiener Programm für Frauengesundheit bietet heuer erstmals eine Woche lang ein umfangreiches Online-Angebot zur Frauengesundheit. Von 28. September bis 2. Oktober werden zahlreiche Radio- und TV-Beiträge, Online Vorträge in Livestreams, Podcasts zum Nachhören sowie diverse On- und Offline-Beteiligungsaktivitäten angeboten. Mädchen als auch Frauen in allen Lebenslagen sollen zu den verschiedensten Themen der Frauengesundheit sensibilisiert und informiert werden. Denn Frauengesundheit ist weit mehr als PAP-Abstrich oder Brustkrebsvorsorgeuntersuchung. Um den Themen auch ein Gesicht zu geben, wurden 8 Wienerinnen gefunden, die für diese stehen.


Themenschwerpunkte für Gesundheit von Mädchen und Frauen in allen Lebenslagen

An fünf Schwerpunkttagen – „Seelische Gesundheit“, „Sexuelle Gesundheit“, „Frauengesundheit ein Leben lang“, „Gesund ins Alter“ und „Schwangerschaft und Geburt“ – wird dieser Frage nachgegangen. Corona war und ist auch eine Belastung für die Seele, daher geht es in der Wiener Frauengesundheitswoche auch um die seelische Gesundheit: Stichwort Depressionen, Entschleunigung oder auch Gewalt gegen Frauen. Sexualität begleitet Frauen ein Leben lang – von der Wahl des richtigen Verhütungsmittels, über das Thema Wunschkind oder unerfüllter Kinderwunsch bis hin zu den Wechseljahren oder auch Sexualität im Alter. Einen Tag lang dreht sich alles rund um Schwangerschaft und Geburt, ein anderes Mal geht es in der 1. Wiener Frauengesundheitswoche nur ums gesund älter werden.

5 Thementage

· Montag, 28.9.: Seelische Gesundheit
· Dienstag, 29.9.: Frauengesundheit ein Leben lang
· Mittwoch: 30.9.: Sexuelle Gesundheit
· Donnerstag, 1. 10.: Gesund ins Alter – und auch Brustgesundheitstag
· Freitag, 2.10.: Schwangerschaft und Geburt

Alle Informationen & Details finden Sie auf: wienerfrauengesundheitswoche.at


Indielabelwoche

Frisch & jung: Die 2. Österreichische Indie Label Woche


Wiens Alt-Bürgermeister Michael Häupl meinte einmal: „Alles, was in Wien mehr als einmal stattfindet, hat Tradition“. Nun, wenn nicht irgendwelche Viren wieder einen Strich durch die Rechnung machen, geht vom 19.-24.10. im Wiener REIGEN die traditionelle, weil bereits Zweite, Österreichische Indie Label Woche über die Bühne.


Wer nun dachte, Corona wäre das endgültige Ende vieler Indie-Initiativen, irrt. Von 19. bis 24. Oktober 2020 geht die 2. Österreichische Indie Label Woche über die Bühne. Dazu ließen sich die Künstlerinnen und Künstler selbst eine Menge an Aktivitäten einfallen, von denen nun einige zur Präsentation gebeten werden. Hier wird frische, junge und heimische Musik quer durch die Genres geboten. Hier nur einige wenige der vertretenen KünstlerInnen:

The Rising Sun – ©Pavol Kulkovsky

The Rising Sun
Im Kaninchenbau des Klangs, eingängige Melodien mit fesselnden Basslinien und Trommelgrooves das sind die wesentlichen Fragmente ihrer Musik. Aus dem nördlichen Teil der Slowakei stammend, entziehen sich The Rising Sign jeder einfachen Genre-Definition. Sie spielen die Musik einfach so, wie sie sie mögen und wie sie sie empfinden.

Nine Lives – ©Agnes Salzer

NINE LIVES
Rock With The Devil! Erfrischend, mitreißend und soundtechnisch am Puls der Zeit rotzen sich die hochtalentierten Jungspunde von NINE LIVES durch ihr vielgelobtes Debütalbum „Dance With The Devil“. Mit ihrem hochenergetischen Classic-/Alternative- Rock werden sie am 23.10. den „Reigen“ eröffnen!

Maddy Rose – ©Christina Karagiannis

Maddy Rose
Kraftvoll, Soulig, Jazzig: Maddy Rose zieht ihre ZuhörerInnen mit ihrer starken Stimme in den Bann – Norah Jones meets Amy Winehouse. Mit ihrer kommenden Single “In a better place” trifft sie genau auf den Nerv der Zeit – eine neue Wende im Leben von uns allen. “In a better place” versprüht Euphorie und Optimismus. Es ist der Neubeginn und ein neuer Anfang nach einer schwierigen und herausfordernden Zeit. Der internationale Einfluss der Londoner Musikszene ist bei ihren Live Performances und ihrer Musik heute noch hör- und spürbar.

©Odd Ashes

Odd Ashes
Deep, acid, trippy, moody Underground Techno. Seltsame Asche. Ein weiteres Projekt von Daniel Stöger alias FNX, bekannte Figur aus den Projekten Disordered Kind und Anacle. Diesmal hat er sich mit seinem alten Kumpel Andi Leschitz zusammengetan und den ersten rein lokalen österreichischen – Land Burgenland – Act auf Mai Lei Bel gegründet.


Neben den „Mentoren“ des Vorjahres, Till Philippi und Dietmar Hoscher gesellten sich heuer auch die Jungs von Noise Appeal Records zum Team hinzu, Dominik Uhl und Michael Marlovics. Diese Labels sind bei der Indielabelwoche dabei: Rhythm & Poetry, Mai Lei Bel, Silvertree Records, monkey./Blind Rope Records, Stark!Strom! Nacht presented by Mars Music Productions sowie Problembär Records. An Bands wird es alles von Hardcore über Rock und Techno bis Electronic geben, etwa Naplava, Voodoo Smurfs, Go! Go! Gorillo, Brofaction, Helmut Rhode, Noir Voir, The Rising Sign, Odd Ashes, Maddy Rose, Anja Thaler, pauT, Amanda oder auch Jansky, Cil City, Autumn Bride, Nine Lives. Mit dabei sein wird auch Labelchefin Anne Eck, deren 2018 auf Silvertree erschienene EP „Rise“ in ihrer intensiven, introspektiven Sinnsuche nach wie vor Maßstäbe im Pop setzt, uneingeschränkt nach einem Nachfolgealbum schreit und erfreulicherweise in die bisherige Männer-Label-Domäne einbricht. Wie schon im Vorjahr: mehr Vielfalt geht (fast) nicht!

Informationen & Details sowie das gesamte Programm gibt es auf: indielabelwoche.at


Ein Kommentar

Spitze Feder


Am 11. Oktober wird in Wien gewählt – der Wahlkampf is allseits voll im Gange. Für die ÖVP tritt Finanzminister Gernot Blümel an. Als potenzieller Bürgermeister will er laut einer Plakatkampagne „Wien nach vorne bringen“. Dieser Spruch stößt einigen Wienern sauer auf – unter anderem dem Schriftsteller Robert Menasse.
Foto: Bubu Dujmic


„Wien nach vorne bringen“ – dieser Spruch ziert derzeit ÖVP-Wahlplakate in der Bundeshauptstadt. In sozialen Medien ärgern sich Wiener über den Slogan – und kontern zum Teil mit Kritik. So auch der Schriftsteller Robert Menasse, der seinem Unmut in einer Antwort auf ein öffentliches Facebook-Posting von Gernot Blümel Luft verschaffte. Hier der Kommentar:

„Lieber Gernot Blümel, was meinen Sie mit „Wien wieder nach vorne zu bringen“? Was ist „vorne“? Wo ist dieses „vorne“? Wieso „wieder“? Das bezieht sich offenbar auf die Geschichte der Stadt – wann war Ihrer Meinung nach Wien „vorne“, und daran müsse man nun „wieder“ anschließen? Meinen Sie Zeit VOR dem roten Wien, als die Stadt einen antisemitischen Bürgermeister hatte, von dem Hitler lernte? Können Sie sich bitte konkret ausdrücken?

Ich möchte Sie an Folgendes erinnern: So gut wie alles, was Wien heute so lebenswert macht und international bewundert und von den Wienern geliebt wird, hätte es mit Christdemokratischer bzw ÖVP-Regierung nicht gegeben: Gemeindebauten, sozialer Wohnbau (und dadurch immer noch einigermaßen leistbares Wohnen), denn Christdemokraten haben nie gezeigt, dass sie in Wien bauen können oder wollen, sie haben nur gezeigt, dass sie in Gemeindebauten hineinschießen, weiters: es gäbe keine Fußgängerzonen (ich erinnere mich, wie die ÖVP schon gegen die erste Fußgängerzone, am Graben, mobilisiert hat), es gäbe keine U-Bahn (ich erinnere mich, wie die ÖVP gestänkert hat, dass mit der U1 jetzt Proleten in 10 Minuten in die City kommen können…), es gäbe keine Donauinsel (ich erinnere mich, wie die ÖVP dagegen mobilisiert hat, zum Glück hilflos!), es gäbe keine UNO-City und kein Konferenz-Zentrum (die ÖVP hat ein Volksbegehren gegen Wien als Internationale Metropole gestartet), und es gäbe keine Stadterneuerung (die ÖVP wollte, dass Hauseigentümer abreißen und demolieren können, wenn es Spekulantenprofit verspricht), und und und und – und Sie, Herr Blümel, wagen es, Wien schlecht zu machen und glauben im Ernst, dafür gewählt zu werden?

Sie, als Vertreter einer Partei, die, zum Glück erfolglos, die Entwicklung Wiens zu einer lebenswerten und bunten Metropole bekämpft hat, wollen Wien in ein „vorne“ bringen, das Sie selbst nicht genauer definieren können, das aber nach allen Erfahrungen mit Ihrer Partei näher beim Mittelalter ist als bei den Bedürfnissen der Zeitgenossen. Als Finanzminister wurden Sie auffällig als einer, der sechs Nullen vergisst. Dann waren Sie nicht imstande, ein EU-Formular korrekt auszufüllen. Ich empfehle Ihnen zu schweigen.“


Kunstmesse

Der Besuch lohnt sich


Die Kunstmesse „viennacontemporary“ in der Marx-Halle im dritten Bezirk in Wien trotzt der Coronakrise. Noch bis Sonntag, den 27. September, können Besucher Werke von 65 teilnehmenden Galerien aus 16 Ländern sehen.


Weniger Aussteller, dafür haben die 65 teilnehmenden Galerien aus 16 Ländern mehr Platz und die Besucher sind vor Ansteckungen sicher. Von 24. bis 27. September 2020 trotzt die viennacontemporary 2020 der Coronakrise. Um die Sicherheit aller angesichts der aktuellen Situation zu gewährleisten, folgt die Veranstaltung einem umfassenden Schutzkonzept unter strenger Einhaltung aller Vorgaben der Österreichischen Bundesregierung. So wurde ein Timeslot-System für die Besucherinnen und Besucher sowie ein Kontakt-Rückverfolgungssystem eingeführt. Für alle gilt die Maskenpflicht.

Der Besuch lohnt sich jedenfalls. Die viennacontemporary ist auch heuer eine gute Gelegenheit, sich einen Überblick über die heutige Kunstproduktion zu verschaffen. Es gibt eine kuratierte Ausstellung österreichischer Jungkünstler und Diskussionsveranstaltungen. Dazu kommen auch dieses Jahr wieder Sonderschauen:
Das von Cathrin Mayer kuratierte Ausstellungsformat ZONE1 präsentiert ausschließlich KünstlerInnen unter 40, die in Wien leben, arbeiten oder studieren.
Elisa R. Linn & lennart Wolff bringen in der pointierten Werkpräsentation Explorations künstlerische Positionen zusammen, die zwischen 1945 und 1980 entstanden sind. Eine spannende Auswahl an Video-Arbeiten wurde von Jen Kratochvil zusammengestellt und wird auf der Messe gezeigt.

Alle Infos sowie Karten unter: viennacontemporary.at


Tausendsassa

Der Meister wurde 80


Christian Ludwig Attersee. Segel-Staatsmeister, Maler, Autor, Sänger, Bühnenbildner, Professor – Österreichs bekanntester Künstler hatte und hat viele Facetten. Das Gespräch zum Geburtstag des Tausendsassas.
Text: Helmut Schneider / Fotos: Sabine Hauswirth; APA Picturedesk


„Als Künstler bin ich schon geboren“ – jenes Statement, das man bei anderen Kreativen vielleicht belächeln würde, nimmt man Christian Ludwig Attersee ohne Weiteres ab. Denn der Universalkünstler, der sich nach dem Ort seiner Jugend – Attersee – benannte, hat schon früh auf allen Orgeln der Kunstgenres gespielt. Er schrieb Romane, textete Lieder, komponierte, zeichnete und malte. Und zwischendurch segelte er noch: dreimal wurde er zwischen 1957 und 1962 österreichischer Staatsmeister. Und gefragt, welches natürliche Talent er noch gerne hätte, fällt ihm nur ein:
„nicht zu altern“.
Der Erfolg als Maler kam freilich keineswegs sofort. Im konservativen österreichischen Nachkriegsmief hatte es neue Kunst denkbar schwer, die sogenannten Wiener Aktionisten, mit denen Attersee befreundet war, wurden stark angefeindet. Zehn Jahre lang konnte Attersee kein einziges Bild verkaufen. Im Jahr 1984 vertrat er dann freilich bereits Österreich bei der Biennale in Venedig. Attersee war neben seiner Malerei immer aber auch für Sidesteps und Aktionen zu haben. Für eine Textilkette entwarf er etwa in der Mariahilfer Straße das größte Glasmosaik Europas. Sein Gesamtwerk war in zahlreichen Retrospektiven im In- und Ausland zu sehen.


wienlive: Können Sie sich noch erinnern, wann Sie Ihr erstes Bild verkauft haben?
CHRISTIAN LUDWIG ATTERSEE: Bei meiner ersten Ausstellung in Wien 1967 in der Galerie im Griechenbeisl wurde das Bild „Blaues Butterbrot“ an Peter Noever verkauft.

Wie war die Stimmung in Wien, als Sie als Künstler angefangen haben?
ATTERSEE: Es herrschte ein absolutes politisches Desinteresse an Kunst, später wurde das mit gleichaltrigen Künstlern wie Günter Brus und Hermann Nitsch zu einer fast revolutionären Kampfsituation gegen die sogenannte „Öffentlichkeit“, auch ein Großteil der österreichischen Kulturpresse war bis Ende der 1960er-Jahre gegen die Erneuerer der österreichischen Kunst.

Sind Sie wie andere aus Wien nach Berlin geflohen?
ATTERSEE: Mein erster Berufsaufenthalt in Berlin war Ende 1965; ich habe einige Monate bei Gerhard Rühm gelebt und danach eine Zeit lang mit H. C. Artmann. Diese Reise war keine Flucht, sondern hat im Mai 1966 zu meiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Benjamin Katz geführt.

Sie waren dreimal österreichischer Staatsmeister im Segeln, gehen Sie auch heute noch segeln?
ATTERSEE: Wenn möglich, chartere ich jedes Jahr mit Freunden in den Sommermonaten eine größere Segeljacht und wir besegeln ein, zwei Wochen Teilstücke des Mittelmeers.

Was bedeutet Ihnen Erfolg?
ATTERSEE: Für mich bedeutet es etwas Einmaliges, ein Künstler zu sein, der den Menschen Lebenswege erweitern und erneuern kann. Erfolg war mir nie so wichtig wie der Beruf an sich.

Die Titel Ihrer Bilder sind immer sehr poetisch, Sie haben ja auch Texte geschrieben. Welche Literatur ist Ihnen am liebsten, was sind Ihre Lieblingsdichter?
ATTERSEE: Mein Lieblingsdichter ist derzeit Wladimir Sorokin, von dem ich gerade „Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs“ lese, mein absolutes Lieblingsbuch ist „Kyra Kyralina“ von Panait Istrati.


Christian Ludwig Attersee mit seinem Rhesusäffchen mit Banane, in originalem Texashemd –
Plakat 1968

Ihre Bilder erzählen meistens Geschichten. Was ist zuerst da – das Bild oder die Geschichte?
ATTERSEE: Eine Welt ohne Geschichten gibt es für mich nicht. So ist es auch in der Kunst, auch in der gegenstandslosen. Ich beginne zu malen und die Bilder erzählen sich von selbst.

Sie haben eine riesige Schallplattensammlung und wollten ja ursprünglich Opernsänger werden. Was hören Sie am liebsten?
ATTERSEE: Bei meiner Kunstjagd höre ich nahezu täglich 4–6 Stunden Musik aus allen Musikrichtungen. Am liebsten höre ich Jazzballaden, koreanische Hustenchöre, Debussy und Schönberg, Popmusik aus Ende der 1960er-Jahre usw. Sie haben auch viele Musiker persönlich getroffen, etwa David Bowie und Bob Dylan.

Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
ATTERSEE: Ein Treffen mit Freddy Quinn in Memphis, Tennessee: Ich wollte mich als Elvis einkleiden und er hat immer wieder versucht, mich zu verführen, in sein billiges Country-Ausstattungsgeschäft zu kommen. Den vielleicht lustigsten Abend mit bekannten Musikern habe ich mit Joe Zawinul und dem Saxophonisten Cannonball Adderley in Harlem erlebt.

Sie haben einmal die Malerei mit dem Streichen eines Butterbrots verglichen. Wie ist das gemeint?
ATTERSEE: Die Tätigkeit des Butterbrotstreichens ist für mich sehr vergleichbar mit dem Auftragen von Farbe auf eine Leinwand.

In Ihren Bildern kommen oft Tiere vor, warum?
ATTERSEE: In meiner Kunst kann man das Dreieck Tier – Landschaft – Mensch jederzeit finden; außerdem werden die Tiere in meinen Bildern von mir als Schauplatzwächter bezeichnet.

Auch ein Zitat von Ihnen: Ich lebe ewig, bis zu meinem Tod. Heißt das, nur der Augenblick ist wichtig, die Nachwelt ist Ihnen egal?
ATTERSEE: Beim Fertigen meiner Kunst versuche ich immer, so nahe wie möglich an das Jetzt zu kommen, um zuletzt in diesem Jetzt auch das ewige Leben zu erleben.

Erotik & Liebe ziehen sich ebenfalls durch Ihre Arbeiten. Ohne Erotik gäbe es wahrscheinlich keine Kunst, oder?
ATTERSEE: Ich denke, ohne Erotik gäbe es eigentlich kein lebenswertes Leben, Erotik ist bei mir die höchste Form der Kunst.

Wären Sie nicht Künstler geworden, wären Sie heute vielleicht …?
ATTERSEE: Ein Kapitän auf großen amerikanischen Segeljachten.