D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

D-Day für Doderer am 21. September – Heimito von Doderers „Divertimenti“

Heimito von Doderer entstammte einer wohlhabenden Familie, sein Großvater und Vater waren Architekten und Techniker, sie wurden etwa mit dem Bau von Eisenbahnen und Wasserregulierungen reich, ein Gutteil ihres Vermögens ging allerdings im 1. Weltkrieg verloren. Sohn Heimito geriet als Leutnant im Weltkrieg bald in russische Gefangenschaft und konnte erst nach 4 Jahren über St. Petersburg in den Wirren der russischen Revolution nach Wien fliehen. In Sibirien hatte er den Entschluss gefasst, Schriftsteller zu werden und so nahm Doderer in Wien nicht nur ein Studium (Geschichte) auf, sondern versuchte auch – meist vergebens – in Zeitschriften zu veröffentlichen. Finanziell war er nach wie vor von seinen Eltern abhängig. Und das blieb er auch bis zum Erscheinen der „Strudlhofstiege“ 1951.

Doderer wollte anders schreiben als die anderen und folgte – bezugnehmend auf musikalische Formen – einem strengen Konzept. Darüber wird heuer am 21. September der Musikwissenschaftler und Autor Otto Brusatti im Café Landtmann sprechen. Die Schauspielerin Chris Pichler wird entsprechende Szenen aus Doderers Werk vorlesen.

Zu den ersten Texten, die Doderer nach seiner Heimkehr schrieb, gehören seine „Divertimenti“. Entgegen Doderers Absicht scheinen sie ungeordnet. Freilich behauptete der Autor stets mehr an der Form und weniger am Inhalt, an der Thematik, interessiert zu sein. In den 7 Divertimenti – das letzte erschien allerdings sehr viel später nach dem Krieg unter dem Titel „Die Posaunen von Jericho“ – geht es etwa um ein blindes Mädchen, das zur Pianistin und dann sehend wird, um den Traum eines Unfallopfers vom Kampf  Überlebender nach einem Weltuntergang, um einen jungen Mann, dessen Probleme sich ohne sein Zutun lösen, um einen Professor, dessen Frau bei der Geburt der Tochter stirbt oder um eine Sitzkassierin in einem Café, die verrückt wird und sich verantwortlich für eine Hungerrevolte fühlt. Doderer hat zweimal jeweils einen Text öffentlich vorgetragen und dabei kein Manuskript gebraucht. Die Zuhörer sollen begeistert gewesen sein. Und er dachte sogar an die Ablöse des Buches durch die Schallplatte und das Radio. Am 21. September werden wir über Musik und Literatur bei Doderer viel zu diskutieren haben.

Samstag, 21. September – 4. D-Day für Doderer, 19 Uhr, Café Landtmann, Eintritt frei!

BURGER, BÜCHER, BIER & BIRON im Hawidere

BURGER, BÜCHER, BIER & BIRON im Hawidere

Foto: ©Elisabeth Lechner

„Vogelkopf“ ist nach „Eisenschädel“ und „Frischfleisch“ der dritte Teil der Georg-Biron-Trilogie, die im Wieser Verlag erscheint. Der autobiografische Roman blickt zurück in die 1990er und an den Beginn der 2000er Jahre. Das Buch zaubert Filme ins Kopfkino, die spannend, romantisch und humorvoll sind.

„Die 1990er begannen für mich definitiv anders, als die 1980er zu Ende gegangen waren. Ich besaß ein mobiles Telefon mit der Vorwahl 0663. Es war so groß wie ein Ziegelstein und hatte eine Antenne. Ich steckte es in die Hosentasche; und es ragte zur Hälfte raus. Wenn ich am Bahnhof war, um Zeitschriften zu kaufen, nahmen die Bettler, die Huren und die Kiffer Reißaus, weil sie mich für einen Kriminalbeamten mit Funkgerät hielten. Man konnte damit nur telefonieren. Niemand rief an, weil niemand meine Nummer hatte.“

Georg Biron (* 18. Oktober 1958 in Wien) ist ein österreichischer Schriftsteller, Reporter, Drehbuchautor, Schauspieler, Regisseur und Kulturproduzent. Er wuchs in Wien-Penzing auf. Ab 1977 studierte er an der Universität Wien Jura, später Publizistik und Theaterwissenschaften. In Wien bewegte er sich in der alternativen Wiener Kulturszene und lernte Elfriede Jelinek, Hermann Schürrer, Joe Berger, Helmut Qualtinger (über den er ein Buch schrieb), Oskar Werner, Wolfgang Bauer, Heinz R. Unger, Franz Ringel, Peter Turrini, Hari Schütz u. v. a. kennen.

Am 9. September wird Georg Biron im Hawidere, Ullmannstraße 31, 1150 Wien, um 19 Uhr „Vogelkopf“ präsentieren. Der Eintritt ist frei!

Georg Biron wird auch bei der Kriminacht am 29. Oktober einen Auftritt haben und seine Begegnungen mit Jack Unterweger erzählen. UND: Im nächsten wienlive-Magazin finden Sie ein Interview mit dem Autor.

Freiluftkonzert vor der Oper zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs

Freiluftkonzert vor der Oper zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs

Arnold Schönberg, der große Wiener Erneuerer der Musik litt an Triskaidekaphobie, also der Angst vor Freitag, dem 13. (Und er ist ja auch just an einem solchen 1951 in Los Angeles, vertrieben und im Exil verstorben.)

Das echo medienhaus begeht nun den 150. Geburtstag Arnold Schönbergs, am Freitag, 13. September, um 16 Uhr mit einem öffentlichen Outdoor-Konzert bei der Wiener Staatsoper (vor der Skulptur für Berg, Schönberg, Webern und Mahler). Die Idee dieses Freiluftkonzerts stammt von einer  wahrscheinlich sehr wahren Anekdote: „Glaubst Du, dass die Leute unsere Melodien in 50 Jahren [tradiert wird auch „in 100 Jahren“] auf den Straßen Wiens pfeifen werden?“, so fragten
einander Schönberg und sein Freund und Schüler Anton Webern. Das soll überprüft werden!.

Der Regisseur & Musikexperte, Otto Brusatti, hat ein exquisites Bläserensemble zusammengestellt, das Werke von Schönberg, aber auch von Johann Strauß (nächstes Jahr: 200. Geburtstag) zur Aufführung bringen wird.

Mit: Maria Jauk, Flöte; Barbara Ritter, Oboe; Kurt Franz Schmid, Klarinette; Sebastian Kolarz-Löschberger, Horn; Andor Csonka, Fagott

Das Programm:

Schönberg:

aus dem Bläserquintett op. 26

Strauß: Leichtes Blut

Schönberg:

aus dem Bläserquintett op. 26

Strauß:

Tritsch-Tratsch

Freitag, dem 13. September, um 16 Uhr: Karajanplatz vor der Oper zwischen Denkmal und Brunnen

Eintritt frei

Freiner Wirtschaftstage – Networking in der Natur

©Bubu Dujmic

Die vom echo medienhaus veranstalteten dritten Freiner Wirtschaftstage fanden in hochkarätiger Besetzung und mit anregenden Diskussionen im idyllischen steirischen Ort an der Mürz am Freitag (30. August) und Samstag (31. August) statt.

Eröffnungstalk mit Heinz Fischer: Sorge um politische Entwicklungen

Den Eröffnungstalk betritt gleich der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, der von Florian Gasser (Die Zeit) zur aktuellen Außen- und Innenpolitik befragt wurde. Fischer äußerte sich besorgt über die derzeitige Weltlage sowie die innenpolitische Situation in Österreich: „Wenn der Zweck die Mittel heiligt, sind wir auf dem Weg zur Hölle“, betonte der Ex-Präsident. Er erinnerte daran, dass bei der Befreiung Osteuropas niemand gedacht hätte, dass aus Ungarn einmal eine prekäre Demokratie werden könne.

Podiumsdiskussion: Herausforderungen im heimischen Tourismus

In mehreren großen Podiumsdiskussionen wurde unter anderem der heimische Tourismus thematisiert. Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, der Kaffeehausvertreter Wolfgang Binder, der Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner und Unternehmer Sepp Schellhorn (Neos) diskutierten über die Fortschritte und Herausforderungen des österreichischen Tourismus. Es wurde deutlich, dass Österreich zwar auf einem guten Weg ist, aber in Bereichen wie Föderalismus und Steuerentlastung des Faktors Arbeit noch viel zu tun bleibt.

Special Guest Dr. Erika Freeman: Ein Leben für die Psychoanalyse

Ein besonderes Highlight war die Anwesenheit der weltberühmten Psychoanalytikerin Dr. Erika Freeman, die als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit in den USA promovierte. Freeman erklärte, warum sie auf ihren Doktortitel besteht und beschrieb eindrucksvoll ihren Abscheu vor Hass: „Hass ist extrem ungesund!“, betonte sie.

C3-Business Talk: Steiermark als Musterregion für Klimaschutz

Am Samstag sprach der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler im C3-Business Talk mit Thomas Prantner über die Politik und die aktuellen Herausforderungen des Bundeslandes, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Klima. Drexler hob hervor: „Unser Land soll eine Musterregion sein, die wirtschaftliche Dynamik und Klimaschutz miteinander vereint.“

Diskussion über Schulden und Inflation: Die Herausforderungen der Armut

Im Talk „Ohne Geld ka Musi“ diskutierten Tanja Wehsely (CEO Volkshilfe Wien), Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht) und Matthias Schroth (Notenbank) mit Stefan Ratzenberger über die Auswirkungen von Schulden und Inflation auf die ärmsten Bevölkerungsgruppen in Österreich. Dabei wurde auch die Rolle des Bargeldes in einer zunehmend digitalen Welt besprochen.

Digitalisierung in Unternehmen: Chancen und Risiken

Das Thema „Wie viel Digitalisierung ist gut für ein gesundes Unternehmen?“ wurde von Martina Hacker (ÖBB), Reinhard Hanusch (Austro Holding) und Harald Kräuter (ORF) behandelt. Die Diskussion umfasste Themen wie die Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien, die Gefahr von Abhängigkeiten und die Notwendigkeit, Digitalisierung mit Bedacht voranzutreiben.

Innovative Ansätze im Kampf gegen den Klimawandel

Jungunternehmer Mario Wagner und Matthias Göth stellten ihr Start-Up Evercraft Ecotechnologies vor, das mit seinen bahnbrechenden Technologien einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten möchte.

Schlussdiskussion: Marketing, Sponsoring und nachhaltiger Tourismus

Den Abschluss bildeten Astrid Steharnig-Staudinger (Österreich Werbung) und Gerhard Fritsch (Saalbach 2025 WM), die mit Moderator Stefan Ratzenberger über Marketing, Sponsoring bei Großevents und die Herausforderungen des nachhaltigen Tourismus in Österreich sprachen. Steharnig-Staudinger wies darauf hin, dass Overtourism in Österreich als ein Verteilungsproblem gesehen wird und betonte die Wichtigkeit, den Facettenreichtum Österreichs hervorzuheben und die Besucherströme besser zu verteilen.

©Bubu Dujmic

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

Heimito von Doderer, 1966 verstorben, war gewiss einer der eigenständigsten Autoren, die Wien je hervorgebracht hat. Wienlive und das echo medienhaus erinnern seit 2021 alljährlich am 21. September – das ist der Tag, an dem sein bekanntestes Werk, „Die Strudlhofstiege“, spielt und mit einem brutalen Unfall mit einer Straßenbahn beginnt – an diesen Schriftsteller, der in der Nachkriegszeit als der Dichter Österreichs galt. Heuer, beim 4. D-Day für Doderer, geht es mit dem Autor, Regisseur, Ausstellungsmacher und Musikexperten Otto Brusatti um „Musik, Lärm und Stille“ im Werk von Heimito von Doderer. Die Schauspielerin Chris Pichler wird ausgewählte Stellen lesen, wienlive-Chefredakteur Helmut Schneider wird moderieren.

Musik. Doderer war ein großer Bewunderer Beethovens, auf seinem Schreibtisch stand stets eine Partitur der 7. Symphonie. Sein letztes, unvollendet gebliebenes Romanprojekt nannte er im Tagebuch nach seiner Lieblingssymphonie
„Roman No 7“ – davon wurde nur der Teil „Die Wasserfälle von Slunj“ veröffentlicht, „Der Grenzwald“ erschien posthum als Fragment. Nach dem Erscheinen des Monumentalwerks „Die Dämonen“ war Doderer der bekannteste Schriftsteller Österreichs, sogar der SPIEGEL widmete ihm ein Cover.
Brusatti: „Doderer war auch ein heimlicher Musikstrukturalist – wie viele andere und vor allem in der öster-reichischen Literatur, wie Ingeborg Bachmann oder Thomas Bernhard. Er baute musikalische Formen ein, in seine Texte. Man merkt es vorerst kaum, man soll es zumeist auch gar nicht merken.“ Dazu gibt es passende Musik aus der Konserve. Die Buchhandlung analog wird vor Ort einen Büchertisch aufstellen.

INFO: 21. 9. 24, 19 Uhr, Café Landtmann, freier Eintritt, keine Reservierung möglich

Bodo Hell. – ©Stefan Joham

Schriftsteller Bodo Hell verschollen

Foto: Stefan Joham

Der österreichische Schriftsteller Bodo Hell wurde das letzte Mal am 9. August frühmorgens im Gebiet des Dachsteins gesehen. Seither fehlt von ihm jede Spur, die großangelegte Suche nach ihm wurde wiederholt abgebrochen. Hell arbeitete seit Jahrzehnten dort immer im Sommer als Senner und Hirte, es ging ihm nicht um den bescheidenen Lohn – die Arbeit im Gebirge, der Aufenthalt in der Natur, war für den 1943 in Salzburg geborenen Autor ein Lebenselixier. Nie vergaß er bei unseren Treffen auch in Wien Kostproben vom Berg mitzubringen. Überhaupt kann man sich keinen lebensfroheren und offeneren Schriftsteller vorstellen – eine Begegnung mit ihm war immer eine Freude.

Wir hoffen natürlich noch immer auf eine glückliche Wendung.

Anlässlich seines 80. Geburtstags erschien im wienlive 2023 folgendes Porträt: 

Beim letzten Treffen zeigte mir Bodo Hell, wie er beim Melken in die Hocke gehen müsse – und das im Sommer täglich am Dachstein auf der 1.300 Hektar großen Alm mit weit mehr als 100 Kühen und einigen Ziegen. Auf die Frage, wie es ihm kurz vor seinem 80er gehe, antwortet er: „Die Frage ist nicht, wie es mir geht, sondern wie meine Beine gehen. Solange die gehen, gehe ich mit.“

Auch heuer will er daher wieder den Sommer auf der Grafenbergalm verbringen – sein 45. Einsatz im Dienste der Almwirtschaft. Hell: „Es ist mein Jungbrunnen, obwohl ich das Jahr zweimal erlebe, denn wenn ich im Juni raufkomme, ist dort noch Frühling.“

Dieses karge Leben – anfangs noch ohne Strom und auch heute noch nicht durchgehend mit Handyempfang – voller körperlicher Arbeit in der Natur und mit den Tieren, hat natürlich auch das Werk des in Salzburg geborenen und in Wien lebenden Autors beeinflusst. Hell studierte zunächst Orgel beim Salzburger Domorganisten Franz Sauer, sah dann aber, dass eine professionelle Musikkarriere mit seiner Leidenschaft für Literatur unvereinbar wäre. In Wien landete er an der Uni und in der damals noch erzkonservativen Filmakademie. Er machte auch einige Filme – etwa den kurzen Streifen „13A“. Der 13A war damals noch ein Doppeldeckerbus.

Hell: „Der 8-Minuten-Film, der auch in Saarbrücken gezeigt wurde, hatte schon den Zusammenhang mit Lesen und der Bedeutung von Wörtern, die ich im Stadtbild vorgefunden habe.“ Gerne bezeichnet er sich nämlich selbst als „Schriftenleser und Wortklauber“ – der Übergang von der fast schriftlosen Alm zum schriftüberfluteten Wien ist jedesmal eine Herausforderung. Aber Spuren und Zeichen findet Hell natürlich auch in der Natur. Carl von Linnés „Lappländische Reise“ von 1737, in der Übersetzung von H. C. Artmann, ist ihm da ein wichtiger Führer. Hell: „Heute findet man ja viel im Netz und in Buchhandlungen, aber früher war ich Tage in den Bibliotheken.“ Auch sein neuestes Buch „begabte Bäume“ ist alphabetisch geordnet – von Ahorn bis Zirbe.

Ausgehend von den Pflanzen entspannen sich da auch viele Geschichten – in der letzten wird etwa der traurige Fall eines Kindesmissbrauchs durch einen Mönch berichtet.

Neben hunderten Büchern – meistens erscheinen 2 pro Jahr! – verwirklichte Bodo Hell auch Opern- und Theaterprojekte. Markus Kupferblum realisierte etwa die Dschungeloper „Anfechtungen! San Ignacio“. Basierend auf einer originalen bolivianischen Barockoper schrieb Hell einen neuen Text um einen Tiroler Pater, der den Indios zeitgenössische Musik vermitteln wollte.

Obwohl Hell vielgereist ist, findet er auch auf seiner Alm immer wieder Plätze, wo er noch nie hingekommen ist. Meist auf der Suche nach einem ausgebüchsten Vieh. In der Hütte trifft man ihn daher nur selten an, denn er ist meistens unterwegs. Beobachten kann er dort oben auch die Auswirkungen der drohenden Klimakatastrophe. Der Gletscher ist etwa schon fast weg, die früher begehrten Loipen für’s Sommer-Höhentraining werden immer kürzer. Und die Stützen für den Lift werden mit Schnee bedeckt, damit sie nicht den Halt verlieren.

Ab und zu kreuzen verirrte Touristen seinen Weg, die in die falsche Richtung unterwegs sind. Dafür wird sein Grätzel in Wien in der Josefstadt immer mehr zum Dorf. Hell: „Es werden mehr Bäume gepflanzt – mit den Stadtbäumen müsste ich mich auch einmal beschäftigen.“ Sein Lieblingsbuchhändler Reinhold Posch war ursprünglich Botaniker und macht im Winter für Interessierte Knospenspaziergänge durch Wien, weiß der Autor schon eine Wissensquelle.


bodohell.at


Bodo Hell: begabte Bäume, mit Zeichnungen von Linda Wolfsgruber
Literaturverlag Droschl
216 Seiten
€ 25,-

Foto: Stefan Joham

Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen – ein großer Erfolg für die galerie gugging. Hier ein Gespräch mit der Leiterin Nina Katschnig.

Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen

Bild: ©iStock by Getty images

Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen – ein großer Erfolg für die galerie gugging. Hier ein Gespräch mit der Leiterin Nina Katschnig.

„Wir sind noch immer im Überraschungsstadium“, sagt Galeristin Mag. Nina Katschnig über die Tatsache, dass mit Leopold Strobl ein Künstler ihrer galerie gugging (galeriegugging.com) bei der Biennale Venedig vertreten ist. Am 20. April wurde die diesjährige Biennale eröffnet, zu sehen sind Strobls Werke bis 24. November (und abseits davon in der galerie gugging). Im Interview spricht Nina Katschnig, die 2016 auf Strobl aufmerksam wurde, über dessen Werk und seinen rasanten Aufstieg: Strobls Werke wurden u. a. bereits vom Museum of Modern Art, New York, angekauft.

wienlive: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Leopold Strobl? 

Nina Katschnig: Leopold Strobl hat immer wieder im Atelier bei uns gearbeitet, über viele Jahre. 2016 zeigte mir eine Atelierbetreuerin eine Mappe mit seinen Arbeiten. Er wollte sie nicht selbst bringen, Leopold Strobl ist eher scheu. Ich war von seinen Arbeiten fasziniert. Diese Werke waren anders als alles, was ich bis dato gesehen hatte: übermalte Zeitungsfotos … so klein, so schön, so besonders, das hat mich begeistert. Ich habe die Magie gespürt, die diesen Werken innewohnt. Mir war klar: Das ist jemand, der seinen Stil gefunden hat.

Kurz danach haben Sie Leopold Strobls Werken bereits eine Ausstellung gewidmet. Wie erkennen Sie, ob ein Künstler sich am internationalen Kunstmarkt behaupten kann – was macht sein Werk besonders?

Wenn mir die Werke eines Künstlers gefallen, heißt das noch lange nicht, dass er am Kunstmarkt in der Welt reüssieren kann. Es gibt also eine subjektive und eine objektive Sicht. Bei Leopold Strobls Werk passt beides. Ich schätze seine Werke sehr und er kann den Kunstmarkt begeistern. 

Er hat eine einzigartige, ganz spezielle Formensprache, einen eigenen Ausdruck. Ich war tief berührt von seinen Arbeiten, von dieser fast Zen-artigen, meditativen Ruhe, die sie ausstrahlen. Leopold Strobl überzeichnet Zeitungsfotos, jeden Tag in der Früh, Bilder mit Landschaften, Menschen und/oder Gebäuden. Alles, was ihn stört, wird überzeichnet, er gibt dem Störenden eine neue Form, ob Dingen oder Menschen. Er übermalt das ihn Irritierende schwarz, es wird daraus eine Art Hinkelstein oder ein hybrides Wesen, man weiß nicht genau, was es ist …

Durch diese Übermalung des ihn Störenden entstehen ganz eigene Formen, damit bringt er Ruhe in das Werk und schafft etwas ganz Neues. Ich habe noch nie zuvor gesehen, dass jemand in dieser Kleinheit einen solchen Ausdruck kreiert.
Auf der einen Seite sind seine Werke so fein und filigran, auf der anderen Seite so stark und so massiv. Durch den Rand, den er seinen Arbeiten gibt, hat der Betrachter zusätzlich eine Schlüssellochperspektive.

Auch die Farben, die Leopold Strobl einsetzt, sind speziell. Er liebt Grün …

Mich fasziniert auch, wie er die Dinge sieht, dieser grüne Himmel zum Beispiel … er hat völlig Recht, denn wenn ich an einem Sommerabend durch Niederösterreich fahre, ist der Himmel tatsächlich grün. Dann denke ich immer: der Strobl-Himmel …


labiennale.org

Noch bis 11. August bringt ImPulsTanz, Europas größtes Festival für Tanz und Performance, wieder Tanz aus der ganzen Welt in all seinen Facetten in Performances auf die Bühnen Wiens, in Ausstellungen ins Museum und in Filmen auf die Kinoleinwand.

Einen aufregenden Abend beim ImPulsTanz Festival gewinnen!

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©Lauge Sorense

Noch bis 11. August bringt ImPulsTanz, Europas größtes Festival für Tanz und Performance, wieder Tanz aus der ganzen Welt in all seinen Facetten in Performances auf die Bühnen Wiens, in Ausstellungen ins Museum und in Filmen auf die Kinoleinwand.

Im Burgtheater versetzt die Ballett-Meisterin Dada Masilo mit ihrer Version von HAMLET Shakespeares elisabethanischen Hof ins südafrikanische Jetzt.

Dass Fragen zu menschlich-nichtmenschlichen Beziehungsweisen in der aktuellen Choreografie stilprägend sind, zeigt die neue Arbeit eines anderen Meisters seines Genres – Non human dances von Jérôme Bel in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin Estelle Zhong Mengual. Nicht-menschlich wird es auch bei der österreichischen Choreografin und Tänzerin Silke Grabinger die in ihrem Stück 150 Minuten mit dem Roboterhund-Modell Spot von Boston Dynamics verbringt.

Im Volkstheater kann man sich auf einen Publikumsliebling des letzten Jahres freuen: Alexander Vantournhout, der nun in seinem ersten Gruppenstück Foreshadow zu sehen ist. Ebenfalls im Volkstheater mischen Ultima Vez den griechischen Olymp auf. In Infamous Offspring arbeitet Choreograf Wim Vandekeybus mit einem einzigartigen Cast – neben den neun virtuosen Tänzer*innen der Compagnie kann man den Flamenco-Star Israel Galván als blinden Propheten Teiresias erleben.

Zum ersten Mal zu Gast ist Kim Sungyong mit der Korea National Contemporary Dance Company. Mit seiner 17-köpfigen Compagnie präsentiert er in JUNGLE einen Versuch, den Tanz auf ein so hohes Intensitäts-Level zu treiben, dass dem Publikum sozusagen keine andere Wahl bleibt, als grundlegend über Gewicht und Tiefe der Existenz nachzudenken.

Gemeinsam mit ImPulsTanz verlosen wir 2×2 Tickets für KIM Sungyong / Korea National Contemporary Dance Company JUNGLE am 3.8. um 21:00 Uhr im Volkstheater

Tickets & das gesamte Programm: www.impulstanz.com


Gewinnspiel: 2×2 Tickets für KIM Sungyong / Korea National Contemporary Dance Company JUNGLE am 3.8. um 21:00 Uhr im Volkstheater

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operklosterneuburg bringt Bellinis „Norma“

Mehr Ohren- als Augenschmaus bei Kaiserwetter im Kaiserhof

operklosterneuburg bringt Bellinis „Norma“

„Melodien schöner als Träume“ – urteilte Richard Wagner über Bellinis Norma trotz seiner lebenslang geübten Skepsis gegenüber italienischen Opern. „Norma“ ist vielleicht „die“ Belcantooper schlechthin. Berühmt geworden in den 1950igern in fesselnden Aufführungen mit Maria Callas, gipfelt die Handlung im Höhepunkt eines der größten musikdramatischen Frauenmonologe, der Arie „Casta Diva“, und fulminanten Duetten zwischen der Titelheldin Norma und ihrer Rivalin Adalgisa – mit Karina Flores in der Titelpartie und Margarita Gritskova als Adalgisa sind zwei hervorragende Sängerinnen zu hören.

Großes Drama und große Gefühle nicht nur auf der Bühne: Im Dezember des Vorjahrs hatte der langjährige Intendant Michael Garschall seinen Rücktritt bekanntgegeben. Die von ihm noch geplante Oper wurde nun von Franz Brenner, Geschäftsführer der operklosterneuburg und Kulturamtsleiter der Stadtgemeinde, sowie vom Leading Team allein auf die Bühne gebracht. In Klosterneuburgs prächtigem Kaiserhof inszenierte die Rumänin Monica I. Rusu-Radman über weite Passagen eher kammerspielartig, Hans Kudlich ließ einen monumentalen Druiden-Hain hinter die Stiftsmauern bauen, mit einem mondhellen Felsen und einem güldenen Mondtor.

Die Produktion von „Norma“ wartet mit prominenter internationaler Besetzung auf: Karina Flores und Arthur Espiritu als Norma und Pollione sowie Margarita Gritskova als Rivalin Adalgisa bescheren dem Publikum einen spannenden und mitreißenden Opernabend.

Als Oroveso debütierte der junge Bass Benjamin Pop. Das Dirigat liegt in den bewährten Händen von Christoph Campestrini, der auch die spezielle Fassung der Oper für Klosterneuburg erstellt hat.

Tickets

Bestellhotline Tel. 02243 444 – 351
E-Mail: kulturamt@klosterneuburg.at
Kartenbestellformular: www.operklosterneuburg.at
Online Ticketkauf: https://shop.eventjet.at/klosterneuburg


©Creative Commons (BY-SA 4.0)

Musik, Lärm und Stille bei Heimito von Doderer – der 4. D-Day für Doderer am 21. September im Café Landtmann

©Creative Commons (BY-SA 4.0)

Heimito von Doderer, 1966 verstorben, war gewiss einer der eigenständigsten Autoren, die Wien je hervorgebracht hat. Wienlive und das echo medienhaus erinnern seit 2021 alljährlich am 21. September – das ist der Tag, an dem sein bekanntestes Werk „Die Strudlhofstiege“ spielt und mit einem brutalen Unfall mit einer Straßenbahn beginnt – an diesen Schriftsteller, der in der Nachkriegszeit als der Dichter Österreichs galt. Am D-Day für Doderer wird über ihn und sein Werk im Rahmen einer Veranstaltung mit Gästen diskutiert. 

Heuer, beim 4. D-Day für Doderer, geht es mit dem Autor, Regisseur, Ausstellungsmacher und Musikexperten Otto Brusatti um „Musik, Lärm und Stille“ im Werk von Heimito von Doderer. Die Schauspielerin Chris Pichler wird ausgewählte Stellen lesen, Wienlive-Chefredakteur Helmut Schneider wird moderieren.

Doderer war ein leidenschaftlicher Bewunderer Ludwig van Beethovens, auf seinem Schreibtisch stand stets eine Partitur der VII. Symphonie und er behauptete sogar, täglich darin zu lesen. Sein letztes, unvollendet gebliebenes Romanprojekt nannte er im Tagebuch Roman No 7. – davon wurde nur der Teil „Die Wasserfälle von Slunj“ veröffentlicht, „Der Grenzwald“ erschien posthum als Fragment. Brusatti: „Doderer war auch ein heimlicher Musikstrukturalist  – wie viele andere und vor allem in der österreichischen Literatur, wie Ingeborg Bachmann etwa oder Thomas Bernhard. Er baute musikalische Formen ein, in seine Texte. Man merkt es vorerst kaum, man soll es zumeist auch gar nicht merken.“

Bezeichnend war auch, dass er seine frühen Erzählungen Divertimenti nannte – ein Ausdruck aus der Musik für unterhaltsame Stücke. Auch darüber wird beim D-Day gesprochen werden, besonders über die Erzählung „Die Posaunen von Jericho“, in der Verdis Triumphmarsch aus „Aida“ für einen derben Streich herhalten muss.

Bekannt ist auch, dass Doderer in seinen Romanen viel mit dem Gegensatz Stille und Lärm arbeitet – namentlich die Straßenbahnen verbreiten etwa in der „Strudlhofstiege“ gehörigen Lärm. Im Roman „Die Dämonen“ werden etwa die Revolutionsversuche rund um den Justizpalast oder dann – vice versa – die Schilderungen über psychische Probleme mancher Protagonisten von geschilderten Klang-Spuren begleitet.

Dazu gibt es an diesem Abend kurze Musikstücke (W.A. Mozart) aus der Konserve zu hören. Die Buchhandlung analog wird wieder vor Ort einen Büchertisch aufstellen.

21. September, 19 Uhr, D-Day für Doderer – Café Landtmann, Universitätsring 4, 1010 Wien, Eintritt frei – Anmeldung ist nicht nötig!