Die heimische Literatur ist auf der Überholspur: Soeben wurde die in Belgrad geborene, seit 2016 in Wien lebende und deutsch schreibende Autorin Barbi Markovic für „Minihorror“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. In dem comichaften Roman geht es um ein junges Paar – Mini und Miki – in Wien. Und Julia Jost erhielt für ihr Debüt „Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“ hymnische Kritiken. Beide Autorinnen lesen am Freitag, 10. Mai, bei „Rund um die Burg“. Ebenfalls vielbeachtet: Valerie Fritsch erzählt in ihrem Roman „Zitronen“ wie eine Mutter ihren Sohn mit Medikamenten krank macht, um sich dann liebevoll um ihn kümmern zu können. Der völlig weltfremde junge Mann ist dann unfähig, eine Beziehung zu einer Frau aufzubauen.
Eröffnung
TV-Star Dirk Stermann präsentiert sein Buch über die weltberühmte Wiener Psychoanalytikerin Erika Freeman, die Patienten wie Marilyn Monroe und Marlon Brando betreute. Und Singer-Songwriter Nino aus Wien ist ebenfalls unter die Buchautoren gegangen. Er wird mit seinem Kochbuch ohne Rezepte das Festival am Freitag um 16 Uhr im Vestibül eröffnen.
Zeit für ein Gedicht heißt es auch bei „Rund um die Burg“: Erstmals wird die Wiener Poesiegalerie vier Lesungen gestalten (mit Kirstin Breitenfellner, Franz Josef Czernin, Isabella Krainer sowie Nikolaus Scheibner). Und die Grande Dame der heimischen Literatinnen, Renate Welsh, bereitet ebenfalls Gedichte vor.
„Für K.“ heißt ein Band mit neuen Kurzgeschichten in Gedenken an den Jahresregenten Franz Kafka (100. Todestag), das Herausgeber Otto Brusatti vorstellen wird. Autor, Filmemacher und Sänger („Des Ano“) Max Gruber wird seine Kurzgeschichte aus dem Buch lesen.
Moderation: Ani Gülgün-Mayr (ÖRF 3) und Helmut Schneider (wienlive)
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/04/BarbiBB.png11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-04-12 07:00:002024-04-10 08:22:19Rund um die Burg heuer am 10./11. Mai mit 3 Locations und jeder Menge Stars
Ein großes Zeichen für das Lesen: Heuer gab es beim österreichischen Vorlesetag mehr als doppelt so viele Anmeldungen wie im Vorjahr.
Mit rund 9.000 Lesungen an einem Tag – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr – brach der österreichische Vorlesetag gestern am 21. März alle Rekorde. Zahlreiche Prominente aus Politik, Kunst und Kultur lasen in ganz Österreich vor und sorgten so für ein buntes und abwechslungsreiches Vorleseprogramm unter dem Motto „Lesen. Deine Superkraft“.
Der Österreichische Vorlesetag 2024
Mit dabei waren unter anderem der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, Bildungsminister Martin Polaschek, Schauspieler und Regisseur Michael Schottenberg, die TV-Moderatorinnen Barbara Stöckl und Arabella Kiesbauer, Boxer Marcos Nader, Dompfarrer Toni Faber und viele mehr. Gemeinsam mit allen Unterstützer:innen ist es einmal mehr gelungen, auf die Bedeutung des Vorlesens aufmerksam zu machen und die Freude am (Vor-)Lesen zu wecken.
Bundesweit
Am Österreichischen Vorlesetag um 10 Uhr schien die Zeit still zu stehen: Denn im ganzen Land wurde zugehört und vorgelesen. Mit mehr als 8.600 Lesungen an nur einem Tag wurden gestern alle Rekorde gebrochen und gezeigt, wie groß die Bereitschaft der Menschen in Österreich ist, das (Vor-)Lesen zu fördern und die Freude am Lesen wieder zu wecken, um allen Kindern bessere Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Damit sind die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Denn Lesen ist der Grundstein für unsere Kultur, für eine gute Ausbildung und einen erfolgreichen Berufsweg. „Wir sind überwältigt vom diesjährigen Erfolg und bedanken uns bei allen, die uns unterstützt und mit uns gemeinsam die größte Vorlesegemeinschaft Österreichs aufgebaut haben. Unsere Vision ist es, möglichst viele Menschen für das Vorlesen zu begeistern, und es hat sich wieder einmal gezeigt, wie sehr sich die Anstrengungen lohnen“, freut sich Werner Brunner, Mitinitiator des Österreichischen Vorlesetags und Herausgeber des Vorlesebuchs.
Von Tandemlesen, Book-Dating, Kamishibai-Erzähltheater bis zu Lyrikwanderungen
Der Kreativität waren am Österreichischen Vorlesetag keine Grenzen gesetzt: Ob jung oder alt, ob privat oder öffentlich, im eigenen Wohnzimmer oder an einem speziellen Ort: Menschen in ganz Österreich organisierten kreative Leseaktionen und luden unter anderem zum Tandemlesen, Book-Dating, Kamishibai-Erzähltheater, zu Lyrikwanderungen durch Weingärten, zur mystischen Lesenacht, zum gemeinsamen Kochen mit Küchensprüchen und zum Lesekino ein. Schulen verwandelten sich in Lesecafés, Texte in verschiedenen Sprachen sowie aus diversen Literaturwettbewerben wurden zum Besten gegeben und Märchen aus aller Welt entführten die Zuhörer:innen in das unendliche Reich der Fantasie.
Prominente Gesichter beim Vorlesetag
Neben den regionalen Programmhighlights erfreute sich der Österreichische Vorlesetag auch vieler prominenter Unterstützer:innen. Vorlesen hat Vorbildwirkung: Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig lud auch in diesem Jahr Volksschulkinder ins Wiener Rathaus ein und las ihnen aus Wiener Sagen vor. Weitere Lesungen fanden unter anderem im Bildungsministerium mit Bildungsminister Martin Polaschek, im Prater mit Wiesn-Kaiser Johann I. und in der Volksschule Judengasse mit Dompfarrer Toni Faber statt. Zum Ausklang des erfolgreichen Tages lasen die österreichischen Schriftsteller:innen Ursula Heinrich aus „Mord im Astoria“ und Thomas Sautner aus „Nur zwei alte Männer“ sowie Autor, Schauspieler und Regisseur Michael Schottenberg aus „Vom Entdecken der Welt“ auf der Summer Stage vor.
Am Vormittag wurden außerdem Lesungen von Bildungsminister Martin Polaschek, Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, Bildungsdirektor Heinrich Himmer, Präsident des Pensionistenverbandes Peter Kostelka, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtische Versicherung Doris Wendler, den TV-Moderatorinnen Barbara Stöckl und Arabella Kiesbauer und Schauspieler Hans Sigl auf der Website des Österreichischen Vorlesetags freigeschaltet.
Die Highlights in Wien
Das Bundesministerium war dieses Jahr Schauplatz mehrerer Lesungen: Dort lasen Bundesminister Martin Polaschek aus „Kleine und große Wunder der Natur“ von Gabby Dawnay, Boxer Marcos Nader aus „Liebesgeschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger, Miss Europe Beatrice Turin aus „Reisen Reisen: Wie wir die Welt entdecken wollen“ von Michael Dietz und Jochen Schliemann, der Präsident des Niederösterreichischen Gemeindebundes Johannes Pressl aus „Schau durchs Fenster“ von Katerina Gorelik und die Autorin Lena Raubaum aus ihrem Werk „Mit Worten will ich dich umarmen“ für Volksschulkinder aus Neusiedl vor.
Am Vormittag besuchten zudem Volksschulkinder den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig im Rathaus, wo er ihnen aus seinem großen Wiener Sagenschatz vorlas. Anschließend gab es für die jungen Besucher:innen noch eine kleine gemeinsame Jause. Altbürgermeister Michael Häupl las in der Volksschule Brüßlgasse im 16. Bezirk gemeinsam mit Fußballern des FK Austria Wien sowie Tino Schlench vom Literaturpalast und Dompfarrer Toni Faber in der Volksschule Judengasse vor.
Im Wiener Prater las der Wiesn-Kaiser Johann I. für Kindergartenkinder vor und in der Erlebniswelt des Wiener Flughafens brachte der Autor Christoph Mauz die Kinder mit einer Flughafenrundfahrt erst zum Staunen und dann mit seinem Werk „Geisterbahn voll abgefahren“ zum Lachen. In den Wiener Kaffeehäusern fanden Lesungen mit Schriftsteller Thomas Sautner (Café Museum), Schriftsteller Gerhard Loibelsberger (Café Feinklein), Lyrikerin Sirka Elspaß (Café Strozzi), Journalist und Autor Robert Sommer (Café Weidinger), Schauspielerin und Regisseurin Michaela Ehrenstein (Café Weimar), Schauspieler Robert Ritter(Café Alt Wien), Schauspielerin Edith Leyrer (Café Frauenhuber), Schauspieler Martin Schwanda (Hollerei), Schriftstellerin Simone Hirth (Café Kosmos) und Autor Max Gruber (Café IIN) statt.
Das Vorlesebuch 2024: Geschichten für jedes Alter
Das diesjährige Vorlesebuch wartet mit viel Tiefgang auf. Mit 25 Geschichten und Aufsätzen von renommierten Autor:innen und heimischen Jung-Autor:innen sowie Schüler:innen spricht die jüngste Ausgabe des Vorlesebuchs 2024 jedes Alter an. „Das Vorlesebuch wurde bewusst so kuratiert, dass es spannende Geschichten für Kinder, kurzweilige Aufsätze von und für Jugendliche sowie inspirierende Erzählungen für Erwachsene enthält. Alle Altersgruppen sollen auf ihre Kosten kommen und die Freude am Lesen entdecken“, sagt Werner Brunner.
Bei der SPARK Art Fair wurde am Samstag der WIEN LIVE Award für „The Best Emerging Vienna-based Position“ an Konstanze Stoiber vergeben.
Die Veranstalter sind hochzufrieden: Rund 20.000 Menschen haben in den vier Messetagen von 14. bis 17. März die SPARK Art Fair für zeitgenössische Kunst in der Marx Halle besucht. Auch der Termin für 2025 steht schon fest, die SPARK Art Fair wird vom 20. bis 23. März stattfinden.
Einer der heurigen Höhepunkte war die Verleihung des WIEN LIVE Award für „The Best Emerging Vienna-based Position“ an Konstanze Stoiber. Die 1999 in Wien geborene Künstlerin hat schon in Wien, New York und Paris studiert und gearbeitet und bereits einige Ausstellungen bestritten. Aktuell ist in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder ihre Schau „There Have to be Bells“ zu sehen, bei der sie mit biblischen Motiven spielt und die barocke Atmosphäre des Raums miteinbezieht. Die Ausstellung ist noch bis 27. April geöffnet. Als Leihgabe der Pfarre St. Stephan ist dabei auch der tonnenschwere historische Klöppel der Pummering zu sehen.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/03/Diesner_echo_30235_037-scaled.jpg17082560wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-03-20 13:30:562024-03-22 08:21:24wienlive Award bei der SPARK Art Fair
Der Österreichische Vorlesetag holt am 21. März das Lesen und Vorlesen vor den Vorhang. Lesen fördert nicht nur Kreativität sowie Fantasie, es ist auch der Grundstein für ein informiertes und gutes Leben.
Leider gibt es in Österreich etwa 10 bis 20 Prozent funktionale Analphabet*innen, also Menschen, die nicht sinnerfassend lesen können. Der Österreichische Vorlesetag will aushelfen und setzt in Kooperation mit dem Bildungsministerium und zahlreichen weiteren Partnern ein starkes Zeichen für Lesen, Vorlesen und Literatur! Daher setzen sich viele prominente Persönlichkeiten ein und lesen vor: allen voran Bildungsminister Martin Polaschek, der Schulklassen ins Ministerium einladen und selbst vorlesen wird, Johanna Rachinger, Toni Faber, Michael Schottenberg und zahlreiche Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik wie Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, der Landeshauptmann der Steiermark Christopher Drexler oder Wiens Altbürgermeister Michael Häupl. Auch der Sport ist vertreten: So gibt es Lesungen der Fußballklubs Rapid Wien und Austria Wien. Und das Beste: Alle können mitmachen, denn jede Vorlesung zählt! Wer sich online für eine Vorlesung anmeldet, bekommt wie jedes Jahr das gratis Vorlesebuch zugesandt.
Die Initiative DIVERSE GESCHICHTEN startet auch heuer wieder einen Wettbewerb, bei dem man die Teilnahme an Workshops gewinnen kann. Autor*innen mit interkulturellem Hintergrund sind dabei herzlich willkommen. Nach mehreren erfolgreich entwickelten und umgesetzten Projekten (u. a. „Die Migrantigen”, „Home Is Here“, „Kaviar“, „Lovecut“, „Meerjungfrauen weinen nicht“) wird zur Bewerbung für die dreizehnte Saison eingeladen.
Das Programm besteht aus mehreren, über ein Jahr verteilten Workshops und umfasst dramaturgische Beratungen, Lectures und Case Studies namhafter Filmemacher*innen sowie Einzel-Coachings. Für die eingereichten Geschichten gibt es keine thematischen Vorgaben. Es können sowohl Langspielfilm- als auch Serien-Drehbücher eingereicht werden. Jedes fiktionale Genre ist willkommen. Das Programm ist für die Autor*innen während der Seminareinheiten in Wien kostenlos und beinhaltet auch Vollverpflegung.
Im Frühsommer veranstaltet die Initiative eine mehrtägige Drehbuchklausur in Niederösterreich mit Übernachtung.
Für die Einreichung bei DIVERSE GESCHICHTEN XIII ist ein Extendes Expose (5 – 15 Seiten) plus optional eine Dialogszene erforderlich. Zudem wird um einen aussagekräftigen Lebenslauf mit einer kurzen Erklärung, was von der dramaturgischen Betreuung erwartet wird, gebeten. Mit der Bewerbung verpflichtet man sich verbindlich zur Teilnahme an allen geplanten Workshops 2024.
Von 1975 bis 1979 wurde in Österreich, begleitet von zahlreichen Protesten wegen der Wortwahl des Hauptprotagonisten Edmund Sackbauer, die ORF-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ ausgestrahlt. Hervorgegangen aus einem Roman Ernst Hinterbergers (1966, Salz der Erde) konfrontierte der „Mundl“ – wie die Serie von den meisten genannt wurde – das Fernsehpublikum erstmals mit dem Leben der Arbeiterschicht. Sackbauer ist Elektriker, der mit seiner Frau dem kleinen Glück in Favoriten nachjagt. Damals kannte man natürlich kein internationales Fernsehen – in England, Deutschland und den USA gab es schon früher durchaus ähnliche Projekte.
Die erfolgreichste moderne Serie mit ähnlichem Hintergrund heißt „Shameless“ und wurde zwischen 2011 und 2021 vom US-Pay-TV-Sender Showtime produziert – alle 11 Staffeln sind jetzt auf Netflix abrufbar. Die amerikanische Adoption einer englischen Serie besticht durch abwechslungsreiche Drehbücher (Idee: Paul Abbott), jede Menge Witz und tolle Schauspielleistungen.
Hauptfigur ist der irischstämmige arbeitsscheue Alkoholiker und Drogenkonsument Frank Galaggher, der seine 6 Kinder der Verwahrlosung preisgibt – denn die bipolare Mutter ist entweder gerade nicht hier oder schon wieder unzurechnungsfähig. Angesiedelt ist die dysfunktionale Familie auf der South Side von Chicago, dem Stadtteil wo sich die Abgehängten, die Migranten und Schwarzen wiederfinden. Im Laufe der Staffeln wird gerade dort allerdings ein heftiger Gentrifizierungsdruck aufgebaut – statt Waschsalons und Bars machen sich Coffee-Shops und Yogastudios breit. Sehr zum Missfallen der Gallaghers. Die Serie versteht es geschickt, auch schwierigere soziale Spannungen und aktuelle Themen anzusprechen. Sogar die „gestohlene Wahl“ von Trump findet sich in einer Szene. Und die 6 Kinder sind alle ganz eigene Persönlichkeiten und sehr divers, ohne dass das aufgesetzt wirken würde. Trotz vieler Vorurteile, die alle Figuren hegen – Herkunft lässt sich nicht verleugnen – findet man schließlich immer wieder irgendwie zusammen. Bestohlen werden eher die Reichen – nur der von allen gehasste Frank macht keine Unterschiede, wenn es um seinen Vorteil geht. Letztendlich funktioniert man doch als Familie, zumal die älteste Tochter lange Zeit die Mutterrolle übernimmt.
134 Folgen (zu je 44 bis 52 Minuten) in 11 Staffeln – das ist ordentlich viel Fernsehstoff. Aber allzuviel Auswahl bei intelligenter TV-Unterhaltung gibt es momentan ja sowieso nicht.
Gemeinhin teilt man die Geschichte des Burgtheaters in die Ära vor und nach Claus Peymann ein, um das verschlafene Abonnementtheater vom weltoffeneren, neuen Burgtheater zu trennen. Das ist insofern falsch, weil Peymanns Vorgänger – der von Unterrichtsminister Fred Sinowatz 1976 berufene Achim Benning – viele der späteren Revolutionen vorwegnahm und das größte deutschsprachige Sprechtheater in eine neue Zeit führte. Er tat dies allerdings ohne großen Medienrummel, wenngleich er nicht wenige Kämpfe mit der sehr konservativen Öffentlichkeit und Presse ausfechten musste. Weil er etwa auch Regisseure aus der DDR (Manfred Wekwerth und andere) ans Haus lud, war der Parteilose auch sofort als Linker und Kommunist verschrien. Dabei öffnete er sein Haus vielen Dissidenten aus dem Panzerkommunismus wie Václav Havel und Pavel Kohout. Man erblödete sich auch nicht, gegen ein Stück des Literaturpreisträgers Elias Canetti – „Komödie der Eitelkeiten“ – zu polemisieren, im Publikum soll es antisemitische Äußerungen gegeben haben. Und das sich gegen unverbesserliche Nazis richtende neue Stück „Das Alte Land“ (1984, Regie Achim Benning) von Klaus Pohl wurde ebenfalls heftig angegriffen. Auch weil in dieser Inszenierung ein nackter Mann zu sehen war – damals eine Ungeheuerlichkeit.
Mir persönlich ist vor allem Robert Musils Dreiecksstück „Die Schwärmer“ am Akademietheater 1980 in der Regie von Erwin Axer in Erinnerung – nicht nur weil es seither in Wien (warum eigentlich?) nicht mehr zu sehen war. In der Traumbesetzung (Joachim Bißmeier, Gertraud Jesserer, Erika Pluhar, Karlheinz Hackl, Wolfgang Gasser und Wolfgang Hübsch) wurde die – für heutige Begriffe – ziemlich werktreue Inszenierung zum Kult. Auf youtube kann man sie glücklicherweise zur Gänze anschauen.
So nebenbei führte Benning auch die Kinderschiene am Haus ein und stärkte die Mitbestimmung des Ensembles.
Achim Benning wurde 1935 in Magdeburg geboren und kam 1956 für ein Auslandssemester nach Wien, wo er auch das Max Reinhardt Seminar besuchte. Ernst Haeusserman engagierte ihn 1959 als Schauspieleleve ans Burgtheater, wo er später auch zu inszenieren begann.
Am Samstag, 3.2., um 22.45 Uhr, wird – schon vor Bennings Tod geplant – auf ORF III der Dokumentarfilm „Achim Benning – Homo Politicus“ gezeigt.
Die Schwärmer auf youtube:
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/02/a09de8da-f34c-51d0-be43-3bb883ffff30.jpg6301200Helmut Schneiderhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngHelmut Schneider2024-02-05 11:40:022024-02-05 11:40:04Der stillere Revoluzzer – Zum Tod von Achim Benning
Am Montag, 29. Jänner, wird im Augustinertrakt der Nationalbibliothek ein ganz besonderes Buch präsentiert. Zum 100. Todestag von Franz Kafka bat Herausgeber Otto Brusatti Autorinnen und Autoren um einen Text in Gedanken an den Prager Schriftsteller, der die Weltliteratur beeinflusst hat wie kaum ein anderer. Theodora Bauer, Arno Geiger, Max Gruber, Monika Helfer, Bodo Hell, Paulus Hochgatterer, Franz Hohler, Radek Knapp, Natasha Korsakova, Thomas Macho, Kurt Palm, Rafik Schami, Stefan Slupetzky, Renate Welsh und Anton Zeilinger schrieben Neues für diesen Band, der vom Künstler Edgar Tezak mit Zeichnungen versehen wurde. Drei davon – Stefan Slupetzky, Kurt Palm und Renate Welsh – werden bei der Präsentation ihre Geschichten vorlesen, die Cellospielerin Anna Schweizer wird Stücke von Bach und Webern zum Besten geben. Der Eintritt ist frei, anschließend wird zu einem Umtrunk geladen!
„Für K. Neue Geschichten und Bilder für Franz Kafka“ 29. Jänner 2024 Österreichische Nationalbibliothek Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19 Uhr Josefsplatz 1, 1010 Wien Oratorium im Augustinertrakt (Halbstock)
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/01/FuerKBB.png4501100wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-01-24 08:42:282024-01-24 08:42:31Neue Geschichten für Kafka – Buchpräsentation „Für K.“ in der Nationalbibliothek
Rund 100.000 Menschen leben in Wien vegan, und das feiert der Wiener Vegan Ball bei schwungvoller Musik, stilvollem Ambiente und pflanzlichen Genüssen am 19.1.24 im Hilton Vienna Park. Kulinarisch wird ein exklusives viergängiges Gala-Dinner von Hilton Executive Chef Ademir Husagic aufgetischt, zusätzlich gibt es Snacks und Cocktails, Live-Acts sowie abwechslungsreiche Musik auf zwei Floors.
Programm
Das exklusive 4-Gänge-Menü von Ademir Husagic und Gast-Chefkoch Luca Sordi aus Italien garantiert pflanzliche Küche auf höchstem Niveau. Köstliche rein pflanzliche Speisen und Cocktails werden den ganzen Abend lang an der Snackbar serviert. Nach der feierlichen Eröffnung des Balls erwartet die Gäste mitreißende Tanzmusik von den „Wanna Dance?“-DJs im Ballsaal mit großzügigem Tanzparkett und im Clubbingsaal kann bis in die Nacht hinein getanzt werden. Natürlich darf auch die traditionelle Mitternachtsquadrille nicht fehlen. Alle DJs verzichten außerdem auf ihr Honorar und der Erlös kommt zu 100 % dem gemeinnützigen Projekt Vegucation zugute. Unterstützt wird der Ball vom veganen Startup THE GREEN MOUNTAIN, von Climate Aid United sowie Veganuary.
Als besonderes Highlight erwartet die Gäste ein Live-Auftritt von Musical-Star Stefanie Mayer, die dem österreichischen Publikum vor allem durch ihre Starmania-Performance von 2021 bekannt ist. Mit ihrem eigenen Musical hat sich die 27-jährige Kärntnerin einen Kindheitstraum erfüllt: „Wenn man ganz fest daran glaubt, dann stellt man fest: Einhörner, die gibt es wirklich!“, so erklärt sie ihre Idee für dieses magische Musical-Erlebnis. Dieser Auftritt wird durch „Climate Aid United“ ermöglicht, der weltweit ersten Mind-Change-Bewegung mit Fokus auf Musik und Unterhaltung, um Menschen, Institutionen, Organisationen, Wirtschaft und Politik für den Klimaschutz zusammenzubringen.
Vegan muss man als Gast selbstverständlich nicht zwingend sein: Jede Person, die gerne das Tanzbein schwingt und köstlich speisen will, ist bei diesem Ball bestens aufgehoben.
Anna Saurer, Jung-Konditorin im Wiener Café Central, holte sich bei der Berufseuropameisterschaft EuroSkills den sensationellen ersten Platz.
Wir treffen die gebürtige Tirolerin während ihres Dienstes. Mit einem strahlenden Lächeln kommt die 23-Jährige direkt aus der Backstube, wohin sie gleich nach dem Interview zurückeilt, um frische Croissants zu machen. Der Beruf ist ziemlich fordernd, aber die Zusammenarbeit im 15-köpfigen Team „klappt sehr gut. Wenn wir nicht harmonieren würden, wäre es schwierig“, plaudert Anna Saurer aus der Praxis.
Früh übt sich
Im Außerfern aufgewachsen, hat sie in Innsbruck das Konditor-Handwerk gelernt. Schon als sehr kleines Kind half sie immer in der Küche. „In meiner Familie sind zwar alle handwerklich sehr talentiert, aber ich bin die erste Konditorin. Bereits mit sechs habe ich meinen ersten Kuchen gebacken, einen Karottenkuchen. Meine Mutter kommt aus der Schweiz, und da gibt es die Rüblitorte“, erzählt Anna Saurer.
Das Wettbewerbsfieber hat sie schon während ihrer Lehrzeit gepackt. „Mir hat es so viel Spaß gemacht mitzumachen, man sieht ganz andere Dinge, die man im Alltag nicht hat“, ist sie begeistert. Wenn man bei Wettbewerben mitmacht, bekommt man eine Expertin/einen Experten zur Seite gestellt. Letztes Jahr pendelte Anna jede Woche zum Trainieren nach Wien zu Veronika Schmidt, der Sous Chefin Patissière des Café Central. 2022 gewann Anna dann auch eine Medaille bei den WorldSkills-Meisterschaften.
Die engagierte Trainerin Schmidt holte das Ausnahmetalent vor rund neun Monaten dann fix nach Wien. „Ich bin sehr anpassungsfähig und flexibel. Daher hatte ich keine Schwierigkeiten mit der Wiener Umgebung“, lacht Anna.
Nach dem Sieg bei den Staatsmeisterschaften war Annas Ehrgeiz geweckt. In den letzten Monaten hat sie mit Feuereifer und Liebe zum Detail mit Veronika Schmidt trainiert. Drei Monate vor dem Wettbewerb machte sie ein Testprojekt, bei dem sie die verschiedenen Module, die vor Ort verlangt werden, simulierte. Ein Modul war zum Beispiel ein Schokoladen-Schaustück, weitere Module waren Petit Fours, Marzipanfiguren, Pralinen, eine Torte, Tellerdesserts und auch eine Mystery-Aufgabe. „Mit dem Sieg bei den Europameisterschaften ist für mich ein süßer Traum in Erfüllung gegangen. Mein Erfolgsrezept war, handwerklich exakt und zugleich kreativ zu arbeiten“, freut sie sich offen und ehrlich.
Konditorin aus Leidenschaft
Sie könnte sich nicht vorstellen, in einem anderen Beruf zu arbeiten. „Der kreative Teil macht mir am meisten Spaß. Ich probiere gerne neue Sachen aus, eher kleine Desserts, wo jedes Stück für sich besonders ist. Wenn ich in einem anderen Land oder einer anderen Stadt bin, koste ich mich gerne durch und hole mir Ideen, die ich dann auch nachmachen kann.“
Dass sie früh aufstehen muss, daran hat sie sich inzwischen gewöhnt. Ihr Arbeitstag beginnt um 05:30 Uhr und endet um 14:00 Uhr. Den Nachmittag hat sie frei, wo sie sich in der Natur oder beim Sport neue Kreationen überlegt oder Schaustücke plant – stets ausgerüstet mit einem Skizzenblock, in den sie mit der Hand Notizen schreibt, denn „am Computer arbeite ich nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt“, lacht sie.
Richtig misslungen ist ihr schon lange nichts: „In meiner Lehrzeit habe ich Kastanienmousse gemacht mit der doppelten Menge, die Gelatine allerdings nur in der einfachen Menge. Als die 20 Moussetorten zusammengesackt sind, war das ein schrecklicher Moment“, erinnert sie sich. Im Café Central fühlt sie sich sehr wohl: „Oft gibt es in Konditoreien verschiedene Posten, wo jeder jeden Tag das Gleiche macht. Im Café Central ist es cool, da kann jeder alles machen, vom Anfang bis zum Ende eines Produktes. Auch aufgrund der Veranstaltungen oder Limited Editions ist es sehr abwechslungsreich. Und wir verwenden keine Convenience-Produkte.“
Der Weg in die Selbstständigkeit ist derzeit nicht geplant. „Das Wichtigste ist dranzubleiben, besser zu werden und die Chance zu nutzen, bei Wettbewerben mitzumachen.“
Jugend im Wettbewerb
EuroSkills ist ein internationaler Berufswettbewerb, der alle zwei Jahre ausgetragen wird. Junge Fachkräfte aus aller Welt stellen hier ihr fachliches Geschick in mehr als 50 Wettbewerbsberufen auf internationalem Parkett unter Beweis. Die nächsten EuroSkills finden 2025 in Dänemark statt.