Hätte Ferdinand Raimund nur „Die gefesselte Phantasie“ hinterlassen, sein Name wäre heute wohl nur noch in der Theaterwissenschaft bekannt.

Herbert Fritsch peppt Raimunds „Die gefesselte Phantasie“ am Burgtheater auf

Bild: ©Matthias Horn

Hätte Ferdinand Raimund nur „Die gefesselte Phantasie“ hinterlassen, sein Name wäre heute wohl nur noch in der Theaterwissenschaft bekannt. Ein matter Einfall  – die bösen Magierinnen sperren die Phantasie ein, um ihren Kandidaten für die Herrschaft über eine paradiesische Insel durchzubringen – und viele umständliche Wendungen machen dieses Zauberspiel zu einem wenig ansprechenden Bühnenwerk.

Im Burgtheater spielt man es nun nur, weil der ehemalige Volksbühnen-Schauspieler und für seine grellen Inszenierungen bekannte Herbert Fritsch sich dieses Werks annimmt. Und Fritsch liefert zuverlässig: Raimunds Personal steckt in bunten Hippie-Outlooks, Lederhosen-Parodien und lässigen Gammlerklamotten und hastet gekonnt und ungezwungen von einem Gag zum anderen. Hermione, Königin des Inselidylls und gespielt von der großartigen Maria Happel, verspricht sich ständig und presst aus ihren Fehlern neue Poesie. Ausgerechnet die Phantasie selbst ist als grauer Bürohengst gezeichnet, um umso eindrucksvoller zu beweisen, dass ohne sie nichts in der Dichtkunst geht. Tim Werths kann in dieser Rolle aber glänzen.

Erstaunlich auch, dass Fritsch mehr als zwei Stunden (ohne Pause) das optische und sprachliche Feuerwerk durchhalten kann. Das Publikum wird niemals müde, die Einfälle zu bewundern – selbst wenn diese aus Wiederholungen besonders schräger Erzählungen bestehen. Bleibt am Ende ja doch noch was zum Nachdenken: Wenn pure (Zauber-) Macht alles Kreative knechtet, kann dabei nichts Gutes herauskommen. Das sollten sich die Diktatoren dieser Welt hinter die Ohren schreiben.


Infos und Karten: burgtheater.at