Sag’s Multi!
Aufstehen gegen Rassismus
Der vom ORF veranstaltete mehrsprachige Redewettbewerb „SAG’S MULTI! gibt jungen Menschen und das was sie bewegt in besonderer Weise Raum und Bühne. Junge Menschen nützen SAG’S MULTI! zeigen dabei ihre Mehrsprachigkeit indem sie zwischen Deutsch und einer zweiten Sprache wechseln und sie sprechen hier auch über ihre Erfahrungen der Diskriminierung und Ausgrenzung – und Alleine die 183 Wiener Teilnehmer*innen wechseln zwischen Deutsch und insgesamt 31 Sprachen.
Foto: ORF
Eines der vorgegebenen Themen ermutigt Rassismus zu thematisieren, „BiPoC – Aufstehen gegen Rassismus!“ BiPoC steht für Black, Indigenous, People of Colour.
Und in den Reden der Vorrunde haben eine Reihe von Redner*innen diese Möglichkeit genutzt. Der 13 jährige Jermel ist Schüler der Mittelschule Roda Roda Gasse in Floridsdorf. Er wechselt in seiner Rede zwischen Deutsch und Portugiesisch und setzt sich mit Rassismus auseinander:
„Ich habe schon als kleiner Junge erfahren, was es heißt, diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Da ich dunkelhäutig bin, wollte ein anderer Junge nicht mit mir spielen. Die Eltern verlangten sogar von meiner Mutter, dass ich vom Kindergarten abgemeldet werde. Und mir ist bewusst, dass ich nicht der einzige bin, der sowas erlebt hat oder immer noch erlebt. Racismo não só deve ser themadizado na televisão ou escola mas deve também ser themadizado em casa para que também as crianças saibam como tratar as Pessoas. Klar, meine Rede wird Rassismus nicht stoppen oder aus der Welt schaffen, aber sie soll Rassismus thematisieren und Herzen berühren. Muitos governos tem leis para combater o racismo e outra formas de preconceito Mas por que o preconceito continua existindo? Isso acontece porque essas leis só limitam as ações das Pessoas, e não os pensamentos e sentimentos delas. E o preconceito começa na mente e no coração de cada um de nós. Niemand soll wegen seiner Hautfarbe, Religion oder Soziale Schicht Angst haben, die Wohnung zu verlassen. Man soll mich als Person anerkennen. Mich, Jermel, und nicht der Schwarze. Denn alle Menschen sind gleich.“
Rassismus thematisiert auch die 14- jährige Angela, Schülerin im Sacre Coeur im 3. Bezirk. Sie wechselt dabei zwischen Deutsch und Malayalam. „Ich möchte anmerken, dass das ein großer Schritt für mich ist, da ich die letzten paar Jahre vergeblich probiert habe die “andere” Seite von mir zu verdrängen. Ich habe es gehasst als mir Leute Fragen bezüglich meiner Herkunft gestellt haben und bis vor kurzem habe ich auch aufgehört zu Hause Malayalam zu reden. Wieso? Weil ich einfach nichts anderes als die übrigen Kinder in meiner Umgebung sein wollte. Aber das war ich immer-Ich war das braune Mädchen, die mit 29 anderen weißen Kindern in eine Klasse ging.“ Und Angela weiter: „Sinn dieser Rede ist es nicht Mitleid und Empathie für mich zu erwecken, weil es nicht nur mir, sondern tausend anderen Immigranten Kinder in Österreicher Schulen genauso geht. Und dafür möchte ich Aufmerksamkeit erwecken!“
Nun arbeiten Jermel und Angela an ihrer Rede für die Hauptrunde. Diese wird dann auch als Video einem größeren Publikum zugängig gemacht. Infos unter orf.sagsmulti.at
Im Durchgang 2020/21 war die damals 16 jährige Tracy Cindy Agbogbe eine der Preisträger*innen, sie hat in ihrer Rede zwischen Deutsch und Ewe gewechselt. In ihrer Rede für die Hauptrunde hat die Schülerin des BGBRG Albertgasse auch das Thema Rassismus aufgegriffen.
„Wegen meines Aussehens sammelte ich schon mit jungen Jahren meine ersten Erfahrungen mit Menschen, die der Ansicht sind, Vielfalt sei etwas Schlechtes. Von: „Raus aus unserem Land!“, „Wir brauchen dich nicht!“, „Keiner will dich hier!“ bis hin zu, „Deine Kinder werden hässlich sein, weil sie schwarz sind“, „Niemand will schwarze Babys!“ Habe ich alles schon gehört. Natürlich sind solche Aussagen nicht einfach an mir abgeprallt, im Gegenteil, sie haben mich wütend und auch traurig gemacht. Es tut weh! Es hört einfach nicht auf!“
Und am Ende ihrer Rede ein beeindruckender Appell:
„Lasst uns also verschieden sein, lasst uns unsere Vielfalt nutzen, um voneinander zu lernen und das wichtigste: miteinander leben und kollektiv wachsen. Denn im verschieden sein liegt die Stärke. Durch das verschieden sein Kommen wir voran, das wichtigste ist, dass jeder mit jedem zusammenlebt, sodass jeder sich zu Hause fühlt.
Ich brauche sie. Sie alle. Ich bin ein junges schwarzes, lebensfrohes, zielstrebiges und ehrgeiziges Mädchen, der immer wieder aufgrund meines Aussehens Steine in den Weg gelegt werden. Deshalb noch einmal mein Appell an sie: Ich brauche sie. Sie alle! Die mir und ganz vielen anderen Menschen helfen eine Veränderung in der Gesellschaft herbeizuführen. Also machen sie den ersten Schritt in die Richtung. Kämpfen sie mit mir für uns alle.“
Die Aktion
SAG’S MULTI! – Junge Menschen zwischen 12 und Anfang 20 beziehen in Reden Position zu Demokratie, Menschenrechte, Fragen der Identität, Klimaschutz, Rassismus uvm.
Das Besondere an „SAG’S MULTI!“ ist, dass in der Rede zwischen Deutsch und der Erstsprache oder Deutsch und einer erlernten Fremdsprache mehrmals gewechselt werden muss. 39 Sprachen sind heuer in der Kombination mit Deutsch vertreten. 375 Schüler*innen aus ganz Österreich haben sich für Hauptrunde qualifiziert. Mit 183 Schüler*innen steht Wien deutlich an der Spitze. Sie sagen was sie bewegt, zeigen Mehrsprachigkeit und Internationalität. Der ORF bietet als Träger von SAG’S MULTI! eine Bühne für die mehrsprachigen Talente. „Wer ist Wir“ – zu diesem Leitthema und weiteren fünf Themen zB. „Hab keine Angst zu sein was du bist!“ oder „Deine Rechte, meine Rechte unsere Zukunft“ werden die Reden gehalten und ab dem Tag der Muttersprache, dem 21. Februar werden Reden für die Hauptrunde auch im Internet abrufbar sein.
Alle Informationen gibt’ auf orf.sagsmulti.at