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Die Kriminacht in den Kaffeehäusern wird 20 Jahre alt

Die Kriminacht in den Kaffeehäusern wird 20 Jahre alt

2004 startete die Kriminacht mit Donna Leon. In den nächsten Jahren folgten zahlreiche Stars des Genres aus dem In- und Ausland. Heuer besuchen neben zahlreichen heimischen Publikumslieblingen der Brite Martine Walker und der Pole Tomasz Duszyński das Festival.

Mit diesem Ansturm hatte man 2004 nicht gerechnet. Im Café Museum gab es nicht einmal mehr Stehplätze, als Krimiqueen Donna Leon bei der ersten Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern auftrat. Aber auch die österreichischen Stars wie Eva Rossmann, Stefan Slupetzky, Alfred Komarek, Andreas Pittler, Ernst Hinterberger oder Beate Maxian wurden in der Folge von ihren vielen Fans gefeiert. Die Wiener Kriminacht entwickelte sich zum alljährlichen Treffpunkt der Szene, denn: Schwarzer Kaffee und tiefschwarze Storys gehören eben einfach zusammen. Weil das Kaffeehaus Teil der Wiener Kultur ist und weil man in Wien immer noch gerne Bücher liest und sehr gerne auch die Autorinnen und Autoren kennenlernen will.

Programm

Wolfgang Böck, Patrick Budgen, Ernst Geiger und Edith Kneifl – das Programm der 20. Kriminacht am 29. Oktober ist wie gewohnt vielfältig. Mit Tomasz Duszyński kommt endlich wieder ein Pole zur Kriminacht – Stammgäste des Festivals erinnern sich sicher noch an die Lesungen von Marek Krajewski. Duszyński lädt in der preisgekrönten Glatz-Reihe zu einer Reise ins niederschlesische Städtchen Glatz/Klodzko. Der Brite Martin Walker war schon öfters in Wien, bei seiner diesjährigen Lesung im Café Landtmann wird die Schauspielerin und Autorin Chris Pichler die deutsche Übersetzung seines neuesten Krimis lesen.

Dass das Krimi-Genre nach wie vor eine sehr hohe Anziehungskraft ausübt, beweisen Neo-Krimiautor*innen wie etwa Konstanze Breitebner und Patrick Budgen. Der ORF-Moderator legt heuer bereits seinen zweiten Krimi („Die Teigtascherl-Intrige“) vor, die Schauspielerin und Drehbuchautorin bleibt ihrem Umfeld treu und präsentiert einen Theaterkrimi („Tod auf der Unterbühne“). Breitebner wird gemeinsam mit ihrem Kollegen Josi Prokopetz, der seinen allerneuesten Krimi („Der Frauenausborger“) mitbringt, lesen – Talkmaster: Dieter Chmelar.

Wettbewerb

Aus Anlass des Jubiläums rief das vormagazin zu einem Kurzkrimiwettbewerb auf. Die Aufgabe: Es sollte ein Kaffeehaus vorkommen. Aus den zahlreichen Einsendungen wählte eine Jury (unter anderem mit dem Autor Manfred Rebhandl) die 15 besten aus, die zur Kriminacht in einem Buch („Mörderischer Mokka“) veröffentlicht und präsentiert werden. Die allerbesten drei Kurzgeschichten werden am 29. Oktober im Café Schwarzenberg von den Autorinnen und Autoren selbst gelesen.

Ernst Hinterberger, der Autor des Mundl sowie Trautmann und Kaisermühlen Blues, war ein Stammgast bei der Kriminacht. In einer Gedenkveranstaltung im Café Frauenhuber erinnert Wolfgang Böck – der Darsteller des Trautmann in der gleichnamigen ORF-Krimiserie – an den 2012 verstorbenen Bestsellerautor.

Diskussion

Krimifeinspitze freuen sich aber auch schon auf die Lesungen von Edith Kneifl mit ihrem Wien-Krimi „Der Wolf auf meiner Couch“, Manfred Rebhandl („Hundert Kilo Einsamkeit“), Theresa Prammer („Schattenriss“), Beate Maxian („Tod auf dem Opernball“), Constanze Scheib („Mordshochzeit, Herrschaftszeiten“) oder Herbert Dutzler („Letztes Zuckerl“). Der Publikumsliebling Stefan Slupetzky wird nicht nur lesen, sondern anschließend auch mit seiner Krimikollegin Sabina Naber über die Entwicklung des Krimigenres in den vergangenen 20 Jahren diskutieren (Café Imperial). 

Preis

Auch die Verleihung des Leo-Perutz-Preises gehört seit einigen Jahren zum festen Bestandteil der Kriminacht. Heuer sind Peter Lorath, Theresa Prammer, Manfred Rebhandl, Annemarie Mitterhofer und Heinrich Steinfest nominiert – alle lesen natürlich bei der Kriminacht. Kommen Sie vorbei!


29. Oktober 2024
In zahlreichen Kaffeehäusern in ganz Wien
kriminacht.at

Musik & gute Stimmung beim 4. D-Day für Doderer im Café Landtmann

Musik & gute Stimmung beim 4. D-Day für Doderer im Café Landtmann

Bild: ©Sandra Oblak

Es ist fast schon eine kleine Gemeinschaft, die alljährlich beim D-Day für Doderer zusammenkommt, um einen der originellsten Wiener Schriftsteller – den 1966 verstorbenen Heimito von Doderer – zu feiern. Besonders auffällig waren die vielen Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Publikum. Nächstes Jahr steht sogar ein 100-Jahr-Jubiläum an, denn „Die Studlhofstiege“ spielt ja exakt am 21. September 1925. An diesem Tag verliert bekanntlich Mary K ein Bein bei einem Unfall mit der Straßenbahn.

Heuer versuchte wienlive-Autor Otto Brusatti, die literarischen Konzeptionen in Doderers Kurzgeschichten zu erhellen. Viele Erzählungen funktionieren wie Sonaten in der Musik. Besonders eindrucksvoll gelang dies bei Doderers dreiteiligem Text „Sonatine“. Brusatti las abwechselnd mit der Schauspielerin und Regisseurin Chris Pichler die kurzen Texte und spielte dazwischen jeweils einen Satz aus Mozarts „Sonate facile“ auf der mitgebrachten CD (interpretiert von Glenn Gould). Dass Doderer Musik auch als Thema seiner Werke einbaute, wurde mit einer Szene aus den „Dämonen“ – Quapps desaströses Vorspielen als Geigerin bei einem Dirigenten – unterstrichen. Nach der Podiumsdiskussion mit wienlive-Herausgeber Helmut Schneider blieben die Gäste noch lange für Gespräche im Café.


Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers Heimito von Doderer. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen. – ©picturedesk

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers

Bild: ©picturedesk

Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers Heimito von Doderer. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

Heimito von Doderer, 1966 verstorben, war gewiss einer der eigenständigsten Autoren, die Wien je hervorgebracht hat. Wienlive und das echo medienhaus erinnern seit 2021 alljährlich am 21. September – das ist der Tag, an dem sein bekanntestes Werk, „Die Strudlhofstiege“, spielt und mit einem brutalen Unfall mit einer Straßenbahn beginnt – an diesen Schriftsteller, der in der Nachkriegszeit als der wichtigste Dichter Österreichs galt und beinahe den Literaturnobelpreis erhalten hätte. Heuer, beim 4. D-Day für Doderer, geht es mit dem Autor, Regisseur, Ausstellungsmacher und Musikexperten Otto Brusatti um „Musik, Lärm und Stille“ im Werk von Heimito von Doderer. Die Schauspielerin Chris Pichler wird ausgewählte Stellen lesen, wienlive-Chefredakteur Helmut Schneider wird moderieren.

Doderer war ein großer Bewunderer Beethovens, auf seinem Schreibtisch stand stets eine Partitur der 7. Symphonie. Sein letztes, unvollendet gebliebenes Romanprojekt nannte er im Tagebuch nach seiner Lieblingssymphonie „Roman No 7“ – davon wurde nur der Teil „Die Wasserfälle von Slunj“ veröffentlicht, „Der Grenzwald“ erschien posthum als Fragment. Nach dem Erscheinen des Monumentalwerks „Die Dämonen“ war Doderer der bekannteste Schriftsteller Österreichs, sogar der SPIEGEL widmete ihm ein Cover.

Brusatti: „Doderer war auch ein heimlicher Musikstrukturalist – wie viele andere und vor allem in der öster-reichischen Literatur, wie Ingeborg Bachmann oder Thomas Bernhard. Er baute musikalische Formen ein, in seine Texte. Man merkt es vorerst kaum, man soll es zumeist auch gar nicht merken.“ Dazu gibt es passende Musik aus der Konserve. Die Buchhandlung analog wird vor Ort einen Büchertisch aufstellen.


INFO
21. 9. 24
19.00 Uhr
Café Landtmann
Freier Eintritt, keine Reservierung möglich

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

D-Day für Doderer am 21. September – Heimito von Doderers „Divertimenti“

Heimito von Doderer entstammte einer wohlhabenden Familie, sein Großvater und Vater waren Architekten und Techniker, sie wurden etwa mit dem Bau von Eisenbahnen und Wasserregulierungen reich, ein Gutteil ihres Vermögens ging allerdings im 1. Weltkrieg verloren. Sohn Heimito geriet als Leutnant im Weltkrieg bald in russische Gefangenschaft und konnte erst nach 4 Jahren über St. Petersburg in den Wirren der russischen Revolution nach Wien fliehen. In Sibirien hatte er den Entschluss gefasst, Schriftsteller zu werden und so nahm Doderer in Wien nicht nur ein Studium (Geschichte) auf, sondern versuchte auch – meist vergebens – in Zeitschriften zu veröffentlichen. Finanziell war er nach wie vor von seinen Eltern abhängig. Und das blieb er auch bis zum Erscheinen der „Strudlhofstiege“ 1951.

Doderer wollte anders schreiben als die anderen und folgte – bezugnehmend auf musikalische Formen – einem strengen Konzept. Darüber wird heuer am 21. September der Musikwissenschaftler und Autor Otto Brusatti im Café Landtmann sprechen. Die Schauspielerin Chris Pichler wird entsprechende Szenen aus Doderers Werk vorlesen.

Zu den ersten Texten, die Doderer nach seiner Heimkehr schrieb, gehören seine „Divertimenti“. Entgegen Doderers Absicht scheinen sie ungeordnet. Freilich behauptete der Autor stets mehr an der Form und weniger am Inhalt, an der Thematik, interessiert zu sein. In den 7 Divertimenti – das letzte erschien allerdings sehr viel später nach dem Krieg unter dem Titel „Die Posaunen von Jericho“ – geht es etwa um ein blindes Mädchen, das zur Pianistin und dann sehend wird, um den Traum eines Unfallopfers vom Kampf  Überlebender nach einem Weltuntergang, um einen jungen Mann, dessen Probleme sich ohne sein Zutun lösen, um einen Professor, dessen Frau bei der Geburt der Tochter stirbt oder um eine Sitzkassierin in einem Café, die verrückt wird und sich verantwortlich für eine Hungerrevolte fühlt. Doderer hat zweimal jeweils einen Text öffentlich vorgetragen und dabei kein Manuskript gebraucht. Die Zuhörer sollen begeistert gewesen sein. Und er dachte sogar an die Ablöse des Buches durch die Schallplatte und das Radio. Am 21. September werden wir über Musik und Literatur bei Doderer viel zu diskutieren haben.

Samstag, 21. September – 4. D-Day für Doderer, 19 Uhr, Café Landtmann, Eintritt frei!

Freiluftkonzert vor der Oper zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs

Freiluftkonzert vor der Oper zum 150. Geburtstag Arnold Schönbergs

Arnold Schönberg, der große Wiener Erneuerer der Musik litt an Triskaidekaphobie, also der Angst vor Freitag, dem 13. (Und er ist ja auch just an einem solchen 1951 in Los Angeles, vertrieben und im Exil verstorben.)

Das echo medienhaus begeht nun den 150. Geburtstag Arnold Schönbergs, am Freitag, 13. September, um 16 Uhr mit einem öffentlichen Outdoor-Konzert bei der Wiener Staatsoper (vor der Skulptur für Berg, Schönberg, Webern und Mahler). Die Idee dieses Freiluftkonzerts stammt von einer  wahrscheinlich sehr wahren Anekdote: „Glaubst Du, dass die Leute unsere Melodien in 50 Jahren [tradiert wird auch „in 100 Jahren“] auf den Straßen Wiens pfeifen werden?“, so fragten
einander Schönberg und sein Freund und Schüler Anton Webern. Das soll überprüft werden!.

Der Regisseur & Musikexperte, Otto Brusatti, hat ein exquisites Bläserensemble zusammengestellt, das Werke von Schönberg, aber auch von Johann Strauß (nächstes Jahr: 200. Geburtstag) zur Aufführung bringen wird.

Mit: Maria Jauk, Flöte; Barbara Ritter, Oboe; Kurt Franz Schmid, Klarinette; Sebastian Kolarz-Löschberger, Horn; Andor Csonka, Fagott

Das Programm:

Schönberg:

aus dem Bläserquintett op. 26

Strauß: Leichtes Blut

Schönberg:

aus dem Bläserquintett op. 26

Strauß:

Tritsch-Tratsch

Freitag, dem 13. September, um 16 Uhr: Karajanplatz vor der Oper zwischen Denkmal und Brunnen

Eintritt frei

Freiner Wirtschaftstage – Networking in der Natur

©Bubu Dujmic

Die vom echo medienhaus veranstalteten dritten Freiner Wirtschaftstage fanden in hochkarätiger Besetzung und mit anregenden Diskussionen im idyllischen steirischen Ort an der Mürz am Freitag (30. August) und Samstag (31. August) statt.

Eröffnungstalk mit Heinz Fischer: Sorge um politische Entwicklungen

Den Eröffnungstalk betritt gleich der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, der von Florian Gasser (Die Zeit) zur aktuellen Außen- und Innenpolitik befragt wurde. Fischer äußerte sich besorgt über die derzeitige Weltlage sowie die innenpolitische Situation in Österreich: „Wenn der Zweck die Mittel heiligt, sind wir auf dem Weg zur Hölle“, betonte der Ex-Präsident. Er erinnerte daran, dass bei der Befreiung Osteuropas niemand gedacht hätte, dass aus Ungarn einmal eine prekäre Demokratie werden könne.

Podiumsdiskussion: Herausforderungen im heimischen Tourismus

In mehreren großen Podiumsdiskussionen wurde unter anderem der heimische Tourismus thematisiert. Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, der Kaffeehausvertreter Wolfgang Binder, der Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner und Unternehmer Sepp Schellhorn (Neos) diskutierten über die Fortschritte und Herausforderungen des österreichischen Tourismus. Es wurde deutlich, dass Österreich zwar auf einem guten Weg ist, aber in Bereichen wie Föderalismus und Steuerentlastung des Faktors Arbeit noch viel zu tun bleibt.

Special Guest Dr. Erika Freeman: Ein Leben für die Psychoanalyse

Ein besonderes Highlight war die Anwesenheit der weltberühmten Psychoanalytikerin Dr. Erika Freeman, die als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit in den USA promovierte. Freeman erklärte, warum sie auf ihren Doktortitel besteht und beschrieb eindrucksvoll ihren Abscheu vor Hass: „Hass ist extrem ungesund!“, betonte sie.

C3-Business Talk: Steiermark als Musterregion für Klimaschutz

Am Samstag sprach der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler im C3-Business Talk mit Thomas Prantner über die Politik und die aktuellen Herausforderungen des Bundeslandes, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Klima. Drexler hob hervor: „Unser Land soll eine Musterregion sein, die wirtschaftliche Dynamik und Klimaschutz miteinander vereint.“

Diskussion über Schulden und Inflation: Die Herausforderungen der Armut

Im Talk „Ohne Geld ka Musi“ diskutierten Tanja Wehsely (CEO Volkshilfe Wien), Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht) und Matthias Schroth (Notenbank) mit Stefan Ratzenberger über die Auswirkungen von Schulden und Inflation auf die ärmsten Bevölkerungsgruppen in Österreich. Dabei wurde auch die Rolle des Bargeldes in einer zunehmend digitalen Welt besprochen.

Digitalisierung in Unternehmen: Chancen und Risiken

Das Thema „Wie viel Digitalisierung ist gut für ein gesundes Unternehmen?“ wurde von Martina Hacker (ÖBB), Reinhard Hanusch (Austro Holding) und Harald Kräuter (ORF) behandelt. Die Diskussion umfasste Themen wie die Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien, die Gefahr von Abhängigkeiten und die Notwendigkeit, Digitalisierung mit Bedacht voranzutreiben.

Innovative Ansätze im Kampf gegen den Klimawandel

Jungunternehmer Mario Wagner und Matthias Göth stellten ihr Start-Up Evercraft Ecotechnologies vor, das mit seinen bahnbrechenden Technologien einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten möchte.

Schlussdiskussion: Marketing, Sponsoring und nachhaltiger Tourismus

Den Abschluss bildeten Astrid Steharnig-Staudinger (Österreich Werbung) und Gerhard Fritsch (Saalbach 2025 WM), die mit Moderator Stefan Ratzenberger über Marketing, Sponsoring bei Großevents und die Herausforderungen des nachhaltigen Tourismus in Österreich sprachen. Steharnig-Staudinger wies darauf hin, dass Overtourism in Österreich als ein Verteilungsproblem gesehen wird und betonte die Wichtigkeit, den Facettenreichtum Österreichs hervorzuheben und die Besucherströme besser zu verteilen.

©Bubu Dujmic

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers

D-Day für Doderer: Am 21. September diskutieren Otto Brusatti und Helmut Schneider über Musik im Werk des Großschriftstellers. Chris Pichler liest ausgewählte Stellen.

Heimito von Doderer, 1966 verstorben, war gewiss einer der eigenständigsten Autoren, die Wien je hervorgebracht hat. Wienlive und das echo medienhaus erinnern seit 2021 alljährlich am 21. September – das ist der Tag, an dem sein bekanntestes Werk, „Die Strudlhofstiege“, spielt und mit einem brutalen Unfall mit einer Straßenbahn beginnt – an diesen Schriftsteller, der in der Nachkriegszeit als der Dichter Österreichs galt. Heuer, beim 4. D-Day für Doderer, geht es mit dem Autor, Regisseur, Ausstellungsmacher und Musikexperten Otto Brusatti um „Musik, Lärm und Stille“ im Werk von Heimito von Doderer. Die Schauspielerin Chris Pichler wird ausgewählte Stellen lesen, wienlive-Chefredakteur Helmut Schneider wird moderieren.

Musik. Doderer war ein großer Bewunderer Beethovens, auf seinem Schreibtisch stand stets eine Partitur der 7. Symphonie. Sein letztes, unvollendet gebliebenes Romanprojekt nannte er im Tagebuch nach seiner Lieblingssymphonie
„Roman No 7“ – davon wurde nur der Teil „Die Wasserfälle von Slunj“ veröffentlicht, „Der Grenzwald“ erschien posthum als Fragment. Nach dem Erscheinen des Monumentalwerks „Die Dämonen“ war Doderer der bekannteste Schriftsteller Österreichs, sogar der SPIEGEL widmete ihm ein Cover.
Brusatti: „Doderer war auch ein heimlicher Musikstrukturalist – wie viele andere und vor allem in der öster-reichischen Literatur, wie Ingeborg Bachmann oder Thomas Bernhard. Er baute musikalische Formen ein, in seine Texte. Man merkt es vorerst kaum, man soll es zumeist auch gar nicht merken.“ Dazu gibt es passende Musik aus der Konserve. Die Buchhandlung analog wird vor Ort einen Büchertisch aufstellen.

INFO: 21. 9. 24, 19 Uhr, Café Landtmann, freier Eintritt, keine Reservierung möglich

Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen – ein großer Erfolg für die galerie gugging. Hier ein Gespräch mit der Leiterin Nina Katschnig.

Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen

Bild: ©iStock by Getty images

Leopold Strobl ist derzeit auf der Biennale im Österreich-Pavillion zu sehen – ein großer Erfolg für die galerie gugging. Hier ein Gespräch mit der Leiterin Nina Katschnig.

„Wir sind noch immer im Überraschungsstadium“, sagt Galeristin Mag. Nina Katschnig über die Tatsache, dass mit Leopold Strobl ein Künstler ihrer galerie gugging (galeriegugging.com) bei der Biennale Venedig vertreten ist. Am 20. April wurde die diesjährige Biennale eröffnet, zu sehen sind Strobls Werke bis 24. November (und abseits davon in der galerie gugging). Im Interview spricht Nina Katschnig, die 2016 auf Strobl aufmerksam wurde, über dessen Werk und seinen rasanten Aufstieg: Strobls Werke wurden u. a. bereits vom Museum of Modern Art, New York, angekauft.

wienlive: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Leopold Strobl? 

Nina Katschnig: Leopold Strobl hat immer wieder im Atelier bei uns gearbeitet, über viele Jahre. 2016 zeigte mir eine Atelierbetreuerin eine Mappe mit seinen Arbeiten. Er wollte sie nicht selbst bringen, Leopold Strobl ist eher scheu. Ich war von seinen Arbeiten fasziniert. Diese Werke waren anders als alles, was ich bis dato gesehen hatte: übermalte Zeitungsfotos … so klein, so schön, so besonders, das hat mich begeistert. Ich habe die Magie gespürt, die diesen Werken innewohnt. Mir war klar: Das ist jemand, der seinen Stil gefunden hat.

Kurz danach haben Sie Leopold Strobls Werken bereits eine Ausstellung gewidmet. Wie erkennen Sie, ob ein Künstler sich am internationalen Kunstmarkt behaupten kann – was macht sein Werk besonders?

Wenn mir die Werke eines Künstlers gefallen, heißt das noch lange nicht, dass er am Kunstmarkt in der Welt reüssieren kann. Es gibt also eine subjektive und eine objektive Sicht. Bei Leopold Strobls Werk passt beides. Ich schätze seine Werke sehr und er kann den Kunstmarkt begeistern. 

Er hat eine einzigartige, ganz spezielle Formensprache, einen eigenen Ausdruck. Ich war tief berührt von seinen Arbeiten, von dieser fast Zen-artigen, meditativen Ruhe, die sie ausstrahlen. Leopold Strobl überzeichnet Zeitungsfotos, jeden Tag in der Früh, Bilder mit Landschaften, Menschen und/oder Gebäuden. Alles, was ihn stört, wird überzeichnet, er gibt dem Störenden eine neue Form, ob Dingen oder Menschen. Er übermalt das ihn Irritierende schwarz, es wird daraus eine Art Hinkelstein oder ein hybrides Wesen, man weiß nicht genau, was es ist …

Durch diese Übermalung des ihn Störenden entstehen ganz eigene Formen, damit bringt er Ruhe in das Werk und schafft etwas ganz Neues. Ich habe noch nie zuvor gesehen, dass jemand in dieser Kleinheit einen solchen Ausdruck kreiert.
Auf der einen Seite sind seine Werke so fein und filigran, auf der anderen Seite so stark und so massiv. Durch den Rand, den er seinen Arbeiten gibt, hat der Betrachter zusätzlich eine Schlüssellochperspektive.

Auch die Farben, die Leopold Strobl einsetzt, sind speziell. Er liebt Grün …

Mich fasziniert auch, wie er die Dinge sieht, dieser grüne Himmel zum Beispiel … er hat völlig Recht, denn wenn ich an einem Sommerabend durch Niederösterreich fahre, ist der Himmel tatsächlich grün. Dann denke ich immer: der Strobl-Himmel …


labiennale.org

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Musik, Lärm und Stille bei Heimito von Doderer – der 4. D-Day für Doderer am 21. September im Café Landtmann

©Creative Commons (BY-SA 4.0)

Heimito von Doderer, 1966 verstorben, war gewiss einer der eigenständigsten Autoren, die Wien je hervorgebracht hat. Wienlive und das echo medienhaus erinnern seit 2021 alljährlich am 21. September – das ist der Tag, an dem sein bekanntestes Werk „Die Strudlhofstiege“ spielt und mit einem brutalen Unfall mit einer Straßenbahn beginnt – an diesen Schriftsteller, der in der Nachkriegszeit als der Dichter Österreichs galt. Am D-Day für Doderer wird über ihn und sein Werk im Rahmen einer Veranstaltung mit Gästen diskutiert. 

Heuer, beim 4. D-Day für Doderer, geht es mit dem Autor, Regisseur, Ausstellungsmacher und Musikexperten Otto Brusatti um „Musik, Lärm und Stille“ im Werk von Heimito von Doderer. Die Schauspielerin Chris Pichler wird ausgewählte Stellen lesen, Wienlive-Chefredakteur Helmut Schneider wird moderieren.

Doderer war ein leidenschaftlicher Bewunderer Ludwig van Beethovens, auf seinem Schreibtisch stand stets eine Partitur der VII. Symphonie und er behauptete sogar, täglich darin zu lesen. Sein letztes, unvollendet gebliebenes Romanprojekt nannte er im Tagebuch Roman No 7. – davon wurde nur der Teil „Die Wasserfälle von Slunj“ veröffentlicht, „Der Grenzwald“ erschien posthum als Fragment. Brusatti: „Doderer war auch ein heimlicher Musikstrukturalist  – wie viele andere und vor allem in der österreichischen Literatur, wie Ingeborg Bachmann etwa oder Thomas Bernhard. Er baute musikalische Formen ein, in seine Texte. Man merkt es vorerst kaum, man soll es zumeist auch gar nicht merken.“

Bezeichnend war auch, dass er seine frühen Erzählungen Divertimenti nannte – ein Ausdruck aus der Musik für unterhaltsame Stücke. Auch darüber wird beim D-Day gesprochen werden, besonders über die Erzählung „Die Posaunen von Jericho“, in der Verdis Triumphmarsch aus „Aida“ für einen derben Streich herhalten muss.

Bekannt ist auch, dass Doderer in seinen Romanen viel mit dem Gegensatz Stille und Lärm arbeitet – namentlich die Straßenbahnen verbreiten etwa in der „Strudlhofstiege“ gehörigen Lärm. Im Roman „Die Dämonen“ werden etwa die Revolutionsversuche rund um den Justizpalast oder dann – vice versa – die Schilderungen über psychische Probleme mancher Protagonisten von geschilderten Klang-Spuren begleitet.

Dazu gibt es an diesem Abend kurze Musikstücke (W.A. Mozart) aus der Konserve zu hören. Die Buchhandlung analog wird wieder vor Ort einen Büchertisch aufstellen.

21. September, 19 Uhr, D-Day für Doderer – Café Landtmann, Universitätsring 4, 1010 Wien, Eintritt frei – Anmeldung ist nicht nötig!


Frauenbilder einst und jetzt - Rollenzuschreibungen und Erwartungshaltungen von 1914 bis in die Gegenwart 

Alsergrunder Kultursommer: Frauenbilder einst und jetzt – Rollenzuschreibungen und Erwartungshaltungen von 1914 bis in die Gegenwart 

Gabriele Kögl im Gespräch. – Foto: ©Stefan Burghart

Bei den Open-Air-Autor:innenlesungen mit Musik am 1. Juli werden Gabriele Kögl und Christian Klinger aus ihren aktuellen Romanen „Brief vom Vater“ und „Die Geister von Triest“ lesen. Anna Anderluh wird selbst Komponiertes singen und sich auf der Autoharp begleiten. Moderator der Veranstaltung des Alsergrunder Kultursommers ist Gerhard Danner. 

In Kögls Roman „Brief vom Vater“ geht es um eine Frau in einer Kleinstadt – die Friseurin Rosa, die den gesellschaftlichen Aufstieg versucht. Rosas erster Ehemann, Sigi, ist der Schützenkönig im Ort. Mit ihm hat sie einen Sohn und lebt einfach und zufrieden. Nach ein paar Jahren wird ihr das Leben mit ihm allerdings langweilig – sie verlässt ihn und heiratet den wohlhabenden Klaus, der stolzer Besitzer einer Drogerie ist. Rosas Sohn vermisst den Vater und läuft vergebens dessen Liebe hinterher. Sigi beginnt ein neues Leben mit neuer Frau und neuer Familie, verwindet jedoch nicht, dass auch seine zweite Ehe in die Brüche geht, und verübt Selbstmord. Ein neu gebautes Shoppingcenter leitet unterdessen den wirtschaftlichen Niedergang zahlreicher Geschäfte im Ort ein. Rosa und Klaus verlieren alles. Und Rosa muss miterleben, wie auch ihr Sohn sich viele Jahre nach dem Freitod des Vaters das Leben nimmt. 

In Klingers „Die Geister von Triest“ wird im Triest des Ersten Weltkriegs eine schrullige alte Frau, die von allen nur „die Hexe“ genannt wird, bestialisch ermordet in ihrem Häuschen aufgefunden. Der leidenschaftliche Rennradfahrer Gaetano Lamprecht, Ispettore der Triestiner Polizei, begibt sich auf die Spur des zunächst noch sehr rätselhaften Mörders. Dabei taucht er tief ein in die Geschichte Triests und in die Verstrickungen des Kunsthandels. Er muss sich mit halbseidenen Ganoven und generationenübergreifenden Flüchen herumschlagen. Dabei an seiner Seite: seine kluge Schwester Adina, seine Sekretärin Clara und die schöne Witwe Alessia – die Gaetanos Leben gehörig auf den Kopf stellt … 
  

Montag, dem 1.7.2024 um 19 Uhr am Spittelauer Platz 4, 1090 Wien
Der Eintritt ist frei.