Über 900 Wiener Schüler*innen von Superar, vornehmlich aus sozial herausfordernden Umfeldern, haben Johann Strauss mit ihrer Kreativität neues Leben eingehaucht. Ihre eigenen Texte zu den zeitlosen Melodien des Walzerkönigs füllen die Seiten des interaktiven Musikbuchs „Jo! Als die Träume Walzer lernten“, das am 3. März 2025 auf Deutsch und Englisch im Wortweit Verlag erscheint.
Eine Woche später, am 10. März 2025 um 18:00, erleben Sie das Ergebnis dieser schöpferischen Reise live im Wiener Konzerthaus: Beim Jahreskonzert „Jo Strauss! Hear me Out!“ werden die Werke der Superar Kinder und Jugendlichen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – ein einzigartiges Ereignis, das die Kraft der Musik und die Stimmen junger Menschen ins Rampenlicht rückt.
Die erste Saisonvorstellung des Wiener Staatsballetts ist der dreiteilige Ballettabend Shifting Symmetries. Er vereint drei herausragende Choreografien von Hans van Manen, William Forsythe und George Balanchine, deren verbindendes Element die ebenso konsequente wie zupackende Auseinandersetzung ihrer Schöpfer mit der Kunstform Ballett ist.
Musikalisch erwartet das Publikum ein abwechslungsreicher Abend mit Kompositionen von Frank Martin, Thom Willems und Johannes Brahms, dessen Klavierquartett g-Moll op. 25 Sie in einer prächtigen Orchesterfassung von Arnold Schönberg erleben können.
Für das Nederlands Dans Theater II schuf Hans van Manen 1994 Concertantezu Frank Martins Petite symphonie concertante – eine Komposition, von deren Ausdrucksvielfalt, dynamischen Rhythmen und zwingendem Charakter er sich zu einer Choreografie inspirieren ließ, in der sich acht Tänzerinnen und Tänzer wie Teile eines Puzzles zu tänzerischen Momentaufnahmen fügen und wieder lösen. Komplexe Strukturen im Raum und streng definierte Blickrichtungen bauen wie in einem Krimi eine unauflösbare Spannung auf, durch die sich der Tanz zu einer Begegnung zwischen Menschen weitet, über die Hans van Manen sagte: »Man kann sich noch so sehr nahestehen, letztlich weiß man nie genau, was der andere denkt.«
„Das ursprünglich für das Ballett der Pariser Oper geschaffene In the Middle, Somewhat Elevatedist ein Thema mit Variationen im strengsten Sinne“, schreibt William Forsythe über sein 1987 im Auftrag Rudolf Nurejews entstandenes Werk zu den kraftvoll stampfenden elektronischen Klängen seines langjährigen künstlerischen Partners Thom Willems. „Es nutzt die akademische Virtuosität des klassischen Balletts, und erweitert und beschleunigt deren traditionelle Figuren“, so der Choreograph. Mit In the Middle, Somewhat Elevatedist ein Werk William Forsythes zu erleben, welches das Ballett grundlegend revolutioniert hat.
Den Vorschlag, sich mit dem Klavierquartett g-Moll op. 25 in der prächtigen Orchesterfassung, die Arnold Schönberg 1937 von Johannes Brahms’ Komposition angefertigt und stolz als dessen »Fünfte Symphonie« bezeichnet hatte, auseinanderzusetzen, nahm George Balanchine von Igor Strawinskis Assistenten Robert Craft an, als er 1964 nach einem großen Werk für seine neue Spielstätte – das New York-State-Theater – suchte. 1966 kam das Brahms-Schoenberg Quartetschließlich zur Uraufführung – nicht nur als Feier der Bühne im Lincoln Center, sondern auch als Hommage an eine unvergleichliche Compagnie, die sich als 55-köpfiges Ensemble in vier, den Sätzen der Komposition folgenden Miniaturballetten von unterschiedlichsten Seiten zeigt: voller Eleganz im Allegro, voller Romantik und Lyrik in den beiden Mittelsätzen, mit Virtuosität in dem von Volkstanzelementen gefärbten »alla zingarese«-Finale. Brahms-Schoenberg Quartetzählt nicht zu den experimentellen Werken Balanchines, sondern ist ein Tanz- und Orchesterfest.
Spielstätte Wiener Staatsoper
Termine 11., 14., 16., 18. & 23. Jänner 2025
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Gustav-Mahler-Saal
Am 4. September feierte die Musikwelt den 200. Geburtstag Anton Bruckners. Aus diesem Anlass widmet die Österreichische Nationalbibliothek dem bedeutenden Komponisten noch bis 26. Jänner 2025 eine eigene Ausstellung im Prunksaal. Jeden Donnerstag um 18 Uhr und jeden Sonntag um 15 Uhr bieten Führungen zur Sonderausstellung einen faszinierenden Einblick in Bruckners kreative Welt und lädt Besucher*innen dazu ein, die kulturelle Tiefe seiner Musik zu erkunden. Musikliebhaber*innen und Kulturinteressierte können dabei seine einzigartigen Werke, seine persönlichen Schriften und seine inspirierende Lebensgeschichte entdecken.
Weltweit einzige Sammlung
Möglich ist die Ausstellung durch die weltweit einzigartige Bruckner-Sammlung, die 2014 in das Nationale Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen wurde und in deren Bestand sich etwa die Originalhandschriften der Hauptwerke Bruckners befinden. In seinem Testament verfügte Anton Bruckner, dass die handschriftlichen Partituren seiner Hauptwerke in die damalige k.k. Hofbibliothek gelangen sollten, was nach seinem Tod 1896 auch geschah. Dieses Bruckner-Erbe wurde von der Österreichischen Nationalbibliothek seither als Verpflichtung angesehen, den Bestand systematisch durch Erwerbungen – sowohl Schenkungen als auch Ankäufe – zu erweitern. So gelangten im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts wichtige Objekte, darunter alternative Fassungen der Symphonien, Abschriften, Drucke, Briefe, persönliche Dokumente und Nachlässe aus dem Umkreis Bruckners in den Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek.
Informationen & Details Bis 26. 1. 25 Führungen jeden Donnerstag um 18 Uhr und Sonntag um 15 Uhr onb.ac.at
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/12/Bruckner2BB.webp11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-12-06 10:03:122024-12-06 10:06:09Österreichische Nationalbibliothek: Führungen zum frommen Revolutionär Anton Bruckner
Die Indie-Band „Calexico“ gibt es schon seit 1996, dabei ist ihr Wüstenpop – die Musiker stammen aus Tucson in Arizona – niemals alt geworden. Der Bandname selbst ist ein Kofferwort aus Kalifornien und Mexiko. Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler, war einst als Geigerin mit der Band auf Tournee und so kommt es, dass Calexico nun in Tennessee Williams seltsamen Stück „Camino Real“ mit eigenen Songs am Volkstheater zu hören sind. Joey Burns und John Convertino – mit Trompeter Martin Wenk an der Seite – geben in weißem, mit Glitzerzeug bestickten Anzügen als Don Quichotte und Sancho Pansa sogar ihr Schauspieldebüt.
Camino Real, zu Deutsch der Königsweg, ist daher ein Theaterabend, der halb Konzert ist. Das ist nicht schlecht, zumal Williams weniger eine Handlung, denn Skizzen von Personen filiert hat.
Da gibt es den feiste Hotelbesitzer Gutman (Andreas Beck), die „kleine Mutter der Verlorenen“ (Paula Carbonell Spörk), den abgebrannte Jacques Casanova (Elias Eilinghoff), den Überlebenden (Günther Wiederschwinger), den skurrilen Chef einer miserablen Männerabsteige (Uwe Rohbeck), eine Wahrsagerin (Anke Zillich), ihre Tochter Esmeralda (Lavinia Nowak), die Kurtisane Marguerite (Bettina Lieder), Lord Byron (Uwe Schmieder) und vor allem den Leichtgewicht-Boxchampion Kilroy (Stephan Kevi), der sowas wie die Konstanze des Stückes wird. Seine tragische Geschichte – er kommt mit einem Kutter in die namenlose Stadt, wird ausgeraubt und erlebt eine Enttäuschung nach der anderen. Bis er am Ende sogar sein viel zu großes Herz opfern muss. Allen drohen am Ende nämlich die Straßenkehrer, die die Toten entsorgen.
„Camino Real“ ist ein kurzweiliger Abend an der Grenze der Welt und an der Grenze zwischen Theater und Konzert. Wer Calexicos feine Mischung aus Country, Rock und mexikanischer Volksmusik liebt, darf das nicht versäumen.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/11/CAMINO-REAL-Regie-Anna-Sophie-Mahler.jpg833312500Helmut Schneiderhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngHelmut Schneider2024-11-22 11:17:502024-11-22 11:17:52Stadt der gestrandeten Seelen – „Camino Real“ im Volkstheater mit der Band Calexico
Am Abend des 20. November verwandelte sich das Wiener Rathaus in eine glanzvolle Bühne für Literaturbegeisterte und Ehrengäste, die der diesjährigen „Eine STADT. Ein BUCH.“ Gala zu Ehren des ukrainischen Autors Andrej Kurkow beiwohnten. Die Veranstaltung, eine Liebeserklärung an die Literatur, zog rund 400 Gäste in das historische Ambiente des Festsaals.
Bereits um 18 Uhr füllte sich der Eingangsbereich mit geladenen Gästen, darunter namhafte Persönlichkeiten wie echo Medienhaus-Geschäftsführer Christian Pöttler mit Uschi Pöttler-Fellner, Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, sowie der Autor Andrej Kurkow und seiner Frau. Vor Beginn der Gala trafen sich die Ehrengäste zu einem informellen Austausch im Roten Salon des Rathauses.
Eine Nacht im Zeichen der Literatur
Die Gala selbst wurde charmant und souverän von Schauspielerin Lilian Klebow moderiert. Musikalisch untermalt wurde der Abend durch gefühlvolle Darbietungen von Valeria Rymska-Dolhikh am Klavier und ihrer Kollegin an der Bratsche mit ukrainischen Kompositionen, die die Verbindung zum Werk und zur Herkunft des Autors auf eindrucksvolle Weise unterstrichen.
Stadträtin Veronica Kaup-Hasler eröffnete die Feierlichkeiten mit einer herzlichen Begrüßung und einer inspirierenden Rede über die essentielle Rolle der Literatur für unsere Gesellschaft. Sie betonte, wie wichtig kulturelle Initiativen wie „Eine STADT. Ein BUCH.“ sind, um Menschen miteinander zu verbinden und den Wert von Büchern zu feiern.
Christian Pöttler führte das Publikum anschließend in die beeindruckende 23-jährige Geschichte der Aktion ein und schilderte die Anfänge, die mittlerweile zu einer fest etablierten Tradition in Wien geworden sind. Michael Fuchs, Vorstandsmitglied der Wien Energie, hob hervor, welche Bedeutung die Unterstützung der Aktion für das Unternehmen als Partner hat und wie sehr das Gratisbuch das Kulturgeschehen in Wien bereichert.
Lilian Klebow, Uschi Pöttler-Fellner und Christian Pöttler (v.l.n.r.)Schauspielerin Lilian Klebow führte durch den Abend Stabstellenleiter Corporate Affairs der Wien Energie, DI Dr.tech Michael Fuchs im InterviewChristian Pöttler, GF des echo Meidenhauses Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft
Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos die Lesung von Andrej Kurkow aus seinem Werk „Picknick auf dem Eis“, dem diesjährigen Gratisbuch. Mit seiner markanten Stimme und feinem Humor zog der Autor die Zuhörer:innen in den Bann seiner Erzählung, die eine faszinierende Mischung aus Satire und Melancholie darstellt.
Nach dem offiziellen Programm wurde das festliche Buffet eröffnet, das Raum für Gespräche und den persönlichen Austausch bot. Den Abschluss des Abends bildete eine Signierstunde mit Andrej Kurkow, bei der die Besucher:innen die Gelegenheit nutzten, ihre Exemplare des Gratisbuchs signieren zu lassen. Ab sofort kann sich jeder ein Gratisbuch bei einer der 395 Verteilerstellen in Ganz Wien abholen.
Autor Andrej Kurkow und Lilian Klebow im Interview Lesung aus „Picknick auf dem Eis“Signierstunde mit Andrej Kurkow
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/11/StefanBurghart-EineStadtEinBuch-Gala-390.jpg6671000wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-11-22 11:04:562024-11-22 11:28:47Eine Liebeserklärung an die Literatur – Die „Eine STADT. Ein BUCH.“-Gala
Theater am Theater gibt die Gelegenheit, einmal so richtig die Sau rauszulassen. Schließlich darf da auch absichtlich schlecht gespielt werden – Schmierenkomödie eben. So auch bei der neuen Produktion des Theaters an der Gumpendorfer Straße (TAG) von Kaja Dymnicki und Alexander Pschill, die ja auch in ihrem eigenen Haus, dem kleinen Bronski & Grünberg Theater in Wien-Alsergrund, gerne Trash anbieten. Jetzt also Horror am Theater, bei den Proben zu „Macbeth“, das ja auch kein ganz unblutiges Stück ist.
Eine Stunde lang verfolgen wir, wie ein unfähiger Regisseur (Stefan Lasko) einen Zickenkrieg, Methodenstreitereien und diverse Befindlichkeiten seines Ensembles nicht auf die Reihe bekommt. Erst dann passiert endlich der erste Mord. Die Regieassistentin wird zerstückelt gefunden, es folgen ähnliche Todesfälle samt heraushängender Därme und rollender Köpfe. Ein Werwolf geht um – oder ist es eine Werwölfin? Das wird durchaus mit Witz und Charme gespielt (Jens Claßen, Emanuel Fellmer, Ida Golda, Michaela Kaspar, Georg Schubert, Lisa Weidenmüller sowie Helena Hutten, Katja Thürriegl, Renate Vavera und Gernot Plass). Doch die Schwächen der Dramaturgie lassen sogar im wirklich geduldigen Publikum Langeweile aufkommen. Schade – gestrafft hätte es klappen können.
Das Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) bekommt im Herbst 2025 mit Sara Ostertag eine neue Führung. Die Produktion ist also Teil der Abschiedssaison der Intendanz Gernot Plass und Ferdinand Urbach.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/11/tag_dersumpfdesgrauens_c_anna_stoecher-174-scaled.jpg17082560Helmut Schneiderhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngHelmut Schneider2024-11-08 11:33:522024-11-08 11:33:53Macbeth wird zum Splatter-Drama – „Der Sumpf des Grauens“ im TAG
Das 7. Lyrikfestival der Poesiegalerie vom 14. bis 16. November in Wien stellt Lyrik aus und in Österreich 2024 vor – mit 60 Poet*innen.
Die 7. Poesiegalerie findet vom 14. bis 16. November 2024 in der Gumpendorfer Straße 63B im 6. Bezirk (in den Räumlichkeiten der ig architektur) statt. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr rekordverdächtige rund 50 Lesungen, die Ausstellung und Performances der Transmedialen Poesiegalerie mit u. a. Tex Rubinowiz, Linde Waber, Kinga Tóth, Alain Barbero und Barbara Rieger sowie united queendoms, die Eröffnungsdiskussion „Schreiben in Zeiten des inflationären Ichs. Was können experimentelle Formen leisten?“ mit der frischgebackenen H.C. Artmann-Preisträgerin Margret Kreidl, Hannah K Bründl, Ilse Kilic, Christian Steinbacher und dem Mitbegründer der legendären Wiener Gruppe und „Urgestein“ zeitgenössischer und avantgardistischer Lyrik, Gerhard Rühm.
Letzterem, der in diesem Jahr seinen 94. Geburtstag feierte, widmet sich auch das Künstlergespräch „Im Fokus“, das von Udo Kawasser moderiert wird und das Gesamtwerk des Universalkünstlers im Zentrum haben wird. Zum zweiten Künstlergespräch begrüßt die Poesiegalerie den u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis 2021 ausgezeichneten Schriftsteller Clemens J. Setz (Foto), der seinen aktuellen Gedichtband „Das All im eigenen Fell“ vorstellen wird.
Bei den rund 50 Lesungen werden aus ihren Neuerscheinungen lesen u. a. die Autor*innen Bettina Balàka, Franz Dodel, Elke Laznia (Nominierung für den österreichischen Buchpreis), Frieda Paris, Tamara Štajner (Meraner Lyrikpreis 2024) und viele mehr. 2024 kooperiert die Poesiegalerie erstmals mit dem Vienna Poetry Film Festival.
Das vollständige Programm der diesjährigen Poesiegalerie unter: poesiegalerie.at
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/11/SetzBB.png11001800wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-11-08 11:27:522024-11-08 11:27:53Drei Tage Lyrikfestival in Wien
Am besten gefällt der Chor der Feuerwehr, der gleich zu Beginn einen starken Auftritt hinlegt – in Stephanie Moors Inszenierung ein reines Frauenensemble: Minou M. Baghbani, Katharina Klar, Juliette Larat, Kimberly Rydell und Laetitia Toursarkissian spielen gekonnt auf tollpatschig und redeungewohnt. Aber bei Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ ist ja von vorneherein klar, dass die Feuerwache auf verlorenem Posten steht. Sein „Lehrstück ohne Leere“ aus den 50er-Jahren bezieht seine Dramatik nämlich aus dem Umstand, dass die Brandstifter völlig offen über ihr Vorhaben reden und Fässer mit Benzin auf den Dachboden hieven – um die finale Katastrophe kommen wir nicht herum. Das funktioniert auch heute noch, wie man in der Josefstadt überprüfen kann. Und natürlich ist in der Gegenwart ebenso vieles brandgefährlich wie in der Blütezeit des Kalten Krieges. Richtig glücklich wird man an dem Abend aber trotzdem nicht. Das wohl noch immer beliebte Schulstück wirkt ein wenig lau und abgespielt. Das Ensemble bemüht sich redlich, aber die Spannung hält sich über weite Strecken doch in Grenzen. Besonders weil in der Josefstadt auch das von Frisch später wieder verworfene „Nachspiel in der Hölle“ gegeben wird. Dort scheint sich die Katastrophe in einer Farce bis in die Unendlichkeit zu perpetuieren. Das macht den Abend unnötig lange. Andererseits: vielleicht hätte auch dem Hauptteil ein Mehr an Skurrilität und Slapstick gutgetan.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/10/BiedermannBB-1.png11001800Helmut Schneiderhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngHelmut Schneider2024-10-17 10:07:492024-10-17 10:07:51Biedermann und die Brandstifter im Theater in der Josefstadt
Er spielt sie alle: den Erzähler, den reichen US-Industriellen, den Schachweltmeister, den Freund und nicht zuletzt die beiden ich des Dr. B – Nils Strunk ist tatsächlich ein Einmann-Theater und nebenbei auch noch Klavierspieler. Gemeinsam mit Lukas Schrenk, der die Musik gestaltete und mit dem er auch schon die Erfolgsproduktion „Die Zauberflöte“ gemacht hatte, zaubert er aus Stefan Zweigs „Schachnovelle“ einen sehr unterhaltsamen Abend zu einem sehr traurigen Thema. Bekanntlich geht es in Zweigs Werk ja um einen von der Gestapo gefolterten Anwalt, der die Isolationshaft nur dadurch übersteht, dass er gegen sich selbst Schach spielt und damit natürlich nachhaltig seine geistige Gesundheit gefährdet. Dramatisch aufgeladen spielt das Geschehen auf einem Ozeandampfer auf der Fahrt von New York nach Buenos Aires, auf dem das entkommene Opfer gegen einen intellektuell bescheidenen Schachweltmeister antreten soll.
Im Burgtheater wird dieser spannende, wenngleich nicht wirklich klischeefreie Stoff von viel Musik – Schlager, Swing, Jazz und Wiener Walzer – von Live-Musik (Martin Ptak, Hans Wagner, Jörg Mikula) kongenial begleitet. Das Publikum ist dabei vom ersten Augenblick an fasziniert. Strunk ist Entertainer im besten Sinne und er vermag zu beweisen, was Erzählen auch im digitalen Zeitalter noch vermag, nämlich Menschen mit einer Story zu fesseln. Am Ende gab es frenetischen Applaus samt Standing Ovations – meine Smartwatsch warnte mich – erstmals bei einer Premiere –, vor einer zu lauten Umgebung. Das Burgtheater hat zweifelsohne wieder einen Hit.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/10/SchachnovelleBB.png11001800Helmut Schneiderhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngHelmut Schneider2024-10-04 07:07:002024-10-03 12:42:33Stefan Zweigs „Schachnovelle“ in einer sehr musikalischen Fassung von Nils Strunk und Lukas Schrenk am Burgtheater
Der VIENNA CITY GALLERY WALK 2024 inszeniert von 25. bis 28. September den spielerischen Zugang zu Kunst und Kultur in Wien. Die performativen Rundgänge mit Performances und literarischen Aspekten, die zeitgenössische Musikkomposition in Verbindung zu den Ausstellungen sowie erstmals die „Nacht der Schmuckkunst“ laden ein zum zwanglosen, Kunst-inspirierten Gehen und bereichern die einzigartigen Präsentationen der Wiener Galerien-Szene.
Hochwertige Kunst früherer Zeiten wird in sieben „Gallery Touren“ mit aktuellen zeitgenössischen Werken in Verbindung gebracht. So wird die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Kunst und Design zum Erlebnis und schafft Bewusstsein für Qualität und Individualität.
Die Tour Guides gehen durch die Wiener City, führen aber auch zu den Programmpartner*innen außerhalb des ersten Bezirks. Freuen Sie sich auf vier engagierte Programmtage! Genießen Sie Kunst. Machen Sie mit. Freier Eintritt!
Die Programme im Detail:
TOUR 1 / MITTWOCH, 25. SEPTEMBER 2024 / 17–21 Uhr INTERAKTION VON KÜNSTLERISCHEM AUSDRUCK Rundgang vom 1. in den 7. Bezirk mit dem OPENING EVENING in der GALERIE AMART, Halbgasse 17, 1070 Wien, mit einem Konzert des preisgekrönten KANDINSKY QUARTET.
TOUR 2 / DONNERSTAG, 26. 2024 / 16–21 Uhr VON DEN SPRECHENDEN BILDERN Ein materialsprachlicher, musikalisch, performativer Rundgang durch den 1. Bezirk und seine Galerien. Konzept: Bodo Hell, der tragischerweise verschollen ist, wir lassen ihn hochleben. Sehr anschaulich äußert sich Götz Bury. Werner Zangerle gibt am Saxophon den Takt vor. Mit einer Intervention von Martina Reinhart.
TOUR 3 / DONNERSTAG, 26. SEPTEMBER 2024 / 16–22 Uhr DER ASPEKT DES BEGREIFEN-KÖNNENS IN DER KUNST Rundgang im 1. Bezirk mit Abstechern in den 6. und 8. Bezirk mit IMAGO SONUS Zeitgenössischer Komposition zu Werken einer Ausstellung.
TOUR 4 / FREITAG, 27. SEPTEMBER 2024 / 16–21 Uhr DIE KUNST DES LACHENS Rundgang im 1. Bezirk mit MUSIK ZUM GEHEN + (AUF) STEHEN. Musikalische Komposition mit dem ENSEMBLE REIHE ZYKAN+ & Irene Suchy an vier Stationen
TOUR 5 / FREITAG, 27. SEPTEMBER 2024 / 16–21 Uhr Erste TOUR zur NACHT DER SCHMUCKKUNST KUNST IST TRAGBAR – Rundgang vom 9. in den 1. Bezirk
TOUR 6 / FREITAG, 27. SEPTEMBER 2024 / 17.30–21 Uhr Zweite TOUR zur NACHT DER SCHMUCKKUNST DIVERSITÄT VON KUNSTDISZIPLINEN – Das Verbindende zwischen bildender und angewandter Kunst Rundgang im 1. Bezirk mit dem Abschluss bei zeitgenössischer musikalischer Komposition
TOUR 7 / SAMSTAG, 28. SEPTEMBER 2024 / 11–18 Uhr LAUTE(R) FRAUEN GESCHICHTE SPAZIERT durch Wiens 1. Bezirk verbindet künstlerisches Wirken der Frauen mit der kulturellen Geschichte Wiens
Die Galerien komponieren Ereignisse und geben der Kunst eine Bühne. In und vor den Galerien.
https://wienlive.at/wp-content/uploads/2024/09/Aufmacher-Gallery-Walk.webp6481000wienlive Redaktionhttps://wienlive.at/wp-content/uploads/2021/03/Bildschirmfoto-2020-04-15-um-14.31.27-1-300x138.pngwienlive Redaktion2024-09-20 09:03:502024-09-20 09:03:51Spielerisch Kultur erleben beim Vienna City Gallery Walk 2024