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ImPulsTanz 2022

Tanz erobert die Bühnen

Noch bis 7. August bringt das ImPulsTanz Festival Wien wieder mit Tanz, Performances, Workshops, Filmen, Ausstellungen, Lesungen und Partys in Bewegung. Mit dabei sind insgesamt 54 Produktionen von Größen der Tanzgeschichte, Vertreter*innen der österreichischen Szene sowie internationalen Up-and-comers in der [8:tension] Young Choreographers’ Series.
Bild: Reto Schmid

Im Volkstheater erzählt die flämische Needcompany rund um den Choreographen Jan Lauwers eine Geschichte zwischen Kriegsschauplatz und Familienessen rund um einen israelischen Elitesoldaten, der zum Tänzer wurde. Musikalisch-mitreißend wird es beim südafrikanischen Ballett-Star Dada Masilo, die mit kraftvollem Tanz und gefühlvollem Gesang in THE SACRIFICE den aus Botswana stammenden Tswana-Tanz mit Strawinskys Le sacre du printemps verbinden. Trajal Harrell, Hauschoreograf des Schauspielhaus Zürich, zeigt mit sechs Tänzer*innen zum Sound von Keith Jarretts Köln Concert und Joni Mitchell einen Versuch sich nah zu sein in einer Welt, die auf mehr als eine Weise von Distanz bestimmt ist.

Anlässlich des 35-jährigen Jubiläums der großen Compagnie Ultima Vez rund um den Choreografen Wim Vandekeybus zeigt ImPulsTanz gleich zwei seiner Stücke – die Weltpremiere von Scattered Memories sowie sein neues Stück Hands do not touch your precious Me. In letzterem arbeitet er mit der spanischen Komponistin Charo Calvo, acht Tänzer*innen und erstmals auch mit dem Performer und bildenden Künstler Olivier de Sagazan zusammen. Gemeinsam erschaffen sie eine spektakuläre Welt, in der die Körper wie lebendige, fleischliche Skulpturen zwischen dem Utopischen und dem Grausamen, dem Mächtigen und dem Zerbrechlichen balancieren.

Michael Turinsky und Florentina Holzinger hingegen sind nur zwei von insgesamt 21 Produktionen aus Österreich, darunter Uraufführungen von Liquid Loft /Chris Haring, Akemi Takeya oder Philipp Gehmacher und ein Wiedersehen mit Tanz*Hotel oder Elio Gervasi – endlich wieder auf der Bühne!

Das gesamte ImPulsTanz-Programm gibt es unter www.impulstanz.com.

Spendenaktion

Evelyn Grill – HOPE4UKRAINE

Spendenaktion: Siebdruck-Unikate kaufen und der Ukraine Hoffnung geben.
Foto: Hope4Ukraine

Evelyn Grill arbeitet in großen Formaten und Serien und hat über die Jahre ihr eigenes künstlerisches Genre entwickelt, in denen sie Siebdruck mit Malerei und textilen Techniken verbindet. 2002 schaffte sie ihr Diplom mit Auszeichnung an der Kunstuniversität Linz/Meisterklasse Textil. 2020 erhielt sie ein Kunststipendium des Landes NÖ.

©Hope4Ukraine

Jetzt sammelt sie mit Siebdruck-Unikate Geld für die Ukraine. Schon mit 20 Euro kann man der Ukraine wieder Hoffnung geben.

Infos unter:

nfo@evelyn-grill.at
www.evelyn-grill.at

Galerie Gugging

Modewelt trifft Art Brut – die galerie gugging vienna

Die noch junge galerie gugging vienna in der Wiener Innenstadt bringt jetzt Kunstwerke des renommierten Modeschöpfers Christopher Kane.
Foto: ©Galerie Gugging Vienna/Kane

Christopher Kane gründete das nach ihm benannte Modelabel gemeinsam mit seiner Schwester Tammy im Jahr 2006. 2019 folgte mit More Joy die zweite Modelinie der beiden Geschwister. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Heute ist Christopher Kane Dauergast in den Modebibeln der Welt und räumte bereits zahlreiche Preise ab, darunter den Vogue Fashion Fund und fünf British Fashion Awards. Im Jahr 2020, als die sich sonst sehr schnell drehende Modewelt für Christopher Kane eine situationsbedingte Pause einlegte, entdeckte der bekennende Art Brut-Fan seine Liebe zur Malerei wieder. Die Ergebnisse sind ab jetzt in der Dominikanerbastei zu sehen.

Neben den Arbeiten von Christopher Kane werden auch Werke von Basel Al-Bazzaz, Manuel Griebler, Johann Korec, Arnold Schmidt, Leopold Strobl, Oswald Tschirtner und Karl Vondal zu sehen sein.


galerie gugging vienna 
Dominikanerbastei 10, A-1010 Wien

montag – dienstag von 10.00 bis 19.00 Uhr
mittwoch – freitag von 10.00 bis 22.00 Uhr

galeriegugging.com/gg-vienna/

Beckstage

Fotos vor Ort


„Die Bühne ist, wo wir sind“ behauptet der Wiener Lichtbildner Lukas Beck und zeigt als Beweis ein paar seiner inszenierten Schnappschüsse. 23 Bezirke, eine Ausstellung.
Fotos: Lukas Beck


Unter dem Titel BECKSTAGE geht im Rahmen vom „Wir sind Wien Festival“ eine Fotoausstellung von Lukas Beck auf Tour:  1. bis 23. Juni 2022, von Wien 1. bis Wien 23., von der Inneren Stadt bis nach Liesing. Beck: „Es sind 31 Lichtbilder aus 31 Jahren.“ Abgebildet sind dabei auch Stars wie Dennis Hopper, Christopher Lee (siehe unten), Joe Zawinul oder Josef Hader (siehe oben) und natürlich auch der tragisch verstorbene Ostbahn-Kurti, dem Beck den Start für seine Karriere verdankt.

BECKSTAGE VIENNA – über die Muse der Großstadt

Informationen und Details auf: lukasbeck.com

Eröffnung: 1. Juni, 1. Rudolfspark – Rudolfsplatz 17:00 bis 21:00.

Die Welt in 60 Metern

Die Welt in 60 Metern


Der im burgenländischen Stoob lebende Maler Edgar Tezak hat die Wände des „tresor“ im Kunstforum mit einem allumfassenden Wandgemälde umspannt.
Foto: Markus Wörgötter


Edgar Tezak stammt aus Graz, hat in Wien an der Universität für angewandte Kunst studiert und später auch dort unterrichtet. Lange Jahre lebte er in New York und Indien, wo er mit André Heller am von Werner Herzog verfilmten Projekt „Jagmandir“ über das exzentrische Privattheater des Maharanas von Udaipur mitarbeitete. Seit einigen Jahren lebt er aber in der burgenländischen Gemeinde Stoob, wo er eine Keramikwerkstatt betreibt.

Die Arbeit von Edgar Tezak ist noch bis 18. April 2022 im Bank Austria Kunstforum zu sehen. – ©Markus Wörgötter

Bis 18. April ist jetzt eine ganz besondere Arbeit von ihm im Bank Austria Kunstforum zu sehen. Sein „Project to Infinity“ wurde – kuratiert von Lisa Ortner-Kreil – eigens für den „tresor“ im Untergeschoß geschaffen. Das mehr als 60 Meter lange Wandgemälde auf Papier durchzieht den gesamten Raum. Eine herausfordernde Arbeit, so Tezak: „Wir wollen verstehen, wollen mit dem Denken Harmonie schaffen, Recht schaffen. Aber nicht alle sehen dasselbe, viele oft genau das Gegenteil. Auf dieser Basis habe ich meine Geschichte angesiedelt. Frei kann ich meine Hand auf das Papier legen und sie an meinen Wunschlinien entlang, die unendliche Begrenztheit mit Ocker, Kreide, Kohle oder mit Regentropfen, Blumengruß, Vogellärm, mit kosmischen Zinnoberfunken oder gebrannter Erde für das Auge festhalten.“

Zur Ausstellung ist im Verlag für moderne Kunst auch eine Art Katalog erschienen. Wer vor dem Wandgemälde steht, wird jedenfalls schnell bemerken, dass es mit einem Hinschauen nicht getan ist. Die Fülle des Dargestellten erfordert Zeit und ein offenes Herz.         


Informationen & Details finden Sie auf www.kunstforumwien.at

Museumsbesuche

Im Museum – von Wittgenstein bis zur schönen Burgenländerin


Feiertage, ein Urlaub zu Hause – mithin die ideale Gelegenheit, in die von der Pandemie gebeutelten Wiener Ausstellungshäuser zu schauen. Zumal sich niemand Sorgen machen muss, dass die momentan überfüllt sind und man auch nicht weiß, wie lange diese noch mit 2G-Nachweis besucht werden können.
Text & Foto: Helmut Schneider


In „normalen“ Zeiten hätte man etwa in der Albertina mit der großen, spektakulären Modigliani-Schau mit Glück eine halbe Million Besucher erreichen können. Bei 200.000 bis 250.000 Gästen wären zumindest die Kosten gedeckt gewesen, verkündete Direktor Klaus Albrecht Schröder. Schließlich waren es aber nicht viel mehr als 180.000 – eine Verlängerung war technisch aber nicht möglich, denn ab 18. Februar ist in der Albertina bereits Edvard Munch zu erleben. 

Bei meinem Besuch kurz nach Öffnung um 10 Uhr war die wirklich beeindruckende Modigliani-Schau ganz gut besucht, im ersten Saal staute es sich etwas, aber weiter drinnen konnte ich die Bilder ziemlich ungestört genießen. Ich will mir einen echten Massenandrang gar nicht vorstellen – die Pandemie hat einige wenige Vorteile. Zum Drüberstreuen konnte ich auch noch die interessante Schau von Michaela Ghisetti (bis 20. März) mitnehmen.

Das Leopold Museum widmet sich bis 6. März Ludwig Wittgenstein und seiner Auseinandersetzung mit der Fotografie. Präsentiert werden aktuelle Porträtkünstler sowie die wenigen Fotos, die Wittgenstein selbst zeigen sowie viele Fotos von seiner großen Familie. Eine letztendlich doch sehr dichte, abwechslungsreiche Schau, die Wittgensteins Leben zwischen Wien, Cambridge und Norwegen widerspiegelt.

Gleich daneben im mumok stellt (bis 24. April) der weltbekannte deutsche Fotograf Wolfgang Tillmans aus. Eine Wunderkammer, die umso mehr wirkt als der Künstler die Fotos ohne Erklärungen und Objektbezeichnungen aufhängen ließ. Sogar am Noteingang sind Fotos angebracht. Sehr persönlich das Ganze – das kann man sich sicher auch noch ein zweites Mal anschauen. Ganz unten im mumok hat der junge Künstler Huang Po-Chih aus Taiwan seiner in der Textilindustrie arbeitenden Mutter ein sozialkritisch aufgeladenes Denkmal gesetzt. Sehr sophisticated und doch berührend (Blue Elephant bis 27. Februar).

Noch bis 31. Jänner ist im Kunstforum Wien die Ausstellung von Rebecca Horn zu sehen. Bei meinem Besuch an einem Montag gab es nicht gerade ein Gedränge – das berühmte Klavier an der Decke spielte fast für mich alleine. Die Installationen sind nach wie vor beeindruckend, ihr Hang zur Mystik scheint gerade wieder zeitgemäß.

Und in der Galerie Westlicht herrschte überraschend viel Andrang bei der Ausstellung zu 100 Jahre Burgenland (bis 20. Februar). Eine dichte Bilderflut zu Österreichs jüngstem Bundesland mit dem Titel „Grenzland im Fokus“, bei der auch die Minderheiten wie Roma und Kroaten nicht vergessen wurden und wichtige geschichtliche Ereignisse wie die Volksabstimmung und die Ungarn-Flüchtlinge ihren Platz haben. Es leben ja sicher mehr Burgenländer in Wien als in Eisenstadt, man konnte viele Menschen erleben, die andächtig auf den Fotos nach Erinnerungen suchten.


Albertina – Edvard Munch (Ab 18. 2. 2022)

Albertina – Michela Ghisetti (Bis 20. 3. 2022)

Leopold Museum – Ludwig Wittgenstein, Fotografie als analytische Praxis (Bis 6. 3. 2022)

mumok – Wolfgang Tillmans, Schall ist flüssig (Bis 24. 4. 2022)

mumok – Huang Po-Chih, Blauer Elefant (Bis 27. 2. 2022)

Kunstforum Wien – Rebecca Horn (Bis 31. 1. 2022)

Westlicht – Grenzland im Fokus. 100 Jahre Burgenland (Bis 20. 2. 2022)

Mumok Wien – Schall ist flüssig

Internationaler Fotokünstler


„Wolfgang Tillmans. Schall ist flüssig“ – Eine Ausstellung im mumok Wien.
Fotos: Georg Petermichl, ©mumok – Courtesy of Galerie Buchholz, Maureen Paley, London, David Zwirner, New York


Der Deutsche Wolfgang Tillmans ist einer der bekanntesten internationalen Fotokünstler. Bekannt wurde er durch seine Arbeiten für Szenemagazine wie Prinz, i-D oder Tempo sowie dem SZ-Magazin, Fotobücher und Ausstellungen.

Seit den frühen 1990er-Jahren erforscht Wolfgang Tillmans unseren Blick auf die Welt und die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben. Geleitet von der selbstkritischen Frage „What do I really see? What do I see, and what do I want to see? What is in the picture?“ widmet er sich Menschen und Körpern, Landschaften, Architekturen, Gegenständen und Himmelserscheinungen.

Die Ausstellung „Wolfgang Tillmans. Schall ist flüssig“ im mumok beinhaltet frühe Fotografien, die im popkulturellen Umfeld der 1990er-Jahre entstanden, abstrakte Bilder, hochauflösende Aufnahmen der von Globalisierung und Digitalisierung geprägten Realität des frühen 21. Jahrhunderts sowie Fotografien, die kurz vor und während der Corona-Pandemie aufgenommen wurden. Zudem werden die 2-Kanal-Videoinstallation „Book for Architects“ sowie eine Vielzahl neuer Musik- und Videoarbeiten zu sehen sein.


Die Ausstellung ist ab 14. Dezember geöffnet. Es gilt die 2-G-Regel.

Dienstag bis Sonntag: 10:00–18:00

mumok.at

Pop-Up Ausstellung zum Thema Transparenz

©Kathi Senn, Discogirls 2010

Eine Initiative für Transparenz


Transparenz – ein Versprechen, mit dem Politik und Wirtschaft werben, das jedoch nur selten eingelöst wird. Gerade der Kunstmarkt hat sich in der Grauzone des Unklaren sesshaft gemacht. Informationen wie Preise und verfügbare Werke werden von Galerien oder Händlern ungleich verteilt. Es sind präzise Werkzeuge mit dem Zweck der Mystifizierung und der Umsatzoptimierung.


Kuratorisches Spiel

Die Ausstellung OPAK nimmt sich der Spannungsfelder der Transparenz an. Initiiert von Leerstand.Gallery und Kunst ab Hinterhof, werden zentrale Fragen des Galeriewesens thematisiert. Im Zentrum der einmonatigen Ausstellung in einer ungenutzten Immobilie im Herzen der Stadt stehen Positionen renommierter Kulturschaffender und jüngerer KünstlerInnen. In einem kuratorischen Spiel mit dem Transparenzbegriff werden Preise, Kennzeichnung und Namen der Urheber ausgeblendet und so alle TeilnehmerInnen auf eine Stufe gestellt. Ist so der Fokus frei auf das Werk? Steht nun endlich das Wesentliche im Zentrum? Eine niederschwellige Versuchsanordnung, die den Kunstmarkt vielleicht für jene öffnet, die sich durch die vorherrschende elitäre Informationspolitik abgeschreckt fühlen. Abgerundet wird das Pop-up-Projekt durch ein umfassendes Rahmenprogramm aus Performances und Podiumsdiskussionen mit VertreterInnen aus Vermittlung, Institution und Produktion.

Die Leerstand.Gallery bringt vom 11.11 bis 11.12 in der Weihburggasse 2 eine Pop-up-Ausstellung. – ©Franz West, Passstück, um 1983

Die KünstlerInnen: Erwin Wurm • Gelitin • Georgia Creimer • Franz West • Xenia Hausner • Christian Eisenberger • Hans Weigand • Kathi Senn • Thomas Reinhold • Lisa Andrea Becker • Franz Zadrazil • Rudolf Fitz • Luan Bajraktari • Nicolas Muller • Julian Khol • Otto Mühlethaler • u.v.m. im Pop-up-Artshop von Kunst ab Hinterhof!


INFO:

11.11.2021 – 11.12.2021

Weihburggasse 2, 1010 Wien

www.leerstand.gallery

Theaterkritik – Blade.Unwichtig im Off-Theater

Fotzi, Hasi, Schweindi und die Androiden


Blade.Unwichtig im Off-Theater. Eine Theaterkritik von Helmut Schneider.
Fotos: Günter Macho


Seit zehn Jahren kreuzt Regisseur Ernst Kurt Weigel und sein bernhard.ensemble Dramenklassiker von Nestroy bis Soyfer mit kultigen Hollywoodfilmen. Er nennt das Mash-up. Die neue Produktion „Blade.Unwichtig“ bringt jetzt eine Vermischung von Ridley Scotts 1982 herausgekommenem Welterfolg „Blade Runner“ mit Werner Schwabs knapp eine Dekade später uraufgeführtem „ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM“.

Das beste aus zwei Welten

Im Off-Theater in der Kirchengasse, mitten im 7. Bezirk, gibt es sozusagen das Beste aus zwei Welten auf zwei Stunden (mit Pause). Und das ist durchaus unterhaltsam und teilweise auch anregend. Mit nur sechs Performern (Kristina Bangert, Yvonne Brandstetter, Sophie Resch, Kajetan Dick, Gerald Walsberger und Ernst Kurt Weigel) findet da in einer steirischen Wirtshauswelt eine Zukunftshölle statt. Der Androidenjäger ist gleichzeitig ein original Tschecherant und Frauenschläger, seine Geliebte gleichzeitig Thekenschlampe und künstlicher Mensch. Aber auch sonst bevölkert das Schwabsche Universum illustres Personal – ein dicker Fresser, genannt Schweindi, seine Anvertraute Hasi und die Prostituerte Fotzi. Der Kellner ist in der Welt der Zukunft dann der Mechaniker, der die Augen der Androiden konstruiert hat. Was alle verbindet: Irgendwann müssen sie aufs Klo und wir fragen uns ob wir je einen Science-Fiction-Film gesehen haben, in dem dieses nicht nur menschliches Bedürfnis thematisiert oder gezeigt worden ist.

„Blade.Unwichtig“ ist mehr Wirtshaus als Raumschiff und das ist vielleicht auch gut so, denn manche der Sprachtiraden von Werner Schwab können uns auch heute noch ganz schön nahegehen.


Blade.Unwichtig im Off-Theater
Regie und Konzept: Ernst Kurt Weigel
Spielzeit:
Bis 7. Dezember 2021 – Zu den Terminen

Theaterkritik – Richard II., Burgtheater

RICHARD II.  von William Shakespeare  Deutsch von Thomas Brasch Saison 2020/21 Burgtheater

Wenn die Ordnung zerfällt


Shakespeares Richard II. im Burgtheater. Eine Theaterkritik.
Text: Helmut Schneider / Foto: Marcella R. Cruz


Den buckeligen Bösewicht Richard III. kennt jeder Theaterbesucher. Shakespeares Richard II. wird hingegen viel weniger gespielt, denn so wirklich spannend ist die Handlung in diesem Königsdrama ja nicht. Interessant wird das Spiel um den schwachen König aber, wenn man über Staatsmacht und die Legitimation von Herrschaft nachdenken will. Johan Simons gewollt unspektakuläre Inszenierung im Burgtheater gibt dazu viel Gelegenheit. Zwar wird ein König entmachtet und später sogar ermordet – die entscheidende Frage ist allerdings, woraus der neue Machthaber seine Herrschaft begründen wird. So wie ein Geldschein nur ein Stück Papier ist, wenn niemand dafür etwas eintauschen will, ist ein König nur ein Mensch wie jeder andere, solange er nicht von seinen Untertanen anerkannt wird.

Jan Bülow ist der entscheidungsschwache König, den Shakespeare zu der Erkenntnis bringt, dass er als abgesetzter Monarch eigentlich kaum mehr wirklich ein Mensch ist. Zum Philosophen fehlt ihm noch viel, aber er spürt, dass er durch den Verlust des Amtes ein anderer wird. Seinen Widersacher Bolingbroke hat Johan Simons mit einer Frau besetzt, nämlich mit der exzellenten Sarah Viktoria Frick, die tatsächlich eher sachlich an das Regieren herangeht. Kein Triumpf, keine Lust am Töten – Richard II wird von einem übereifrigen Höfling abgemurkst – dafür eine begreifliche Unsicherheit in Zeiten des Interregnums. Daneben klagen die Hüter des Rechtes ihr Leid und werden eifrig Mordanschläge und Intrigen versucht.

Die Bühne bilden große Metallsesseln mit absurd hohen Lehnen – ein cooler Raum für eine coole Inszenierung als Anregung über eine Diskussion über Staat, Ordnung und Herrschaft.


INFO:
Tickets & Termine