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Bis Ende Oktober steht im MQ jetzt ein ganz spezieller Brunnen, der an die Endlichkeit unserer Ressourcen hinweisen soll.

Ukrainische Kunst im Hof des MuseumsQuartiers

Pavlo Makov neben seiner Skulptur. – ©eSeL

Bis Ende Oktober steht im MQ jetzt ein ganz spezieller Brunnen, der an die Endlichkeit unserer Ressourcen hinweisen soll.

„The Fountain of Exhaustion“ (Der Brunnen der Erschöpfung) wurde vom ukrainischen Künstler Pavlo Makov ursprünglich für seine Heimatstadt Charkiw entworfen. Dort herrschte in den 90er-Jahren tatsächlich Wassermangel, was sich in der Konzeption des Brunnens widerspiegelt. Denn das Wasser, das im Brunnen fließt, teilt sich durch die vielen Bronzetrichter in immer kleinere Mengen auf, bis es fast vollständig aufgebraucht ist. Heute ist freilich nicht nur das Wasser auf unserem Planeten erschöpft, sondern viele lebensnotwendigen Dinge wie Luft oder eine saubere Umwelt.

„‚The Fountain of Exhaustion‘ behandelt leider immer noch eine sehr einfache Sache, auch wenn nur wenige bereit sind, sich ihr zu stellen: Die Menschheit und ihre Zukunftsvisionen sind in einem ständigen Erschöpfungsprozess begriffen. Es ist schwierig, damit zu leben, und es scheint noch schwieriger für uns zu sein, etwas dagegen zu tun. Kunst ist keine Medizin, sie ist eher eine Art Diagnose. Kunst allein kann kaum die Welt retten. Ich hoffe, dass sie uns dennoch ermutigen kann, unsere Komfortzone zu verlassen“, so Pavlo Makov.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022, wurde die Skulptur zum Symbol der Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Volkes. Als Beitrag zur 59. Biennale in Venedig sorgte sie für große internationale Aufmerksamkeit. Pavlo Makov (*1958) lebt und arbeitet in Charkiw. Seine Arbeiten sind Teil internationaler Sammlungen wie der National Gallery of Art, Washington oder dem Victoria and Albert Museum, London.


MuseumsQuartier Wien, Haupthof, Museumsplatz 1, 1070 Wien
mqw.at

Bei der SPARK Art Fair wurde am Samstag der WIEN LIVE Award für „The Best Emerging Vienna-based Position“ an Konstanze Stoiber vergeben.

wienlive Award bei der SPARK Art Fair

Die SPARK Art Fair fand heuer wieder in der MARX Halle statt. – ©Stefan Diesner

Bei der SPARK Art Fair wurde am Samstag der WIEN LIVE Award für „The Best Emerging Vienna-based Position“ an Konstanze Stoiber vergeben.

Die Veranstalter sind hochzufrieden: Rund 20.000 Menschen haben in den vier Messetagen von 14. bis 17. März die SPARK Art Fair für zeitgenössische Kunst in der Marx Halle besucht. Auch der Termin für 2025 steht schon fest, die SPARK Art Fair wird vom 20. bis 23. März stattfinden.

Konstanze Stoiber mit wienlive-Herausgeber Helmut Schneider – ©privat

Einer der heurigen Höhepunkte war die Verleihung des WIEN LIVE Award für „The Best Emerging Vienna-based Position“ an Konstanze Stoiber. Die 1999 in Wien geborene Künstlerin hat schon in Wien, New York und Paris studiert und gearbeitet und bereits einige Ausstellungen bestritten. Aktuell ist in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder ihre Schau „There Have to be Bells“ zu sehen, bei der sie mit biblischen Motiven spielt und die barocke Atmosphäre des Raums miteinbezieht. Die Ausstellung ist noch bis 27. April geöffnet. Als Leihgabe der Pfarre St. Stephan ist dabei auch der tonnenschwere historische Klöppel der Pummering zu sehen.

Infos: schwarzwaelder.at

Stars wie Al Pacino hatten oft mit ungebetenen Fotografen zu kämpfen. – ©Ron Galella Ltd.

Paparazzi im WestLicht – Schauplatz für Fotografie

Stars wie Al Pacino hatten oft mit ungebetenen Fotografen zu kämpfen. – ©Ron Galella Ltd.

Bis 11. Februar sind Fotos zu sehen, die von den Fotografierten nicht gewollt, von Millionen aber gesehen wurden. Paparazzi sind ebenso unbeliebt wie erfolgreich, wenngleich man ihre Namen kaum kennt. Der Begriff Paparazzi geht auf den gleichnamigen Fotografen in Federico Fellinis „La Dolce Vita“ zurück. Das Foto oben – von Ron Galella – zeigt Al Pacino vor dem Regency Hotel in New York, 1971.

PAPARAZZI! vereint rund 120 Arbeiten von etwa 20 Bildautor:innen und spannt einen Bogen von den späten 1950er-Jahren bis in die 2000er. Ein Schwerpunkt liegt auf den 1960er- und 1970er-Jahren, als Fotografen wie Galella, Geppetti, Tazio Secchiaroli oder Elio Sorci das Metier zwischen Rom und den USA, Cinecittà und Hollywood definierten. Auf der Suche nach dem ultimativen Scoop rückten sie mit ihren Kameras Schauspieler:innen und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter Brigitte Bardot, Marlon Brando, Romy Schneider, Richard Burton oder Jackie Kennedy, zu Leibe – und fingen en passant den Glamour der High Society ein. Dabei kam es mitunter zu denkwürdigen Begegnungen: Anita Ekberg, Star aus La Dolce Vita, wehrte sich gegen die aufdringlichen Paparazzi mit Pfeil und Bogen, Ron Galella kostete seine hartnäckige Verfolgung von Marlon Brando mehrere Zähne.

Infos & Details: westlicht.com

Anselm Kiefer gestaltet den Eisernen Vorhang in der Staatsoper. – ©Museum in progress (mip)

Anselm Kiefer gestaltet den Eisernen Vorhang in der Staatsoper

Der neu gestaltete Eiserne Vorhang in der Staatsoper. – ©museum in progress (mip)

Bereits zum 26. Mal wurde der Eiserne Vorhang in der Staatsoper für eine Bühnensaison von einem Künstler gestaltet. Sein Werk »Solaris (für Stanislaw Lem)« kann bis Ende Juni 2024 vom Publikum vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen wahrgenommen werden.

»Eiserner Vorhang« ist eine von museum in progress (mip.at) konzipierte und in Kooperation mit der Wiener Staatsoper realisierte Ausstellungsreihe, die seit 1998 den eisernen Vorhang in einen Ausstellungsraum zeitgenössischer Kunst verwandelt. Die Großbilder (176 m2) werden mit Magneten auf der Brandschutzwand fixiert.

Der in Paris arbeitende deutsche Künstler Anselm Kiefer ist einer der Superstars der Kunstszene. Solaris ist der erfolgreichste Roman des polnischen Schriftstellers Stanislaw Lem (1921 – 2006), der auch bereits zweimal verfilmt wurde. Es geht dabei um den gescheiterten Versuch einer Raumfahrercrew mit einem intelligenten Wesen eines Planeten in Kontakt zu treten – das denkende Wesen ist dabei der den ganzen Planeten überziehende Ozean. In Anselm Kiefers Werk geht es oft um Identität und Gedächtnis.  Der Dokumentarfilm »Anselm – Das Rauschen der Zeit« von Wim Wenders wurde kürzlich in Wien im Rahmen der Viennale präsentiert.

Der eiserne Vorhang (Schutzvorhang) ist eine bauliche Brandschutzeinrichtung in Versammlungsstätten, die das Bühnenhaus als Brandabschnitt vom Zuschauerraum in Form eines Feuerschutzabschlusses trennt, um eine sichere Flucht der Zuschauer zu gewährleisten und den Übergriff des Feuers in andere Gebäudeteile zu verhindern. Seit dem Ringtheaterbrand 1881, bei dem fast 400 Menschen verbrannten, ist dieser Schutz in größeren Theatern Vorschrift.

www.mip.at

Vom 26. Oktober bis 2. November können Kinder gratis und ohne Schranken die Welt der Kunst entdecken.

KUNST ERLEBEN IN DEN HERBSTFERIEN BEIM KINDERKUNSTFEST

Bild: ©Stefan Diesner

Vom 26. Oktober bis 2. November können Kinder gratis und ohne Schranken die Welt der Kunst entdecken.

Kreativworkshops, kleine, feine Seminare, Führungen oder künstlerische Spiele: Beim Wiener Kinderkunstfest um den Nationalfeiertag und Allerheiligen (vom 26. Oktober bis 2. November) kommen Kinder, die die kreative Welt der Kunst entdecken wollen, voll auf ihre Rechnung. Und das Beste daran: Alle Veranstaltungen sind für Kinder gratis. Denn das Kinderkunstfest richtet sich besonders an jene Kinder, die sonst nicht ins Museum gehen. Kunst ist auch in Zeiten wie diesen nicht nur ein schöner Luxus, sondern wichtig für die Entwicklung der kindlichen Kreativität. Kunst stellt Fragen, zeigt andere Perspektiven auf oder bezieht kritisch Stellung. Und Kunst ist vor allem auch ein sinnliches Erlebnis.

Angebot

So bietet etwa das Kunstforum Wien für 6- bis 9-Jährige einen Malworkshop parallel zur Führung „Robert Motherwell: Pure Painting“ an. Und im Papyrusmuseum gibt es den Workshop: „Recycling im alten Ägypten“, während im Studio Linea Comicfiguren gezeichnet werden. Auch das Globenmuseum bietet eine spezielle Führung unter dem Titel „Gold oder Kartoffeln?“ an. Mit dabei sind u. a. das Architekturzentrum Wien, das Haus der Geschichte, das Belvedere oder iOn.Art.


INFO
kinderkunstfest.at

Vienna City Gallery Walk – Die Vielfalt der Kunst erleben

Bild: ©Vienna City Gallery Walk

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge, zeitgenössische Musik-Komposition und viele weitere kulturelle Höhepunkte.

Der Vienna City Gallery Walk inszeniert den spielerischen Zugang zu Kunst und Kultur in Wien und die Vielfalt von Bild, Skulptur, Musik und vielen Geschichten. Musikalisch performative Rundgänge, Performances,  Literatur, Kunsttouren und Ausstellungsführungen laden ein zum zwanglosen, Kunst-inspirierten Gehen, zum begeisternden Miteinander der Menschen in der Stadt und bereichern die einzigartigen Präsentationen der Wiener Galerien-Szene.

Kunst erleben

Hochwertige Kunst früherer Zeiten wird in fünf GALLERY TOUREN mit aktuellen zeitgenössischen Werken verbunden und der Zugang zum Werkschaffen in Ateliers eröffnet. So wird die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Kunst und Design zum Erlebnis und schafft Bewusstsein für Qualität und Individualität.

Die TOUR GUIDES gehen durch die Wiener City, führen aber auch zu den Programmpartner:innen außerhalb des ersten Bezirks. Freuen Sie sich auf drei engagierte Programmtage! Genießen Sie Kunst. Machen Sie mit. Kostenfrei.

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge und mehr.
©Zwischen den Zeilen/Zangerle

Zwischen den Zeilen
Ein sprachlich, musikalisch, performativer Rundgang durch Wien’s ersten Bezirk und die Innenstadt-Galerien mit Bodo Hell – ohne Punkt und Komma  (Text / Klang / Performance), Götz Bury – Blattsalat verschlingend  (Objekte / Performance) und Werner Zangerle – Sprechgesang flötend  (Performance / Flöte).

Ganz selektiv durch die Lesebrille blickend, wollen die drei Herren anlässlich des Vienna City Gallery Walk flanierend begehen, und zu einer Art Sprechstunde laden. Um nicht vor leeren Wänden zu reden, werden potentielle BesucherInnen eingeladen den hellhörigen Spaziergängern zu folgen und zu vernehmen, was denen so brennend auf den Zungen liegt.

Alle Details dazu gibt es hier.

Musik zum Gehen und (Auf)Stehen – Das Ensemble Reihe Zykan+

SPRACH-, GESANGS- UND INSTRUMENTALMASSNAHMEN in Verbindung gebracht mit ausgesuchten Ausstellungspräsentationen in den Galerien.

Die zeitgenössische Musik betrachtet das gesellschaftliche und politische Leben oft aus dem toten Winkel. Die Reihe ZYKAN + liefert ein Gegenmittel. Das 2020 von Irene Suchy und Michael Mautner gegründete Vokal- und Instrumentalensemble widmet sich, neben dem diesbezüglichen Repertoire der Moderne, auch einem Aspekt der in der zeitgenössischen Musiklandschaft unterbelichtet ist, dem Humor, der Satire.

Alle Details dazu gibt es hier.

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge und mehr.
©Imago Sonus

Imago Sonus

Individuelle, auf die künstlerischen Werke ausgerichtete, Miniatur-Kompositionen unter Mitwirkung ausgewählter Komponist*innen und Musiker*innen.

Der Ausgangspunkt dieser Veranstaltungen ist die Symbiose von musikalischer Komposition und angewandter und bildender Kunst bzw. Komponist*innen und Künstler*innen. Gemeinsam verbinden wir für unser Publikum die unterschiedlichen Kunstrichtungen miteinander und schaffen parallele, sich befruchtende, erlebnisse und eindrücke aus Wort, Musik, Bild und Skulptur.

Alle Details dazu gibt es hier.

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge und mehr.
Geschichte spaziert beim Vienna City Gallery Walk. – ©A. Kleinlerchner

Laute(r) Frauen – Geschichte spaziert

Teilnehmer*innen spazieren durch die Innere Stadt und begegnen dabei engagierten Bildhauerinnen, Malerinnen, Sammlerinnen und Galeristinnen von heute und gestern, aus dem Biedermeier und der Epoche der Wiener Werkstätte. Lauter Frauen, die viel Ausdauer und Mut bewiesen haben, bei der Ausübung ihrer Kunst, bei Weltumrundungen und / oder im Ringen mit der Obrigkeit. Ihre Stimmen erheben: Susanna Oberforcher, Galeristinnen, Künstlerinnen, Sammlerinnen

Alle Details dazu gibt es hier.

Lichtblicke

Im Rahmen unserer TOUREN weisen wir auch auf die Wiener Lichtblicke  – Chromotopia 2023 hin. Künstlerische Lichtinterventionen (bei Dunkelheit), im ersten Bezirk am Justizpalast, im Grete-Rehor-Park, am Heldentor. Alle Destinationen finden Sie hier.


Informationen & Programm
21.09. & 22.09.23: 16.00 – 21.00 Uhr
23.09.23: 11.00 –16.00 Uhr
gallerywalk.at

Die Würth Collection zählt zu den größten Privatsammlungen Europas mit Werken der klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst. Bis 10. September sind rund 200 Werke daraus im Leopold Museum zu sehen.

Eine der größten Privatsammlungen Europas – The Würth Collection

Bild: Markus Lüpertz, Poussin – Apoll II, 1990

Die Würth Collection zählt zu den größten Privatsammlungen Europas mit Werken der klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst. Bis 10. September sind rund 200 Werke daraus im Leopold Museum zu sehen.

Amazing – The Würth Collection

Das Leopold Museum präsentiert die bisher umfassendste Ausstellung zur Sammlung Würth in Österreich. Die Würth Collection zählt zu den größten Privatsammlungen Europas und zu den bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Die Schau vereint Werke der klassischen Moderne sowie der zeitgenössischen Kunst und ermöglicht eine einzigartige Reise durch mehr als 100 Jahre Kunstgeschichte. Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger erhielt seitens des Sammlers Prof. Reinhold Würth eine Carte Blanche und wählte aus den etwa 19.000 Exponaten der Sammlung rund 200 Meisterwerke aus. Die Selektion beinhaltet Werke von rund 75 Künstler*innen – von Picasso bis Christo und Jeanne-Claude, von Paula Modersohn-Becker bis Ernst Ludwig Kirchner, von Fritz Wotruba bis Maria Lassnig.


leopoldmuseum.at

Gegossen für die Ewigkeit – Die kostbaren Bronzen der Fürsten von Liechtenstein sind jetzt bei freiem Eintritt zu sehen. Ein Interview mit Direktor Johann Kräftner.

Gegossen für die Ewigkeit – Ein Interview mit Direktor Johann Kräftner

Die kostbaren Bronzen der Fürsten von Liechtenstein sind jetzt bei freiem Eintritt zu sehen. – ©Sandra Olak

Unter dem Titel „März im Palais“ lockte schon im Vorjahr die Sonderausstellung „Treuer Fürst – Joseph Wenzel und seine Kunst“ trotz Corona mehr als 25.000 Menschen in einem Monat in das Palais Liechtenstein. Nicht zuletzt eine gute Gelegenheit, das Barockpalais am Alsergrund zu besuchen – denn es ist sonst nur innerhalb angemeldeter Führungen offen. Heuer wird bis 31. März – wieder bei freiem Eintritt und natürlich ganz ohne Corona-Einschränkungen – die Schau „Gegossen für die Ewigkeit. Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein“ gezeigt.

Kuratiert hat sie der Direktor der Liechtenstein Collections Johann Kräftner, der sich mit dieser Ausstellung nach mehr als 20 Jahren als Chef des Hauses in die wohlverdiente Pension verabschiedet. Der 1951 in St. Pölten geborene Kräftner ist ausgebildeter Architekt und arbeitete an der TU Wien als Leiter des Instituts für künstlerische Gestaltung. 2004 wurde er Direktor des Liechtenstein Museums in Wien sowie der Fürstlichen Sammlungen Vaduz.

wienlive: Wie sind die Liechtenstein Collections aufgestellt?

Johann Kräftner: Der Sitz der Sammlungen befindet sich immer dort, wo der Fürst ist – also in Vaduz, allerdings wird die Sammlung aus praktischen Gründen von Wien aus geleitet. An beiden Standorten befinden sich große Depots – es gab Zeiten, als in drei Städten Ausstellungen von uns gezeigt wurden. Trotzdem haben wir immer genügend Ersatz für ausgeliehene Kunstwerke im Haus.

Sind Sie oft in Vaduz?

Früher war ich schon oft dort, fast jede zweite Woche, aber durch die Pandemie haben sich die Kommunikationsmöglichkeiten verbessert – man kann viel aus der Ferne machen. Wir haben das bei unserer großen Ausstellung in Hongkong gesehen, deren Erarbeitung noch vor der Pandemie begonnen worden war. Dann waren Flüge nach Hongkong schwierig bis unmöglich und ich bin erst dort gewesen, als die Ausstellung aufgebaut wurde. Es hat alles zwei Jahre lang virtuell wunderbar funktioniert und es war bewegend, unsere Ansprechpartner zum ersten Mal vor Ort zu sehen.

Sehen Sie sich eher als Manager oder als Ausstellungsmacher, Wissenschaftler, Kunstvermittler und Künstler?

Ich mache alles, was gerade notwendig ist. Wir haben hier keine große Mannschaft, sondern sind ein kleines Team. Ich bin natürlich für die Inhalte der Sammlung und die Ausstellungen verantwortlich, aber auch für alle Neuerwerbungen. Wir geben hier viel Geld aus und das ist eine Riesenverantwortung. Auch in der Bronzen-Ausstellung zeigen wir viele Neuerwerbungen. Es ist also von allem etwas.

In der Sammlung sind ja nur historische Bronzen, oft Abgüsse von Steinskulpturen – warum wurden die damals angefertigt?

Reiche Fürsten hatten in der Renaissancezeit Palais und die mussten sie natürlich ausstatten. Die Liechtensteins besaßen etwa auch Palais in Südmähren und Tschechien – auch im Palais in der Bankgasse in Wien gab es schon eine Galerie mit Bronzen. Wir zeigen in der Ausstellung auch die Hängepläne von damals.

Was für Themen gibt es in der aktuellen Ausstellung?

Ein wichtiges Thema ist die Reiterskulptur. Das ist ja etwas, das auch in Wien allgegenwärtig ist. Auf fast jedem historischen Platz steht eine Reiterstatue – etwa auf dem Heldenplatz, dem Josefsplatz oder auf der Albertina-Rampe. Die Modelle, die in der Antike im Florenz der Renaissance davor in Kleinbronzen entwickelt wurden und in der Sammlung sind, hatten Nachwirkungen in Wien. In diesen Skulpturen spürt man auch die große Sehnsucht nach der Antike.

Denn das Modell, das all diesen Reiterskulpturen zugrunde liegt, ist jene des Marc Aurel in Rom. Wir haben die Kopie, die von Antico um 1500 gegossen wurde. Eine vergoldete Büste des Marc Aurel von Antico habe ich mit dem Hinweis, dass Marc Aurel in Wien gestorben ist und somit mit dieser Stadt verbunden war, kürzlich erwerben können – obwohl sie schon der Getty-Sammlung versprochen war. Unsere Sammlung ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr schön gewachsen. Um die Ausstellung zu komplettieren haben wir aber auch einige Leihgaben, etwa aus dem Kunsthistorischen Museum – obwohl die selbst ein großes Jubiläum feiern.

Sie gehen tatsächlich gleich nach der Ausstellung im April in Pension?

Ja, ich werde demnächst 72 und bin eigentlich seit 2002 im Haus. Irgendwann muss es genug sein und es wurde auch schon ein Nachfolger – Stephan Koja aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – bestimmt.

Sie werden aber sicher in irgendeiner Form weiterarbeiten, oder?

Ich arbeite an einem Buch über ostasiatische Gärten. Da habe ich noch zwei, drei Monate Knochenarbeit vor mir. Und ich interessiere mich für begrünte Fassaden. Die werden bei uns oft mit Hochtechnologie angelegt, die leider sehr anfällig ist – das kann nicht die Zukunft sein. Ich habe ein halbes Leben lang weltweit Beispiele für natürliche Begrünungen gesammelt. In Florenz gibt es etwa einen 25 Meter hohen Turm, der von oben bis unten begrünt ist. Hier liegt die Zukunft.


Infos: liechtensteincollections.at

Nina Katschnig, Chefin der „Galerie Gugging“, hat in Marco Simonis Kult-Treff „Bastei 10“ eine Wiener Dependance installiert. Die „Galerie Gugging Vienna“ zeigt internationale Art brut in Wohnzimmer-Atmosphäre. Die Galeristin & der Gastro-Star im Interview.

Kunst & Genuss

Bild: ©Ludwig Schedl

Nina Katschnig, Chefin der „Galerie Gugging“, hat in Marco Simonis Kult-Treff „Bastei 10“ eine Wiener Dependance installiert. Die „Galerie Gugging Vienna“ zeigt internationale Art brut in Wohnzimmer-Atmosphäre. Die Galeristin & der Gastro-Star im Interview.


Von Caroline Autherry


Ein Besuch in Marco Simonis „Bastei 10“ ist immer ein Fest für die Sinne. In seinem Restaurant auf der namensgebenden Dominkanerbastei 10 in der Innenstadt gibt es ein herrlich buntes Potpourri an exquisiten Dingen zu kaufen, von leckeren Lebkuchen bis zum besten Gin – und natürlich kann hier auch gut gegessen werden. In diesem Kult-Treff hat Nina Katschnig, 50, die erfolgreich die Geschicke der Galerie Gugging in Niederösterreich leitet, eine Wiener Dependance eingerichtet, die „Galerie Gugging Vienna“, eine Galerie für die Sinne, wie es keine zweite in Wien gibt. Hier werden Werke internationaler Art-brut-Künstler*innen gezeigt. Katschnig ist Expertin für Art brut, eine Kunstrichtung, zu der die weltweit gefragten Werke der Gugginger Künstler zählen – spontan gestaltete, autodidaktische Kunst, roh, intensiv und unverfälscht.

Marco Sumonis, der Art brut sammelt, ist mit Leib und Seele Gastronom. Neben „Bastei 10“ betreibt der 48-Jährige die „Brasserie Zögernitz“ in Döbling und ein Cateringservice, unlängst eröffnete er „Tatarie Marie“ in der Freisingergasse. Überdies arbeitet er im Gastronomie-Coaching und -Consulting.

Das Doppelinterview über ein ebenso ungewöhnliches wie faszinierendes Galerie-Konzept.

Schokotrüffel, Kunstbücher, Weine, Kulinarik und Kunst – und das alles in einem Lokal, der „Bastei 10“. Ein interessantes Crossover. Was war die Inspiration?

Marco Simonis:
Die Idee für „Bastei 10“ habe ich vor neun Jahren aus den USA importiert – ein Wohnzimmer-Shop-Galerie-Restaurant, ein moderner Marktplatz. Hier kann man essen, einkaufen und Kunst genießen.

Nina Katschnig:
Ich schätze diese Wohlfühloase sehr. Es gibt so viel zu entdecken. Man kann hier alles kaufen, Eier vom Hendlbauern, Kuchen, Weine … Und man kann etwas Gutes essen, dazu gibt es Kunst zu genießen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit der „Galerie Gugging“ und „Bastei 10“?

Katschnig:
Wir hatten hier in der „Bastei 10“ bereits zwei Ausstellungen, die Zusammenarbeit war immer großartig. Im Vorjahr war ich auf der Suche nach einer fixen Location in Wien als Dependance der Galerie Gugging in Niederösterreich. Ich wollte aber nicht einfach weiße Räume, sondern eine Galerie der Sinne.

Simonis:
Nina hat mich angerufen und gefragt, ob ich etwas Passendes in Wien weiß. Wir haben überlegt und am Ende habe ich gesagt: „Nina, mach es doch bei uns“.

Katschnig:
(Lacht) Das war die perfekte Idee! Seit einem Jahr gibt es nun die „Galerie Gugging Vienna“ in der „Bastei 10“. Für mich ist es tatsächlich eine Galerie der Sinne, genau so, wie ich mir unsere Dependance immer vorgestellt habe.

Wie läuft diese Zusammenarbeit ab?

Katschnig:
Wir zeigen vier Ausstellungen pro Jahr (Details im Kasten), außerdem finden Veranstaltungen der Galerie Gugging statt. Hier in der „Galerie Gugging Vienna“ können sich unsere Wiener Kunden Werke anschauen, sie können sich hier treffen, über Kunst austauschen. Gleichzeitig erreichen wir Gäste der „Bastei 10“, die zum esten Mal mit Art brut in Kontakt kommen.

Simonis:
Es ist wichtig, dass die Ausstellungen wechseln, dass immer wieder neue Werke zu sehen sind. Auf diese Weise gibt es eine stetige Bewegung, die Spannung bleibt erhalten. Das ist auch bei allen anderen Produkten, die es hier zu kaufen gibt, der Fall.

Frau Katschnig, warum präsentieren Sie Kunst in Wohnzimmer-Atmosphäre?

Katschnig:
Die Idee ist, Kunst so zu erleben, wie es zu Hause sein könnte. Nicht im typischen sterilen Galerie-Ambiente, sondern so, dass man sich vorstellen kann, wie ein Werk, das man mag, daheim an der Wand aussehen würde.

Simonis:
Das unterscheidet die „Galerie Gugging Vienna“ von allen anderen Galerien der Stadt, diese Art Kunst zu präsentieren, gibt es nirgendwo sonst in Wien.

Marco, mögen Sie persönlich Art brut?

Simonis:
Ich schätze Art brut sehr. Meine Frau und ich sammeln Kleinformate. Wir haben eine hohe Wand damit bestückt. Ich mag diesen unverfälschten puren Zugang zur Kunst, auf mich wirkt Art brut beruhigend.

Nina, welches Gericht auf der „Bastei 10“-Speisekarte mögen Sie besonders?

Katschnig:
Sehr viele, und die Karte wechselt regelmäßig. Aber vor kurzem haben meine Eltern und ich Bio-Schweinebauch mit Maroni-Semmelknödelfülle und dazu einen feinen warmen Sauerkrautsalat gegessen. Herrlich! Auf der Karte gibt es aber auch Einfaches wie Semmel mit Extrawurst – das Lieblingsessen des international anerkannten Gugginger Künstlers August Walla. Man kann hier aber auch Leichtes essen, wie etwa Basensuppe.

Simonis:
Bei uns geht es in erster Linie um die Qualität der Produkte, wir arbeiten mit heimischen Produzenten zusammen. Wir kochen für unsere Gäste Soul Food, Essen das gut tut und schmeckt. Wir schränken uns aber nicht regional ein, auf der Karte stehen auch Chicken Curry oder Spicy Chili Beef mit Glasnudeln. Wir wählen die besten Dinge aus und präsentieren sie hier auf kleinstem Raum, das gilt für die Küche ebenso wie für die Dinge, die wir im Shop verkaufen.

Katschnig:
„Bastei 10“ ist ein feiner internationaler Marktplatz.

Simonis:
Das führt uns wieder zur Kunst, wir präsentieren auch internationale Künstler.

Katschnig:
Unsere derzeitige Ausstellung zeigt Werke internationaler Art-brut-Künstler*innen, von Gugginger Künstlern bis zu Werken renommierter italienischer und kubanischer Künstler*innen.

Marco, welchen Wein empfehlen Sie beim Genießen der Art-brut-Kunstwerke?

Simonis:
Keinen Wein, sondern Champagner. Das Prickelnde, Lebhafte des Champagners passt zu dieser ursprünglichen Kunst.

Katschnig:
Das passt in doppeltem Sinn. Art-brut-Begründer Jean Dubuffet war Weinproduzent, ihn hat die rohe, ursprüngliche Kunst immer fasziniert. Er hat „brut“ (roh, unverfälscht, Anm.) vom „Brut Champagner“ zu „Art“ (Kunst, Anm.) dazu gestellt, so entstand der Terminus Art brut.  Galerie Gugging Vienna. Irina Katnik kuratiert als Leiterin der „Galerie Gugging Vienna“ jährlich vier Ausstellungen in der „Bastei 10“.


Alle Infos: galeriegugging.com

Die Proklamation des Staates Israel am 14. Mai 1948 durch David Ben-Gurion gilt als Gründung Israels. Das Jüdische Museum Wien dokumentiert jetzt in einer Schau dieses historische Ereignis und wünscht Israel damit Alles Gute zum 75-jährigen Jubiläum.

Happy Birthday Israel! – Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien

Bild: ©JMW

Die Proklamation des Staates Israel am 14. Mai 1948 durch David Ben-Gurion gilt als Gründung Israels. Das Jüdische Museum Wien dokumentiert jetzt in einer Schau dieses historische Ereignis und wünscht Israel damit Alles Gute zum 75-jährigen Jubiläum.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte sich für die Überlebenden der Schoa die Frage nach dem Wohin. Eine Rückkehr in ihre zumeist osteuropäischen Herkunftsländer war für sie ausgeschlossen. Rund 300.000 „Displaced Persons“ (DPs) wurden in Österreich zunächst in Camps in der amerikanischen Besatzungszone untergebracht. Für die meisten war das Ziel die Emigration nach Palästina oder in die USA.
 
Da die Einreise in das britische Mandatsgebiet Palästina nicht legal möglich war, gewannen zionistische Gruppen und Verbände in den DP-Camps an Einfluss, die die Errichtung eines jüdischen Staates forderten. Ihre Referenzfigur war der Wiener Theodor Herzl (1860 – 1904), der unter dem Eindruck des Antisemitismus 1896 in Wien das Buch „Der Judenstaat“ veröffentlicht und damit den politischen Zionismus begründet hatte.
 
Die Kabinettausstellung im Jüdischen Museum zeigt Fotos aus den DP-Camps vor und unmittelbar nach der Staatsgründung Israel und damit einen kleinen Ausschnitt einer langen Beziehungsgeschichte.


„Happy Birthday Israel“
Museum Dorotheergasse
22.02.2023 – 02.07.2023