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Die Odyssee

Endlich wieder Theater


Endlich wieder Theater: Das Schauspielhaus Wien bringt „Die Odyssee“ von Jakob Engel und Jan Philipp Stange zur Uraufführung.
Text: Helmut Schneider / Fotos: Matthias Heschl


Dass man auch in der Pandemie Theater spielen kann, hat das Schauspielhaus schon im vergangenen Jahr bewiesen – es gibt reichlich Platz, nicht einmal die Hälfte der Plätze sind besetzt und jetzt wird am Eingang eben auch noch kontrolliert, ob man geimpft, getestet oder genesen ist. Alles ganz easy. Die Erwartungshaltung ist nach der lange Durststrecke trotzdem groß, zumal es gleich bei der erste Premiere um einen der größten Stoffe der Weltliteratur gehen soll – Homers Epos „Odyssee“.

Die Bühne besteht aus einer riesigen, sehr naturalistischen Höhle und natürlich erwartet man da im nächsten Moment den Kyklopen Polyphem oder Mr. Niemand vulgo Odysseus auftreten zu sehen. Stattdessen erscheint in der von Jakob Engel und Jan Philipp Stange geschriebenen und inszenierten Geschichte eine als Kakerlake verkleidete Frau und erzählt uns, dass sie ganz aufgeregt ist, jetzt endlich wieder Theater spielen zu können. Die Kakerlake ist liebenswürdig geschwätzig, wir erfahren von ihrem Brotjob als Kindergärtnerin und ihrem Großvater, der es toll findet, dass sie jetzt am Theater in seinem Lieblingsbuch – „Die Odyssee“ – mitwirken wird.

Dann kommen aber doch noch drei Männer, die sich umständlich von oben abseilen, denn es sind Höhlenforscher, die freilich den ganzen Abend nur Laute von sich geben und einmal ein Seemannslied anstimmen. Passt irgendwie, denn später wird auch noch ein Schlauchboot abgeseilt, das man mühsam durch ein Loch bekommen muss, wo sich dahinter wahrscheinlich ein See befindet. Das zu kleine Loch wird mit einem Pressluftbohrer weiter gemacht – eine Anspielung auf Skylla und Charybdis? Die Männer haben es ganz kommod, halten Brot- und Käsezeit und machen Selfies, einer zwängt sich auch noch in einen Taucheranzug. Am Ende fällt freilich das Seil von oben herunter – ihr Rückfahrtsticket ist verloren.

Die Szenen teilen die von Jacob Bussmann geschriebenen und auch von ihm gesungenen Songs, in denen von Odysseus erzählt wird. Das ist eine schöne irgendwie an Klaus Nomi erinnernde Musik, deren englische Texte man freilich akustisch kaum versteht. Ein Abend der vielen Eindrücke für Menschen, die gerne auf die Suche nach Assoziationen gehen. Nicht schlecht, nach den vielen Streaming-Sensationen. Das Publikum feiert die Darsteller und das Regieteam – und sicher auch den Umstand, dass man jetzt wieder ins Theater darf.   


„Die Odyssee“ im Schauspielhaus Wien
Konzept, Regie, Bühne & Kostüme: Jakob Engel & Jan Philipp Stange
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