Der Berliner Bezirk Neukölln war in den 90er-Jahren das migrantische Problemkiez der Stadt – Revierkämpfe im Drogenmilieu, Überfälle und Gewalt standen auf der Tagesordnung.

Von Teheran nach Neukölln – Der Gangsterroman „Hund Wolf Schakal“ von Behzad Karim Khani

Der Berliner Bezirk Neukölln war in den 90er-Jahren das migrantische Problemkiez der Stadt – Revierkämpfe im Drogenmilieu, Überfälle und Gewalt standen auf der Tagesordnung. Und gerade hierher verschlägt es eine persische Rumpffamilie mit Vater Jamshid und den beiden Söhnen Saam und Nima. Die Mutter war in Teheran im Gefängnis umgebracht worden – ein Schicksal, das dem Kommunisten Jamshid ebenfalls drohte. Von Deutschland erwartet er nicht viel – ein bescheidenes Leben als Taxifahrer genügt ihm, sein Herz blieb ja sowieso in der Heimat zurück. Anders natürlich Saam und Nima, die zunächst einmal das Mobbing in der Schule überleben müssen. Da gewinnt der ältere Saam quasi als Beschützer einen libanesischen Mitschüler als Freund – Heydar wird sein Mentor. Denn in dessen Familie werden Dinge ganz anders gelöst – was man nicht hat, wird einfach organisiert, die deutschen Gesetzte scheinen für sie nicht zu gelten. Und mit der Zeit wird Saam ein echter Player im Einflussbereich dieser Sippe.

„Hund Wolf Schakal“ ist der Debütroman von Behzad Karim Khani, der in Berlin als Betreiber der Lugosi-Bar eine fixe Größe im Nachleben ist. Der Roman ist quasi auch die Aufarbeitung des eigenen Lebens, denn auch Khani war als 9jähriger nach Deutschland gekommen und hatte anfangs zwischen zwei Kulturen gelebt. Im Roman hat der jüngere Bruder Nima, der aufs Gymnasium geht, zwischenzeitlich eine Freundin aus reichem Haus. Er wird dort freundlich aufgenommen, der Vater sieht ihn als Exoten von dem er lernen und an dem er seine Liberalität unter Beweis stellen kann. Letztlich scheitert die Beziehung aber an den verschiedenen Lebensentwürfen – und weil man sich nicht wirklich füreinander interessiert. Saam aber landet nach einem gescheiterten Einbruch in einer Apotheke, wo er angeschossen wird, im Gefängnis. Er findet keinen Ausweg mehr aus der Gewaltspirale.

Behzad Karim Khanis „Hund, Wolf, Schakal“ ist ein rasanter Gangsterroman aus dem Berlin der Nullerjahre in dessen Zentrum ein Mann steht, der nirgendwo richtig hinzupassen scheint. Die Geschichte von Nima wird nur nebenbei erzählt, obwohl sie ebenso interessant wäre. Denn nach einer Ausbildung als Koch – wo er nur ausgenützt wird – dealt der klügere Bruder, und verdient natürlich ungleich mehr Geld. Aber Khani soll ja schon an einem zweiten Roman schreiben.


Der Berliner Bezirk Neukölln war in den 90er-Jahren das migrantische Problemkiez der Stadt – Revierkämpfe im Drogenmilieu, Überfälle und Gewalt standen auf der Tagesordnung.

Behzad Karim Khani: Hund, Wolf, Schakal
Hanser Berlin
288 Seiten
€ 24,70