Wien Pur

Wien Pur – Ein Fotobuch


Der Fotograf Lukas Beck hat Wien in diesem speziellen Frühling und Sommer fotografiert, Daniel Wisser hat dazu einen kleinen Essay geschrieben. Wir bringen Appetithäppchen von beiden Arbeiten.
Text: Daniel Wisser / Fotos: Lukas Beck


Was wir sehen und was wir auch in Becks Fotografien sehen, ist kein Ausnahmezustand, es ist nichts, das in irgendeiner Weise mit dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar ist, auch wenn Politiker uns das immer wieder nahelegen wollen. Es gab keine Ausgangssperren. Und genauso gibt es kein Wiedererwachen und keine Auferstehung. Was wir sehen, ist unsere Welt, ist unser Hier und Heute.
Ähnlich suggeriert der Journalismus: Da war die Finanzkrise, dann die Flüchtlingskrise, dann Ibiza und danach kam Corona. Christian Morgenstern hat diese Sensationsgier einmal ironisch in einem Satz zusammengefasst: Wir leben in bewegten Zeiten – ein Tag folgt auf den anderen.
So zurückhaltend Beck bleibt und sich nicht durch Effekte und betonte Künstlichkeit in den Vordergrund drängt, so unterschwellig gelingt es ihm gerade durch diese Zurückhaltung, Zeitebenen bewusst zu machen.
In Becks Fotos sieht man keine Maske und keinen Babyelefanten, keine einzige Rolle Klopapier und keine Hefepackung. Der Fotograf widersteht dem Klischee, dem allzu Naheliegenen, und zeigt stattdessen Blicke, die sich auf nichts weniger als auf die Intensität der Stadt beschränken.
Im Jahr 2020 hat sich unser Lebensraum durch die Covid-Pandemie extrem verändert. Unsere gewohnten Innenräume – Wohnung, Haus, Arbeitsplatz – sind ebenso anders geworden wie das Außen. Die Stadt, in der wir leben, erschien uns plötzlich als ein anderer Ort. Dabei sind die Orte doch gleich geblieben. Einmal mehr mussten wir also lernen, dass nicht bloß bauliche Gegebenheiten einen Ort definieren, sondern auch das soziale Leben.

Lukas Beck: Wien Pur.
Mit einem Vorwort von Daniel Wisser.

echomedia Buchverlag, 160 Seiten, €29,90