Theaterkritik – Theater an der Gumpendorfer Straße, „Wannst net sterbst sehn ma uns im nächsten Herbst“
Wennst net sterbst sehn ma uns im nächsten Herbst
Zwei Frauen, die eine Live-Radiosendung mit Texten von und über Elfriede Gerstl machen. Ein Elfriede Gerstl-Abend im TAG.
Foto: Katsey
Elfriede Gerstl (1932 – 2009) war ein Solitär in der Wiener Literaturszene. Als jüdisches Kind überlebte sie die Nazi-Herrschaft in verschiedenen Verstecken, ab 1955 begann sie mit dem Publizieren von Texten. Eine große Leserschaft blieb ihr zwar verwehrt, in der Wiener Szene wurde sie aber bald zu einer vielbeachteten Literatin, die sich vor allem mit trocken pointierten Gedichten und kurzen Szenen und Sprüchen eine Fan-Gemeinde aufbaute. Man konnte die Rastlose vor allem in der Innenstadt in den Cafés und Bars treffen, beliebt war auch ihr Kleider-Flohmarkt, denn Gerstl sammelte mit Leidenschaft Klamotten.
Johanna Orsini und Martina Spitzer haben nun im TAG die oft auch humorvollen Texte von Elfriede Gerstl in einen Theaterabend verwandelt bei dem sie auch selbst gemeinsam auf der Bühne stehen. Sie spielen Radiomoderatorinnen, die im Rahmen einer Sendung an Elfriede Gerstl erinnern. Dabei schöpfen sie die Möglichkeiten des Theaters voll aus, wir erleben komische Pannen und viel Slapstick, wobei die beiden aber niemals auf Kosten der Autorin agieren. Wer dabei ist, kann die vielen Facetten Elfriede Gerstls kennenlernen, wie überhaupt der komplette Abend als gelungene Einführung in das Schaffen der Autorin gelten darf. Zwischendurch werden Songs von Ella Fitzgerald und den Beatles gespielt, die beide von Gerstl gerne gehört wurden – oder die beiden Darstellerinnen greifen schwungvoll zu Ukulele und Geige. 80 Minuten mit guter Unterhaltung bei außergewöhnlichen Texten.
„wannst net sterbst sehn ma uns im nächsten herbst“
Pistoletta Productions in Kooperation mit dem TAG