Antú Romero Nunes gibt mit Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ einen farbenfrohen Kommentar zum Kapitalismus ab

Bild: ©Tommy Hetzel

Geschrieben im finnischen Exil, verwendete Bertolt Brecht in seiner bitterbösen Komödie „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ auch die literarische Vorarbeit seiner Gastgeberin Hella Wuolijoki. Movens sind die beiden Aggregatzustände des reichen Gutsherrn Puntila: Ist er, wie er selbst sagt „sternhagelnüchtern“, gibt er den kapitalistischen Paradeunternehmer, der seine Arbeiter ausbeutet, wo er nur kann. Betrunken – in diesem Stück sein Normalzustand – liebt er seine Mitmenschen und gesteht auch seiner Tochter Eva alle Freiheiten zu. Mittendrin sein Chauffeur Matti, der seinen Herrn nur allzu zu gut durchschaut.

Im Burgtheater macht Antú Romero Nunes daraus ein sehr kulinarisches Sittenbild unserer Gesellschaft. Pablo Chemor komponierte für ein Live-Streichquartett die Musik von Paul Dessau weiter, Matthias Koch schuf expressionistisch-bunte Bühnenbilder und das Ensemble wirkte maximal gutgelaunt. Als Puntila bringt Bruno Cathomas mühelos die Naturgewalt seiner Rolle auf, Marie-Luise Stockinger zeigt als seine Tochter auch artistisch, was sie kann, und Julia Windischbauer versteht es, den Matti als nicht allzu besserwisserisch, sondern menschlich darzustellen. Felix Rech gibt den Eva zugedachten Ehemann, dessen Schulden ihn zur Selbstverleugnung zwingen. Viele Nebenrollen und eine große Komparserie machen den Abend zu einem Breitleinwand-Spektakel. Ob es freilich nötig war, die Unterprivilegierten mit einem slawischen Akzent auszustatten darf bezweifelt werden. Doch dieser Brecht ist mitsamt seiner Klassenkritik von Beginn an ein veritabler Spaß, den man nicht versäumen sollte.

Infos & Karten: burgtheater.at