Die Netflix-Serie „Adolescence“ wird jetzt viel diskutiert, die ältere Serie „Unbelieveable“ ist aber nicht minder wichtig

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Ein 13-Jähriger, der eine Mitschülerin absticht, weil er glaubt, dass 80 Prozent der Frauen auf nur 20 Prozent der Männer stehen – dieser Fall von Frauenhass geboren aus der Hoffnungslosigkeit, niemals eine Frau abzubekommen, ist zweifelsohne ein bedeutendes Themenfeld, das durch die Grausamkeit der schnellen Kommentare in den sozialen Plattformen noch verstärkt wird. Nebenbei ist die vierteilige englische Serie „Adolescence“ auch filmisch sehr gut umgesetzt.

Schon lange auf Netflix und unbedingt auch sehenswert ist die US-Serie „Unbelievable“, in der es um ein ähnliches Thema, nämlich um brutale Vergewaltigungen geht. Und hier liegt der Fokus klar auf den Opfern bzw. den Ermittlerinnen. In der ersten Folge erleben wir gleich was passiert, wenn eine durch ihre Kindheit – zahlreiche Foster-Eltern – labile sehr junge Frau vergewaltigt wird und die Befragung durch Polizisten nicht durchsteht. Regisseurin und Serienentwicklerin Susannah Grant geht es freilich nicht um eine schwarz-weiß-Darstellung, die Polizisten in Washington handeln so, wie sie es gelernt haben und das Opfer Marie schafft es nicht, sich konzentriert zu erinnern. Noch dazu haben wir es hier mit einem sehr raffinierten Gewalttäter zu tun, der absolut keine Spuren hinterlässt. Erst als einer Ermittlerin in einem anderen Fall durch Zufall der Gedanke kommt, dass sie es mit einem Serienvergewaltiger zu tun haben, wird die Geschichte zu einem Krimi. Tini Collette als abgebrühte Detektivin, Meritt Wever als ihre hartnäckige, gläubige Kollegin und Karlyn Denver als Marie sind auch großartige Schauspielerinnen. Hintergrund der Geschichte ist übrigens ein echter Kriminalfall. Was die Serie schafft, ist es, zu vermitteln, welch multiple Schäden eine Vergewaltigung anrichtet. Marie ist nicht nur in ihrem sowieso schon schwachen Vertrauen in ihre Mitmenschen erschüttert, sondern verliert als mutmaßliche Lügnerin auch Job und Freunde. Das ist als Zuschauer teilweise schwer zu ertragen zumal Gewalt gegen Frauen gerade in Österreich ein schweres Problem darstellt.