Eine junge Pastorin, der Gott abhanden kommt – das wäre eigentlich ein Thema, das mich als nicht religiösen Menschen überhaupt nicht interessiert. Aber das ist eben die Kunst eines guten Autors und in diesem Fall einer guten Autorin, etwas Uninteressantes so zu erzählen, dass es von der ersten Zeile an packt.

Eine junge Pastorin in Köln – Tamar Noort: Die Ewigkeit ist ein guter Ort

Eine junge Pastorin, der Gott abhanden kommt (da muss ich unwillkürlich an Erich Kästners Gedicht „Sachliche Romanze“ denken: „Als sie einander acht Jahre kannten/ (und man darf sagen: sie kannten sich gut), / kam ihre Liebe plötzlich abhanden. / Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.“) – das wäre eigentlich ein Thema, das mich als nicht religiösen Menschen überhaupt nicht interessiert. Aber das ist eben die Kunst eines guten Autors und in diesem Fall einer guten Autorin, etwas Uninteressantes so zu erzählen, dass es von der ersten Zeile an packt.

Die frisch ausgebildete Pastorin Elke passiert ihr Gottesverlust auch just im Kölner Karneval (den sie nicht versteht und hasst), als sie einer sehr alten Sterbenden das letzte Gebet sprechen muss und nicht kann. Sie fährt daraufhin zu ihrem Vater in die Provinz, wo sie aufgewachsen ist und wo ihr Vater nicht nur schon lange Pastor ist, sondern auch hofft, dass seine Tochter in seine Fußstapfen tritt – in der kleinen Gemeinde, die sie gut kennt. Mit dem Ort verbindet sie aber nicht nur gute Erinnerungen. Ihr Bruder ist dort als Jugendlicher ertrunken – sie war bei der angeheiterten Bootspartie dabei und hegt bis heute Schuldgefühle.

Aber statt in Diskussionen mit dem immer schwächer werdende Vater doch noch Gott zu finden, stürzt sich Elke sozusagen voll ins Leben – sie, die in Köln eigentlich einen Freund hat, trifft sich mit einem Jahrmarktsakrobaten – einen Motorradfahrer, besucht eine Freundin von früher und kümmert sich um den Papagei ihrer verstorbenen Tante. Es ist viel los in diesem Buch und es ist eindeutig diesseitig. Aber natürlich wird auch viel über das Leben und die verschiedenen Lebensentwürfe nachgedacht. Wer tatsächlich Gott sucht, wird freilich hier keine Antworten finden. Denn wie schrieb schon Ludwig Feuerbach: „Gott ist eine leere Tafel, auf der nichts weiter steht, als was du selbst darauf geschrieben.“