Satire

Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung


wienschraeg. Ein Beitrag von Walter Posch.


„Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“ lautet der Titel des Klassikers von Jakob Michael Reinhold Lenz, in dem der Stürmer und Dränger die Schulmisere des 18. Jahrhunderts sehr drastisch thematisiert und in dem die Protagonisten kopulieren, geschwängert werden, sich duellieren, sich zu ersäufen versuchen, sogar sich kastrieren.

Erfreulicherweise hat sich das Prekariat der Lehrpersonen seither stark verändert, wenngleich die Versuche, die Berufsgruppe zu reglementieren und das eigene Scheitern an ihr abzureagieren, immer wieder fröhliche Urständ feiert.

So wird es verständlich, dass die solcherart sich gedemütigt und übergangen fühlende zuständige Gewerkschaft seit einiger Zeit den ministeriellen Entwurf für neue Lehrpläne für die Pflichtschulen „mit Nachdruck“ ablehnt. Aus ähnlicher Frustration hat auch der Autor das „ß“ seinerzeit aus seiner Tastatur verbannt.

Insbesonders stösst sich die Gewerkschaft an der Umbenennung der Fächer „Musikerziehung“ zu „Musik“, „Bildnerische Erziehung“ zu „Kunst und Gestaltung“ et cetera, weil sie im neuen Fächernamen den Begriff „Erziehung“ vermisst.

Auf ORF.at vom 18. Mai kommt die gewerkschaftliche Kritik so daher:

„Bei der Änderung von Fach- und Gegenstandsbezeichnungen, welche unabdingbar mit der Modernisierung der Lehrpläne in Bezug gebracht wird, ist auf den wichtigen Begriff ‚Erziehung‘ (…) zur Gänze verzichtet worden (exemplarisch: Bildnerische Erziehung wird zu Kunst und Gestaltung)“, monieren die Lehrervertreterinnen und -vertreter in ihrer Stellungnahme.

Nun mag man das Ministerium ob seiner Begutachtungsentwürfe kritisieren, nicht immer sind diese „Literatur“, aber im gegenständlichen Fall scheint da mit Verweis auf Lenz und dessen Erziehung ein Rollentausch zwischen Obrigkeit und Rechtsunterworfenen stattgefunden zu haben, abgesehen von Verbesserungen, den Spracherwerb betreffend, der nicht nur Schüler*innen mit mangelnden Deutschkenntnissen zugutekommen würde, sondern auch zukünftigen Pflichtschulgewerkschafter*innen offensteht.