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WIENschräg Nr. 4

Geckos Schwanz


WIENschräg – ein Satirebeitrag von Walter Posch.
Foto: Pixabay


Der spröden Bezeichnungen wie  T34 oder M60 für die bekanntesten Panzer des 2. Weltkriegs und der Nachkriegszeit überdrüssig geworden, gingen Militärs stattdessen dazu über, ihre Waffen lieber mit Tiernamen zu bezeichnen, um sich so deren Fähigkeiten mimetisch anzueignen.

So schmücken die tirilierende Lerche den Hubschrauber Alouette, die gutmütigen Haflinger und kräftigen Pinzgauer Geländefahrzeuge, und der schnelle und wendige Leopard gibt statt der gepanzerten, aber doch etwas behäbigen Schildkröte einem Panzer die Ehre.

Das neueste Baby militärischer Tierfreundlichkeit an der Schwelle des neuen Jahrtausends trägt überraschend den Namen eines Uraltlebewesens: Gecko, älter als die Gattung Mensch, für den Kampf gegen einen ganz neuen Feind, das Virus. Primär sich von Insekten ernährend, die wärmende Sonne der Tropen geniessend, ist das possierliche Tier erstaunlicherweise das Schildwappen der österreichischen Covid-Krisenkoordination geworden, wiewohl niemand so genau weiss, auf welche Fertigkeiten die martialische Waffe eigentlich verweist.

Die Vermutung, dass es bloss um einen hübschen Namen für einen nicht so hübschen Sachverhalt geht, wäre zu hart geurteilt, hat doch der stellvertretende Generalstabschef des Bundesheeres dem Virus einen unerbittlichen Kampf angesagt, den die erlauchte Expert*innenrunde gegen das Virus zu führen gedenkt.

Zunächst liegt aber nicht das unfreundliche Protein im Fokus der SOKO COVID, sondern jene unbelehrbaren und beharrlichen Virus-Leugner*innen, die wie Asterix in seinem gallischen Dorf der Übermacht der gegnerischen Phalanx aus Politik und Medien trotzen und sich sehr uneinsichtig zeigen, wenn es darum geht, sich freiwillig impfen zu lassen.

Eine solche Unbotmässigkeit sich nicht gefallen lassen zu wollen, setzt das Imperium Austriacum konsequenterweise auf den Impfzwang gegen die Widerspenstigen, wobei die austriakischen Zensoren eine Million Strafbescheide samt allfälliger Einsprüche administrieren werden müssen. An die Sinnhaftigkeit einer Exekution mittels polizeilicher Zwangsgewalt mag aber selbst der Imperator Carolus Magnus nicht glauben.

Da kommen die austriakischen Legionäre mit ihrer Geheimwaffe Gecko ins Spiel, an dessen militärische Fähigkeiten zunächst niemand glauben mochte. Wenn nämlich ein Feind den Gecko am Schwanz festhält, befreit sich dieser, indem er seinen Schwanz einfach abtrennt. Und so löst sich auch ein altes anthropologisches Rätsel. Statt auf militärische Gewalt gegen unzivilisierte und wissenschaftsungläubige radikale Horden zu setzen, befreit sich das Imperium elegant wie der Gecko und zieht einfach seinen Schwanz ein. Alea iacta est!


WIENschräg Nr. 3

Draniki für Minsk


WIENschräg, der Satireblog von Walter Posch.
Foto: Pixabay


Die österreichische Aussenpolitik ist, so sagt man, abgesehen von ihrer sonstigen Konturlosigkeit seit den Zeiten des Aussenministers Mock vor allem ideologiegetrieben und weniger abgeklärt vernünftig, wie man es von einem immer noch neutralen Staat erwarten könnte.

Zwischen hehren demokratischen Zielen und geschäftspolitischen Interessen oszilliert sie insbesonders in den Satellitenstaaten der ehemaligen Sowjetunion je nach Opportunität und internationaler Gemengelage.

So begab es sich, dass kürzlich eine internationale Belaruskonferenz in Wien stattfand, an der sich alle EU-Aussenminister online beteiligten mit Ausnahme Portugals, Spaniens, Frankreichs, Italiens, Maltas, Irlands, Belgiens, der Niederlande, Luxemburgs, Dänemarks, Schwedens, Finnlands, Lettlands, Litauens, Rumäniens, Bulgariens, Griechenlands, Zyperns, Kroatiens, Tschechiens und Ungarns beteiligten, also eigentlich ohnehin fast alle.

Nun ist der seinerzeit mit 80% gewählte weissrussische Präsident Lukaschenko gewiss nicht zimperlich im Umgang mit Opposition und vermutlich etwas übertrieben erfahren in Fragen von Wahlmanipulation, weil sonst hätten ihm 50% der Stimmen auch gereicht, zumal die mit 9% unterlegene Demokratin Tichanowskaja auch unter fairen Bedingungen wohl kaum Präsidentin geworden wäre.

Insofern verdient es Beachtung, dass die mittlerweile im litauischen Exil lebende Demokratin sich gerade Österreich ausgesucht hat, wo Wahlmanipulationen eigentlich fast überhaupt nicht, und wenn dann nur sehr diskret, vorkommen, um für einen „echten“ Dialog zwischen dem Westen und den Menschen in Belarus zu werben.

Der ehemalige Aussenminister Schallenberg und der derzeitige Linhart nicken zustimmend, zumal sie, persönlich integer und über jeden Verdacht erhaben, schon erkannt haben, dass die gegenwärtige Migrationskrise an der belarussischen Grenze zur EU einer Revision der österreichischen Aussenpolitik bedarf, zumal die Erfahrungen mit der Ukraine gelehrt haben, dass Demokratie nur beschränkt gut ist, wenn die OMV etwa gemeinsam mit einem internationalen Konsortium unter der Führung der am noblen Wiener Schwarzenbergplatz residierenden russischen Gazprom gerade eine Pipeline durch die Ostsee baut, sehr zum Ärger des US-amerikanischen Konkurrenten und der solcherart um die Früchte des russischen Erdöls gebrachte Ukraine.

Auch das nicht unbedeutende Deutschland und das von der EU-Kommission heftig gescholtene Polen ignorieren inzwischen die von den Demokratie-Expert*innen der EU-Technokratie lancierten Sanktionen gegen Belarus völlig und treiben schwunghaften Handel, immer auch ein Auge auf die stacheldrahtbewehrte Grenze im Osten gerichtet.

Sogar die bedächtige Angela Merkel soll von den Störfeuern der EU-Kommission schon ziemlich genervt gewesen sein, bevor sie sich, mit einem Gläschen Krimsekt bei ihrem Kumpel Wladimir auf die Fertigstellung von Northstream 2 anstossend, in den wohlverdienten Ruhestand begab.

Solcherart nachdenklich geworden, stimmen die beiden Spitzendiplomaten Schallenberg und Linhart einer Änderung der österreichischen aussenpolitischen Linie zu und organisieren löblicherweise in der Diplomatischen Akademie in Wien für 15 junge Menschen aus der belarussischen Diaspora das Trainingsprogramm „Draniki für Minsk“ zu den Themen Diplomatie, Recht und Rechtsstaatlichkeit, an dem angeblich auch der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurz als Gasthörer teilnehmen soll.

Und kaum war die neue Strategie umgesetzt, waren die beiden im allgemeinen Kommen und Gehen ihre Posten wieder los, lacht der grimmige Autokrat in Minsk.


WIENschräg Nr. 2

WIENschräg – Hexenjagd


WIENschräg, der Satireblog von Walter Posch.
Text: Walter Posch / Foto: privat


„Du sollst nicht zotig reden!“, so das 11. Gebot des ÖVP – Ethikrats unter der Leitung der in Angelegenheiten von Missbrauch gestählten ehemaligen Landeshauptfrau der Steiermark. „Oasch“ geht keinesfalls, auch wenn die Veröffentlichung des kommunikativen Wortschatzes „ohne Rücksicht auf sämtliche Begleitumstände und aus dem Zusammenhang gerissen“ passiert sei. Ansonsten gelte die Unschuldsvermutung, so der honorige Rat zu den ungezogenen Kerlen der türkisen Hochflieger.

Und ein ehemaliger Nationalratspräsident und Bundespräsidentschafts – Kandidat versteigt sich gar zu einem Vergleich mit der „Atmosphäre einer Hexenjagd“, zumal die Nachrichten nie an die Öffentlichkeit gelangen hätten dürfen!

Da sind andere Tiroler schon aus härterem Holz geschnitzt wie ein ehemaliger EU-Kommissar, der das „System Kurz“ als „inakzeptabel“ bezeichnet, oder ein Tiroler Arbeiterkammer-Präsident, der sich vom Ethikrat schon mehr erwartet und den entstandenen Schaden beziffert wissen will.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet nämlich nicht „Schiaches Redn“, sondern Korruption, Untreue, Bestechung. Unschuldsvermutung hin, Unschuldsvermutung her. In Frankreich muss ein ehemaliger Präsident für ähnliche Delikte zwar nicht in die Bastille, aber zumindest ein Jahr lang elektronisch überwacht im Hausarrest sitzen, sehr zum Ärger seiner Frau.

Mander, s´ischt Zeit!


WIENschräg

WIENschräg – (Kultur)hauptstadt Salzburg


WIENschräg, der Satireblog von Walter Posch.
Text: Walter Posch / Foto: picturedesk.com


Mit der nicht übertrieben kurzen Reaktionszeit von einem dreiviertel Jahrhundert hat der Mahlstrom der Geschichte auch Salzburg erfasst und so wie in anderen europäischen Städten einen Prozess in Gang gesetzt, der gerne mit dem Begriff „Vergangenheitsbewältigung“ beschrieben wird, gleichwohl niemand so genau weiss, was da eigentlich bewältigt wird bzw. in welcher Form dieser Prozess zum Abschluss kommen sollte. Am besten endlich einmal aufhören!

Umso mehr verdient der Beschluss des Gemeinderates der Stadt Salzburg Anerkennung, sein Stadtarchiv 2008 mit der Organisation eines Projekts zu betrauen, um die NS- Geschichte der Stadt unter Einbeziehung zahlreicher Wissenschafter*innen und Expert*innen aufzuarbeiten und Entscheidungsgrundlagen für entschlossenes Handeln zu liefern: dort, wo die finstere Vergangenheit am sichtbarsten den öffentlichen Raum beherrscht, in der Benennung von Strassen und Plätzen nach nationalsozialistischen Würdenträger*innen.

Ein zu diesem Zweck eingesetzter Fachbeirat von honorigen Expert*innen mit ausgewiesener historischer, archivarischer und publizistischer Kompetenz identifizierte schliesslich 66 solcherart „belastete“ Strassennamen. Immerhin 8 dieser Personen hatte die Stadt Salzburg nach 1945 mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet, und fast alle der Strassenbenennungen zwischen 1957 und 1991 fasste der Salzburger Gemeinderat einstimmig.

Diesem Tatbestand ist auch die Schwierigkeit geschuldet, die der unvoreingenommene Laie, wie oben beschrieben, mit der Fragestellung hat, in welcher Form welche Vergangenheit eigentlich bewältigt wurde bzw. wie diese fortlebt in deren Nachfahren.

Jene Schwierigkeit wird nicht gerade dadurch erleichtert bzw. behoben, dass der sogenannte Fachbeirat es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die 66 belasteten Personen nach dem Prinzip zu kategorisieren, inwieweit diese in die NS- Geschichte „verstrickt-verstrickter-am verstricktesten“ sind, wobei nicht eindeutig zu erkennen ist, wie diese Kategorien voneinander abgegrenzt wurden, in welche die belasteten Personen eingeteilt wurden. Eindeutig sind bloss die Handlungsempfehlungen, mit denen die Expert*innen nach mehrjähriger Forschung und Beratung ihren Kopf geschickt aus der Schlinge gezogen haben:

Kat.1: Nicht gravierende Verstrickung bedeutet nur einen Eintrag im digitalen Stadtplan auf der Website der Stadt Salzburg.

Kat.2: Gravierendere Verstrickung bedeutet zusätzlich eine Erläuterungstafel zum Strassennamen.

Kat.3: Gravierende NS- Verstrickung bedeutet Diskussions- und Handlungsbedarf für die politischen Entscheidungsträger*innen (sic!), ob nicht eine Umbenennung in Erwägung gezogen werden solle!


Derart mit über 1000 Seiten Information, zahlreichen Publikationen und Vortragsreihen und eben jenen „Empfehlungen“ ausgestattet, entscheidet demnächst der Salzburger Gemeinderat über seine zu bewältigende Vergangenheit und damit auch die heikle Angelegenheit, wem der 13 in Kategorie 3 gereihten Ehrenmänner – es sind ausschliesslich Männer! – die Ehre in der Form abhanden kommen soll, dass ihre Strasse umbenannt wird – oder auch nicht!

Denn die Sache ist noch keineswegs entschieden, und die öffentliche Meinung oszilliert breit zwischen der Position des KZ-Verbandes, alle „braunen“ Strassen umzubennen, und jener der Bürgermeisterpartei, keiner einzigen die Ehre des Namenspatrons abzuerkennen. Befinden sich doch unter den 13 gravierend „Verstrickten“ sehr illustre Namen wie der des Heimatdichters Karl Heinrich Waggerl, des Domorganisten und Professors am Mozarteum Franz Sauer, Hitlers Lieblingsbildhauers Josef Thorak, der schon 1950 mit einer Ausstellung im Rahmen der Salzburger Festspiele öffentlich rehabilitiert wurde, des Komponisten Hans Pfitzner und der des weltberühmten Dirigenten Herbert von Karajan. Auffällig ist vor allem, dass alle 13 schwer „Verstrickten“ Kulturschaffende waren mit der einzigen Ausnahme des Konstrukteurs Ferdinand Porsche, den die Ehraberkennung allerdings selbst posthum vermutlich weniger schmerzen würde, fahren doch seine Gefährte höchst erfolg- und prestigereich rund um die Welt.

Dass die delikate Angelegenheit die Salzburger Lokalpolitiker*innen schwer fordern würde, war schon in der Gemeinderatssitzung vom 22. September spürbar, deren Bedeutung noch dadurch augmentiert wurde, dass diese auch im Internet übertragen und damit der ganze Planet Zeuge eines welthistorischen Ereignisses wurde.

Eine besonders irritierende Interpretation von Vergangenheitsbewältigung lieferten dabei die NEOS, die der Umbenennung von Strassennamen nichts abgewinnen können, weil das gleichsam einer Auslöschung der Geschichte gleichkäme, dafür das Problem mit der Anbringung erklärender Zusatztafeln lösen und quasi kompensatorisch die monumentalen Statuen des Bildhauers Thorak, unter anderen Paracelsus, denkmalstürmend aus dem Kurgarten entfernt wissen wollen.

Im wesentlichen teilen den Standpunkt mit den Zusatztafeln – ganz zeitgeistig neben analogen Tafeln solche mit QR-code – auch die anderen bürgerlichen Parteien ÖVP und Liste SALZ, die ebenso Umbenennungen der Strassen ablehnen und die Vergangenheit lieber mit Zusatztafeln bewältigt wissen wollen.

Nicht ganz unerwartet stösst die FPÖ in ein ähnliches Horn, wobei die Bemerkung des Gemeinderates Heindl aufhorchen lässt, dass „Opfer vielleicht ab und zu froh sind, wenn sie Tätern verzeihen können.“

So wird der Vorstoss der Grünen, Strassen umzubenennen, wohl keine Mehrheit finden, zumal die in dieser wichtigen Causa positionslose und blasse SPÖ dem ihrer Meinung nach „weit über die Landesgrenzen hinaus anerkannten Salzburger Modell“ mit den Erklärungstafeln vermutlich ihre Zustimmung geben wird.

So gesehen ist es ex post ein Glücksfall, dass niemand in der Nazizeit auf die Idee gekommen ist, den Elisabethkai zur Erinnerung an Himmlers Salzburgbesuch im Jahre 1938 in Heinrich-Himmler-Gedächtnispromenade umzubenennen. Die Vergangenheitsbewältigung wäre schier unmöglich gewesen.

Ob nun mit oder ohne Zusatztafel, der inkriminierte Herbert von Karajan hätte jedenfalls das Dirigat des diesjährigen Don Giovanni der Salzburger Festspiele nicht angenommen, dessen Premierenpublikum einer Inszenierung frenetisch applaudierte, dessen Regisseur die Interpretation nicht verständlicher Szenen gar in die Obsorge des Unterbewusstseins des Publikums entlässt und der Festspielpräsidentin Tränen der Rührung entlockte, weil zahlreiche Salzburger Frauen als Statistinnen teilgenommen hatten.

Vergangenheit hin, Bewältigung her, ganz gleich, welches Auto da vom Himmel fiel, es war kein Porsche! Das hätte sich der Porsche-Enthusiast Karajan verbeten.


Satire

Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung


wienschraeg. Ein Beitrag von Walter Posch.


„Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“ lautet der Titel des Klassikers von Jakob Michael Reinhold Lenz, in dem der Stürmer und Dränger die Schulmisere des 18. Jahrhunderts sehr drastisch thematisiert und in dem die Protagonisten kopulieren, geschwängert werden, sich duellieren, sich zu ersäufen versuchen, sogar sich kastrieren.

Erfreulicherweise hat sich das Prekariat der Lehrpersonen seither stark verändert, wenngleich die Versuche, die Berufsgruppe zu reglementieren und das eigene Scheitern an ihr abzureagieren, immer wieder fröhliche Urständ feiert.

So wird es verständlich, dass die solcherart sich gedemütigt und übergangen fühlende zuständige Gewerkschaft seit einiger Zeit den ministeriellen Entwurf für neue Lehrpläne für die Pflichtschulen „mit Nachdruck“ ablehnt. Aus ähnlicher Frustration hat auch der Autor das „ß“ seinerzeit aus seiner Tastatur verbannt.

Insbesonders stösst sich die Gewerkschaft an der Umbenennung der Fächer „Musikerziehung“ zu „Musik“, „Bildnerische Erziehung“ zu „Kunst und Gestaltung“ et cetera, weil sie im neuen Fächernamen den Begriff „Erziehung“ vermisst.

Auf ORF.at vom 18. Mai kommt die gewerkschaftliche Kritik so daher:

„Bei der Änderung von Fach- und Gegenstandsbezeichnungen, welche unabdingbar mit der Modernisierung der Lehrpläne in Bezug gebracht wird, ist auf den wichtigen Begriff ‚Erziehung‘ (…) zur Gänze verzichtet worden (exemplarisch: Bildnerische Erziehung wird zu Kunst und Gestaltung)“, monieren die Lehrervertreterinnen und -vertreter in ihrer Stellungnahme.

Nun mag man das Ministerium ob seiner Begutachtungsentwürfe kritisieren, nicht immer sind diese „Literatur“, aber im gegenständlichen Fall scheint da mit Verweis auf Lenz und dessen Erziehung ein Rollentausch zwischen Obrigkeit und Rechtsunterworfenen stattgefunden zu haben, abgesehen von Verbesserungen, den Spracherwerb betreffend, der nicht nur Schüler*innen mit mangelnden Deutschkenntnissen zugutekommen würde, sondern auch zukünftigen Pflichtschulgewerkschafter*innen offensteht.


AusBlick

St. Corona


Geheimprojekt. Uns kam ein Vorhaben der Bundesregierung zu Ohren, an dem bereits fieberhaft gearbeitet werden soll …
Text: Walter Posch / Foto: iStock by Getty Images / Bearbeitung: Wolfgang Halamiczek


Adlerturm.
Wie gut informierte Kreise zu berichten wissen, plant Bundeskanzler Sebastian Kurz angesichts der bevorstehenden Impfkampagne im Gedenken der voraussichtlichen Überwindung der Corona-Pandemie ein geradezu sensationelles Bauprojekt. Der seit 500 Jahren Rudiment gebliebene Nordturm des Stephansdoms, auch Adlerturm genannt, soll eine neue Spitze erhalten. Es ist daran gedacht, die die Pummerin beherbergende Haube des Nordturms mit einer kühnen Stahl-Glas-Konstruktion zu überbauen, die von innen magentarot ausgeleuchtet werden soll und an der Spitze eine im Durchmesser 2,88 Meter große Corona-Kugel trägt. An der Finanzierung wird sich die Magenta Telekom beteiligen, die im Gegenzug die Lizenz für das Betreiben einer 5G- Sendestation in der Corona-Kugel erhalten soll. Über Details der Finanzierung wurde nichts verlautbart. Wie man aus kirchlichen Kreisen hört, soll der kunstaffine Dompfarrer Toni Faber vom Projekt sehr angetan sein, und auch der sonst zurückhaltende Kardinal Schönborn signalisiert vorsichtige Zustimmung angesichts einer leuchtenden purpurnen Turmspitze. Das Vorhaben sei somit nicht nur ein großartiges Erinnerungsprojekt an die Solidarität und das geduldige Durchhalten der Bevölkerung während der schwierigen Zeit der Massenquarantäne und des stummen Ausharrens in Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, sondern gleichzeitig das erste nachhaltige Technologieprojekt der Bundesregierung zur Resurrektion der darniederliegenden Ökonomie, das Tausenden von Arbeitslosen langjährige Beschäftigung sichert. Nachdem trotz Impfungen und millionenfacher Tests ein Ende der Pandemie wegen immer aggressiverer Virusmutanten nicht genau abzusehen ist und damit auch nicht ein definitives Ende der verfassungsrechtlichen Einschränkungen, will man hinsichtlich des offiziellen Eröffnungstermins im Lichte der gewonnenen Erfahrungen des letzten Jahres vorsichtig bleiben und avisiert vorerst den 100. Todestag von Bundeskanzler Dollfuß am 25. Juli 2034 als Tag der voraussichtlichen wiederherstellung der Demokratie.