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Im Zeichen des Lesens – Das war der Vorlesetag 2023

Sabine Sagmeister las beim Vorlesetag vor. – ©Sebastian Siegel

Die Freude am (Vor)lesen wecken – dieses Ziel des Österreichischen Vorlesetags ist auch heuer wieder mit großem Erfolg geglückt. Das Event im Zeichen der Literatur verzeichnete heuer über 4.300 registrierte Vorlesungen, so viele wie noch nie. Wir bedanken uns herzlichst bei allen Menschen, die mitgemacht haben und sich und Andere für das Vorlesen begeistern konnten.

Jede Vorlesung ist wertvoll

Zu all den Kindergärten, Schulen, Buchgeschäften und Bibliotheken gesellten sich viele Privatpersonen und prominente Persönlichkeiten, denen es wichtig war, mit einer Lesung ein Zeichen zu setzen für mehr und besseres Lesen in unserem Land. Denn Lesen fördert Verständnis und verbindet.

Der Österreichische Vorlesetag im Zeichen der Literatur verzeichnete heuer über 4.300 registrierte Vorlesungen, so viele wie noch nie.
Bürgermeister Michael Ludwig nahm sich die Zeit um zwei Schulklassen aus seinem großen Wiener Sagenschatz vorzulesen . – ©Sandra Oblak

Unterstützung

Zum Auftakt nahm sich Bürgermeister Dr. Michael Ludwig im Rathaus die Zeit und las zwei Schulklassen aus seinem großen Wiener Sagenschatz vor. Ebenso ließ es sich Bürgermeister a.D. Dr. Häupl nicht nehmen, im 16. Bezirk eine Schulklasse zu belesen.

Die VAMED THERMEN in Österreich nützten den Österreichischen Vorlesetag für „Lesungen am Beckenrand“, wo auch Michael Schottenberg in der Therme Wien aus seinen Reisebüchern rezitierte.

Die WKO Sparte Kaffeehäuser Wien animierte ihre Mitglieder, in ihren Lokalen kleine Lesungen zu organisieren. Im Kleinen Café am Franziskaner Platz in der Wiener City und im Kaffee Alt Wien wurden zahlreiche Besucher köstlich unterhalten.

Bei Radio Wien stellte zwischen 5.00 Uhr und 22.00 Uhr einmal pro Stunde ein Radio Wien-Redakteur oder eine Radio Wien-Moderatorin ein Buch vor und las daraus. Von Kinderbüchern über Romane bis hin zu Krimis war alles dabei.

Libro stellte speziell für den Österreichischen Vorlesetag Kinderbücher vor. In Thalia Filialen wurde öffentlich vorgelesen, im Geschäft auf der Mariahilfer Straße gab Daniel Glattauer seiner Hörerschaft Einblick in sein neues Buch „Die spürst du nicht“.

Der Österreichische Vorlesetag im Zeichen der Literatur verzeichnete heuer über 4.300 registrierte Vorlesungen, so viele wie noch nie.
Michael Schottenberg las in der Therme Wien vor. – ©Sandra Oblak

Kreative Locations

Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt: der Hairstylist Danny Beuerbach war mit seinem Pop-up-Friseursalon in der Bibliothek Mauthausen zu Gast. „Book a look and read my book“ – mit dieser Aktion animierte er Kinder zu ihm zu kommen und sich die Haare schneiden zu lassen.

Unser großer Dank gilt auch allen Bibliotheken und Buchhandlungen, die speziell für den Österreichischen Vorlesetag Schulklassen einluden, sie zu besuchen und in neuen Büchern und Geschichten zu schnuppern.

Nicht nur die Jugend beteiligte sich an dem Event: Zur PVÖ-Wien-Matinée lud Dr. Peter Kostelka die Mitglieder des PensionistInnenverbands ins D’Landsknecht in den 9. Bezirk und alle kamen um Michael Schottenberg, Martina Rupp und Rudi Dolezal zu hören.

Der Österreichische Vorlesetag im Zeichen der Literatur verzeichnete heuer über 4.300 registrierte Vorlesungen, so viele wie noch nie.
Martina Ebm las im Kindergarten Nikolai-Stiftung vor. – ©Sebastian Siegel

Bekannte Gesichter unter den VorleserInnen:

Auf der Website des Vorlesetags wurden VIP-Vorlesungen veröffentlicht, die bis Mai 2023 einzusehen sind. Zu sehen und zu hören sind: Bundesminister Martin Polaschek, Bundesminister Martin Kocher, Psychoanalytikerin Erika Freeman, Vizepräsidentin der WKO Martha Schultz, Generaldirektor der Münze Österreich Gerhard Starsich, Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, Bildungsdirektor für Wien Heinrich Himmer, Vizebürgermeister von Wien Christoph Wiederkehr, Schauspieler und Autor Max von Thun, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherungs AG DI Doris Wendler, Journalist und Autor Dr. Fritz Dittlbacher, Schauspielerin Patricia Aulitzky und Autorin Natascha Kampusch.


vorlesetag.eu

Markus Feigl ist Chef des Büchereiverbandes Österreich BVÖ, der 1.358 Büchereien in ganz Österreich betreut, und Vorsitzender der „Stiftung Lesen Österreich“. Beide Institutionen unterstützen den Vorlesetag am 23. März. Feigl im Interview über die Wichtigkeit des Lesens und über seine Liebe zu Büchern.

Lesen als Lebenselixier

Bild: ©Arman Rastegar

Markus Feigl ist Chef des Büchereiverbandes Österreich BVÖ, der 1.358 Büchereien in ganz Österreich betreut, und Vorsitzender der „Stiftung Lesen Österreich“. Beide Institutionen unterstützen den Vorlesetag am 23. März. Feigl im Interview über die Wichtigkeit des Lesens und über seine Liebe zu Büchern.

Von Caroline Autherry

Lange Tische mit Stapeln von Büchern – liebevoll nimmt Markus Feigl ein Exemplar in die Hand, blättert darin, legt es zurück, geht weiter, zieht ein anderes Buch hervor … Hier, im Hauptquartier des Büchereiverbandes Österreich BVÖ in Wien, warten Hunderte Werke österreichischer Verlage auf die Auslieferung an Büchereien in ganz Österreich. – Ein Dankeschön des Büchereiverbandes für Büchereien, die an Programmen und Initiativen teilnehmen. Mag. Markus Feigl ist Geschäftsführer des BVÖ – Bücher sind sein Leben. Mit 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt er Gemeinden und Pfarren in ganz Österreich bei der Erhaltung und der Führung der Büchereien. 88 öffentliche Bibliotheken gibt es in Wien, österreichweit sind es 1.358, elf Millionen Medien warten in den Büchereien auf potenzielle Leserinnen und Leser.

Nachvollziehbar, dass der „Büchereiverband Österreich“ Partner des Vorlesetages am 23. März ist. Markus Feigl, überdies Vorsitzender der „Stiftung Lesen Österreich“ weiß:
„Vorlesen ist extrem wichtig, weil es einen positiven Bezug zu Büchern schafft und die Welt des Lesens eröffnet.“

wienlive: Welches Buch lesen Sie derzeit?

Markus Feigl: „Der Donnerstagsmordclub“ von Richard Osman. Ein sehr amüsanter und intelligenter Krimi in bester britischer Tradition.

Warum ist Lesen so wichtig?

Abseits von den pragmatischen Gründen des Lesens, wie den Alltag zu bewältigen, am Berufsleben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, bereichert uns das literarische Lesen. Das Wissen wird erweitert, Empathiefähigkeit gebildet oder ausgebaut, die Persönlichkeit entwickelt sich im Idealfall zum Besseren.

Sie sind umgeben von Büchern. Was leistet der „Büchereiverband Österreich“ BVÖ fürs Lesen?

Gegründet wurde der Verband bereits nach dem Zweiten Weltkrieg zur Unterstützung der Gemeinden und der Pfarren bei der Erhaltung und Führung der Gemeinde- bzw. Pfarrbüchereien. Das machen wir – neben zahlreichen anderen Tätigkeiten – bis heute. Der BVÖ unterstützt u. a. österreichweit Bibliotheken durch Maßnahmen wie die Abwicklung der bundesseitigen Förderung des Medienankaufs, Projekte zur Leseförderung und die Förderung von Veranstaltungen in den Bibliotheken.

Worin liegen die Aufgaben der Büchereien?

Im Vordergrund steht heute, dass man in den Büchereien kreativ sein kann, seine Phantasie ausleben darf, und natürlich kann man sich in der Bibliothek Wissen aneignen. Wichtig ist, dass hier nichts konsumiert werden muss. In der Bibliothek kann man etwa Aufgaben machen, weil zu Hause kein Platz ist. Aber in Büchereien soll es nicht nur ums Lernen gehen, sie sollen kein verlängerter Arm der Schule sein, sondern hier kann man auch Spaß haben und etwas Schönes erleben. 

Sie sprechen von Kindern und Jugendlichen. Stellen diese den Großteil der Besucherinnen und Besucher?

Nein, aber der Fokus hat sich auf Kinder und Jugendliche verlagert. Wir wollen, dass sie ganz selbstverständlich Büchereien besuchen, dass sie keine Schwellenangst haben und dass sie wissen, dass es sich lohnt hinzugehen. Um das zu erreichen gibt es beispielsweise in Wien eine Empfehlung der Bildungsdirektion, dass jede Wiener Volksschulklasse zumindest einmal pro Jahr die nächstgelegene öffentliche Bücherei besuchen sollte. Durch diese Maßnahme wird bei Kindern das Interesse an Büchereien und am Lesen geweckt. In den Büchereien finden Veranstaltungen statt, etwa Autorenlesungen, und die Kinder haben Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen. Das kommt sehr gut an.

Die Wiener Büchereien verzeichnen pro Jahr rund 1,6 Mio. Besucherinnen und Besucher und 4,9 Mio. Entlehnungen, österreichweit sind es mehr als 7 Mio. Besuchende und 21 Mio. Entlehnungen. Das analoge Buch ist demnach noch immer sehr gefragt?

Das analoge Buch bleibt das erste Medium zum Lesen. Die elektronischen Bücher konnten die gedruckten Bücher nicht kannibalisieren, die digitalen Bücher haben nie mehr als fünf Prozent erreicht.

Am 23. März ist Vorlesetag, der BVÖ ist Partner. Warum ist Vorlesen so wichtig?

Vorlesen eröffnet den Zugang zum Lesen, die Geschichten regen die Phantasie an. Wenn etwa die Eltern vorlesen, verbinden die Kinder etwas überaus Positives mit dem Vorlesen und generell mit Büchern, denn vorgelesen wird in einer angenehmen, schönen Atmosphäre. Und das nehmen die Kleinen mit ins Leben. Deshalb ist der BVÖ Partner des Vorlesetages, wir bewerben ihn in unseren Büchereien in ganz Österreich.

Am Vorlesetag können und sollen Menschen jedes Alters jeder Altersgruppe vorlesen, deshalb kann jede und jeder eine Vorlesung anmelden, ob im privaten Bereich oder im öffentlichen, etwa in einem Altersheim oder in einem Kindergarten. Alles ist möglich.

Wem lesen Sie am Vorlesetag vor?

Meinem kleinen Sohn und seinen Schulfreunden aus dem Buch „Die Kuh, die vom Himmel fiel“ aus der Reihe „Geschichten aus Bad Dreckskaff“ von Philip Ardagh. Sehr lustige und sehr schräge Kindergeschichten. 

Welche Bücher haben Ihr Leben bestimmt?

Als Kind haben die Karl-May-Bücher für mich eine große Rolle gespielt. Da habe ich auch die Aus-dauer entwickelt, dicke Bücher zu lesen. Später, mit etwa 17 Jahren, habe ich dann die Welt des französischen Romanciers Raymond Queneau für mich entdeckt. Den größten Einfluss auf meine Lesevorlieben und durchaus auch auf meine Weltsicht hatte aber das von Humanismus und auch von Humor und Melancholie geprägte Werk des schwedischen Schriftstellers und Philosophen Lars Gustafsson. 

Was sind für Sie die fünf wichtigsten Bücher der Weltliteratur, die man unbedingt lesen sollte?

Die Romanpentalogie „Risse in der Mauer“ von Lars Gustafsson, die sehr atmosphärisch, sehr poetisch und auch heiter vom Lebensgefühl in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erzählt.

Der Schelmenroman „Der abenteuerliche Simplicissimus“, das Hauptwerk von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, das wichtigste Prosawerk des Barock in deutscher Sprache.

„Don Quijote“ von Miguel de Cervantes, der erste große Roman der Neuzeit und neben der Bibel das meistübersetzte Buch der Weltliteratur.

„Das Leben. Gebrauchsanweisung“ von Georges Perec – eines meiner absoluten Lieblingsbücher über das Leben in einem Pariser Mietshaus, ein kunstvolles Puzzle der menschlichen Existenz

„Die Dämonen“ von Heimito von Doderer – meines Erachtens der großartigste Roman der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ein Buch, das Sie immer wieder lesen?

Eines der schönsten Bücher, das ich immer wieder lese und erst jüngst wieder zur Hand genommen habe, ist „So tun, als ob es regnet“ von der deutschen Autorin Iris Wolff. Über vier Generationen des 20. Jahrhunderts und vier Ländergrenzen hinweg wird erzählt, wie historische Ereignisse die Lebenswege von Einzelnen prägen – mit unglaublichem Sprachgefühl und poetischem Charme. 


vorlesetag.eu

Unter dem Motto „Lesen weckt Lebensfreude“ ruft der Österreichische Vorlesetag auch dieses Jahr wieder zum gemeinsamen (Vor)Lesen auf und betont die Bedeutung dieser wichtigen Kulturtechnik.

Am 23. März liest ganz Österreich vor!

Unter dem Motto „Lesen weckt Lebensfreude“ ruft der Österreichische Vorlesetag auch dieses Jahr wieder zum gemeinsamen (Vor)Lesen auf und betont die Bedeutung dieser wichtigen Kulturtechnik. – ©Pexels

Wer regelmäßig liest, steigert seine kognitiven Fähigkeiten, verbessert seine Konzentrationsfähigkeit und auch das eigene Vokabular – dennoch wird heutzutage immer seltener zum Buch gegriffen. Eine Initiative des echo medienhauses wirkt dem entgegen: Beim Österreichischen Vorlesetag am 23. März 2023 sollen möglichst viele Menschen einander vorlesen – auch an teils ungewöhnlichen Orten.

Erstmals beteiligen sich auch die Thermen- und Gesundheitsresorts der VAMED Vitality World an diesem Aktionstag. In der Therme Laa – Hotel & Silent Spa gibt Autorin Maria Publig Auszüge aus ihren beliebten Waldviertel-Krimis zum Besten. Der Geschichtenerzähler und vormagazin-Kolumnist Robert Sommer unterhält in der St. Martins Therme & Lodge im Burgenland. Innviertler Mundart hört man von Monika Krautgartner im SPA Resort Therme Geinberg, Tiroler Sagen von Susanne Loewit im Aqua Dome – Tirol Therme Längenfeld, Historisches von Brigitte Huber im la pura women’s health resort kamptal und Lyrik von Anja Bachl im Tauern Spa Zell am See – Kaprun. Und in der Therme Wien liest der Schauspieler, Regisseur und vormagazin-Kolumnist Michael Schottenberg aus seinen Reisegeschichten vor.

Christian Koch begann mit dem Schreiben, als er mit fünfzehn Jahren einen immer wiederkehrenden Traum niederschrieb. In diesem Moment entstand die Fantasy-Welt Xynezia. – ©Privat

Rund um den Österreichischen Vorlesetag präsentieren auch einige spannende Newcomer*innen ihre Werke. So liest etwa Christian Koch öffentlich am 22. März ab 18 Uhr aus seinem Buch „Was wäre, wenn …“ in der Offenen Volksschule Kaisermühlen (Schüttaustraße 42, 1220 Wien). Darin verfolgen die Leser*innen im Rahmen von mehreren Kurzgeschichten einen Tag im Leben von Riba, die in der Fantasy-Welt Xynezia lebt. Das Besondere dabei: Die Leser*innen entscheiden durch die Wahl der jeweiligen Geschichten selbst, wie der Tag verlaufen soll. So kann man das Buch mehrmals zur Hand nehmen und immer wieder neue Kombinationen ausprobieren. Eine weitere öffentliche Lesung in der Offenen Volksschule Kaisermühlen ist für den 26. April ab 17.30 Uhr geplant.

Wer ebenfalls ein Zeichen für die Bedeutung des Lesens setzen möchte, kann eine persönliche Vorlese-Veranstaltung unter vorlesetag.eu anmelden – auch eine private Lesung in den eigenen vier Wänden ist möglich. Für virtuelle Lesungen, etwa via Zoom, muss lediglich der entsprechende Link im Anmeldeformular unter „Details zur Veranstaltung“ angeführt werden. Alternativ kann, nachdem die Vorlesung angemeldet wurde, auch ein Video aufgenommen und am Österreichischen Vorlesetag über eine Social Media Plattform unter dem Hashtag #vorlesen23 hochgeladen werden. Wer mitmacht, wird mit dem jährlichen Vorlesebuch belohnt!