Sehr verfremdet wird auch Paul Dessau gesungen

Brecht als Bildgeschichte: Festwochen-Gastspiel von „Moeder Courage“

Die Bühne beherrscht eine riesige Kugel (Welt- oder Kanonen–?), die die Darsteller schwach von hinten beleuchtet durch ein Wasserbassin ziehen. Hat der Weltuntergang schon stattgefunden und ist irgendwie kosmisch?

Lisaboa Houbrechts im Februar 2025 am Toneelhuis Antwerpen / KVS Brüssel herausgebrachte Version von Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ setzt zuerst ein optisches Statement. Und dann erst ein theatralisches. Die junge belgische Regisseurin lässt Brechts Text in großer Geschwindigkeit und mit wenig Emotionen sprechen. Das hat Sinn, denn auch Brecht begriff den Krieg – bei „Mutter Courage“ den Dreißigjährigen – als Geschäft und die Courage (Laetitia Dosch) erst recht. Sie lebt vom Krieg – angeblich um ihre 3 Kinder zu retten, die sie natürlich trotzdem nach und nach verliert – und fürchtet sich vor dem geschäftsstörenden Frieden. Genug Stoff, um an heutige Konflikte zu denken. Die Brutalität der Kriegsdialektik wird offengelegt. Doch Brecht wusste auch, dass er sein Publikum unterhalten musste, um es aufzuklären. Das wird bei dieser Inszenierung leider vergessen – nicht wenige Zuseher verließen schon nach wenigen Minuten die Halle. Dass auf Französisch und Niederländisch gespielt wird, kommt erschwerend dazu. Aber immerhin ein Versuch, Brechts erfolgreiches Kriegsdrama neu zu interpretieren, wie das dann doch am Ende dankbar applaudierende Publikum wohl auch fand. (Foto: Kurt Van Der Elst)