Einträge von Helmut Schneider

Der Erfinder des Wutbürgers – Heimito von Doderer, Die Merowinger oder die totale Familie

Als 1962 die „Merowinger“ erschienen, war Heimito von Doderer der bekannteste lebende österreichische Schriftsteller, 1957 sogar eines SPIEGEL-Covers für wichtig befunden. Dabei war der Dichter bis zu seinem 50. Lebensjahr finanziell von seiner Mutter abhängig und erst 1951 mit der Veröffentlichung der „Strudlhofstiege“ einem größeren Leserkreis bekannt geworden. „Die Merowinger oder Die totale Familie“ ist […]

Warten auf die Tochter – Kevin Barry, Nachtfähre nach Tanger

Die besten Verbrechergeschichten sind eigentlich Familiengeschichten. Man nehme etwa nur die legendäre TV-Serie „Die Sopranos“, in der wir eine typische italienischstämmige Durchschnittsfamilie in New Jersey erleben, die sich nur durch den speziellen Job Tonys von anderen Familien unterscheidet. In „Nachtfähre nach Tanger“ erleben wir zwei alt gewordene irische Drogenschmuggler und Dealer Maurice und Charles in […]

Die Band, die es leider nie gab – David Mitchell, Utopia Avenue

David Mitchells „Utopia Avenue“ über die Beatles- und Stones-Area. Ein Buchtipp von Helmut Schneider. Kann es sein, dass man zum Fan einer Band werden soll, die es nie gegeben hat? Der Brite David Mitchell – seit seinem von Tom Tykwer verfilmten Bestseller „Der Wolkenatlas“ in der Liga der Autoren, die weltweit beachtet werden – entwirft […]

Nachbarschaft einmal anders – Dominik Barta, Tür an Tür

Dominik Bartas Wien-Roman „Tür an Tür“. Ein Buchtipp von Helmut Schneider. Als der Erzähler Kurt die Genossenschaftswohnung seiner Tante in der Laimgrubengasse übernimmt, nachdem diese wieder ins Burgenland ziehen wollte, ahn er noch nicht, dass aus seiner Nachbarschaft eine Gemeinschaft werden sollte. Er leidet bloß unter der Husterei seines älteren Nachbarn Drechsler. Hat er mit […]

Buchtipp – Karl Ove Knausgård, Der Morgenstern

Der neue Skandinavien-Thriller Der neue Skandinavien-Thriller kommt ausgerechnet von Karl Ove Knausgård. Der Norweger Karl Ove Knausgård schrieb sich mit seinem autobiografischen, sechsbändigen Mammutwerk „Min Kamp“ (wörtlich: Mein Kampf) in die Spitzenriege der Weltliteratur. Eine derartige Selbstreflexion muss man natürlich mögen, zumal man heute als „alter weißer Mann“ (Knausgård ist Jahrgang 1968) nicht eben offene Türen […]