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Heimito von Doderers „verleugnetes Leben“ – Die Biografie des Schriftstellers zur Einstimmung auf den D-Day am 21. September

Am 21. September feiern wir bereits den 3. D-Day für Doderer – Heuer im Justizpalast! Helmut Schneider spricht mit dem Historiker und früheren Leiter der Büchereien Wien Alfred Pfoser über den Justizpalastbrand in Doderers Roman „Die Dämonen“, Chris Pichler wird Stellen aus dem Roman vorlesen. Der Eintritt ist frei.

Heimito von Doderer (1896 – 1966) war zweifelsohne ein Monomane und sein Werk steht wie ein erratischer Block in der Landschaft der Literatur – sogar in der an Eigenwilligkeiten nicht mangelnden österreichischen. Trotzdem wollte der Autor der „Strudlhofstiege“ und der „Dämonen“ zeitlebens hinter seinem Werk als Person verschwinden, wollte ein „Autor ohne Biografie“ werden. Dass dergleichen zumal heutzutage nicht gelingen kann, ist offensichtlich. Aber bis 1996 nahm trotzdem niemand das Wagnis einer Doderer-Biografie auf. Da erschien bei Kremayr & Scheriau Wolfgang Fleischers fast 600seitiges Buch „Das verleugnete Leben – Die Biographie des Heimito von Doderer“. Fleischer war – als blutjunger Student – in den letzten 3 Lebensjahren des Autors so etwas wie sein Privatsekretär gewesen, Doderer hatte ihm Briefe diktiert und bald auch in seinem Namen schreiben lassen. Fleischers Doderer-Bio ist deswegen aber keineswegs unkritisch – im Gegenteil, er schont Doderer in keiner Phase seines Lebens, räumt mit Mythen auf und gibt ein faires Bild von dessen politischen Fehlern und Ahnungslosigkeiten. Sogar Doderers sehr spezielles Sexualleben wird – ohne sensations- oder sonstwie -lüstern zu werden – nüchtern aufgearbeitet. Leider ist dieses Schlüsselwerk zu Doderer nur noch als ebook lieferbar.

Lebensweg

Heimito von Doderer hatte alles andere als ein typisches Schriftstellerleben. Weder zeigte sich seine Begeisterung für Sprache früh – er war ein miserabler Schüler – noch wurde ihm sein Schriftstellerleben bis zum Erfolg der „Strudlhofstiege“ – da war er schon 55! – leicht gemacht. Die meiste Zeit war er von Zuwendungen – vor allem von seiner Mutter – abhängig und ganze 11 Jahre war er beim Militär, die Zeiten der Gefangenschaft mit eingerechnet. Ausgerechnet im russischen Gefangenenlager – Doderer geriet 1916 in Gefangenschaft – in Sibirien an der Grenze zu China entdeckte er die Dichtkunst und beschloss, Schriftsteller zu werden. Nun behandelten die Russen auch noch in den Zeiten des Bürgerkriegs nach der Revolution, Offiziere viel besser als normale Soldaten. Die Häftlinge konnten in den Lagern eine Art Schulprogramm aufbauen und die Kameraden konnten sich gegenseitig weiterbilden. Die vier Jahre in Krasnojarsk waren aber sicher nicht nur angenehm, viele starben an Seuchen. Und im Chaos des russischen Bürgerkrieges war auch die Rückkehr nach Österreich durch ganz Sibirien über Sankt Petersburg nicht ungefährlich.

In Wien studierte Doderer schließlich Geschichte und schaffte auch einen Abschluss, bemühte sich aber auch Erzählungen und journalistische Arbeiten bei Verlagen unterzubringen – mit mäßigem Erfolg.

Zu dieser Zeit hatte er auch eine erste Freundin. Mit der aus einer jüdischen Arztfamilie stammenden Gusti Hasterlik, katholisch getauften jungen Dame, die ihm bildungsmäßig stark überlegen war, ging er eine mehr als ein Jahrzehnt dauernde wechselvolle Beziehung ein, die in einer Ehe mündete – ausgerechnet als ihr Verhältnis längst getrübt war. Denn Doderer war nicht nur bisexuell – sein erster Geliebter als Schüler war sein Hauslehrer Albrecht Reif gewesen, der später auch mit ihm in Sibirien das Gefangenenlager teilte –, sondern hatte sehr spezielle Vorlieben. Besonders dicke Frauen erregten ihn und am meisten genoss er Folterspiele, wobei der die Auserwählten nicht wirklich verletzte, da er sich mit einer Samtpeitsche begnügte. Um das zu erklären würde es wohl einer psychoanalytischen Analyse bedürfen, klar ist aber, dass Doderer sich in seiner Familie immer unterdrückt fühlte. Sein Vater war einer der erfolgreichsten Bauunternehmer, der maßgeblich an vielen Eisenbahnprojekten und an der Regulierung des Wienfluss beteiligt gewesen war.

Krisenjahre

Doderer war zeitlebens politisch nicht interessiert, er sehnte sich nach einer Art idealen Vielvölkerstaat, doch diverse Krisen ließen ihn – der als Adeliger die Massen verachtete und nicht einmal ein Radio in seiner Wohnung duldete – gemeinsam mit seinem Freund, den Maler und Schriftsteller Albrecht Paris Gütersloh, 1933 in die NSDAP beitreten. Just als sich in Österreich gerade der Austrofaschismus etablierte und die Nazis verboten wurden. Doderer erhoffte sich bessere Möglichkeiten bei deutschen Verlagen und er schaffte es dann auch tatsächlich, Autor von C. H. Beck in München zu werden. Natürlich musste er dafür auch in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen werden. Noch vor dem Krieg wurde freilich eine andere Bewegung für ihn viel wichtiger, zumal ihn die Nazis in ihrer tatsächlichen Herrschaft zunehmend widerlich wurden. Er trat als evangelischer Christ zum Katholizismus über und las mit Begeisterung die Schriften des mittelalterlichen Dogmatikers Thomas von Aquin. Ausgerechnet, denn Aquin schuf auch die Grundlagen für den so fatalen Hexenglauben – ein Hexenprozess kommt später auch in Doderers „Dämonen“ vor. Aber bald folgte sowieso seine Einberufung in die Wehrmacht. Doderer musste an viele Kriegsschauplätze, wenn auch nicht in vorderster Front – als Offizier soll er seine Mannschaft immer geschont haben. Bei Kriegsende wurde er in Norwegen gefangen genommen.

Sein NSDAP-Zwischenspiel wirkte sich nach dem Krieg dann äußerst ungünstig auf den noch immer um Anerkennung Ringenden aus. Es kostete ihm viel Zeit und Geld als unbelastet eingestuft zu werden. Der österreichische PEN, der ihn später für den Nobelpreis vorschlug, lehnte zweimal seine Mitgliedschaft ab. Doderer hatte zeitlebens viele jüdische Freunde und sogar Förderer. Nach dem Krieg verkehrte er etwa mit Hans Weigel und Hilde Spiel und selbst der in Sachen verdrängter Geschichte des Nazitums sehr sensible Helmut Qualtinger wurde zu einem Saufkumpan.

Erfolg

Das Erscheinen der „Strudlhofstiege“ 1951 änderte schließlich alles für ihn. Er wurde mit Ehren überschüttet und überall eingeladen, sein Underdog-Schicksal war Geschichte. Als 1956 „Die Dämonen“ herauskamen, war der Nobelpreis für ihn in Griffweite, denn erstaunlicherweise wurde das fast 1400-Seiten-Werk auch in andere Sprachen übersetzt – dabei ist ein sehr langes Kapitel in Mittelhochdeutsch geschrieben. Doch ein – natürlich anonymer – Brief im Umkreis des österreichischen PEN machte das Nobelpreiskomitee dezidiert auf Doderers NSDAP-Mitgliedschaft aufmerksam.

In den letzten Jahren seines Lebens schrieb Doderer an seinem Roman No7 – in Anlehnung an Beethovens 7. Symphonie, seinem Lieblingsstück, sollte dieses Werk vier Bände (Sätze) haben. Nur der erste – „Die Wasserfälle von Slunj“ – konnte vollendet werden und erschien 1963 als eigener Roman. Zwischendurch verfasste Doderer auch das „Schelmenstück“, seinen Roman „Die Merowinger oder Die totale Familie“. 1966 starb er – kurz nach seinem 70. Geburtstag – an einem zu spät erkannten Darmkrebs. Seine behandelnde Ärztin, die sich um das Begräbnis kümmerte, verhinderte das Abspielen des 2. Satzes der A-Dur Symphonie – der letzte Wunsch des Autors – weil sie das Werk als zu weltlich empfand.

Sein Biograf Wolfgang Fleischer – er starb 2014 – hatte sich später zu einem anerkannten Experten für Feuchtbiotope entwickelte und Seerosen gezüchtet.


INFO
Facebook.com/D-Day für Doderer

Frieda Paris, Sara Schmiedl & Hannah Bründl beim „Fest der Poesie“ 2022. – ©poesiegalerie

Zeit für ein Gedicht – Mit der poesiegalerie gibt es endlich eine Plattform für Lyrik

Frieda Paris, Sara Schmiedl & Hannah Bründl beim „Fest der Poesie“ 2022. – ©poesiegalerie

Eigentlich sind Gedichte die ideale Literaturform für heute: Schnell konsumierbar wären sie ideal für Social Media-Kanäle und endlich einmal ein intelligentes „Futter“ für Smartphones. Allein: die Zahl der Lyrik-Fans scheint überschaubar – Verlage trauen sich kaum, Lyrik zu veröffentlichen, denn die Verkaufszahlen sind in der Regel niedrig. Deshalb sind private Initiativen so wertvoll.

In Wien gibt es seit 2018 die poesiegalerie (www.poesiegalerie.at). Initiiert von Udo Kawasser will sie ein Podium für die Präsentation der Vielfalt zeitgenössischer Lyrik in Österreich sein und als Forum für Information, Austausch und Vernetzung fungieren. Die poesiegalerie wird vom Verein „poesiegalerie. verein zur förderung der zeitgenössischen dichtkunst“ getragen, zu dessen Gründungsmitgliedern im Jänner 2019 auch Peter Clar und Monika Vasik zählten.

Die Ziele der poesiegalerie sind Öffentlichkeit, die größere Wahrnehmung österreichischer Lyrik und eine breitere Auseinandersetzung mit Poesie.

Neben dem Online-Auftritt www.poesiegalerie.at ist die poesiegalerie auch auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube präsent.

Mehrmals wöchentlich wird in der Rubrik Ausgestellt ein Gedicht von heute vorgestellt. Es sind Texte aus dem aktuellen Schaffen österreichischer Lyriker*innen bzw. von Autor*innen, die in österreichischen Verlagen publizieren. Anlassbezogen wird auch über die Grenzen Österreichs hinausgesehen. Es gibt Besprechungen von Lyrikbänden, sowie  Werkstattgespräche und Interviews.

Die poesiegalerie gibt zudem Schreibimpulse und lädt die Lyrik-Community ein, sich mit vorgegebenen Themen auseinanderzusetzen.

Außerdem findet jährlich im Herbst an drei aufeinanderfolgenden Abenden ein „Fest der Poesie“ statt, wo auch Newcomern eine Bühne geboten wird. Es ist Zeit für ein Gedicht!


(c)Stefan Joham

Vorbeikommen und gratis Buch abholen beim Kinderlesefest

©Stefan Joham

Das alljährliche Wiener Kinderlesefest geht auf große Tour! Heuer hatten die Volksschulen wieder die Möglichkeit, sich beim Veranstalter „echo event“ zu melden und Bücher für ihre Schüler zu erhalten. Von 30. Juni bis 3. Juli gibt es zusätzlich noch die Chance, ein Buch zu ergattern – in drei Einkaufszentren und beim Veranstalter.

Das Kinderlesefest ist seit Jahren eine einmalige Wiener Erfolgsgeschichte: Es versteht sich als Leseförderung der anderen Art und möchte das Lesen ohne mahnenden Zeigefinger als positives Erlebnis darstellen. Ein Konzept, das seit Jahren Erfolg bringt – und nach der Pandemie-Pause Ende Juni zurückkehrt.

Im Rahmen des Kinderlesefest werden woom Kinderfahrräder verloste, die am 3. Juli in der Windmühlgasse 26 übergeben werden. – ©woom

Lesestoff

Neben der Verteilung der Bücher in den Schulen haben die jungen Leserinnen und Leser die Möglichkeit, sich ihre Ferienlektüre in drei ausgewählten Einkaufszentren abzuholen. Sie bieten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Begeisterung für das Lesen mit Gleichgesinnten zu teilen.

All jene, die keine Zeit haben, ihr Buch am 30. Juni bzw. 1. Juli abzuholen, können ihr Sommerbuch am Montag, den 3. Juli, zwischen 14 und 16 Uhr in der Windmühlgasse 26 im 6. Bezirk noch beziehen. Mit der gratis Ferienlektüre möchten wir Lust auf „mehr“ machen und hoffen, dass wir auch in diesem Jahr viele Kinder zum Lesen animieren. Ein eigenes Buch ist durch nichts zu ersetzen.

Zu den tollen Büchern gibt es für die Kinder außerdem Goodies von unseren Sponsoren. Ohne Unterstützung der Sponsoren, allen voran Wiener Städtische und Thalia, wäre diese Aktion zur Leseförderung nicht möglich.

30. Juni 202311:00-15:00 Uhrhuma elevenLandwehrstraße 6, 1110 Wien
30. Juni 202312:00-16:00 UhrMillennium CityHandelskai 94-96, 1200 Wien
1. Juli 202312:00-16:00 UhrLugner CityGablenzgasse 11, 1150 Wien
3. Juli 202314:00-16:00 Uhrecho medienhausWindmühlgasse 26, 1060 Wien
Das alljährliche Wiener Kinderlesefest ist zurück und geht wieder auf Tour!

Wiener Kinderlesefest auf Tour

Bild: ©Pixabay

Das alljährliche Wiener Kinderlesefest ist zurück und geht wieder auf Tour! Auch in diesem Jahr hatten Volksschulen die Möglichkeit, sich bei den Veranstaltern, echo event zu melden und Bücher für ihre Schülerinnen und Schüler zu erhalten. Ein großer Dank gilt unseren Sponsoren, allen voran die Wiener Städtische Versicherung, ohne die das Projekt „Wiener Kinderlesefest“ nicht möglich wäre.

Das Kinderlesefest versteht sich als Leseförderung der anderen Art und möchte das Lesen als positives Erlebnis darstellen.

Buchverteilungen

Neben der Verteilung der Bücher in den Schulen, haben die jungen LeserInnen dieses Jahr die Möglichkeit, sich ihre Ferienlektüre in drei ausgewählten Einkaufszentren abzuholen. Diese bieten den jungen Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, ihre Begeisterung für das Lesen mit Gleichgesinnten zu teilen.

All jene, die keine Zeit haben, ihr Buch am 30. Juni bzw. 1. Juli abzuholen, können ihr Sommerbuch am Montag, den 3. Juli 2023 zwischen 14.00 und 16.00 Uhr in der Windmühlgasse 26, 1060 Wien noch beziehen.

30. Juni10:00 – 14:00 Uhrhuma eleven
30. Juni12:00 – 16:00 Uhr Millenium City
1. Juli12:00 – 16:00 Uhr Lugner City

Gewinnspiel

Schreiben Sie dem Wiener Bezirksblatt welches Buch Ihr Kind am liebsten liest, und mit etwas Glück steht bald eines von 3 woomTM NOW – das Urban Lifestyle Bike für Kids von 6 bis 14 Jahren bei Ihnen zu Hause!

Das woomTM NOW ist ein leichtes und vollausgestattetes Fahrrad mit revolutionärer Rahmenarchitektur und besonderen Features. Angelehnt an die Ästhetik der Welt der Fahrradbot*innen, kombiniert das woom NOW ein integriertes Front Rack mit einem kleineren Vorderrad. Das sieht stylish aus und macht die Fahrt auch mit Gepäck sicher und stabil.

Hier geht’s zum Gewinnspiel!


INFO
kinderlesefest.at

Diesen Sommer feiert Europas größtes Open-Air-Festival bei freiem Eintritt ein cooles Jubiläum: Bei der 40. Ausgabe des Donauinselfests hostet Radio FM4 am 23. Juni die große Festbühne – mit RAF Camora als ultimativem Stargast! 

RAF Camora beim Donauinselfest 23 – #dif23

©Markus Mansi/Bobbys Agency

Diesen Sommer feiert Europas größtes Open-Air-Festival bei freiem Eintritt ein cooles Jubiläum: Bei der 40. Ausgabe des Donauinselfests hostet Radio FM4 am 23. Juni die große Festbühne – mit RAF Camora als ultimativem Stargast! 

RAF Camora ist ein Mann der Superlative: Sieben Amadeus-Awards konnte der Wiener Rapper bisher einheimsen. Mit zwei Alben war er im Vorjahr in den Top Ten der Verkaufscharts vertreten – und er schrieb als erster deutschsprachiger Musiker mit einer Mil­liarde Spotify-Streams Geschichte. In der Vergangenheit hat RAF Camora das Donau­inselfest als Fan besucht und zu Beginn seiner Karriere auf der FM4-Bühne erste Festivalerfahrung als Performer gesammelt.

Eröffnen wird die FM4- Bühne um 17 Uhr „Rock The Island Contest“-Gewinnerin Rahel, gefolgt von Mola (18 Uhr), die ebenso auf New-Wave-Gitarren und aussagekräftige Texte steht. Paula Hartmann (19 Uhr) spielte bereits im April eine ausverkaufte Show in der SiMM City. Den Co-Headliner Slot sicherte sich GReeeN (20 Uhr). Ab 21.30 Uhr gehört die Bühne dann nur noch RAF Camora!


INFO
donauinselfest.at

Dienstags wurde im Bruno Kreisky Forum in der Armbustergasse der vom Renner-Institut vergebene Bruno-Kreisky-Preis für ein politisches Buch an Robert Menasse für seinen Roman „Die Erweiterung“ vergeben.

Bruno-Kreisky-Preis an Robert Menasse

Hannes Swoboda, Maria Maltschnig, Judith Kohlenberger, Alexia Weiss, Philip Scheriau, Doris Bures, Andreas Babler (v. l. nach r.). – ©Astrid Knie

Dienstags wurde im Bruno Kreisky Forum in der Armbustergasse der vom Renner-Institut vergebene Bruno-Kreisky-Preis für ein politisches Buch an Robert Menasse für seinen Roman „Die Erweiterung“ vergeben. Heuer feierte man noch dazu ein Jubiläum, denn den ehrenvollen Preis in Erinnerung an den 1990 verstorbenen legendären SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky gibt es seit 30 Jahren – erster Preisträger 1993 war Henning-Scharsach mit „Haiders Kampf“. Das echo Medienhaus ist einer der Unterstützer des Bruno-Kreisky-Preises.

Im Rahmen eines stimmungsvollen Sommerfests des politischen Buches wurden ebenso Judith Kohlenberger („Das Fluchtparadox“) und Marlene Engelhorn („Geld“) mit dem Anerkennungspreis, Alexia Weiss („Zerschlagt das Schulsystem … und baut es neu!“) mit dem Sonderpreis Arbeitswelten-Bildungswelten und der Verlag Kremayr & Scheriau mit dem Preis für besondere verlegerische Leistungen geehrt.

In seiner bewegenden Rede erinnerte Hauptpreisträger Robert Menasse an die Leistungen Bruno Kreiskys, die es ihm erlaubten, als erster in der Familie ein Universitätsstudium abzuschließen. Menasse: „Einer wie ich war vor Kreisky an einer Universität nicht vorgesehen.“ Anschließend räumte er auch mit den vielen verbreiteten Unwahrheiten über die Kreisky-Ära – Stichwort „Schuldenkanzler“ – auf und stellte Klarheit über Begriffe wie Marxismus und Kommunismus her. Am Ende erinnerte Menasse an Ferdinand Lassalle: „Es ist und bleibt eine revolutionäre Tat, klar und deutlich zu sagen was ist!“. Dem stimmte auch der neue SPÖ-Vorsitzende Andreas Babler in seiner spontanen Rede nach der Preisverleihung zu.


Vor zehn Jahren übernahmen Sarah Legler und Jorghi Poll den Literaturverlag Edition Atelier.

Literaturverlag am Alsergrund – Edition Atelier

Bild: ©Stefan Diesner

Vor zehn Jahren übernahmen Sarah Legler und Jorghi Poll den Literaturverlag Edition Atelier.

Die Verlagsgeschichte geht zurück bis in die 80er-Jahre, als der legendäre Politiker Jörg Mauthe zu seinem „Wiener Journal“ einen Verlag einrichtete, der dann später von der Wiener Zeitung fortgeführt wurde.

Im Dezember 2011 machte sich die „Edition Atelier“ von der Wiener Zeitung unabhängig und übersiedelte in die Schwarzspanierstraße im 9. Wiener Gemeindebezirk. Sarah Legler als Geschäftsführerin und Jorghi Poll als Lektor wurden zu je 50 Prozent Eigentümer.

Poll: „Wir sind ein kleines Team und allesamt Allrounder. Sarah hilft auch beim Lektorat aus und ich gestalte als Grafiker und Zeichner auch unsere Bücher. Das Programm gestalten wir gemeinsam. Bernadette Lietzow macht die Pressearbeit und betreut Veranstaltungen.“
Vor anderthalb Jahren übersiedelte der Verlag in ein Gassenlokal in der Nussdorfer Straße 62, in dem neben dem Büro auch eine Buchhandlung mit kleiner Auswahl an Neuerscheinungen und natürlich dem gesamten eigenen Sortiment Platz findet. Da es in der Nachbarschaft keine alternative Buchhandlung gibt, kommen Anrainer auch gerne hierher, um Bücher zu bestellen.

Literatur & Widerentdeckungen

Was ist nun das Besondere an diesem Wiener Kleinverlag?

Sarah Legler: „Wir legen viel Wert auf den Kontakt mit unseren Autorinnen und Autoren. Viele betreuen wir ja schon seit Jahren und sie bleiben auch bei uns.“
Natürlich kommen auch sehr viele unverlangte Texte beim Verlag an. Meist kann aber schnell entschieden werden, ob ein Manuskript für eine Veröffentlichung taugt. Als bisherigen Bestseller nennen Poll und Legler den Roman „Reibungsverluste“ der in Sarajewo geborenen und längst in Wien lebenden Autorin und Übersetzerin Mascha Dabić. In dem Buch geht es um eine Dolmetscherin für Geflüchtete, die an den Leidensberichten der Menschen, die sie täglich hören muss, zu verzweifeln droht. Gerade ist eine Paperback-Ausgabe erschienen.

In der Regel werden pro Titel aber etwa 1.000 bis 1.500 Exemplare gedruckt. Die „Edition Atelier“ braucht natürlich Mittel aus der Verlagsförderung des Bundes und bei Wiener Autorinnen und Autoren kann auch bei der Stadt Wien um Unterstützung angesucht werden. Dass die Bücher des Verlages unverwechselbar sind, dafür sorgt Jorghi Poll als Grafiker und Zeichner. Gerade ist seine erste Graphic Novel erschienen. Die Wiener Fahrrad-Publizistin Petra Sturm hat ein Porträt der Radrennpionierin Cenzi Flendrovsky (1872–1900) verfasst, das durch seine Zeichnungen zu einer Bildgeschichte wurde.

Ein weiteres Standbein des Verlags sind Wiederauflagen von in Vergessenheit geratenen Autorinnen und Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Heuer ist etwa der Roman „Maskerade“ von Hans Flesch-Brunningen (1895–1981) erschienen, in dem es um eine Dreiecksbeziehung in Rom vor dem Hintergrund des drohenden Weltkriegs geht.

Infos: editionatelier.at

Noch vorrätig: Exklusiv für Wienlive angefertigte Kunstteller von EDGAR TEZAK und TOBIAS HERMELING.

Exklusive Wienlive-Kunstteller

Noch vorrätig: Exklusiv für Wienlive angefertigte Kunstteller von EDGAR TEZAK und TOBIAS HERMELING.

Die Keramikteller wurden in kleiner Auflage in Handarbeit in der Keramikwerkstatt Stoob gefertigt und kosten bei Selbstabholung nur 60 Euro.

Die Keramikwerkstatt Stoob existiert seit 2006. Die Werkstatt versteht sich als Brücke zwischen Arbeitenden und der Welt der Kunst. Sie ist außerdem Atelier und Wohnzimmer des Künstlers Edgar Tezak. In den Jahren sind Zusammenarbeiten mit anderen Kunstschaffenden wie Attersee und Schmalix entstanden. Das echo medienhaus produzierte mit Studierenden der ehemaligen Atterseeklasse an der Angewandten mehrmals keramische Editionen.

Am Beginn steht immer eine Zeichnung. Diese wird dann wie eine Druckgrafik auf eine Folie übertragen und von einer darauf spezialisierten Firma in eine Matrix umgewandelt. Mit dieser Matrix kann dann ein Keramik-Rohling gebrannt werden. Die Teller sind also

so etwas wie eine Druckgrafik auf Keramik statt Papier. Eine Druckgrafik, die sich wunderbar in der Wohnung oder im Büro platzieren lässt.

EINMALIGE AUFLAGE FÜR € 60,–

Die Teller mit 24 cm Durchmesser sind bei 1.100° gebrannt und lackiert, es gibt jeweils nur 20 nummerierte/signierte Exemplare.

 Abholung in der Wienlive-Redaktion, Windmühlgasse 26 (2. Stock/Empfang),

1060 Wien. Bei Zusendung Preis zuzüglich Versand/Verpackung.

(Tel. +43 1 524 70 86-0)


Spannendes britisches Theater bei den Wiener Festwochen – nur noch heute zu sehen: „Drive your Plow Over the Bones of the Dead“

Bild: ©Marc Brenner

Auf Deutsch hieß der Roman der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk etwas sinnbefreit „Der Gesang der Fledermäuse“. Er war ein großer Erfolg, ist er doch eine Art Öko-Thriller mit einer sehr einprägsamen, eigenwilligen Rächerin. Bei den Wiener Festwochen gastiert noch bis heute, Freitag, die Gruppe Complicité mit „Drive your Plow Over the Bones of the Dead“ wie der ins Englische übersetzte Titel des Romans in Anklang an William Blake tatsächlich heißt. Ein fast dreistündiger Abend, der zum Triumpf für die Ausnahmeschauspielerin Kathryn Hunter wird. Die kleine, ältere Dame trägt – leger gekleidet, wie man sich eben in einer Mini-Siedlung am Rande Polens und fast schon im Wald gibt – als Erzählerin das komplette Geschehen. Sie berichtet ziemlich unaufgeregt von mehreren Morden an ihren Nachbarn, die allesamt ihre Feinde waren, da sie sich an den Tieren der Gegend versündigt hatten. Die ehemalige Brückenbauerin, Tierliebhaberin, Englischlehrerin und Astrologin Janina, chronisch krank, glaubt gar, dass die Tiere sich nun gegen die Menschen verschworen haben und brutal zurückschlagen. Ihre acht Mitspielerinnen und -spieler sind nur Stichwortgeber oder bilden ab und zu eine Art Tierballett. Regisseur Simon McBurney verwendet gezielt Videomaterial, Licht und Musik, um ihre üackende Erzählung zu illustrieren. „Drive your Plow Over the Bones of the Dead“ wird so zu einem unvergesslichen Theaterereignis und zum Beweis, dass es bei entsprechendem Konzept und fähigen Spielerinnen und Spielern gelingen kann, spannender als Netflix und Co eine Geschichte zu erzählen.

Infos: festwochen.at

„Rund um die Burg“ bedankt sich bei seinen Unterstützern – der Stadt Wien, dem Kulturministerium, der Wiener Städtischen Versicherung, Münze Österreich, Bauer Medien, com_messenger und Gastgeber Café Landtmann.

Großer Andrang beim Literaturfestival „Rund um die Burg“

Bild: Stefan Burghart

In der Bel Etage über dem Café Landmann fanden sich vergangenen Freitag und Samstag 19 Autorinnen und Autoren ein, um aus ihren aktuellen Werken zu lesen. Und siehe da: Literatur ist wieder ein Publikumsmagnet, es herrscht ein großer Bedarf an Begegnungen mit Schreibenden. Franzobel, Robert Menasse, Marc Elsberg, Teresa Präauer oder Mieze Medusa fanden ein großes Publikum. Mit Falter-Herausgeber Armin Thurnher diskutierte „Rund um die Burg“-Programmacher Helmut Schneider, ORF 3-Moderatorin Ani Gülgün Mayr sprach mit Autorinnen wie Silvia Pistotnig oder Kirstin Breitenfellner über ihre neuesten Romane. Max Gruber präsentierte seinen Autorenfilm „Er flog voraus“ über den Wiener Architekturstar Karl Schwanzer. Die Buchhandlung „analog“ war vor Ort, damit sich Interessierte die Bücher der Autorinnen und Autoren signieren lassen konnten.

„Rund um die Burg“ bedankt sich bei seinen Unterstützern – der Stadt Wien, dem Kulturministerium, der Wiener Städtischen Versicherung, Münze Österreich, Bauer Medien, com_messenger und Gastgeber Café Landtmann.