Kriminacht in den Kaffeehäusern – Leo-Perutz-Preis an Kurt Palm

Bild: ©Bubu Dujmic

Bei der 19. Kriminacht in den Kaffeehäusern lauschten wieder tausende Wienerinnen und Wiener den neuesten Thrillern heimischer Autorinnen und Autoren bei Mocca und Melange. Alle Publikumslieblinge wie Eva Rossmann, Stefan Slupetzky, Edith Kneifl, Herbert Dutzler, Christian Klinger, Beate Maly, Manfred Rebhandl, Maria Publig, Constanze Scheib, Sabina Naber oder Beate Maxian waren wieder dabei und lasen vor ihrem begeisterten Publikum. Insgesamt hatten 38 Autorinnen und Autoren ihren Auftritt in mehr als 30 Cafés.

Bei der Auftaktveranstaltung im Hotel Imperial wurde der von der Stadt Wien und dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels organisierte Leo-Perutz-Preis vergeben. Der Gewinner heuer ist ein umtriebiger Wiener Künstler und Literat, nämlich Kurt Palm, den man auch als Filmschaffenden und Regisseur kennt. Er erfand etwa Hermes Phettbergs Nette-Leit-Show und sein Krimi „Bad Fucking“ wurde auch erfolgreich verfilmt. Sein neuer Roman „Der Hai im System“ überzeugte die Jury. Vorjahrespreisträger Ulli Brée (Du wirst mich töten“) hielt die gelungene Laudatio. Palm las im Café Korb.

Die Kriminacht dankt ihren Unterstützern Stadt Wien, Wirtschaftskammer Wien – Kaffesieder und Taxi 40100.

kriminacht.at

Am nächsten Dienstag ist wieder die Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern

Bild: ©Ludwig Schedl

Wer mit dem Gruseln nicht bis Halloween warten möchte, kommt heuer bereits am 10. Oktober auf seine Kosten: Denn da findet die 19. KRIMINACHT in Wien statt. In mehr als 30 Kaffeehäusern und Eventlocations lesen bei freiem Eintritt heimische Krimistars aus ihren Neuerscheinungen vor.

Die Kriminacht in den Kaffeehäusern gehört schon zum Herbst wie Allerheiligen und Allerseelen. Die spannungsgeladenen Lesungen fanden selbst in den Pandemiejahren ein begeistertes Publikum.

Am Abend des 10.10. geht’s los: da beginnt die wohl spannendste Nacht des Jahres!

Eingeleitet wird die Kriminacht allerdings schon am Nachmittag mit einem Warm-up für alle Autorinnen und Autoren und der Verleihung des LEO-PERUTZ-Preises, der jedes Jahr vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels und der Stadt Wien an die/den besten Krimi-Autor:in des Jahres verliehen wird.

5 Krimi-Autor:innen sind nominiert und werden bei der Kriminacht lesen:

Markus Deisenberger – Winter in Wien (Edition Laurin)
Peter Lorath – Fluch der Venus – Wiener Abgründe (Piper Verlag)
Beate Maly – Aurelia und die letzte Fahrt (DuMont Buchverlag)
Günther Mayr – Herr Kuranaga (Carl Ueberreuter Verlag)
Kurt Palm – Der Hai im System (Leykam Verlag)

Max Gruber, Drehbuchschreiber, Regisseur und Autor wird sein Programm mit „Mörderballaden“, das schon im Vorjahr am Zentralfriedhof für Furore sorgte, adaptieren und erweitern.

Eva Rossmann hilft ja immer wenn sie Zeit hat in Buchingers Restaurant aus. Ihr neuer Thriller „Fine Dying“ spielt in einem Gourmettempel, wo plötzlich ein syrischer Hilfskoch ermordet wird  – und Mira Valensky wieder ermitteln muss.

Und Krimiqueen Edith Kneifl legt ihren neuen Istrien-Thriller „Klippensturz“ vor, in dem ihre Protagonistin Laura Mars ein Haus erbt. Als sie es in Besitz nehmen will, der Notar ermordet und das Testament verschwunden ist.

Treue Gäste der Kriminacht sind auch heuer wieder:
Stefan Slupetzky, Herbert Dutzler, Christian Klinger, Beate Maly, Manfred Rebhandl, Maria Publig, Constanze Scheib, Sabina Naber und Leo Lukas.

Die Kriminacht findet statt dank der Unterstützung der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer Wien, Fachgruppe Kaffeehäuser.

www.kriminacht.at

ORF-Lange Nacht der Museen 2023

Bild: Entlang des Donaukanals sind die Ufer im Bereich der Inneren Stadt nahezu durchgängig mit Graffitis verziert und bilden ein Museum der besonderen Art. – ©DDSG Blue Danube

Am Samstag, dem 7. Oktober 2023, findet die diesjährige „ORF-Lange Nacht der Museen“ in ganz Österreich statt. Bereits zum 23. Mal ermöglicht es der ORF den Besucher*innen, mit nur einem Ticket eine Vielzahl an Museen zu besuchen. Auch heuer beteiligen sich wieder fünf Wien Holding-Unternehmen und öffnen ihre Türen zwischen 18.00 und 1.00 Uhr Früh.

Haus der Musik

Im Rahmen der „ORF-Lange Nacht der Museen“ bietet das Haus der Musik ein vielfältiges Programm. Dazu gehören ein Gespräch mit den Musikvermittlungsexpert*innen über die Lebenswelt der Komponisten, über die historische Geschichte des Hauses und über kuriose Exponate, ein Walzer-Würfelspiel, bei dem die Teilnehmer*innen spielerisch und intuitiv ihren eigenen Walzer würfeln, der interaktive Terminal „Namadeus“, wobei die Gäste ihre eigenen Namen in eine historische Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart verwandeln können und der virtuelle Dirigent, mit dem Musikbegeisterte die Möglichkeit haben, selber die Leitung des berühmtesten Orchesters der Welt zu übernehmen.

Haus der Musik, Seilerstätte 30, 1010 Wien

Jüdisches Museum Wien

Es erwarten die Gäste ein Kinderworkshop sowie zahlreiche Themenführungen, unter anderem zur aktuellen Fotoausstellung oder zur Ausstellung über „Jüdische Identität im Fußballstadion“. Zudem können auch das Museum Judenplatz und die Ausgrabungen der mittelalterlichen Synagoge besucht werden. Hier gibt es weiters die Ausstellung „Schuld“ zu bestaunen.

Programm: Shlomit Butbul – „Wo Liebe ist, wird Frieden sein“: 19.30 Uhr und 21.30 Uhr

Shlomit Butbul singt und erzählt auf Hebräisch und Jiddisch.

Programm: Ma schmecha? Ma schmech? (für Kinder von sechs bis zehn Jahren und Familien): von 18.30 Uhr bis 20.00 Uhr

Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien

Mozarthaus Vienna

Die aktuelle Sonderausstellung „Cherubino alla vittoria! – Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik“, die in Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus entstanden ist, rückt eine mögliche musikwissenschaftliche Neuentdeckung zu Mozarts Oper „Le Nozze di Figaro“ ins Blickfeld und präsentiert Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik.

Mozarthaus Vienna, Domgasse 5, 1010 Wien

Franzensburg in Laxenburg

Nachtschwärmer*innen, die auch außerhalb Wiens auf Entdeckungstour gehen wollen, können im Schlosspark Laxenburg die Franzensburg – das kleine Schatzhaus Österreich – bei Nacht erleben.

Franzensburg-Führungen: von 18.00 Uhr bis 23.00 Uhr zu jeder halben und vollen Stunde (letzte Führung um 23.00 Uhr)

Ein Shuttle fährt in regelmäßigen Abständen zur Fähre bei der Franzensburg und zurück.

Schlosspark Laxenburg, Schlossplatz 1, 2361 Laxenburg

DDSG Blue Danube

Eine etwas andere Reise durch Wien: Entlang des Donaukanals sind die Ufer im Bereich der Inneren Stadt nahezu durchgängig mit Graffitis verziert und bilden ein Museum der besonderen Art. Auf der 75-minütigen Rundfahrt ab Station Wien / City am Schwedenplatz in einer Schleifenfahrt Richtung Nußdorfer Schleuse mit dem Hundertwasser-Schiff MS Vindobona sind die „Exponate“ besonders gut zu bewundern. An Bord bringt ein Street-Art-Experte die Wandbilder und deren Künstler*innen näher. Als besondere Einstimmung erwartet die Gäste zwischen 17.30 und 19.30 Uhr ein FM4-DJ direkt am Ponton der Anlegestelle. Teilnehmer*innen benötigen zusätzlich zum „Lange Nacht der Museen“-Ticket auch ein Zählticket der DDSG Blue Danube für die Schifffahrt. Dieses ist beim Ticketschalter am Schwedenplatz vor der Abfahrt erhältlich. Pro Fahrt ist eine limitierte Anzahl von 150 Tickets verfügbar.

DDSG Blue Danube, Schiffstation Wien / City am Schwedenplatz, Franz-Josefs-Kai 2, 1010 Wien

Tickets und Booklets für die „ORF-Lange Nacht der Museen“ 2023 sind bei allen teilnehmenden Häusern im Vorverkauf sowie am Tag der Veranstaltung am „Treffpunkt Museum“, der in jeder Landeshauptstadt (in Wien auf dem Maria-Theresien-Platz) eingerichtet wird, erhältlich.

Die Karten kosten regulär 15 Euro und ermäßigt 12 Euro. Die Ermäßigung gilt für Schüler*innen, Studierende, Senior*innen, Menschen mit Behinderungen, Präsenzdiener und Ö1-Club-Mitglieder. Regionale Tickets kosten sechs Euro und berechtigen zum Besuch der regionalen Museen. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt.

Das war der D-Day für Doderer im Justizpalast

Bild: ©Sabine Kehl-Baierle

Bereits zum dritten Mal erinnerte eine jährliche Literaturveranstaltung des echo medienhauses an den Wiener Dichter Heimito von Doderer.

Die Veranstaltung fand auf historischem Boden statt, nämlich dort, wo es vor bald 100 Jahren brannte – in einem Original-Verhandlungssaal im Justizpalast. Mehr als 50 Teilnehmer:innen ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, das der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugängliche beeindruckende Ambiente zu besuchen.

Der Justizpalastbrand im Mammutroman „Die Dämonen“

Heuer widmete sich der D-Day für Doderer der Darstellung des Justizpalastbrands am 15. Juli 1927 im großen Finale des 1400-Seiten-Romans „Die Dämonen“, nach der Chronik des Sektionsrates Geyrenhoff. Nach dessen Erscheinung war Doderer 1956 am Höhepunkt seines Ruhms, der SPIEGEL hob ihn aufs Cover, in Stockholm dachte man an die Verleihung des Literaturnobelpreises an ihn. Doderers 100-seitige Schilderung des Brandes ist einerseits sehr genau, andererseits erlaubt sich der Autor auch dichterische Freiheiten. Im Kontrast zu der Katastrophe lösen sich gleichzeitig die Probleme der einzelnen Menschen, sie finden zueinander, heiraten, bekommen die fast verpasste Erbschaft doch noch, versöhnen sich, und der Mörder kommt im Wiener Kanalsystem um.

Der Historiker Alfred Pfoser, ehemaliger Leiter der Büchereien Wien, analysierte gemeinsam mit echo Chefredakteurin Ursula Scheidl Zusammenhänge und historische Hintergründe sowie das umfangreiche Personal von Doderers Dämonen.

Der Brand begann als Unmutsäußerung gegen ein als skandalös empfundenes Urteil eines Geschworenengerichts zu den Ereignissen im burgenländischen Schattendorf und endete mit Polizeischüssen in die demonstrierende und den Justizpalast angreifende Menge. Es gab 84 Todesopfer unter den Demonstranten und fünf auf Seiten der Polizei, dazu hunderte Verletzte auf beiden Seiten. Es war ein „Ereignis von europäischer Dimension“ wie Alfred Pfoser erläuterte. Doderer, selbst sein Leben lang „ein Zerrissener“, wirft in seinem Wien-Epos einen verzweigten, tiefgehenden, aber auch humorvollen Blick auf das Personal, wovon sich das begeisterte Publikum auch live überzeugen konnte: Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Chris Pichler las gewohnt mitreißend ausgewählte Stellen aus dem Roman. Am Ende des Abends waren sich alle einig: Trotz oder gerade wegen der Widersprüchlichkeit Heimito von Doderers, es lohnt sich immer wieder, in sein Werk einzutauchen.

Danke an die Buchhandlung analog in der Otto-Bauer-Gasse, die einen gut bestückten Büchertisch betreute.

Der D-Day für Doderer bedankt sich bei der Stadt Wien Marketing und beim Justizpalast für die Unterstützung. Der nächste D-Day findet am 21. September 2024 statt.

Heimito von Doderers berühmtestes Werk, „Die Strudlhofstiege“, spielt genau genommen nur an einem Tag, nämlich am 21. September 1925, an dem Mary K ein Bein von der Straßenbahn abgefahren wird. Allerdings besteht das Werk aus unzähligen Rückblenden. Grund genug aber für das echo medienhaus, um jedes Jahr am 21. September Doderers umfangreiches Werk mit einer Veranstaltung zu feiern – ähnlich dem Bloomsday mit dem alljährlich James Joyce gedacht wird.

Die Dämonen der Republik – D-Day für Doderer im Justizpalst

Bild: ©Helmut Schneider

Am 21. September findet wieder der D-Day für Doderer statt – heuer im Wiener Justizpalast.

Am 15. Juli 1927, also vor fast schon 100 Jahren, fand in Wien ein Ereignis statt, das die 1. Republik heftig erschütterte und Österreich an den Rand eines Bürgerkrieges brachte. Die Gegensätze zwischen dem Roten Wien und fast dem konservativ-klerikalen Rest der Republik versuchten die Christlichsozialen bekanntlich später mit der Errichtung einer Diktatur und der Ausschaltung des Parlaments zu lösen und leiteten damit den Untergang Österreichs im Nationalsozialismus ein. 

Die Vorgeschichte

Am Abend des 14. Juli wurde das Urteil im Prozess gegen die Mitglieder der Freikämpfervereinigung Deutsch-Österreich bekannt. Ein Geschworenengericht hatte die drei Täter, die im burgenländischen Schattendorf ein 6jähriges Kind und einen Kriegsinvaliden bei einem Zusammenstoß mit Sozialdemokraten von hinten erschossen hatten, freigesprochen.

Am 15. Juli 1927 schalteten die Arbeiter in den städtischen Elektrizitätswerken den Strom ab, der öffentliche Verkehr kam zum Erliegen. Demonstranten zogen über den Ring und wollten sogar in die Universität eindringen. Ein Polizeiwachzimmer und die Redaktion einer Zeitung wurde verwüstet, ehe die Menge vor dem Justizpalast aufmarschierte. Mehrere sozialdemokratische Führer versuchten inzwischen mäßigend auf die Demonstranten einzuwirken. Der spätere Bundespräsident Renner half Justizbeamten mittels eines Tricks – sie wurden als Verwundete getarnt – zur Flucht aus dem Justizpalast. Der Justizpalast brannte schließlich. Polizeipräsident Johann Schober wollte das Militär einsetzen – er scheiterte aber am Veto des Bürgermeisters Karl Seitz und sogar des christlichsozialen Heeresministers. Allerdings verschaffte sich Schober Gewehre aus Bundesheerbeständen, mit denen er die Polizisten ausrüstete. Die schreckliche Bilanz: 84 tote Demonstranten, 5 tote Polizeibeamte, hunderte Verletzte. Karl Kraus sprach vom größten „Verbrechen aller zivilisierten Zeiten“ und startete eine Kampagne gegen Johann Schober mit Plakaten und Texten (Schoberlied).

Der Justizpalastbrand in Doderers „Die Dämonen“

Wie für seine Kollegen Elias Canetti („Masse und Macht“) und Manès Sperber („Wie eine Träne im Ozean“) bedeutete für Heimito von Doderer das Massaker beim Justizpalast der Anfang vom Ende der Ersten Republik. In seinem Mammutwerk „Die Dämonen“ lässt Doderer seine Hauptpersonen den 15. Juli 1927 erleben. Das „Cannae der österreichischen Freiheit“ (Doderer im Roman) bildet den Höhepunkt des 1400-Seiten-Buches.

René Stangeler, den wir schon aus der Strudlhofstiege kennen, macht sich auf den Weg ins Hotel Ambassador am Neuen Markt, um einem amerikanischen Historiker ungarischer Herkunft seine Entdeckung – eine Handschrift über einen skurrilen Hexenprozess aus dem Spätmittelalter – zu zeigen. Wie Quapp – Charlotte von Schlaggenberg, die Schwester eines der drei Chronisten Kajetan von Schlaggenberg – wundert ihn zunächst nur, dass die Straßenbahnen nicht fahren. Der ehemalige Fabriksarbeiter Kakabsa ist bereits Bibliothekar und verhindert bei seinem Besuch in der Universität, dass diese gestürmt wird.  Am nächsten kommt dem Justizpalast der schon im Titel des Romans genannte Chronist Georg von Geyrenhoff, der just an diesem Tag zum Frühstück bei seinem ehemaligen Chef eingeladen ist und von dessen Wohnung am  Schmerlingplatz den Justizpalast sehen kann. Er beobachtet, dass eine alte Frau erschossen wird – ihr Blut vermischt sich mit der Mich aus den zerbrochenen Milchflaschen, die sie geholt hatte. Und er sieht auch wie ein ungarischer Hochstapler und ehemalige Freund, der erst eine Rede hält und dann auf die Polizei schießt, ums Leben kommt.

Die dramatischen Ereignisse holt Doderer freilich immer wieder auf die Ebene seiner Figuren. Frau Mayrinker will im 9. Bezirk Obst einkochen und setzt dabei ihre Küche in Brand. Durch ihr beherztes Eingreifen kann sie das Feuer löschen – ganz im Gegensatz zum inzwischen bereits brennenden Justizpalast. Von oben, am Cobenzl, sieht Quapp und ihr neuer Verlobter das Feuer in der Stadt „wie ein Wimmerl“.

Doderers Darstellung der Kämpfe ist geradezu großkoalitionär – die Polizei wollte am Beginn gar nichts Böses und die Schutzbündler tragen sogar verwundete Polizisten ins Spital. Schuld an dem Chaos sind die Gauner aus dem Prater oder – wie es im Roman heißt – „der Ruass“. Man sieht keine Arbeiter mehr, sondern nur noch Krawallmacher und Berufsverbrecher.

Dass nicht alles den Tatsachen entspricht, darüber wird am 21. September, 18.30 Uhr, im historischen Verhandlungssaal (oben) im Justizpalast wienlive-Herausgeber Helmut Schneider mit dem Historiker Alfred Pfoser, dem ehemaligen Leiter der Büchereien Wien, sprechen. Die Schauspielerin und Autorin Chris Pichler wird Stellen aus den „Dämonen“ lesen. Die Buchhandlung analog aus der Otto-Bauer-Gasse (buchhandlunganalog.at) wird einen Büchertisch anbieten. Der Eintritt ist frei, Gäste müssen allerdings durch einen Sicherheitscheck, da der Justizpalast ja ein Gerichtsgebäude ist. Freie Platzwahl.


21. September 2023
18.30 Uhr
Historischer Verhandlungssaal im Justizpalast
Schmerlingplatz 10-11, 1010 Wien

Vienna City Gallery Walk – Die Vielfalt der Kunst erleben

Bild: ©Vienna City Gallery Walk

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge, zeitgenössische Musik-Komposition und viele weitere kulturelle Höhepunkte.

Der Vienna City Gallery Walk inszeniert den spielerischen Zugang zu Kunst und Kultur in Wien und die Vielfalt von Bild, Skulptur, Musik und vielen Geschichten. Musikalisch performative Rundgänge, Performances,  Literatur, Kunsttouren und Ausstellungsführungen laden ein zum zwanglosen, Kunst-inspirierten Gehen, zum begeisternden Miteinander der Menschen in der Stadt und bereichern die einzigartigen Präsentationen der Wiener Galerien-Szene.

Kunst erleben

Hochwertige Kunst früherer Zeiten wird in fünf GALLERY TOUREN mit aktuellen zeitgenössischen Werken verbunden und der Zugang zum Werkschaffen in Ateliers eröffnet. So wird die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Kunst und Design zum Erlebnis und schafft Bewusstsein für Qualität und Individualität.

Die TOUR GUIDES gehen durch die Wiener City, führen aber auch zu den Programmpartner:innen außerhalb des ersten Bezirks. Freuen Sie sich auf drei engagierte Programmtage! Genießen Sie Kunst. Machen Sie mit. Kostenfrei.

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge und mehr.
©Zwischen den Zeilen/Zangerle

Zwischen den Zeilen
Ein sprachlich, musikalisch, performativer Rundgang durch Wien’s ersten Bezirk und die Innenstadt-Galerien mit Bodo Hell – ohne Punkt und Komma  (Text / Klang / Performance), Götz Bury – Blattsalat verschlingend  (Objekte / Performance) und Werner Zangerle – Sprechgesang flötend  (Performance / Flöte).

Ganz selektiv durch die Lesebrille blickend, wollen die drei Herren anlässlich des Vienna City Gallery Walk flanierend begehen, und zu einer Art Sprechstunde laden. Um nicht vor leeren Wänden zu reden, werden potentielle BesucherInnen eingeladen den hellhörigen Spaziergängern zu folgen und zu vernehmen, was denen so brennend auf den Zungen liegt.

Alle Details dazu gibt es hier.

Musik zum Gehen und (Auf)Stehen – Das Ensemble Reihe Zykan+

SPRACH-, GESANGS- UND INSTRUMENTALMASSNAHMEN in Verbindung gebracht mit ausgesuchten Ausstellungspräsentationen in den Galerien.

Die zeitgenössische Musik betrachtet das gesellschaftliche und politische Leben oft aus dem toten Winkel. Die Reihe ZYKAN + liefert ein Gegenmittel. Das 2020 von Irene Suchy und Michael Mautner gegründete Vokal- und Instrumentalensemble widmet sich, neben dem diesbezüglichen Repertoire der Moderne, auch einem Aspekt der in der zeitgenössischen Musiklandschaft unterbelichtet ist, dem Humor, der Satire.

Alle Details dazu gibt es hier.

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge und mehr.
©Imago Sonus

Imago Sonus

Individuelle, auf die künstlerischen Werke ausgerichtete, Miniatur-Kompositionen unter Mitwirkung ausgewählter Komponist*innen und Musiker*innen.

Der Ausgangspunkt dieser Veranstaltungen ist die Symbiose von musikalischer Komposition und angewandter und bildender Kunst bzw. Komponist*innen und Künstler*innen. Gemeinsam verbinden wir für unser Publikum die unterschiedlichen Kunstrichtungen miteinander und schaffen parallele, sich befruchtende, erlebnisse und eindrücke aus Wort, Musik, Bild und Skulptur.

Alle Details dazu gibt es hier.

Erleben Sie die Vielfalt der Kunst beim Vienna City Gallery Walk: Ausstellungen, Performances, musikalisch performative Rundgänge und mehr.
Geschichte spaziert beim Vienna City Gallery Walk. – ©A. Kleinlerchner

Laute(r) Frauen – Geschichte spaziert

Teilnehmer*innen spazieren durch die Innere Stadt und begegnen dabei engagierten Bildhauerinnen, Malerinnen, Sammlerinnen und Galeristinnen von heute und gestern, aus dem Biedermeier und der Epoche der Wiener Werkstätte. Lauter Frauen, die viel Ausdauer und Mut bewiesen haben, bei der Ausübung ihrer Kunst, bei Weltumrundungen und / oder im Ringen mit der Obrigkeit. Ihre Stimmen erheben: Susanna Oberforcher, Galeristinnen, Künstlerinnen, Sammlerinnen

Alle Details dazu gibt es hier.

Lichtblicke

Im Rahmen unserer TOUREN weisen wir auch auf die Wiener Lichtblicke  – Chromotopia 2023 hin. Künstlerische Lichtinterventionen (bei Dunkelheit), im ersten Bezirk am Justizpalast, im Grete-Rehor-Park, am Heldentor. Alle Destinationen finden Sie hier.


Informationen & Programm
21.09. & 22.09.23: 16.00 – 21.00 Uhr
23.09.23: 11.00 –16.00 Uhr
gallerywalk.at

Skurrile Bücher in „Bibliothek des Wahnsinns“

Schräg, schön, abgründig – das neue Sachbuch „Bibliothek des Wahnsinns “ (Knesebeck Verlag) beherbergt seltsame Bücher, skurrile Manuskripte und literarische Kuriositäten aus aller Welt. Von den meisten dieser Bücher dürften die Leser noch nie etwas gehört haben.

Bestseller-Autor Edward Brooke-Hitching nimmt die Leserschaft in seinem neuen Werk mit auf eine Reise durch die Literaturgeschichte und taucht ein in ihre dunkelsten Gefilde und bizarrsten Momente. Er spürt die außergewöhnlichsten Bücher auf und erzählt die Geschichten ihrer Entstehung. Vom Koran, der mit dem Blut von Saddam Hussein geschrieben wurde, über in Menschenhaut gebundene Bücher oder eine Bibel, die eine Pistole versteckt, bis hin zu Unterhaltungen mit Marsmenschen, Diktaten aus dem Jenseits oder Bücher, so groß, dass man einen Motor zum Umblättern braucht.

Exzentrische Schriftstücke

Die „Bibliothek des Wahnsinns“ ist bestückt mit einer Vielzahl an exzentrischen Schriftstücken aus aller Welt, von denen viele völlig in Vergessenheit geraten sind. Darunter winzige Bücher, Bücher, die mit Blut geschrieben wurden, und Bücher, die töten, Bücher des Wahnsinns und Bücher, die die Welt in die Irre führten, Bücher, die für das bloße Auge unsichtbar sind, und Bücher voller Codes und Chiffren.


19. Wiener Kriminacht mit vielen heimischen Stars

Am 10. Oktober wird schon die 19. Ausgabe des beliebten Krimi-Festivals gefeiert. Mit vielen heimischen Stars.

Alle Autorinnen und Autoren, die einmal bei der Kriminacht in den Wiener Kaffeehäusern waren, schwärmen von der ganz speziellen Stimmung bei diesem Festival, das heuer am 10. Oktober in etwa 30 Locations über die Bühne gehen wird. Denn anders als bei den meisten anderen Lesungen sind die Gäste bei Kaffee oder Spritzer entspannt. Und nachher kommen viele Lesenden mit -ihren Fans ins Gespräch.

Da die heimischen Krimischreiber*innen sehr fleißig sind, können sie fast jedes Jahr einen neuen Thriller vorstellen. So etwa Eva Rossmann, die gleichzeitig auch in Buchingers „Gasthaus zur alten Schule“ als Köchin arbeitet, wann immer sie Zeit hat. Ihr neuer Thriller „Fine Dying“ spielt auch in einem Restaurant. Zur Tradition der Kriminacht gehört es mittlerweile, dass alle Nominierten für den Leo-Perutz-Preis – der beim Kriminacht-Auftakt im Hotel Imperial vergeben wird – bei der Kriminacht lesen. Heuer sind das Markus Deisenberger mit „Winter in Wien“, Peter Lorath mit „Fluch der Venus – Wiener Abgründe“, Beate Maly mit „Aurelia und die letzte Fahrt“, Günther Mayr mit „Herr Kuranaga“ und Kurt Palm mit „Der Hai im System“. Mit dabei sind auch Publikumslieblinge wie Max Gruber, Stefan Slupetzky, Beate Maly, Sabina Naber oder Edith Kneifl. Freier Eintritt bei allen Lesungen.

kriminacht.at

„Der Grenzwald“ – Anmerkungen zu Heimito von Doderers Romanfragment zur Einstimmung auf den D-Day am 21. September

Nach dem Riesenerfolg des 1400-Seiten starken Romans „Die Dämonen“ 1956 plante Heimito von Doderer ein noch größeres Werk, das vier Teile umfassen sollte. Fast hätte Doderer ja schon den Nobelpreis errungen, in der deutschsprachigen Literatur machte ihm den Meistertitel niemand streitig. Er war jetzt 60 Jahre alt und hatte noch viel vor. Seinen Romankomplex nannte er im Tagebuch Roman No 7, in Anlehnung an den verehrten Ludwig van Beethoven und seine 7. Symphonie. Den ersten Teil stellte Doderer noch fertig – 1963 erschien mit „Die Wasserfälle von Slunj“ der „Kopfsatz“. Der zweite Satz „Der Grenzwald“ sollte aber unvollendet bleiben, den Doderer starb 1966 an einem zu spät erkannten Darmkrebs.

„Der Grenzwald“ erschien 1967 als Fragment und unterscheidet sich in vielfacher Hinsicht von Doderers bisherigem Werk. Der zweite Satz einer Symphonie ist für gewöhnlich ein langsamer. Wir erfahren von einigen jungen Männern, die bald schon in den Kriegsdienst einrücken müssen und bald auch schon in russische Gefangenschaft geraten. Sie landen in einem Lager im tiefsten Sibirien. Da sie aber allesamt Offiziere sind, geht es ihnen in der Gefangenschaft erstaunlich gut. Sie lernen Fremdsprachen – vor allem Russisch, können musizieren und sich mit Büchern oder mitgefangenen Gelehrten auch weiterbilden. Sogar ein Ausgang ist möglich und nach und nach übernehmen die Gefangenen auch viele Arbeiten im Lager aber auch im nahen Städtchen. Einer von ihnen – Heinrich Zienhammer aus einem (erfundenen) niederösterreichischen Dorf – wird sogar Verantwortlicher für die Holzbesorgung, denn aufgrund des Bürgerkriegs nach der Revolution liegt es mit der Organisation auch der notwendigen Infrastruktur schlimm im Argen. Im Lager gibt es aber natürlich die verschiedenen Nationalitäten der k.u.k. Monarchie, von der man freilich bereits hört, dass sie zerfallen ist. Und so wird Zienhammer Zeuge eines Massakers der Tschechen an den Ungarn, ja er soll diese sogar verraten haben. Aus den Tagebucheintragungen wissen wir, dass Zienhammer nach der Befreiung in Wien Angst hat, vor Gericht gestellt zu werden und einen Mitwisser umbringt. Der vorliegende Text des Romans behandelt freilich nur das Lagerleben und einen missglückten Versuch, mit der Eisenbahn wieder nach Deutschland oder Österreich zu kommen.

Was auffällt ist, dass Doderer im „Grenzwald“ einen für ihn ungewöhnlichen einfache Stil schreibt. Er setzt kurze Sätze ein, manche lässt er sogar bewusst unfertig. Es wirkt vielfach wie stenografiert. Natürlich arbeitet Doderer im „Grenzwald“ seine eigene Kriegsgefangenschaft in Sibirien auf – er war ja nicht weniger als 4 Jahre lang unfrei. Was man noch an dem 240-Seiten-Fragment auffällt: Doderer geht es immer mehr um Atmosphäre, um den Raum und weniger um die Personen. Zienhammer ist kein Verbrecher, sondern ein unscheinbarer Mitläufer, der aufgrund der Ereignisse schuldig wird. Im Tagebuch schreibt Doderer noch 1966: „Zienhammer ist ein wahrer Repräsentant unserer Zeit: ein Mann der routinehaften, impotenten Wurstigkeit, unansprechbar aber auch unangreifbar: es ist daher ganz selbstverständlich, daß er siegt, daß er vernichtet, was ihm in den Weg gerät.“

Und: „Das Tempo Null bleibt der Kern erzählender Prosa…“ Doderer war und ist vielleicht moderner, als viele nur oberflächliche Leser vermuten würden.

Am 21. September feiern wir wieder den D-Day für Doderer – und zwar um 18.30 Uhr im Justizpalast, denn es geht diesmal mit dem Historiker Alfred Pfoser und der Schauspielerin Chris Pichler um den Brand des Justizpalasts in den „Dämonen“. Eintritt frei, keine Anmeldung möglich.


Zeitlose Stücke & Highlights im Südbahnhotel

Bild: (c)Südbahnhotel

Mir erkoren, mir verloren

Unter diesem Titel spricht Clemens Hellsberg über Cosima Wagner und Alma Mahler: Zwei Frauen von überragender Begabung, außergewöhnlicher Willensstärke sowie bezwingender Persönlichkeit, und über ihre „Begegnung mit dem Genius“ – die über die Zeiten hinweg faszinierende Auseinandersetzung mit Männern, die den Verlauf der Kunst- und Geistesgeschichte maßgeblich beeinflussten. »Mir erkoren, mir verloren«, singt Isolde im ersten Akt über Tristan, in der Oper Tristan und Isolde von Richard Wagner. Wagner sandte eine Zusammenfassung seiner Oper an Mathilde von Wesendonck, in der er vor allem beschreibt, was Tristan und Isolde erleben: Sehnsucht, sich ineinander verlieren und sich ineinander auflösen. Die Veranstaltung findet im Waldhofsaal statt, im Bühnenbild von „Alma“, wo wir eigene Sitzplätze vorbereitet haben. Auf der Terrasse des Waldhofsaals servieren wir vor der Vorstellung ein Glas Wein von Weingut Hirsch oder ein Glas Wein oder Sekt vom Undhof Salomon.

Das 20. Jahrhundert im Brennpunkt eines Menschen

Franz Kafkas Ein Landarzt, bereits 1918 veröffentlicht, ist einer der wenigen Texte die Kafka selbst literarisch gelten ließ. Die Erzählung handelt vordergründig von einem älteren, scheinbar selbstsicheren Arzt, der im Winter in ein Dorf gerufen wird. Scheiternd, dann resignierend, sieht er sich selbst als den eigentlichen Patienten und erkennt in immer absurderen und auswegloseren Szenen mit Entsetzen seine Fehler. Der vergleichsweise kurze Text ist mit Klängen, Stimmungen, Aggressionen und Drohungen durchsetzt. Ein Landarzt zählt zu den wichtigsten schriftstellerischen Werken der letzten Dezennien und hatte – wie ein Großteil des Werkes von Franz Kafka – einen kaum zu unterschätzenden Einfluss auf die Literatur.


INFO, TICKETS & PROGRAMM
alma-mahler.com